RW 40-Vorbereitung

RW 40-Vorbereitung

Zur Übereinstimmung der »Lehre von der Denkweise« mit dem Marxismus-Leninismus

Briefwechsel von Klaus Wallmann mit Stefan Engel von 2005 zur Ausarbeitung der »Lehre von der Denkweise«

Von RW-Redaktion

Stefan Engel

Gelsenkirchen, den 12.1.2005

Herrn Klaus Wallmann sen.

Werter Herr Wallmann!

Zunächst möchte ich mich für Ihren gründlichen und kritischen Diskussionsbeitrag bedanken. Nach langer Zeit habe ich endlich Zeit gefunden, die Antwort abzuschließen. Ihr Brief gibt sich mit abweichenden Auffassungen nicht einfach zufrieden, sondern versucht auch eine Begründung dafür abzugeben. Das hilft, Ihre Gedanken zu verstehen und mich damit kritisch und selbstkritisch auseinanderzusetzen.

Ihr erstes Anliegen ist es, die Übereinstimmung zwischen der Lehre von der Denkweise und den Grundauffassungen der Klassiker des Marxismus-Leninismus zu untersuchen. Sie kommen dabei zu einem anderen Ergebnis als die MLPD, indem Sie einen bestimmten Widerspruch in den Aussagen von Marx und Engels zur Lehre von der Denkweise konstatieren. Tatsächlich ist die Lehre von der Denkweise eine notwendige Weiterentwicklung des dialektischen und historischen Materialismus, um die heutigen Probleme im Parteiaufbau und im Klassenkampf zu lösen. Über diese neuen Probleme der heutigen Zeit machen Sie sich nur sehr wenig Gedanken bzw. streiten Sie letztlich ab. Das führt zu einigen verhängnisvollen Fehlern im Umgang mit dem Marxismus-Leninismus, der nie mehr sein kann als eine Anleitung zum Handeln.

Auch wenn ich mit vielen Ihrer Grundaussagen nicht übereinstimme, so erkenne ich doch in Ihren Kritiken und Fragen wichtige Hinweise und Anregungen, wie wir die Lehre von der Denkweise weiter konkretisieren und zum Teil auch klären müssen. Das Buch »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung«, mit dem Sie sich hauptsächlich befassen, ist ja bereits vor zehn Jahren erschienen. Seine Erstellung wurde damals notwendig, als sich nach Auswertung jahrelanger Erfahrungen im Klassenkampf, im Parteiaufbau und der revisionistischen Entartung der ehemals sozialistischen Länder und eines großen Teils der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung gezeigt hatte, dass das Problem der Denkweise zur zentralen Frage geworden war. Sie haben Recht, diese Erkenntnis haben wir bei keinem Klassiker des Marxismus-Leninismus abgeschrieben, sondern ist Ergebnis eines jahrzehntelangen Erkenntnisprozesses in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung. Unser Buch begründete lediglich diesen Erkenntnisprozess und weist seine Übereinstimmung mit dem Marxismus-Leninismus nach. Inzwischen haben wir eine Vielzahl neuer Erfahrungen in der Anwendung der Parteiarbeit auf der Grundlage der proletarischen Denkweise sammeln können und die Lehre von der Denkweise in verschiedener Hinsicht weiter konkretisiert.

Sie schreiben die Kritik ausdrücklich als Sympathisant der MLPD, als konstruktiven Beitrag, was ich sehr begrüße. Denn damit handelt es sich um eine nichtantagonistische Diskussion, wo der Kampf um die Einheit der unterschiedlichen Auffassungen im Mittelpunkt steht.

Was ist eigentlich die »Lehre von der Denkweise«?

Die »Lehre von der Denkweise« war eine notwendige Erweiterung, Konkretisierung und Vertiefung des Marxismus-Leninismus, nachdem sich in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung eine Reihe von Problemen herausgebildet haben, die in der Frage der Denkweise identisch wurden:

1. Der Sozialismus wurde nicht durch äußere Aggression, sondern von innen heraus zerstört. Der Sozialismus ist noch keine klassenlose Gesellschaft. Auch wenn die Arbeiterklasse die Macht inne hat, so dauert der Klassenkampf insbesondere auf ideologischem Gebiet noch lange Zeit an. Da dies von Stalin unterschätzt wurde, kam es zu einer Veränderung der Denkweise der leitenden Kader in der Staats-, Wirtschafts- und Parteiführung. Die unkontrollierte Herausbildung eines kleinbürgerlichen Machtgefühls in der Bürokratie und die Veränderung in der Lebensweise der führenden Kader hin zu einer kleinbürgerlichen Lebensweise bewirkte schleichende Veränderungen ehemals revolutionärer und proletarischer Parteikader hin zu kleinbürgerlichen Bürokraten. Auf dieses Problem der Restauration des Kapitalismus auf Grund des Vorhandenseins bestimmter alter Ideen, Denk- und Verhaltensweisen machte bereits Lenin am Ende seines Wirkens aufmerksam.

Sie haben natürlich Recht, dass diese schleichende Entwicklung der kleinbürgerlichen Denkweise eine materielle Grundlage in der gesellschaftlichen Entwicklung des Sozialismus und auch ihre sozialökonomischen Wurzeln haben musste. Von nichts kommt nichts! Aber auf Probleme des Sozialismus kann man so oder so, mit einer kleinbürgerlichen oder einer proletarischen Denkweise reagieren. Das ist letztlich entscheidend.

In dem Buch »Sozialismus am Ende?« haben wir dazu ausgeführt:

»Mit dem Machtgefühl im Zusammenhang mit der kleinbürgerlichen Lebensweise verstärkt sich das Streben nach mehr, nach einer bürgerlichen Lebensweise, nach Kapitalismus und Übergehen in die kapitalistische Klasse. Dies entspricht der Sehnsucht des Kleinbürgers, in die Bourgeoisie aufzusteigen. Der bürgerliche Ehrgeiz ist die Triebkraft des Karrierismus. Dieser strebt nach immer höheren Positionen. Mit dem bürgerlichen Ehrgeiz wird der Sozialismus zerstört, wenn ihm nicht durch den proletarischen Ehrgeiz Einhalt geboten wird.« (S. 16)

Stalin erkannte zwar die Erscheinungsform der kleinbürgerlichen Bürokratie, fand aber keine Methode, diese Entwicklung zu bekämpfen. Er stützte sich einseitig auf den Staatssicherheitsdienst, der aber selber verbürokratisiert und von der kleinbürgerlichen Denkweise beeinflusst und zum Teil zersetzt war. Die Vernachlässigung des systematischen ideologischen Kampfs war ein Hauptproblem von Stalin. Sein zweiter Hauptfehler war der Verzicht auf die Mobilisierung der breiten Volksmassen, die entarteten Vertreter der Bürokratie zu kontrollieren und zu einer proletarischen Denkweise zu erziehen.

Auf dem XX. Parteitag der KPdSU nach dem Tod Stalins kam es zu einem qualitativen Sprung in der Entwicklung, als die kleinbürgerliche Bürokratie die Macht ergriff, eine revisionistische Linie aus der Taufe hob und damit die Grundlage des Sozialismus, den Marxismus-Leninismus zerstörte. Es begann ein Prozess der Restauration des Kapitalismus, in dem die gesamte Wirtschaftsführung, die Politik, die Gesellschaft unter Führung dieser neuen Bourgeoisie umgewandelt wurde in einen bürokratischen Monopolkapitalismus neuen Typs. Darüber haben wir verschiedene Analysen gemacht und das alles auch in unseren Veröffentlichungen »Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion« und »Sozialismus am Ende?« nachgewiesen. Woraus wir Schlüsse zu ziehen haben ist aber, wo diese Entwicklung ihren Ausgang genommen hat und wie wir das künftig vermeiden können.

2. Der notwendige Neuaufbau einer marxistisch-leninistischen Partei seit der revisionistischen Entartung der ehemals revolutionären KPD war mit ungeahnten Schwierigkeiten verbunden. Eine große Zahl kleinbürgerlicher Studenten drängte in die junge marxistisch-leninistische Bewegung und zersetzte mit ihrer kleinbürgerlichen Denkweise jeden hoffnungsvollen Ansatz im Parteiaufbau. Wie wir inzwischen wissen, war das keine auf Deutschland beschränkte Entwicklung, sondern eine internationale Erscheinung, die ihre Grundlage in der Veränderung der kleinbürgerlichen Zwischenschichten in der Gesellschaft hatte. Darüber haben wir ausführlich in unserem Buch »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung« geschrieben. Für den Parteiaufbau bedeutete das große Probleme, mit den Einflüssen der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden. Es wurde sogar zum entscheidenden Problem, weshalb wir erst 1982 die MLPD gründen konnten, während der Rest der kleinbürgerlichen ML-Bewegung bei den Grünen, der SPD, der DKP oder in der Resignation landete.

Wir haben in unserem Buch auch dargelegt, dass die kleinbürgerliche Denkweise heute nicht nur auf das Kleinbürgertum beschränkt ist, sondern auch auf die Arbeiterklasse Einfluss genommen hat. Der Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise wurde zur entscheidenden Frage, ob es uns gelingt, die Partei erfolgreich neu aufzubauen, sie zu gründen und in der Folge Partei der Massen zu werden.

Die MLPD ist als einzige marxistisch-leninistische Organisation der 1970er Jahre mit bundesweitem Charakter übrig geblieben und hat sich seitdem über alle negativen Bedingungen und Umstände hinweg für einen erfolgreichen Parteiaufbau qualifiziert. Dass er sich nach wie vor relativ langsam vollzieht, hat etwas mit der Kompliziertheit der Parteiarbeit zu tun, die heute auf der Grundlage der proletarischen Denkweise durchgeführt werden muss. Alles andere führt zur Niederlage. Das haben wir ausführlich in der »Geschichte der MLPD« niedergeschrieben.

3. Wir erleben nicht nur in Deutschland, sondern in allen kapitalistischen Ländern eine langanhaltende relative Ruhe im Klassenkampf. Das hat nicht nur etwas mit der revisionistischen Entartung der ehemaligen kommunistischen Bewegung zu tun, wodurch der Arbeiterklasse und den breiten Massen eine klare ideologisch-politische Führung fehlte. Das hat auch damit zu tun, dass der Klassenkampf heute komplizierter geworden ist. Die Bourgeoisie, die nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit Betrug arbeitet, hat ihren Betrugsapparat heute ungeheuer verfeinert. Diese Verfeinerung besteht in einem regelrechten gesellschaftlichen System der kleinbürgerlichen Denkweise, mit dem die Bourgeoisie insbesondere über die Massenmedien, in den Schulen, den Hochschulen, in der Kultur systematisch auf die Arbeiterklasse und die breiten Massen Einfluss nimmt, sie ideologisch-politisch desorientiert, praktisch desorganisiert, in ihren Gefühlen demoralisiert und sie vom revolutionären Klassenkampf abhält.

Wir haben uns in den letzten Jahren sehr viel damit befasst, wie es der Arbeiterklasse gelingt, mit diesem Einfluss der kleinbürgerlichen Denkweise auf ihr Denken, Fühlen und Handeln fertig zu werden. Dazu haben wir unsere Kräfte auf die Auslösung und Höherentwicklung von Kämpfen der Arbeiter konzentriert (nicht etwa auf die Debatte über die Denkweise, wie Sie irrtümlich annehmen) und diese Kämpfe als Schule des Klassenkampfs, als Schule zur Überwindung der kleinbürgerlichen Denkweise geführt. Inzwischen hat sich ein Prozess der Herausbildung einer politischen Klassenselbständigkeit seit dem 1. Mai 2003 entwickelt, in dem es wichtige Stationen gegeben hat, wie den Streik in der Metalltarifrunde in Ostdeutschland zur Angleichung an die 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, die selbständige Massendemonstration am 1.11.2003 in Berlin, die Metalltarifrunde 2004, wo der Versuch abgewehrt wurde, allgemein die 40 Stundenwoche ohne Lohnausgleich einzuführen. Es folgten eine Reihe konzernweiter Kämpfe bei Bosch, Siemens, DaimlerChrysler, die Montagsdemonstrationsbewegung und als Höhepunkt der Opel-Streik im Oktober 2004. Diese Entwicklung der Herausbildung der Klassenselbständigkeit war nur möglich, weil der klassenkämpferische Kern der Arbeiter in enger Wechselbeziehung zur Arbeit der MLPD immer besser mit den kleinbürgerlich-reformistischen Denksystemen, insbesondere in den industriellen Großbetrieben fertig wurde. Sie bestehen im wesentlichen darin, durch Sozialpläne, Übergang in Beschäftigungsgesellschaften usw. die Arbeiter zum Verzicht auf den gemeinsamen Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze und zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen zu bewegen und zu versuchen, sie über einen vermeintlichen individuellen Ausweg vom Klassenkampf abzuhalten. Der klassenbewusste Kern der Industriearbeiter hat das mehr und mehr erkannt und begonnen, im engen Schulterschluss mit der MLPD den Kampf zu organisieren.

Diese Beispiele – ich könnte sie unendlich fortsetzen – zeigen, dass die Frage der Denkweise zu einer zentralen Frage der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung geworden ist, die sie lösen muss. Darin besteht, kurz gesagt, die Lehre, die wir ziehen müssen bzw. die »Lehre von der Denkweise«.

Erst nachdem wir diese Lehre gezogen hatten, haben wir auch den Parteiaufbau seit 1995 systematisch umgestellt und insbesondere unsere Mitglieder darin geschult, die dialektische Methode mit allen Fragen des Parteiaufbaus und des Klassenkampfs zu durchdringen und dadurch die Fähigkeit zu erlangen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden und Fehler zu vermeiden. Dieser Prozess ist langwierig, kompliziert, er war auch zuweilen mit Rückschlägen verbunden. Er hat sich aber insgesamt erfolgreich entwickelt, so dass heute die internationale marxistisch-leninistische und Arbeiterbewegung dazu übergeht, von den positiven Erfahrungen der MLPD und der Lehre von der Denkweise zu lernen und daraus Nutzen auch für den eigenen Kampf in den einzelnen Ländern zu ziehen.

Diese neuen konkreten Fragen, die zur Zeit von Marx, Engels und Lenin in der Form noch gar nicht aufgetreten sind, ignorieren Sie völlig. Sie lassen sie nicht gelten und behaupten, es wäre nichts Neues. Wir haben es heute insbesondere in den entwickelten kapitalistischen Ländern mit einer hochqualifizierten Arbeiterklasse mit einem hohen Bildungsniveau zu tun. Zur Zeit von Marx, Engels und Lenin bestand das Problem, dass die Arbeiterklasse ungebildet war, über ein geringes Bildungsniveau und wenig theoretische Kenntnisse verfügte und zum großen Teil sogar unter dem Analphabetentum litt. Heute ist nicht das Problem, dass die Leute zu wenig wissen, sondern wie mit diesem Wissen umgegangen wird und aus den vielen konkreten Einzelkenntnissen die komplexen Zusammenhänge des staatsmonopolistischen Kapitalismus und im Klassenkampf durchschaut werden. Die Arbeiterklasse hat sogar bestimmte Kenntnisse des Marxismus-Leninismus, im Osten wahrscheinlich noch mehr als im Westen. Aber das allein reicht nicht aus. Nur mit einem klaren Klassenstandpunkt, der untersten Stufe einer proletarischen Denkweise, kann man mit den Anfeindungen der kleinbürgerlichen Denkweise nicht fertig werden. Die Lehre von der Denkweise ist deshalb aufs engste damit verbunden, die dialektische Methode nicht nur zur Methode einiger begabter Parteiführer zu machen, sondern zum Instrumentarium für unsere Parteimitglieder zu entwickeln, um den breiten Massen zu helfen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden.

Neben der Ignoranz dieser gigantischen neuen Probleme, mit der die alte kommunistische Bewegung nicht fertig geworden ist und folglich auch untergehen musste, beobachte ich aber auch eine große Portion Skepsis gegenüber der Lehre von der Denkweise. Der Kern ist in einem metaphysischen Herangehen an die Frage der Denkweise begründet. So sind Sie der Meinung:

»Die Lehre von der Denkweise zielt auf die Beeinflussung der Art und Weise des Denkens der Individuen (...) Diese Art und Weise des Denkens ist in ständiger Änderung begriffen und (...) von Mensch zu Mensch verschieden. Schon aus diesen Gründen halte ich diese Lehre für irrelevant, weil nicht machbar.« (S. 39)

Aus diesem Zitat geht hervor, dass Sie die Lehre von der Denkweise als eine Art »Denksystem« bezeichnen, mit dem die MLPD dem System der kleinbürgerlichen Denkweise entgegentritt. Das ist aber nicht der Fall. Die Lehre von der Denkweise besteht im wesentlichen darin, dass das Problem der Denkweise zu einer zentralen Frage geworden ist, dass wir systematisch die Einflüsse der kleinbürgerlichen Denkweise auf das Denken, Fühlen und Handeln der Massen aufdecken und überwinden müssen und dass dazu insbesondere die Beherrschung der dialektischen Methode zu einer neuen, höheren Anforderung geworden ist. Das ist ja gerade das Problem, dass die Denkweise des Menschen individuell eine unendliche Vielfalt hervorbringt. Es ist Aufgabe der dialektischen Methode herauszuarbeiten, wie der Kampf zwischen kleinbürgerlicher und proletarischer Denkweise das jeweilige Denken, Fühlen und Handeln hervorbringt und wie sich darin die gesellschaftlichen Probleme bzw. der Klassenkampf zwischen der herrschenden Monopolbourgeoisie und der Arbeiterklasse widerspiegeln. Der jeweiligen individuellen Denkweise liegt also einmal ein gesellschaftlicher Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der herrschenden Monopolbourgeoisie zugrunde und zum anderen wird sie durch einen gesellschaftlichen Kampf zwischen kleinbürgerlicher und proletarischer Denkweise beeinflusst.

In Ihrem Zitat unterscheiden Sie überhaupt nicht zwischen dieser allgemeinen weltanschaulichen Prägung der Denkweise und ihrer konkreten individuellen Ausprägung und ziehen daraus einen absurden Schluss, dass wegen der Verschiedenheit der Denkweise der Menschen diese Lehre irrelevant sei. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Die Lehre von der Denkweise hilft jedem einzelnen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise in seinem Denken, Fühlen und Handeln fertig zu werden, weil wir die allgemeinen Gesetze des weltanschaulichen Kampfs im Denken, Fühlen und Handeln aufgedeckt haben, mit denen wir konkret den Kampf um die Denkweise ausfechten können. Ein Schema, ein fertiges Denksystem für diesen Kampf gibt es natürlich nicht, wohl aber einige wichtige allgemeine Erkenntnisse, die wir als Anleitung zum Handeln theoretisch verallgemeinert haben.

Es ist übrigens eine starre Gegenüberstellung von Ideologie und Denkweise, wenn Sie zu der Auffassung kommen:

»Ideologie kann keine Denkweise haben, das Denken, auch die Art und Weise des Denkens, ist eine Tätigkeit des menschlichen Gehirns.« (S. 8)

Jede Ideologie bringt neben einem bestimmten Inhalt auch eine ihr zugehörige Denkweise bzw. Denkmethode hervor. Die bürgerliche Ideologie bringt ihre metaphysische Denkweise, die proletarische Ideologie ihre dialektisch-materialistische Denkweise hervor. Beide Denkweisen sind klassenmäßig begründet im Klassenkampf zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse. Eine Ideologie ist nichts anderes als die systematisierte Weltanschauung der Klasse der Herrschenden oder auch der unterdrückten Klasse. Sie ist natürlich auch nur ein Klassenideal, das in der Realität in seiner reinen Form nicht vorkommt. Denn in der Realität gibt es nicht nur diese oder jene Ideologie, sondern gibt es nur den Kampf zwischen der bürgerlichen und der proletarischen Ideologie bzw. der verschiedenen Abarten der kleinbürgerlichen Ideologie, die sowohl von der bürgerlichen als auch von der proletarischen Ideologie beeinflusst sind.

Die Weltanschauung umfasst Theorie und Methode. Dabei ist die Denkweise der Kern jeder Weltanschauung, die Methode der Weltanschauung der Menschen. Die herausragende Bedeutung der dialektisch-materialistischen Methode für die menschliche Schöpferkraft haben auch die Klassiker des Marxismus-Leninismus hervorgehoben:

»Eine exakte Darstellung des Weltganzen, seiner Entwicklung und der Menschheit, sowie des Spiegelbildes dieser Entwicklung in den Köpfen der Menschen, kann also nur auf dialektischem Wege (...) zustande kommen.« (Anti-Dühring, Marx/Engels, Werke, Bd. 20, S. 22)

Im Gegensatz zu den Klassikern scheinen Sie der Methode der Weltanschauung nicht viel Bedeutung beizumessen, obwohl sie für die Anwendung der Theorie auf die Praxis das Wichtigste ist. Sie behaupten über Engels‘ Schrift »Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie«:

»Nun ist in der genannten Schrift von Engels zwar von Sein, Bewußtsein und Denken die Rede, nur über die Denkweise schweigt er sich leider aus.« (S. 8)

Sie irren: Engels beschäftigt sich in »Ludwig Feuerbach ...« ausführlich und systematisch mit der Theorie und Methode der Weltanschauung. Er unterscheidet zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels zwischen seiner »revolutionären Denkmethode« (Marx/Engels, Werke, Bd. 21, S. 269) und der idealistischen Theorie.

Während Sie selber die Bedeutung der Denkweise in der marxistisch-leninistischen Theorie unterschätzen, unterstellen Sie der MLPD, sie erhebe die Denkweise zu einer allumfassenden Funktion. So gewinnen Sie aus dem Programm der MLPD den Eindruck,

»als betrachte die MLPD die kleinbürgerliche Denkweise als ein mentales Grundübel, das der Entwicklung des proletarischen Bewußtseins im Wege steht.« (S. 7)

Die MLPD hat den Marxismus-Leninismus nicht durch die Lehre von der Denkweise ersetzt, sondern den Marxismus-Leninismus um die Frage der Denkweise erweitert und weiterentwickelt. Das haben wir getan, weil der Marxismus-Leninismus nicht ersetzt werden muss, sondern weil er nur durch seine Konkretisierung und Weiterentwicklung auch eine Anleitung der heutigen Probleme im Klassenkampf und Parteiaufbau und beim Aufbau des Sozialismus sein kann. Die Lehre von der Denkweise ist eine Konkretisierung des dialektischen und historischen Materialismus bezogen auf die Bewegungsgesetze der Entwicklung des Klassenbewusstseins unter den heutigen Bedingungen des Klassenkampfes im Zeitalter der Internationalisierung der kapitalistischen Produktionsweise.

Ist die Lehre von der Denkweise notwendig oder haben unsere Klassiker bereits alles dazu gesagt?

Sie sind zu der Auffassung gelangt,

»daß das Fundament der Lehre von Marx und Engels nicht unter diese ‚Weiterentwicklungs-Prämisse fällt. Den ideologischen Kampf um das Bewußtsein der Massen und gegen die Ideologie des Klassenfeindes rechne ich diesem Fundament zu.« (S. 3)

Zu bestreiten, dass irgendeine Lehre nicht weiterzuentwickeln ist, ist dogmatisch und widerspricht auch Lenins Grundauffassung, der darauf hinwies,

»worin das innerste Wesen, die lebendige Seele des Marxismus besteht: die konkrete Analyse einer konkreten Situation.« (Lenin, Werke, Bd. 31, S. 154)

Sowohl Lenin als auch später Stalin und Maotsetung haben den ideologischen Kampf im Vergleich zu Marx und Engels weiterentwickelt, weil das zur Lösung der gesellschaftlichen Aufgaben, mit denen sie es zu tun hatten, nötig wurde.

Das sehen Sie anders:

»Dabei kam Lenin allerdings nicht auf die Idee, aus dem hier von ihm verwendeten Begriff Denkweise gleich eine neue Lehre zu schaffen, in der es um die wie immer geartete Veränderung der Denkweise geht. Er konnte nicht darauf kommen, weil seine Ausgangsbasis das gesellschaftliche Sein war.« (S. 9)

Es ist genau umgekehrt. Weil sich das gesellschaftliche Sein veränderte, entwickelte Lenin die Denkweise, die dialektische Methode im ideologischen Kampf gegen die reaktionäre bürgerliche Philosophie weiter, vor allem in seinem philosophischen Hauptwerk »Materialismus und Empiriokritizismus«. Der Übergang zum Imperialismus, die komplizierter werdende gesellschaftliche Entwicklung mit neuen naturwissenschaftlichen Entdeckungen wie der Radioaktivität usw. führte dazu, dass sich die metaphysischen Deutungen aufbäumten und kleinbürgerlich-intellektualistisches Bewusstsein in die revolutionäre Partei eindrang. Gegen das Vordringen des subjektiven Idealismus entwickelte Lenin aufbauend auf Marx und Engels und unter Auswertung von Hegels »Wissenschaft der Logik« die Elemente der Dialektik und wandte sie auf die Entwicklung in Russland an. Die unter seiner Leitung erfolgreich durchgeführte Oktoberrevolution war die Probe aufs Exempel.

Es ist erwiesen, dass Lenin in der Zeit unmittelbar vor der Oktoberrevolution an einer philosophischen Schrift arbeitete. Dass er diese Schrift nicht mehr vollenden konnte, ist weniger der Tatsache gestundet, dass der Marxismus-Leninismus nicht weiterentwickelt werden müsste, sondern dass sich mit der Oktoberrevolution die Ereignisse überstürzten und Lenin nicht mehr Zeit blieb, sich dieser komplizierten Arbeit zuzuwenden. Seine Konspekte, insbesondere über Hegels »Wissenschaft der Logik«, geben aber einen anschaulichen Einblick, was in Lenin vor sich ging. Es ist eine grobe Unterschätzung dieser wissenschaftlichen Arbeit Lenins, ihr nur wenig Bedeutung zu widmen, statt sie entsprechend weiterzuentwickeln. Es war vor allem Maotsetung vorbehalten, der weltanschaulichen Arbeit im Klassenkampf wieder mehr Bedeutung beizumessen, und er machte sie sogar mit der Idee der Großen Proletarischen Kulturrevolution zu einem führenden Faktor im Klassenkampf zur Verteidigung des Sozialismus.

Sie haben Recht, dass Lenin die Lehre von der Denkweise nicht geschaffen hat und auch nicht auf die Idee kommen konnte. Aber was ist das für eine unsinnige Herangehensweise, die fortgeschrittene Wissenschaft in Frage zu stellen, weil ein früherer Wissenschaftler diese Frage noch nicht aufgeworfen hat. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, Galilei in Frage zu stellen, nur weil er die Relativitätstheorie, wie sie von Einstein begründet wurde, noch nicht aufgeworfen hat. Die Wissenschaften, die Naturwissenschaften genauso wie die Gesellschaftswissenschaften und der Marxismus-Leninismus sind in einem unendlichen Prozess der Weiterentwicklung begriffen, die in der Entwicklung der Natur und der menschlichen Gesellschaft begründet liegen.

Natürlich führte auch Lenin zu seiner Zeit einen weltanschaulichen Kampf, aber er führte ihn eben in erster Linie mit Theoretikern, kleinbürgerlichen und bürgerlichen Ideologen und nicht mit der breiten Masse der Arbeiterklasse. Das war auch nicht notwendig, weil die Arbeiterklasse diesen ideologischen Kampf kaum wahrnahm. Heute ist das aber anders! Der ganze weltanschauliche Kampf ist ein Hauptbestandteil der Diktatur der Monopole gegenüber den breiten Massen geworden und ist eine entscheidende Grundlage, damit dieses System überhaupt richtig funktioniert. Mit einer solchen äußerst verfeinerten Herrschaftsmethode hatte Lenin noch nichts zu tun und deswegen gab es für ihn keine Notwendigkeit, die Lehre von der Denkweise zu entwickeln.

Sie haben sich selber auch Gedanken über die Entwicklungsgesetze des menschlichen Denkens gemacht und schreiben dazu:

»Im praktischen Denken lassen sich die Menschen ständig größere oder kleinere, offensichtliche oder verborgene Verstöße gegen die Gesetze der formalen und der dialektischen Logik zuschulden kommen. Denkgesetze sind also keine Beschreibungen der Art und Weise, in der das Denken tatsächlich vor sich geht.« (S. 38)

Es ist natürlich richtig, dass Denkgesetze keine Beschreibung der konkreten Art und Weise vermitteln, wie das Denken tatsächlich vor sich geht. Aber sie sind eine wichtige Hilfe, um zu analysieren, welche gesetzmäßigen Vorgänge dem jeweiligen Denken, Fühlen und Handeln zu Grunde liegen. Es ist überhaupt eines der wichtigsten Probleme im Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise, zu unterscheiden zwischen der theoretischen Abstraktion der Begriffe und der Realität. Es ist wie in der Physik: Wenn ich einen Gegenstand zu Boden fallen lasse, kann ich auch nicht sagen, hier wirkt ausschließlich das Gesetz der Anziehungskraft der Masse. Es wirkt auch die ganze Universalität von Gesetzen, die berücksichtigt werden müssen und die in ihrer Komplexität nicht selten wie zufällig erscheint. Die Abstraktion ermöglicht mir, Gesetzmäßigkeiten herauszufinden, und insofern hat sie auch eine bestimmte Berechtigung. In der Praxis dagegen muss immer von der Allseitigkeit aller miteinander, gegeneinander, nebeneinander wirkenden Gesetzmäßigkeiten ausgegangen werden, um die Realität richtig zu deuten.

Die Unterscheidung in proletarische und kleinbürgerliche Denkweise innerhalb der Arbeiterbewegung hilft uns, Klassenbewusstsein zu schaffen, zu unterscheiden zwischen klassenfremden Methoden, Deutungen und Argumenten und proletarischen Einflüssen. Gleichzeitig besitzt jeder Mensch eine konkrete Denkweise, die sowohl von der kleinbürgerlichen wie von der proletarischen Denkweise mehr oder weniger beeinflusst wird.

Die MLPD ist der Auffassung, dass die äußerst komplizierte gesellschaftliche Entwicklung es immer schwerer macht, dass sich das Klassenbewusstsein spontan auf einem solch hohen Niveau herausbildet, wie das für die Fortentwicklung des Klassenkampfs notwendig wäre. Es ist deshalb eine absurde Behauptung, wenn Sie vermuten:

Vielleicht liegt es (...) an einer fälschlichen Einbildung der Partei, es finde nur eine unzureichende Veränderung des gesellschaftlichen Seins statt, daß die MLPD auf die Veränderung der Denkweise ausgewichen ist?” (S. 39)

Die Anforderungen an das Klassenbewusstsein sind heute so gewachsen, dass wir uns systematisch damit befassen müssen, wie dieses Klassenbewusstsein unter den heutigen Bedingungen entsteht und sich entwickelt. Die Lehre von der Denkweise hilft uns, die konkreten Gesetzmäßigkeiten der Herausbildung des Klassenbewusstseins genau zu verstehen und in unserer allgemeinen Strategie und Taktik zu berücksichtigen. Deshalb haben wir zum Beispiel auch die proletarische Strategie und Taktik im proletarischen Klassenkampf erweitert um die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise der Massen. Diese Erweiterung macht es möglich, uns mit dem Bewusstwerdungsprozess der Arbeiterklasse auseinanderzusetzen und den Kampf als Schule des Klassenkampfs zu führen.

Ohne das notwendige Klassenbewusstsein wird es zu einer Höherentwicklung des Klassenkampfs nicht kommen. Das hat uns insbesondere der Opel-Streik im Oktober gezeigt. In der Opel-Belegschaft befindet sich nicht umsonst eine der stärksten Betriebsorganisationen der MLPD. Seit Jahren nehmen wir systematisch Einfluss auf die Belegschaft und setzen uns dort mit den verschiedensten Formen der bürgerlichen Betriebsideologie, aber auch der reformistischen Klassenzusammenarbeitspolitik auseinander. Auf der Grundlage der eigenen Erfahrungen haben die Arbeiter sich immer mehr diese Kritiken und Auffassungen der MLPD zu eigen gemacht und den klassenfremden Kern der kleinbürgerlich-reformistischen Manöver erkannt und verurteilt. Nicht zufällig begann der Opel-Streik mit einer bewussten Ablehnung der Politik und Methode der Betriebsratsspitze und betonte von Anfang an die Notwendigkeit des selbständigen Kampfes.

Einige Bemerkungen zum Wechselverhältnis von Sein und Bewusstsein

Ihre These,

»das Denken stellt einen ideellen Prozeß der Abbildung der Realität dar« (S. 38), kann durch keinerlei Ausführungen von Marx oder Engels belegt werden, sondern entspringt einzig und allein Ihrer metaphysischen Vorstellung und Gegenüberstellung von Sein und Bewusstsein. Ebenso wie das Handeln ist auch das Fühlen und Denken ein materialistischer Vorgang. Lediglich die Ideen, die diesem Prozess entspringen, beinhalten die Tendenz, sich von der materiellen Wirklichkeit zu lösen, insbesondere wenn sie nur Teilaspekte der Wirklichkeit verarbeiten und verabsolutieren und daraus sich eine theoretische “Eigendynamik” entwickelt, die Wirklichkeit nach irgendwelchen Idealen zu interpretieren. Bürgerlicher Idealismus und Metaphysik bilden eine dialektische Einheit. Nur die allseitige Betrachtung der Wirklichkeit kann vermeiden, dass idealistische Ideen oder Gedankensysteme entstehen, die das Denken, Fühlen und Handeln in Gegensatz zur materiellen Wirklichkeit bringen.

Friedrich Engels wies in »Ludwig Feuerbach...« darauf hin, dass

»unser Bewußtsein, und Denken, so übersinnlich es scheint, das Erzeugnis eines stofflichen, körperlichen Organs, des Gehirns ist. Die Materie ist nicht ein Erzeugnis des Geistes, sondern der Geist ist selbst nur das höchste Produkt der Materie. Dies ist natürlich reiner Materialismus.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 21, S. 277/278)

Natürlich hat jede Idee ihre klassenmäßige Wurzel in der Gesellschaft, in der materiellen Produktion, der wiederum zwei Klassen zugrunde liegen: Das Kapital, das den Lohnarbeiter ausbeutet und die Klasse der Lohnarbeiter, die um zu leben gezwungen sind, ihre Lohnarbeit an den Kapitalisten zu verkaufen. Die Stellung zu diesem Produktionsprozess ist die Grundlage jeder Denkweise, die sich im Denken, Fühlen und Handeln jedes einzelnen widerspiegelt. Diese allgemeine materialistische Grundauffassung des Marxismus-Leninismus ist jedoch von der Lehre von der Denkweise in keiner Weise berührt oder gar in Frage gestellt. Ihre folgende Behauptung geht damit ins Leere:

»Die Idee des Bildungsbürgertums, eine bessere Welt zu schaffen, in der durch Erziehung bessere Menschen hervorgebracht werden (...) schimmert (...) in der Lehre von der Denkweise wieder durch« (S. 39)

Sie bringen damit nur zum wiederholten Male zum Ausdruck, dass es angeblich keine Rückwirkung von der Denkweise bzw. vom Bewusstsein auf die Wirklichkeit gibt. Ich möchte an dieser Stelle an eine Aussage von Lenin erinnern:

»Das Bewußtsein des Menschen widerspiegelt nicht nur die objektive Welt, sondern schafft sie auch.« (Lenin, Konspekt zur »Wissenschaft der Logik« , Werke, Bd. 38, S. 203)

Es hat in der revolutionären Arbeiterbewegung noch nie einen Zweifel gegeben, dass ohne ein entsprechendes Klassenbewusstsein es auch nicht zu einem revolutionären Aufschwung und zu einer erfolgreichen Revolution kommen kann. Die ganze Lehre des Marxismus-Leninismus bezieht sich darauf, dass es ohne Partei (bewusstestes Element der Arbeiterklasse) auch keine erfolgreiche Revolution gibt. Gerade haben wir wieder die jährlichen Feiern zu Lenin-Liebknecht-Luxemburg, deren wesentlicher Kern doch gerade in der Erkenntnis besteht, dass die Novemberrevolution 1918 scheitern musste, weil es keine revolutionäre Partei gegeben hat. Als Liebknecht und Luxemburg diese Erkenntnis in die Tat umsetzen wollten, wurden sie von der reaktionären Soldateska ermordet. Es ist geradezu absurd, den Marxismus-Leninismus auf die materialistische Grundauffassung: »Das Sein bestimmt das Bewusstsein« zu reduzieren und negieren zu wollen.

Es ist weiter Ausdruck einer mechanischen Vorstellung, die Veränderungen von Bedingungen würden automatisch dazu führen, dass die kleinbürgerliche Denkweise sich von selbst erledigen würde:

»Ändern sich diese Bedingungen, besteht zum Beispiel kein Grund mehr, egoistisch um die Karriere zu kämpfen, so wird sich auch ihr Bewußtsein ändern.« (S. 12)

Tatsächlich kann sich das menschliche Gehirn durchaus in seinem Denkergebnis von der Wirklichkeit lösen. Es gab dafür sogar eine gesellschaftliche Notwendigkeit mit dem Aufkommen von Klassengesellschaften und der Notwendigkeit einer Ideologie der Herrschenden, die der jeweiligen Klassengesellschaft zugrunde lag. Jede herrschende Klassenideologie war immer Ausdruck eines Idealismus, um die Massen über den wahren Gehalt einer Gesellschaft hinwegzutäuschen. Ohne eine solche Klassenideologie hätte keine Klassengesellschaft funktioniert, am wenigsten natürlich eine solch entwickelte Klassengesellschaft auf dem Niveau des staatsmonopolistischen Kapitalismus und der internationalisierten Produktion. Die Herrschenden können nicht einfach nur mit Gewalt und Unterdrückung die Menschen dafür gewinnen, sich freiwillig dieser Gesellschaft anzuschließen und sie mitzutragen. Dazu sind »plausible« Denksysteme notwendig, die die Massen zumindest zeitweilig mit dem System aussöhnen und über die sie sich gesellschaftlich betätigen.

Ich weiß natürlich, dass Denksysteme allein die Massen nicht überzeugen können. In Westdeutschland nach dem II. Weltkrieg war es vor allem die systematisch betriebene Reformpolitik von oben, auf deren Grundlage die Lebenslügen des staatsmonopolistischen Kapitalismus unter den Massen gedeihen konnten: die Lebenslüge vom »Sozialstaat«, die Lebenslüge von der »sozialen Marktwirtschaft«, die Lebenslüge von der »freiheitlich-demokratischen Grundordnung«, die Lebenslüge von der »friedlichen und humanen Außenpolitik der BRD« und nicht zuletzt die Lebenslüge von der »Gleichberechtigung von Mann und Frau« . Diese Lebenslügen können natürlich nicht losgelöst von den Erfahrungen der Massen wirken. Gleichzeitig erleben wir seit Beginn der 1980er Jahre einen systematischen Abbau dieser sozialen Reformen, ohne dass sich das unmittelbar in Klassenbewusstsein widerspiegelt. Die Massen müssen mit diesen Lebenslügen erst einmal fertig werden, müssen sie verarbeiten, statt immer wieder neue Hoffnungen zu hegen, dass doch die Reformen wieder eingeführt werden sollten und der Kapitalismus sozialer gestaltet werden könnte.

Je mehr natürlich die Arbeiterklasse ihre Lage begreift, die gesellschaftlichen Verhältnisse durchschaut und auch die der kapitalistischen Gesellschaft innewohnende materielle Vorbereitung des Sozialismus versteht, wird sie zum Klassenkampf im eigentlichen Sinne übergehen. Die Herausbildung eines sozialistischen Bewusstseins wird der Ausgangspunkt für ihren revolutionären Kampf sein. Natürlich kann dieses sozialistische Bewusstsein nur die reale Widerspiegelung der Wirklichkeit sein und insofern spiegelt sich hier die fundamentale materialistische Grundauffassung des Marxismus wider, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Aber Ihre einseitig kausale Auslegung bestreitet die Fähigkeit des menschlichen Denkens, als höchste Form der Materie gestaltend auf das gesellschaftliche Sein einzuwirken und es zu verändern.

Die Kehrseite davon ist, dass Sie den ideologischen Kampf um das Bewusstsein der Massen geringschätzen:

»Und auch die ›breiten Volksmassen‹ (...) zu mobilisieren bringt nur dann etwas, wenn der überwiegende Teil der Massen ein proletarisches Bewußtsein besessen hätte.« (S. 18)

Spontan kann die Arbeiterbewegung immer nur Keime des proletarischen Bewusstseins hervorbringen. Mit dem ideologischen Kampf zu warten, bis “der überwiegende Teil der Massen ein proletarisches Bewusstsein” besitzt, ist gleichbedeutend damit, die Massen der bürgerlichen Ideologie auszuliefern. Nur im ideologischen Kampf festigt und entwickelt sich das Bewusstsein. Verzicht auf den ideologischen Kampf ist Verzicht auf den Kampf um den Sozialismus. Lenin sagte:

»Darum besteht unsere Aufgabe (...) darin, die Arbeiterbewegung von dem spontanen Streben des Trade-Unionismus, sich unter die Fittiche der Bourgeoisie zu begeben, abzubringen und sie unter die Fittiche der revolutionären Sozialdemokratie zu bringen. Der Satz (...), dass die größten Anstrengungen der begeistertsten Ideologen die Arbeiterbewegung nicht von dem Weg abbringen könnten, der durch die Wechselwirkung der materiellen Elemente und des materiellen Milieus bestimmt werde, ist daher völlig gleichbedeutend mit dem Verzicht auf den Sozialismus (...)« (Lenin, Was tun?, Werke, Bd. 5, S. 396)

Die MLPD ist sogar der Auffassung, dass der ideologische Kampf die Hauptform des Klassenkampfs in der Etappe der nicht revolutionären Situation ist, natürlich nicht losgelöst von den praktischen Kampferfahrungen, die die Grundlage für die breite Masse bedeuten, diesen ideologischen Kampf auch verstehen zu können. Erst in der 2. Etappe des Klassenkampfs, der Etappe des Klassenkampfs im eigentlichen Sinne, der akut revolutionären Situation, rückt die politische Seite des Klassenkampfs in den Vordergrund, die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt in der Vorbereitung des Sturzes der Diktatur der Monopole.

Klassenbewusstsein und Denkweise

Sie gehen davon aus, dass das Bewusstsein gegenüber der Denkweise Priorität hat:

»Doch es ist das Bewußtsein, das die Art und Weise des Denkens erzeugt, wobei die Wechselwirkung, die dialektische Einheit nicht geleugnet werden soll.« (S. 9)

Die Wechselbeziehung zwischen Bewusstsein und Denkweise wird hier sträflichst auf eine bloße Kausalität reduziert. Denkweise und Bewusstsein sind identisch, was ihre materielle Grundlage in der Klassenwirklichkeit betrifft und ihre Wirkung auf das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen. Und doch sind sie nicht absolut gleichzusetzen! Bewusstsein ist die Fähigkeit des Menschen, mit der Wirklichkeit übereinzustimmen. Das schließt die Denkweise mit ein, Bewusstsein aus der Wirklichkeit abzuleiten. Inhalt und Methode sind beide Bestandteile des Bewusstseins, aber auch der Denkweise. Dabei steht beim Bewusstsein mehr der Inhalt und bei der Denkweise mehr die Methode im Vordergrund.

Es ist durchaus möglich, dass die Arbeiterklasse ein bestimmtes Bewusstsein über eine bestimmte Entwicklung der Wirklichkeit bekommt. Gleichzeitig ist es noch etwas anderes, ob sie damit schon die Fähigkeit erworben hat, aus der Wirklichkeit das richtige Bewusstsein zu ziehen. Dazu müsste sich dieser Vorgang der Erlangung eines bestimmten Bewusstseins vielfach wiederholen, damit die Arbeiterklasse daraus auch entsprechende Schlussfolgerungen für die Denkweise erwerben kann. Es kommt in einer komplizierten Gesellschaft wie heute besonders darauf an, nicht nur durch Agitation und Propaganda Bewusstsein zu vermitteln, das heißt, die Wirklichkeit zu erklären, sie richtig zu durchschauen, sondern auch die Massen dazu zu erziehen, »zwischen den Zeilen zu lesen«v, sich selbständig gegen die verschiedenen Fallstricke der reformistischen Klassenzusammenarbeitspolitik oder der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Propaganda zurechtzufinden – das ist der Kampf um die Denkweise der Massen.

Bewusstsein und Denkweise sind also nicht nur kausale Kategorien, sondern gehören in einen dialektischen Zusammenhang, bei dem einmal das Bewusstsein und einmal die Denkweise den führenden Faktor spielen kann.

Ich habe den Eindruck, dass Sie sehr dogmatisch mit unserer Theorie umgehen und ihr dadurch sehr unrecht tun. Das kann daran liegen, dass Sie unsere Parteipraxis zu wenig kennen, entschuldigt aber nicht die weitgehenden Behauptungen, die Sie treffen. Wenn in der Theorie verschiedene Dinge verallgemeinert werden, werden sie oft auch von der Realität in ihrem allseitigen Zusammenhang abstrahiert. Wenn ich allerdings mit der Theorie wieder in die Praxis zurückgehe, muss ich mir über die Unzulänglichkeit der theoretischen Abstraktionen erst einmal im Klaren sein. So ist die Problematik der Denkweise niemals eine vom Klassenbewusstsein isolierte Problematik, genauso wie es eine absolute proletarische Denkweise und eine absolute kleinbürgerliche Denkweise in der Wirklichkeit nicht gibt. Es gibt in der Realität nur den Zusammenhang von Denkweise und Bewusstsein, den Zusammenhang zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise, der letztlich das konkrete Fühlen, Denken und Handeln der Menschen in der kapitalistischen Klassengesellschaft von heute bestimmt.

Theorie und Praxis sind nicht dasselbe, auch wenn wir natürlich danach streben müssen, dass die Theorie mit der Praxis immer mehr übereinstimmt. Das Kernproblem der Denkweise besteht doch darin, dass die Theorie und Praxis eine dialektische Einheit bilden und weder eine abstrakte Theorie noch eine theorielose Praxis zur notwendigen Übereinstimmung mit der Wirklichkeit führen. Nur die Einheit von Theorie und Praxis bewahrt uns vor dogmatischen oder empiristischen Fehlern, die im Klassenkampf verhängnisvolle Auswirkungen haben können.

Sie streiten an einer anderen Stelle die Identität von Bewusstsein und Denkweise formal nicht ab, stellen sie jedoch gleichzeitig starr gegenüber:

»Bewußtsein und Denkweise sind nicht identisch. Beide stehen in Wechselwirkung, in einer dialektischen Einheit. Das Bewußtsein wird dem Denken, der Denkweise immer, und sei es nur ein kleines Stück, voraus sein.« (S. 33)

Das Problem Ihrer Definition ist wiederum die leblose Abstraktion, in der natürlich alles möglich ist. Das Bewusstsein im allgemeinen wird der Denkweise nicht voraus sein, aber das konkrete Bewusstsein kann der konkreten Denkweise vielleicht voraus sein.

Es kann durchaus sein, dass die Menschen sich in einer konkreten Situation mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung befinden, ihr Bewusstsein in dem Moment mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Gleichzeitig muss aber ihre Denkweise noch nicht so weit entwickelt sein, sich selbständig in dieser oder auch jeder anderen Situation zurechtzufinden. Das ist durchaus möglich und das wird auch beachtet. Das bedeutet, dass das Bewusstsein labil ist und auch schnell beeinflussbar ist, wenn es nicht auf einer gefestigten proletarischen Denkweise fußt. Allgemein ist es aber nicht richtig, dass das Bewusstsein der Denkweise vorauseilt.

Es kann auch durchaus sein, dass ein Genosse eine entwickelte proletarische Denkweise hat, aber auf Grund verschiedener Umstände nicht in der Lage war, sich mit der konkreten Wirklichkeit so zu befassen, dass sein Bewusstsein mit der Wirklichkeit weitgehend übereinstimmt. In diesem Fall würde die Denkweise dem Bewusstsein vorauseilen. Entscheidend ist, dass Denkweise und Bewusstsein eine dialektische Einheit bilden. Mit der Entwicklung des Klassenbewusstseins, das sich in erster Linie in der Organisiertheit ausdrückt, zunächst in den Gewerkschaften oder anderen Selbstorganisationen des Kampfes, später in der marxistisch-leninistischen Partei, ist ein Prozess in Gang gesetzt, in dem sich nicht nur das Klassenbewusstsein, sondern auch eine gefestigte proletarische Denkweise entwickelt, auf Grund derer die Genossen immer wieder in der Lage sein werden, sich selbständig in der Wirklichkeit zurechtzufinden, sprich: das entsprechende Bewusstsein über die Wirklichkeit zu entwickeln.

Dieses selbständige Denken und Handeln ist in einer komplizierten Gesellschaft von ausschlaggebender Bedeutung und stellt besondere Anforderungen an die Parteiarbeit von heute. Die in der alten kommunistischen Bewegung stark ausgeprägten zentralistischen Führungsmethoden sind heute untauglich. Deshalb legen wir einen besonderen Wert auf die dialektische Wechselbeziehung von Demokratie und Zentralismus, bei dem sich in einem fortlaufenden Prozess von Kritik und Selbstkritik selbständig denkende und handelnde Kader herausbilden. Das wiederum ist nur möglich, wenn sie die dialektische Methode auf alle Probleme des Parteiaufbaus und Klassenkampfs anwenden.

Um Ihren Standpunkt zu begründen, gehen Sie auch noch eklektizistisch vor. So heißt es in Ihrem Brief auf Seite 9:

»Auf S. 27 erfolgt dann das Resümee des ersten Abschnitts: Nur auf der Grundlage der proletarischen Denkweise kann sich ... das sozialistische Bewußtsein entwickeln.Umgekehrt!«

Hier wird offensichtlich der Zusammenhang des Textes nicht richtig beachtet. Die Betonung: »Nur auf der Grundlage der proletarischen Denkweise kann sich das sozialistische Bewußtsein entwickeln« richtet sich gegen die kleinbürgerliche Denkweise, auf deren Grundlage sich selbstredend kein sozialistisches Bewusstsein entwickeln kann. Hier geht es nicht um Kausalität, wie von Ihnen unterstellt, sondern um die klassenmäßige Grundlage der Herausbildung von sozialistischem Bewusstsein.

Kann man die kleinbürgerliche Denkweise im Kapitalismus besiegen?

Zum gesellschaftlichen System der kleinbürgerlichen Denkweise stellen Sie fest,

»daß wir alle, die wir ja die Gesellschaft bilden, an der Organisation dieses Systems der kleinbürgerlichen Denkweise beteiligt sind.« (S. 6)

Natürlich sind wir auch an dem System der kleinbürgerlichen Denkweise indirekt beteiligt. Zunächst erst einmal ist es eine Abart der bürgerlichen Ideologie, die darauf aus ist, das Klassenbewusstsein zu zersetzen und das System des staatsmonopolistischen Kapitalismus, die Diktatur der Monopole zu verteidigen und zu rechtfertigen. Die kleinbürgerliche Denkweise hat die besondere Eigenschaft, scheinbar bestimmte Merkmale der proletarischen Denkweise in die kleinbürgerliche Denkweise zu überführen und damit den Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie zu verwässern. Insofern sind wir indirekt und ohne unser Zutun an dem gesellschaftlichen System der kleinbürgerlichen Denkweise beteiligt. Aber es ist in erster Linie ein Herrschaftssystem der Bourgeoisie und wir haben keine Verantwortung dafür, dass die Bourgeoisie sich ganz bestimmte Begriffe und Organisationsformen der Arbeiterbewegung zu eigen macht, um ihre herrschende Politik zu verschleiern.

So wird heute oftmals das Solidaritätsgefühl ausgebeutet, um zum Beispiel den sogenannten »Solidaritätszuschlag«, also eine Steuererhöhung zu rechtfertigen. Die Leute haben nichts gegen Solidarität, aber der »Solidaritätszuschlag« hat überhaupt nichts damit zu tun. Er wird ja im Osten und Westen gleichermaßen bezahlt, und die Steuern gehen nicht an die breiten Massen, sondern in erster Linie als Subventionen an dieselben Monopole, die im Osten wie im Westen ihre Herrschaft errichtet haben. Der Begriff “Solidaritätssteuer” verschleiert damit mit einem Begriff aus der Arbeiterbewegung den bürgerlichen Charakter der Wirtschaftspolitik. Solche Begriffsverrenkungen werden systematisch betrieben und bilden eine wichtige Methode des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise.

Sehr wichtig ist Ihre Beobachtung,

»daß man dieses System [der kleinbürgerlichen Denkweise] angreifen muss, nicht um die proletarische Denkweise zum Sieg zu führen, sondern um das Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse zu entfalten.« (S. 6)

Es ist tatsächlich im Kapitalismus nicht möglich, die kleinbürgerliche Denkweise allgemein zu besiegen oder zu überwinden. Denn in der kapitalistischen Gesellschaft wird die gesellschaftliche Denkweise geprägt durch die vorherrschende bürgerliche Weltanschauung im Kampf gegen die proletarische Weltanschauung. Insofern ist die kleinbürgerliche Denkweise, die das Monopolkapital als Hauptwaffe gegen die Entwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins unter den Massen einsetzt, im Kapitalismus allgemein vorherrschend. Deshalb muss die Arbeiterklasse mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig werden. Zu sagen, »wir müssen die kleinbürgerliche Denkweise besiegen«, würde Illusionen in den Kapitalismus schüren und letztlich suggerieren, man brauche nur die Denkweise zu ändern und schon würde sich das System des Kapitalismus in Luft auflösen. Fakt ist aber, dass das gesellschaftliche System der kleinbürgerlichen Denkweise an die Macht der Diktatur der Monopole gebunden ist und erst mit dem Sturz der Diktatur der Monopole auch die Herrschaft des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise verschwinden wird. Der Sieg über die kleinbürgerliche Denkweise ist deshalb mit dem Sieg der proletarischen Revolution identisch. Die kleinbürgerliche Denkweise wird selbst im Sozialismus weiterwirken als Hauptgefahr für eine Restauration des Kapitalismus. Der Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise um die Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins entbrennt auf höherer Stufe.

Gleichzeitig müssen wir den Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung führen, damit sich das Klassenbewusstsein entwickelt. In der Strategie und Taktik gehen wir davon aus, dass wir in der ersten Etappe des Klassenkampfs nur die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus gewinnen können. Das ist der klassenbewusste Kern des Industrieproletariats. Gleichzeitig müssen wir die breiten Massen in den Kampf gegen die Regierung einbeziehen, was eine wichtige Bedingung für die beschleunigte Entwicklung des Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse ist. In der 2. Etappe des Klassenkampfs, der akut revolutionären Situation, wird das System der kleinbürgerlichen Denkweise mehr und mehr an Wirkung unter den breiten Massen verlieren und das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse wird sich sprunghaft entwickeln und auch andere Schichten der Arbeiterklasse und der breiten, zum Teil nicht proletarischen Massen einbeziehen. Erst mit der proletarischen Revolution wird das System der kleinbürgerlichen Denkweise als ein Bestandteil des Herrschaftssystems der Diktatur der Monopole überwunden werden, weil es systemimmanent ist und eben keine individuelle Angelegenheit, wie Sie an verschiedenen Stellen in Ihren Ausführungen vermuten.

Eine Grundvoraussetzung für die Höherentwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins bis zum Sturz der Diktatur der Monopole ist natürlich, dass die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise der Massen richtig angewendet wird. Ein Kernproblem, das wir dabei lösen müssen, ist die Fähigkeit, diesen Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise in der Arbeiterklasse und unter den breiten Massen zutreffend zu analysieren und zu qualifizieren. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf einen metaphysischen Fehler hinweisen, den Sie mit der Interpretation der Aussage aus der »Geschichte der MLPD« (S. 125) machen:

»Jede Denkweise ist klassengebunden, die proletarische Denkweise an die Arbeiterklasse, die bürgerliche Denkweise an die Bourgeoisie und die kleinbürgerliche Denkweise an den schwankenden Charakter der Zwischenschichten.«

Sie folgern daraus, dass ein Arbeiter nur eine proletarische Denkweise und keine kleinbürgerliche Denkweise haben kann,

»da er ja nicht zur Schicht der Kleinbürger gehört«, während ein Kleinbürger »nur eine kleinbürgerliche Denkweise haben kann«. (S. 28/29)

Das ist undialektisch! Beide bzw. alle drei Denkweisen wirken ständig auf die Massen und jeden Einzelnen ein. In Wirklichkeit existiert nur der Kampf zwischen der proletarischen und der kleinbürgerlichen Denkweise. Das bedeutet: Die proletarische Denkweise existiert nur als vorherrschende proletarische Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise. Die kleinbürgerliche Denkweise existiert nur als vorherrschende kleinbürgerliche Denkweise im Kampf gegen die proletarische Denkweise. Wir haben diese Kategorien theoretisch unterschieden, um den Kampf um die Denkweise treffend analysieren und auf die Entwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins und den proletarischen Klassenkampf gezielter einwirken zu können. Es ist ja gerade die Aufgabe der dialektischen Methode, die komplizierten Prozesse im Denken, Fühlen und Handeln der Massen, wie sie sich in der Wirklichkeit abspielen, zu begreifen. Dazu ist die Theorie allein nicht in der Lage. Ohne die allgemeinen Kenntnisse über die dialektischen Entwicklungsgesetze der Denkweise wäre das nicht möglich.

An dieser Stelle möchte ich auch auf Ihre Kritiken an dem Begriff »Umerziehung« eingehen:

»Wir müssen die Massen überzeugen, nicht umerziehen, wobei natürlich Überzeugungsarbeit auch eine Art von Umerziehung zur Folge hat. (...) Auch wenn der Begriff ›Umerziehung‹ ein wissenschaftlicher ist, auch wenn Lenin ihn im Linken Radikalismusverwendet, so ist doch ein Faktum, daß die bürgerlichen Medien ihn in seiner Bedeutung für die Massen radikal verzerrt haben. (..) warum benutze ich nicht gleich den ›Überzeugungsarbeit‹, Aufklärung etc.?« (S. 12/13)

Ich gebe Ihnen Recht, dass es bei der »Umerziehung« von Angehörigen der klein­bürgerlichen Intelligenz in erster Linie um Überzeugungsarbeit geht. Auch Ihr Hinweis, dass wir die ideologischen Verzerrungen dieses Begriffs durch die Bourgeoisie berücksich­tigen müssen, ist wichtig. Deshalb dürfen wir auch in der konkreten Agitation und Propaganda solche Begriffe nicht abstrakt in den Raum stellen. In unserer wissenschaftlichen Arbeit können wir allerdings auf diesen Begriff nicht verzichten, weil er die unterschiedliche Art und Weise der Behandlung der Widersprüche zwischen der Arbeiterklasse und der Intelligenz und innerhalb der Arbeiterklasse berührt. Bei einem Arbeiter geht es um die Überwindung des klassenfremden Einflusses auf seine proletarische Denkweise, während der kleinbürgerliche Intellektuelle seine kleinbürgerliche Denkweise überwinden und einen proletarischen Klassenstandpunkt annehmen muss. Diese Verwandlung von einem kleinbürgerlichen zu einem proletarischen Klassenbewusstsein ist mit dem Begriff »Umerziehung« exakt definiert.

Diese Überzeugungsarbeit zur Umerziehung der kleinbürgerlichen Intellektuellen muss von der Arbeiterklasse aus geführt werden und es wäre tatsächlich Unsinn, falls Ihnen gegenüber von einem Mitglied der MLPD vertreten worden ist, dass die kleinbürgerliche Denkweise ausschließlich aus »eigenem Antrieb« überwunden werden kann. (S. 13) Das geht nur durch den Einfluss der proletarischen Denkweise und setzt die Bereitschaft bei den kleinbürgerlichen Intellektuellen voraus, von der Arbeiterklasse zu lernen, ihr in ihrem Befreiungskampf zu dienen, in gewisser Hinsicht mit der Arbeiterklasse zu verschmelzen.

Umerziehung ist also ein dialektischer Prozess, in dem beide Seiten eine bewusste und aktive Rolle einnehmen: Die Arbeiterklasse mit ihrer revolutionären Partei wirkt durch ihr praktisches Gespür, ihre Organisation, Disziplin, Kollektivität, Verbundenheit mit den Massen, prinzipielle Kritik und Selbstkritik, proletarische Linie usw. systematisch auf die Umwandlung der kleinbürgerlichen Denkweise der Intellektuellen ein. Diese wiederum müssen bewusst und freiwillig daran arbeiten, eine Abgehobenheit vom Leben der einfachen Leute, Unbeholfenheit in praktischen Dingen, Individualismus, Eigensinnigkeit, Besserwisserei usw. in Frage zu stellen, diese aus ihren Existenzbedingungen stammenden kleinbürgerlichen Angewohnheiten an der Seite und unter Führung der Arbeiterklasse überwinden und die proletarische Denkweise annehmen. Diese Umerziehung von Intellektuellen als bewusster Kampf um die Denkweise war und ist einer der Trümpfe für den erfolgreichen Parteiaufbau der MLPD.

Ihr Hinweis, dass »erklärend auf die ideologische Verzerrung dieses Begriffs eingegangen« (S. 13) hätte werden können, hat sicher seine Berechtigung. Es wäre aber auch nicht richtig, auf solche wissenschaftlichen Begriffe überhaupt zu verzichten, wie es die modernen Revisionisten tun, die damit der bürgerlichen Ideologie Tür und Tor öffnen.

Parteiaufbau auf der Grundlage der proletarischen Denkweise als entscheidende Quintessenz, die die MLPD aus der Auseinandersetzung zieht

Sie gelangen zu der Auffassung:

»Die Autoren gehen davon aus, daß die kleinbürgerliche Denkweise innerhalb des Proletariats weit verbreitet ist. Ihre Schlußfolgerung daraus ist, daß man um die Verbreitung der Lehre von der Denkweise kämpfen muß.« (S. 11)

Richtig ist, dass der Ausgangspunkt die große Bedeutung der kleinbürgerlichen Denkweise ist, mit der die Arbeiterklasse schwerer fertig wird als mit der offenen bürgerlichen Politik, dem offenen Antikommunismus usw. Aber um mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden, müssen wir nicht in erster Linie eine Propaganda über die Lehre von der Denkweise machen, sondern lernen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise in unserem Denken, Fühlen und Handeln fertig zu werden, um wiederum den Massen helfen zu können, mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden. Das Buch ist in erster Linie eine Anleitung zum Handeln und ist Bestandteil unserer theoretischen Grundlage der Partei neuen Typs, in der die Lehre von der Denkweise eine wichtige Rolle spielt. Wie das konkret gemacht wird, haben wir inzwischen bezüglich der Frauenbewegung konkretisiert und in dem Buch »Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau« dargelegt.

Auf ihrem V. Parteitag hat die MLPD die proletarische Denkweise als Grundlage aufgenommen, was nichts anderes bedeutet, als dass wir unser ganzes Bewusstsein, mit dem wir unsere Parteiarbeit machen, mit diesem Problem der Denkweise durchdringen. Einer der wichtigsten Schlussfolgerungen für uns war, die gesamte Parteitätigkeit unter der Prämisse der bewussten Anwendung der dialektischen Methode zu stellen, um besser zwischen den Einflüssen der proletarischen und kleinbürgerlichen Denkweise unterscheiden zu können und damit fertig zu werden. In den letzten Jahren haben wir sehr intensiv an dem Problem gearbeitet und dadurch unsere Arbeit qualitativ höherentwickelt und die Ausbildung unserer Mitglieder und Kader erheblich erhöht. Das war eine wichtige Grundlage, verschiedene Probleme im Klassenkampf zu lösen.

Ihr Resümee aus der ganzen Auseinandersetzung ist:

»Eine vom Klassenkampf und der gesellschaftlichen Praxis losgelöste Lehre zur Selbstveränderung der Partei als entscheidendes Kettenglied im Kampf um den Sozialismus ist eine Lehre, die dem Klassenfeind zumindest indirekt in die Hände spielt.« (S. 40)

Das ist natürlich eine provokative Behauptung, die Sie an keiner Stelle weder in der Theorie noch an der Praxis der MLPD nachweisen können!

Sie selbst sind in der Montagsdemonstrationsbewegung aktiv und sehen, dass es für uns nicht nur wichtig ist, an dieser Bewegung teilzunehmen, sondern auch Methoden zu entwickeln, damit sich die Leute ständig untereinander auseinandersetzen und ihre Erfahrungen austauschen. Allein das Offene Mikrofon ist geeignet, dass die Leute verstehen, dass es nicht nur ihr persönliches Schicksal ist, sondern dass es ein gesellschaftliches Phänomen ist, was hier geschieht. Deshalb kann das Problem der Arbeitslosigkeit und Hartz IV auch nur gesamtgesellschaftlich geklärt werden. Die Diskussion bei den Montagsdemonstrationen dient auch dazu, falsche, einseitige Einschätzungen zu korrigieren und sich gegenseitig zu helfen, um mit verschiedenen Argumenten und Manipulationen im Zusammenhang mit Hartz IV fertig zu werden. Ich weiß zumindest von Gelsenkirchen, dass es sehr gut gelingt, dass inzwischen eine große Masse von Menschen in diese Diskussion bei der Montagsdemonstration einbezogen ist. Das sind nicht nur Leute, die in der MLPD sind, das sind Leute aus der Wahlalternative, aus Kreisen der PDS, Sozialdemokraten oder ehemalige Sozialdemokraten und natürlich auch viele Parteilose und Gewerkschafter.

Der Kampf um die Denkweise ist eine wichtige Methode zur Entwicklung des notwendigen Klassenbewusstseins, das sich in dieser Gesellschaft höchstens noch bis zu einem bestimmten Grad spontan herausbildet, was aber für den Klassenkampf nicht ausreicht.

Auch den Streik bei Opel Bochum haben wir nicht einfach mit herkömmlichen Mitteln geführt. Hier war sehr wichtig, das Offene Mikrofon einzuführen, stündliche Versammlungen der Streikenden an den Toren, der Erfahrungsaustausch über das, was in der Presse steht, was der Betriebsrat, was die Geschäftsleitung sagt usw.. Auf diese Weise hat sich der klassenkämpferische Kern unter der Bedingung des Streiks schnell erhöht. Am Anfang waren es vielleicht 500 Aktive, die den Streik aktiv trugen und organisierten, am Ende des Streiks waren es 3 500, die diesem klassenkämpferischen Kern der Belegschaft zugerechnet werden konnten. Diese Methode der beschleunigten Herausbildung von Klassenbewusstsein ist die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise. Sie hat insbesondere im Opel-Streik eine so wichtige Bedeutung erlangt, dass sie stärker war als der ganze Machtapparat der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, der Massenmedien usw. Nur durch einen bestimmten Trick konnten sie die unentschlossene mittlere Gruppe der Belegschaft von der führenden Gruppe abspalten und ein Mehrheitsergebnis gegen den Streik auf einer Betriebsversammlung erreichen. Das führte zwar zur vorläufigen Beendigung des Streiks, konnte aber das Signal des Opel-Streiks nicht mehr auslöschen.

Die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik hat durch die Erweiterung der Strategie und Taktik um die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise der Massen eine wichtige Weiterentwicklung erfahren. Es ist eine Weiterentwicklung, weil sie bewusst Einfluss nimmt auf die Entwicklung des Klassenbewusstseins und der Wechselbeziehung zwischen der Partei und den Massen. Insbesondere befasst sie sich mit der Frage, wie das Klassenbewusstsein entsteht und wie die Strategie und Taktik der Partei zur Strategie und Taktik der Massen wird. Das alles zu verstehen und zu lernen, erfordert einen Lernprozess, einen Prozess der Selbstveränderung, nicht um uns vom Klassenkampf abzuwenden, sondern ihn entsprechend den veränderten Bedingungen wirkungsvoller führen zu können.

An einer anderen Stelle bereitet »das dreifache Denken« Ihnen Kopfzerbrechen (S. 27), obwohl es nichts anderes ist als eine konkrete Faustregel, wie man die dialektische Methode in die alltägliche Praxis unserer Genossen einführt. Sie soll die Genossen anhalten, die Dinge in die Tiefe, in die Perspektive zu durchdenken und sie dann planmäßig umzusetzen. Sie mögen das für eine Selbstverständlichkeit halten, was es aber nicht ist. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass solche populären Anleitungen eine wichtige Hilfestellung sein können, um die dialektische Methode auch in der Praxis anzuwenden. Denn es bedarf tatsächlich, worauf Sie zurecht hinweisen »eines ungeheuren Maßes an Selbstbeobachtung und Selbstkritik, bei sich selber eine kleinbürgerliche Denkweise zu erkennen.« (S. 27)

Ich verhehle nicht, dass es selbstredend auch in der MLPD Schwierigkeiten gibt, die Probleme mit dem dreifachen Denken zu lösen. Das ist normal! Der Stolperstein sind vor allem die metaphysischen Denkgewohnheiten, die nun einmal in der bürgerlichen Gesellschaft vorherrschen, mit denen jeder mehr oder weniger groß wird und die von der bürgerlichen Ideologie tagtäglich von früh bis spät verbreitet werden. Gerade deshalb legen wir großen Wert bei der Ausbildung unserer Genossen in der dialektischen Methode, dass dabei gelernt wird, die eigene Prägung durch die metaphysische Denkweise bewusst in Frage zu stellen und zu überwinden.

Nun möchte ich noch auf Ihre interessante Frage eingehen:

»Was wird mit den Menschen, die politisch aktiv werden wollen? Werden sie in der MLPD dazu die Möglichkeit haben, auch wenn sie nicht die gewünschte Denkweise haben?« (S. 39)

Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass der Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise universell ist und keiner gefeit ist gegen die Einflüsse der kleinbürgerlichen Denkweise. Wir bemühen uns, die Arbeit so zu organisieren, dass sich die proletarische Denkweise festigt im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise. Das findet im allgemeinen mit der Methode von Hinweisen, Kritik und Selbstkritik statt, aber auch mit der Herausbildung des notwendigen Selbstbewusstseins, der theoretischen Schulung, des ideologischen Kampfs usw. Im Unterschied zur alten kommunistischen Bewegung gehen wir nicht von "fertigen Kadern” aus und wenn einmal ein Fehler gemacht wird, ist das für uns nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist, wie jemand zu seinen Fehlern steht, ob er willens und in der Lage ist, diese Fehler aufzuarbeiten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Entsprechend hat unsere Partei eine proletarische Streitkultur entwickelt, die sicherlich zu einer der wichtigsten Errungenschaften und Anziehungskräften unserer Parteiarbeit gehört.

Werter Kollege Wallmann!

Die »gewünschte Denkweise« ist nicht etwa, wie Sie vermuten mögen, die »hundertprozentige proletarische Denkweise«, denn wir sind keine kleinbürgerlichen Idealisten. Gewünscht wird ein aktiver ideologischer Kampf um die Denkweise und um die Selbstveränderung. Dabei bekommen unsere Mitglieder und Kader in der Partei jede erdenkliche Hilfe.

Durch Ihre gesamte Ausarbeitung schimmert ein Vorbehalt und Skepsis gegen die Lehre von der Denkweise durch. Wir sprechen mit Recht von einer Partei neuen Typs, die Schlussfolgerungen aus Fehlern der alten kommunistischen Bewegung ebenso zieht wie aus der revisionistischen Entartung eines großen Teils der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung und der Restauration des Kapitalismus in ausnahmslos allen ehemals sozialistischen Ländern.

Ich glaube, es ist gerechtfertigt, aus dieser historischen Niederlage der Arbeiterklasse auch historische Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir maßen uns nicht an, alle Schlussfolgerungen daraus bereits gezogen zu haben, sind offen für alles, was uns für einen neuen Aufschwung des Kampfs um den Sozialismus und die Entwicklung der MLPD zur Partei der Massen weiterhilft.

Ich hoffe, ich habe Ihnen erschöpfend meine Antwort mitgeteilt. Wir selbst haben den Schluss gezogen, dass wir in unserem nächsten theoretischen Organ noch weiter auf die Probleme der praktischen Handhabung der Lehre von der Denkweise eingehen wollen, die ich zum Teil in dem Brief angedeutet habe.

Mit herzlichen Grüßen

Stefan Engel