Neuerscheinung
Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
In der Buchreihe »Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre der Denkweise« behandelt der dritte Band die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft.
Die Naturwissenschaftler genießen in der bürgerlichen Gesellschaft allgemein hohes Ansehen, weil sie scheinbar unpolitisch, unanfechtbar und nur dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet sind. Mit dem Vordringen des Positivismus und Pragmatismus haben die Naturwissenschaften jedoch erheblich an Wissenschaftlichkeit eingebüßt und sind in eine Krise geraten.
Diese Streitschrift soll das materialistisch begründete freie Denken in der Arbeiterklasse wiederbeleben. Ohne sich von den Fesseln des Idealismus und der Metaphysik zu befreien, wird die Menschheit nicht in die Lage kommen, die Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften für den gesellschaftlichen Fortschritt zu nutzen.
So ist dieses Buch auch ein Muss für jede streitbare Wissenschaftlerin und jeden streitbaren Wissenschaftler. Es dient dem Ziel, dem wissenschaftlichen Sozialismus und seiner dialektisch-materialistischen Methode zu neuem Ansehen zu verhelfen.
Im Buchhandel erschienen unter:
Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
Ausgabe Revolutionärer Weg:
Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise - Teil III
Stefan Engel, Jahrgang 1954, ist gelernter Schlosser und arbeitet heute als freier Publizist. Seit 1968 ist er für den Parteiaufbau der MLPD aktiv. Von 1979 bis 2017 war er erster Vorsitzender der MLPD, bis 2016 an verantwortlicher Stelle in der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung tätig. Seit 1991 hat er von Willi Dickhut die Leitung des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG übernommen.
Leseprobe
Der dritte Band der Buchreihe »Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise« befasst sich mit der Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft. Das mag manche überraschen, werden doch Naturwissenschaftler allgemein als neutrale Experten betrachtet, die nur den objektiven Tatsachen verpflichtet sind. Sie genießen besonders hohes Ansehen in der bürgerlichen Gesellschaft, weil sie den Eindruck erwecken, unpolitisch, unanfechtbar oder ausschließlich dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet zu sein. Gegenüber der herrschenden bürgerlichen Ideologie hat sich überall auf der Welt in den letzten Jahren ein kritischer Geist entfaltet, kaum jedoch noch gegenüber den Naturwissenschaftlern!
Die Rolle von Naturwissenschaft und Technik ist im Alltag der Gesellschaft deutlich gewachsen. Schulen und Universitäten, aber auch Literatur, Musik, Filme, Wissenschaftsmagazine, Ratgeber, Gesundheitskurse, Radio und Fernsehen oder Internet verbreiten zuweilen wertvolle und durchaus materialistische Informationen über wissenschaftliche oder technische Entwicklungen. Allerdings trüben allerlei idealistische und metaphysische Deutungen, unwissenschaftliche Begriffe und systemkonforme Handlungsanleitungen ihren Wahrheitsgehalt.
Auf diese Weise dringt auch die klassenfremde bürgerliche Ideologie in die Denk-, Arbeits- und Lebensweise der Arbeiterklasse ein. Die vermeintlich »ideologiefreien« Wissenschaften beeinflussen besonders die kleinbürgerliche Intelligenz sowie die lernende und studierende Jugend.
Die Kritik an der bürgerlichen Ideologie und der Nachweis ihrer Krise wären unvollständig, würden sie neben den Inhalten nicht auch ihre manipulativen Methoden unter die Lupe nehmen.
Es geht in diesem Buch nicht darum, den gesamten Inhalt und Umfang der modernen Naturwissenschaften zu analysieren oder einen abgehobenen akademischen Disput zu führen. Es liegt uns erst recht fern, die materialistischen Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen in Bausch und Bogen zu verdammen. Im Fokus der Kritik stehen die krisenhaften, schädlichen Rückwirkungen der bürgerlichen Ideologie auf den Fortschritt der Naturwissenschaften. Sie untergraben tendenziell die Wissenschaftlichkeit, hemmen die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und haben gravierende negative Folgen für Mensch und Natur. Die dialektische Kritik und Selbstkritik zielt darauf, einer dialektisch-materialistischen Naturwissenschaft als fundamentalem Bestandteil des wissenschaftlichen Sozialismus den Weg zu bereiten. Die Marxisten-Leninisten verteidigen entschieden den wissenschaftlichen Fortschritt gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit der bürgerlichen Ideologie mit ihrem Positivismus und Pragmatismus, ihrer antikommunistischen und profitorientierten Ausrichtung.
Im Gegensatz dazu gehört die reaktionäre Feindseligkeit gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt zur weltanschaulichen Grundlage der ultrareaktionären oder neofaschistischen gesellschaftlichen Bewegungen. Diese offene Feindseligkeit wiederum lässt die Naturwissenschaften in einem fortschrittlichen Licht erscheinen. Dieselben dunklen Kräfte, die heute eine besondere Wissenschaftlichkeit für sich in Anspruch nehmen, berufen sich oft auf Erkenntnisse der von ihnen betriebenen Pseudowissenschaften. Ihre Methoden reichen von absurdem Eklektizismus über metaphysische Verdrehung und Leugnung von Tatsachen bis zu bewussten Lügen und allerlei mystischen Verschwörungstheorien.
Das Buch behandelt eingangs Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft. Die moderne Naturwissenschaft war bei der Überwindung des Feudalismus eines der fortschrittlichen und vorwärtstreibenden Elemente der entstehenden kapitalistischen Gesellschaft. Die aufklärerische bürgerliche Ideologie hat das Kulturniveau der Menschheit auf eine neue Ebene gehoben, die Entwicklung der kapitalistischen Industrieproduktion beschleunigt und wesentlich geprägt. Zugleich ist die moderne Naturwissenschaft selbst Produkt dieser stürmischen Entwicklung. Doch der vorherrschende Einfluss von Idealismus und Metaphysik steht einem einheitlichen dialektisch-materialistischen Weltbild direkt entgegen. Die modernen Naturwissenschaften sind infolgedessen in eine tiefe Krise geraten.
Die bürgerliche Astronomie trug einst zur Befreiung von einem religiös-idealistischen Weltbild bei. Heute werden immer fantastischere Vorstellungen über das Universum – von der quasi-religiösen Schöpfungsgeschichte des Urknalls bis hin zu fiktiv konstruierten Parallelwelten – als wissenschaftlich gelehrt. Dabei halten sie keiner wissenschaftlichen, keiner materialistischen Betrachtung stand. Angesichts einer materialistisch geführten Kritik daran, auch aufgrund immer neuer Entdeckungen im Kosmos, versinkt die bürgerliche Astronomie immer tiefer im Absurden.
Trotz einer Fülle neuer Einzelerkenntnisse kann sich die theoretische Grundlage der Biologie nicht weiterentwickeln, weil idealistische und metaphysische Deutungen vorherrschen. Längst sind die außerordentlichen sozialen und geistigen Fähigkeiten der Menschen wissenschaftlich nachgewiesen. Die Erkenntnis über das soziale Wesen des Menschen unterstreicht, dass eine kommunistische Gesellschaft möglich und notwendig ist. Darüber muss die gesellschaftliche Auseinandersetzung erst noch ausgetragen werden.
Die bürgerliche Umweltforschung reduziert die Entwicklung der globalen Umweltkatastrophe immer mehr auf die Klimafrage. Die globale und universelle, die systemische Dimension der Krise der Biosphäre wird demgegenüber weitgehend ausgeblendet. Inzwischen ist die globale Umweltkrise in die globale Umweltkatastrophe übergegangen, ohne dass die in positivistischer Denkweise befangenen bürgerlichen Ökologen das bemerkt haben.
Das bürgerliche Ingenieurwesen hat die Entwicklung der modernen Produktion enorm vorangetrieben. Seine geradezu konzeptionelle weltanschauliche Trennung von Theo- rie und Praxis, programmatischer Positivismus und Pragmatismus haben es jedoch besonders rigoros der kapitalistischen Profitwirtschaft untergeordnet und es deformiert. Seine tiefe Krise äußert sich heute vor allem in dem Desaster unnützer Großprojekte und einem allgemeinen Raubbau an der natürlichen Umwelt.
Trotz aller unstrittigen Fortschritte und sinnvollen Maßnahmen wird die bürgerliche Medizin der enormen Zunahme von Massenkrankheiten nicht gerecht. Stattdessen lenkt sie das gewachsene Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Massen auf allerlei individualistische Abwege. Nach wie vor fehlt eine ganzheitliche, dialektisch-materialistisch fundierte Analyse und Synthese der gesellschaftlichen und individuellen Krankheitsursachen. Nur aus der Erkenntnis der komplexen Zusammenhänge von menschlichem Leben und natürlichen und gesellschaftlichen Bedingungen erwachsen tatsächliche Lösungsansätze. Nur so kann auch eine in sich geschlossene Wissenschaft der Medizin entstehen und sich auf Basis der Vielfalt einzelner Erkenntnisfortschritte entwickeln.
Die bürgerliche Psychologie führt psychische Massenerkrankungen vielfach einseitig auf einschneidende oder traumatische Erlebnisse in der individuellen Lebensgeschichte oder auf genetische Ursachen zurück. Selbst wenn sie gesellschaftliche Ursachen in gewissem Ausmaß anerkennt, orientiert sie therapeutisch einseitig vor allem auf die individuelle Bewältigung der negativen Auswirkungen der Erkrankung. Statt die vielfältigen materiellen Ursachen für die Störung des menschlichen Stoffwechsels, ihre Wechselwirkungen mit der kapitalistischen Produktion, der Umweltkrise, der bürgerlichen Staats- und Familienordnung und den individuellen Lebenserfahrungen zu erforschen, lenkt sie von den objektiven Gesetzmäßigkeiten und notwendigen gesamtgesellschaftlichen Veränderungen ab. Einseitig fokussiert sie sich auf die subjektive Empfindung und Deutung der Probleme, was in vielen Fällen kaum zu einem Heilerfolg führt oder gar die Krankheit verschärft.
All die Krisenentwicklungen des imperialistischen Weltsystems auf weltanschaulichem, ökonomischem, ökologischem und politischem Gebiet sind Ausdruck des Grundwiderspruchs in der historischen Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus, der zur Lösung drängt. Das bürgerliche Krisenmanagement ist letztlich nichts als der untaugliche Versuch, die zum Sozialismus drängenden revolutionären Produktivkräfte, die wachsende Kapitalismuskritik und das Aufbegehren der internationalen Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten aufzuhalten. Wissenschaftlich begründeter Optimismus und überzeugende Zukunftsvisionen in der revolutionären und Arbeiterbewegung bekommen in dieser gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung strategische Bedeutung!
Es ist unverzichtbar, das materialistisch begründete freie Denken in der Arbeiterklasse allgemein wiederzubeleben und zu verbreiten. Das ist eine Voraussetzung für die Überwindung jedes religiösen, metaphysischen und idealistischen Denkens, damit ihr Klassenbewusstsein erwacht und sich entwickelt.
Für die Menschheit ist es geradezu existenziell, dass weltweit der wissenschaftliche Sozialismus und seine dialektisch-materialistische Methode in Theorie und Praxis neues Ansehen gewinnen im Denken, Fühlen und Handeln der Arbeiter und der breiten Massen. Nur so wird die Menschheit in die Lage versetzt, alle Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften von ihren reaktionären Fesseln zu befreien und sie sich für den gesellschaftlichen Fortschritt zu eigen zu machen. Umgekehrt werden die modernen Naturwissenschaften im Wechselverhältnis mit dem wissenschaftlichen Sozialismus Schritt für Schritt ihre Wissenschaftlichkeit zurückgewinnen und den unaufhaltsamen Erkenntnisfortschritt über die universelle Wirklichkeit beflügeln.
So ist dieses Buch eine Streitschrift, die die Arbeiterklasse herausfordert, sich im Bündnis mit fortschrittlichen Studierenden und Wissenschaftlern die führende Rolle in der weltanschaulichen Kritik an der bürgerlichen Naturwissenschaft zu erobern. Es ist auch eine Aufforderung an die fortschrittlichen Intellektuellen, sich von den herrschenden Monopolen, ihrer Politik und Weltanschauung, ihrer Denkweise und ihrer privilegierten Lebens- und Arbeitsweise zu lösen und sich der noch unterdrückten, aber einzig revolutionären Arbeiterklasse anzuschließen.
Angesichts der immer komplizierter werdenden Zusammenhänge und neu aufgeworfener Fragen in Natur und Gesellschaft muss das ideologisch-politische und wissenschaftliche Niveau in der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei zielstrebig erhöht werden.
Obwohl sich das Buch mit der Naturwissenschaft befasst, richtet es sich ausdrücklich auch an Leserinnen und Leser, die sich bisher noch wenig mit diesem Thema beschäftigt haben. Möglicherweise werden nicht alle von Anfang an den ganzen Text verstehen. Davon sollte sich niemand entmutigen lassen! Alle werden in diesem Buch auf Anhieb und erst recht bei gründlicher Beschäftigung, gemeinsamem Studium und in der Diskussion interessante Anregungen und Erkenntnisfortschritte erleben, ihren Horizont erweitern und Antworten auf bisher unbeantwortete Fragen bekommen. Nicht zuletzt werden alle – ob Arbeiter, Akademiker oder Jugendlicher – ihr Kulturniveau erhöhen und Anregungen für eine kritische Haltung gegenüber der bürgerlichen Naturwissenschaft und für das wissenschaftliche Arbeiten erhalten.
Leserinnen und Leser können durchaus auch mit einzelnen, ihnen besonders interessant erscheinenden Abschnitten beginnen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall, zunächst die zusammenfassende Einleitung und den Abschnitt über Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft zu lesen.
Dieses Buch ist einmal mehr Produkt der kollektiven Weisheit eines großen Teams sachkundiger, kritischer und wissenschaftlich denkender und handelnder Arbeitergenossen und gesellschaftskritischer Akademiker. Alle sind vereinheitlicht auf die dialektisch-materialistische Methode, mit der sie die Naturwissenschaften betrachten. Bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchte ich mich ausdrücklich für die fruchtbare Zusammenarbeit bedanken. Dazu gehören unter anderem Dr. Günther Bittel, Herbert Buchta, Adelheid Erbslöh, Oskar Finkbohner, Prof. Christian Jooß, Christoph Klug und Prof. Josef Lutz. Für den mitunter komplizierten Prozess der Diskussion, Ausarbeitung und Schriftleitung möchte ich besonders die Zusammenarbeit mit Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner hervorheben.
Das Buch ist meinem treuen Mitkämpfer, langjährigen Freund, Genossen und Arzt Anton »Toni« Lenz gewidmet, der seine Mitarbeit besonders im Bereich der Medizin aufgrund einer schweren und unheilbaren Erkrankung nicht mehr zu Ende führen konnte. Er verstarb am 23. Januar 2023.
Stefan Engel, Februar 2023
Einleitung
1. Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft
2. Die weltanschauliche Sackgasse der modernen Physik
3. Die Astrophysik zwischen Wissenschaft und Schöpfungsmythos
4. Die Biologie als »Wissenschaft vom Leben« in der Krise
5. Weltanschauliche Irrwege in der Umweltforschung
6 . Die Krise des bürgerlichen Ingenieurwesens
7. Das grundlegende Dilemma der bürgerlichen Medizin
8. Der Mythos der »alternativen Medizin«
9. Die moderne Psychologie zwischen Dichtung und Wahrheit
10. Die Perspektiven der modernen Naturwissenschaft
Stimmen zum Buch
Dieses Buch hat mir besonders geholfen, den Dingen richtig auf den Grund zu gehen. Es ist absurd, wo die bürgerliche Ideologie überall ihr Unwesen treibt und uns beeinflusst. Es hemmt vor allem den fortschrittlichen Charakter der Naturwissenschaften und deren Errungenschaften, statt sie für die ganze Gesellschaft bereitzustellen. Wir müssen uns erkämpfen, dass die Naturwissenschaften der ganzen Gesellschaft zur Verfügung gestellt und nicht der Profitgier untergeordnet werden. Wie das funktioniert, macht das Buch deutlich: nur im weltanschaulichen Kampf zwischen der bürgerlichen und proletarischen Denkweise im Kampf für den echten Sozialismus.
Das Buch ist wie ein weltanschaulicher Kompass im Dickicht der rasant wachsenden wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse, auch wenn einem oft das Fachwissen in einzelnen Fragen fehlt oder einen gar etwas erschlägt. Das eigene Denken wird freier und das Buch gibt eine grundsätzliche Orientierung.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben mich mein ganzes Leben lang interessiert. Dabei drängten sich mir immer öfter widersprüchliche Fragen auf. In der Mikrobiologie gab es in den letzten Jahren beeindruckende Erkenntnisfortschritte, doch bei der Bekämpfung von Allergien oder Bluthochdruck beschränkt sich die Medizin lediglich auf die Bekämpfung von Symptomen. Die Bekämpfung von deren Ursachen, wie der dramatischen Zunahme von Feinstäuben und Nanoteilchen in der Umwelt oder wachsender Stress am Arbeitsplatz, spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Immer öfter werden in den Fabriken neue „hochmoderne“ Produktionslinien aufgestellt, die erst mal vorne und hinten nicht funktionieren und sich viele Facharbeiter fragen, warum ein Heer von Ingenieuren das nicht besser hin bekommt. Oft fällt dann gleich das etwas oberflächliche Urteil: „Na ja, was will man von dem Wasserkopf in den höheren Etagen erwarten?!“
Das Buch bleibt aber nicht bei einer oberflächlichen Kritik an der Profitmacherei und kleinbürgerlichem Konkurrenzgehabe als die offensichtlichen Mängel des wissenschaftlichen Arbeitens im Kapitalismus stehen. Das Buch weist sehr anschaulich nach, dass der Erfolg oder Nichterfolg wissenschaftlichen Arbeitens entscheidend davon abhängt, ob mit einer idealistischen oder dialektisch-materialistischen Weltanschauung Naturwissenschaft betrieben wird. Diese Auseinandersetzung ist so alt wie die Antike. Mit einer materialistischen Sichtweise kamen schon vor 2 500 Jahren die griechischen Philosophen Leukipp und Demokrit zu dem Schluss, dass es Atome geben muss, obwohl es damals noch gar keine Möglichkeit gab, diese nach zu weisen. Diese Herangehensweise wurde durch die ersten Verfechter des Idealismus Platon und Aristoteles wieder verworfen. Diesen mehr tausend jährigen Erkenntnisprozess haben Marx und Engels zusammengefasst und zu einer in sich geschlossenen Theorie des dialektischen Materialismus höher entwickelt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind wichtig, aber noch viel wichtiger ist, mit welcher Theorie und Methode ich zu richtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen komme. Solche Fragen werden heute im gängigen Wissenschaftsbetrieb allgemein als „Ideologie beladen“ abgelehnt.
Das Buch öffnet den Blick dafür, dass eine sozialistische Weltordnung nicht nur die Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung befreit, sondern auch die Entwicklung der Naturwissenschaften von idealistischen Einflüssen. Erst dann kommen sie überhaupt wieder in die Lage zur notwendigen Lösung existenzieller Menschheitsprobleme, wie zum Beispiel der sich entwickelnden Umweltkatastrophe, beitragen zu können.
Es gehört in die Hand jedes kollegialen Ingenieurs, jeder Ingenieurin und Studierenden.
Mit großem Interesse habe ich das blaue Buch Band 3 (Stefan Engel, „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ - Anm. der RW-Red.) erworben. Mit Lob für die Redaktion unter Leitung von Stefan Engel, weil ich als langjähriger Entwickler bei Daimler/Mercedes noch nie etwas derartiges über meine Tätigkeit gelesen habe, sowie den Zusammenhang meines Berufes mit seinen gesellschaftlichen Dimensionen und Auswirkungen.
Bis jetzt habe ich natürlich nur den Absatz zur Krise des bürgerlichen Ingenieurwesens gelesen.
Dazu einige Anmerkungen:
Meine Arbeit in der PKW-Entwicklung ist immer geprägt von einer Herangehensweise entsprechend den materialistischen Gesetzmäßigkeiten. Metallurgie, Chemie, Physik u.a. Wenn man dies nicht beherrscht, funktioniert kein einziges Teil eines Autos. Spätestens aber mit der betriebswirtschaftlichen Seite meines Berufes kamen viele meiner Kollegen und ich an ihre Grenzen. Dann nämlich, wenn der Konzern, sprich Vorstand, jede Entwicklung mit Budgetierung beschlossen hat. Dieses Budget ist einer reinen kapitalistischen Profitmaximierung untergeordnet. Je weniger Budget zur Zielerreichung des Gesamtfahrzeuges, umso mehr Gewinn. Und dann wird jedem Entwickler, der auch nur eine Dichtung oder ein Lager entwickelt, für jedes Teil ein Zielkostenbaustein vorgegeben. Bis auf 1 Cent. Und ein herkömmlicher Mercedes hat ca.15 000 Teile, sprich Sachnummern.
Und hier kommt jeder Entwickler in das Dilemma: Gegen Gesetzmäßigkeiten des Maschinenbaus und anderer Fachgebiete muss er was entwickeln, gegen besseres Wissen.
Und nun zeigt das „blaue Buch“ gut auf, dass die bürgerliche Ingenieurwissenschaft ausschließlich zur Profitmaximierung existiert; und nicht zum Wohle der Menschheit und des Planeten.
Die Trennung von Hand- und Kopfarbeit wird bewusst gemacht. Der Kollege in der Montage weiß es oft besser. Als ich in der Entwicklung anfing, war das erste ein 4 wöchentlicher Produktionseinsatz auf dem Gebiet meiner späteren Tätigkeit. Abgeschafft vom Vorstand, das kostet, keine Kapazität dafür.
Doch immer mehr entwickelt sich bei meinen Ingenieurskollegen ein gewerkschaftliches Gewissen. Teilnahme an Streiks, Mitgliedschaft in der IGM.
Doch dies ist nur ein kleiner Schritt, um die notwendige Solidarität im Betrieb herzustellen.
Unter diesen Gesichtspunkten finde ich die Verbreitung des Buches unter den Ingenieuren sehr wichtig. Die Erfahrungen der beruflichen Arbeit und dem ständigen Druck mit Zielvorgaben, haben ihren Ursprung in der Profitmaximierung. Dann gerät die wissenschaftliche Arbeit zur Farce, wenn um jeden Preis und besseren Wissens etwas entwickelt werden muss.
Klaus-Jürgen, Stuttgart
28.02.2023
Hegel, Einstein, Marx, Engels, Heisenberg, Lenin, Willi Dickhut uvm. zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich bewusst mit den erkenntnistheoretischen Grundlagen beschäftigten, wie der Mensch überhaupt zu richtigen Erkenntnissen kommt.
Davor weichen die Naturwissenschaften heute aus. Dennoch arbeiten sie natürlich auf Grundlage von Philosophien, die aber versteckt und für die meisten Wissenschaftler unbewusst die Arbeitsweise beherrschen. So wird der Rückfall der Methoden in vor-wissenschaftliche Zeiten verschleiert, die Wissenschaftlichkeit wird richtig untergraben, die Wissenschaft in den Dienst der Profitwirtschaft gepresst.
In Schule, Wissenschaftsbetrieb und Netflix-Serien geistern Big-Bang-Theorie und Homöopathie durch die Gegend. Flickschusterei und Nebeneinander statt Erkenntnisfortschritt im Dienste der Menschheit beherrschen Medizin und Umweltforschung. Diese stehen hilflos da angesichts globaler Gesundheitskrisen, Umweltkatastrophen und das trotz bahnbrechender Einzelerkenntnisse. Stefan Engels Autorenkollektiv räumt da auf. Ein wahrlich befreiendes Buch! Besonders für mich als begeisterten Naturwissenschaftler und Lehrer. Auf das wir als Wissenschaftler endlich wieder, wie die alte Schule, über Erkenntnistheorie, Materialismus, Dialektik und Metaphysik streiten, die heutige Wissenschaft auf wirklich wissenschaftliche Füße stellen, uns und die nachfolgenden Generationen von den Fesseln der bürgerlichen, kapitalistischen Ideologie befreien und unsere naturwissenschaftlichen Fähigkeiten voll in den Dienst der Menschheit stellen können und zur grundlegenden Gesellschaftsveränderung beitragen.
Das ist Notwendiger denn je!
Mit viel Vergnügen habe ich das aktuelle Buch von Stefan Engel gelesen. Kenntnisreich und gut verständlich werden hier einige Dogmen der bürgerliche Naturwissenschaft auseinandergenommen. Zum Beispiel wenn es immer wieder heißt, der Mensch sei schon genetisch gesehen egoistisch, oder das ganze Universum sei aus einem unvorstellbar kleinen Punkt mit einem großen Knall entstanden.
Auch der Abschnitt zur Krise des Ingenieurwesens ist sehr erhellend. In diesem Beruf ist es gang und gebe, dass man möglichst schnell möglichst wirtschaftliche Lösungen für zunehmend komplexere Probleme aus der Hüfte schießen soll. „Da muss man ganz pragmatisch herangehen“, höre ich nicht selten von meinem Chef. Nur dumm, wenn diese Lösung dann haufenweise neue Probleme erzeugt oder nur kurze Zeit - wenn überhaupt - funktioniert. Der Pragmatismus wird zu unrecht als zupackend und problemlösend angesehen. Jeder ernsthafte Techniker, jede Ingenieurin oder jeder Facharbeiter weiß, was das in der Produktion für Probleme nach sich zieht. Wohin diese Denkweise führen kann, macht das Buch eindrücklich deutlich an der Entwicklung des Kältemittels FCKW: Neben der gewünschten Kältewirkung haben wir jetzt ein gewaltiges Ozonloch. Oder am Stuttgart-21-Projekt, was weder eine Verbesserung des Verkehrs mit sich bringt, noch die Sicherheitsvorschriften erfüllt oder die Umwelt schützt, sondern vielmehr Milliarden verschlingt und wohl nie fertig gestellt werden wird. Aber für die Grundstoffmakler muß der Rubel rollen!
Besonders hat mich gefreut, dass sich das Buch mit Elon Musk beschäftigt, der doch vielen Ingenieuren als Vorbild gilt. Das ist sicherlich kein unfähiger Mensch, aber wie er seine eigenen Mitarbeiter mit seinen „Zukunftsvisionen“ manipuliert, um sie noch mehr ausbeuten zu können, sich dabei selbst rücksichtslos über Einwände der Umweltbewegung wie beim Bau seines Tesla-Werks in Grünheide hinwegsetzt und das alles mit dem Image eines selbstverliebten modernen Da Vinci, verdient doch gründlich zerpflückt zu werden.
Ganz treffend schreibt Engel über ihn: „Elon Musk ist reich, weil er seine besondere Begabung dafür einsetzte, effizient staatliche Gelder abzukassieren, seine Belegschaft und die natürliche Umwelt skrupellos auszubeuten, eine Welle der Spekulation für seine Aktien auszulösen und als Pionier bei Elektroautos und mittels dekadentem Zertifikatehandel Extraprofite einzuheimsen.“ (S. 108/109)
Wer meint, als Mediziner, Psychologe oder Ingenieur in diesem Buch negativ abgeurteilt zu werden, der irrt. Vielmehr freut man sich diebisch, wenn Denkweisen und Anschauungen, die einem selbst schon negativ aufgefallen sind, angegriffen und widerlegt werden. Man wird ermutigt, sich selbst am Kampf um eine wirkliche materialistische Naturwissenschaft zu beteiligen, was nichts weniger bedeutet als den Kampf um den Sozialismus aufzunehmen. 100 Punkte für Stefan Engel!
Was mich beim Lesen mehr und mehr begeistert hat, ist das Gefühl, Material und Munition für ein echt freies Denken zu bekommen. Allgegenwärtige religiöse, metaphysische und idealistische Einflüsse – auch in den wissenschaftlichen Deutungen – versperren sonst den klaren Blick.
Das Buch enthält viele für mich neue und überraschende Erkenntnisse. So, dass die Medizin keine in sich geschlossene Wissenschaft ist. Aber okay, alles wird echt überzeugend belegt.
Besonders begeisternd finde ich, dass viele Polemiken schöpferisch zu grundlegenden Definitionen von Medizin, Biologie und Physik führen. Das ist sehr wertvoll und eine schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus. Man hebt beim Lesen sozusagen den Kopf über den Rand der ständigen Krisenhaftigkeit dieses Systems zur leuchtenden Zukunft in einem sozialistischen System. Welche Fortschritte der Menschheit in einem proletarischen Wissenschaftsbetrieb möglich waren und möglich wären!
Ich hatte vor dem Lesen ein mulmiges Gefühl und Angst vor Abwertung als Psychologin. Stattdessen fühle ich mich jetzt gestärkt und respektvoll behandelt. Der Angriff und die beeindruckende Polemik geht gegen die bürgerliche Psychologie und ihre Träger, ihre Funktion im Klassenkampf und Gesellschaft. Die oft messerscharfe Polemik hat mich gefreut und oft zum Lachen gebracht. Ich freue mich darauf, in die weltanschauliche Auseinandersetzung mit Kollegen zu gehen.