Briefwechsel
Wie die revisionistische "Juche"-Ideologie aus Nordkorea die Grundlagen des Marxismus-Leninismus in Frage stellt
Ein Genosse schreibt an einen Sympathisanten, der ein Buch zur Juche-Philosophie in Nordkorea verfasst hat:
"...ich habe mich ausführlich mit einer Rede von Kim Jong IL vor verantwortlichen Funktionären vom 30.Mai 1990 unter dem Titel: „Einige Fragen über die ideologische Grundlage des Sozialismus“ befasst. Darin wird ausgeführt:
"Natürlich akzeptiert die Juche-Philosophie die notwendigen Prinzipien der marxistischen Dialektik des Marxismus. Aber sie ist eine eigenschöpferische Philosophie, die vor allem die Grundfrage der Philosophie auf neue Weise gestellt und auch ihr Aufbausystem und ihren Inhalt neu systematisiert hat. Die Juche-Philosophie umriss den philosophischen Grundsatz, dass der Mensch Herr über alles ist und alles entscheidet,...“
Diese Auffassung widerspricht grundlegend der Auffassung von Friedrich Engels der von „Beherrschung der der Naturgesetze“ sprach (siehe Dialektik der Natur, ME-Werke, Bd. 20, S. 453). Er sprach nicht davon, dass der Mensch Herr über alles ist und alles entscheidet. Diese dialektische Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur wird hier völlig missachtet. In der sozialistischen Sowjetunion gab es darüber eine grundlegende Auseinandersetzung. Es wurde die Gigantomanie bei Projekten kritisiert. Es gab u.a. die Vorstellung ganze Flüsse umzuleiten. Im Buch Katastrophenalarm von Stefan Engel wird darüber im Kapitel die „Umweltpolitik in ehemals sozialistischen Ländern“ eine Auseinandersetzung geführt. Auch darüber welche Folgen solche idealistische Auffassungen in der Praxis hatten u.a. an der Frage des Aralsees. Oder auf Seite 300 und 301 wird anhand des Dawydow-Plans die Auseinandersetzung geführt. Stalin schrieb dazu in Ökonomische Probleme des Sozialismus 1952:“Bedeutet das, dass die Menschen damit die Gesetze der Natur, die Gesetze der Wissenschaft aufgehoben, dass sie neue Gesetze der Natur, neue Gesetze der Wissenschaft geschaffen haben? Nein das bedeutet es nicht . Im Gegenteil. Diese ganze Prozedur wird auf der exakten Grundlage der Gesetz der Natur, der Gesetze der Wissenschaft vollzogen, denn jeder Verstoß gegen die Naturgesetze, auch der kleinste, würde nur dazu führen, daß das Ganze gestört, daß die Prozedur vereitelt wird.“ („Ökonomische Problem des Sozialismus in der UdSSR“, Stalin Werke, Bd. 15., S. 295)
Warum stellt die Juche Ideologie die Grundfrage die Stellung des Menschen in der Welt neu? Dafür besteht überhaupt keine Notwendigkeit, hier die Grundlinie von Marx und Engels zu verlassen. Das ist eine weltanschauliche Grundfrage.
Ich gebe zu, das ist nicht leicht zu durchschauen auch der Unterschied zur Idee der Kulturrevolution oder der Lehre von der Denkweise. Natürlich ist die Rolle des Bewusstseins und wie dieses unter heutige Bedingungen entsteht für den sozialistischen Aufbau entscheidend. Überheblich wird bezüglich der Juche Ideen behauptet: Anhand des Grundsatzes der marxistischen materialistischen Geschichtsauffassung kann man keine eindeutige Antwort auf die Frage der Revolution nach der Errichtung der sozialistischen Ordnung geben.“ (Rede Kim Jong IL vor verantwortlichen Funktionären, S 6 ) Das ist völliger Unfug, sowohl die Idee der Kulturrevolution als auch die Lehre von der Denkweise basieren auf dem Marxismus-Leninismus. Sie analysieren konkret auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus die neuen Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus über Jahrzehnte hinweg und geben überzeugende Antworten. Dazu muss ich nicht die Grundfrage der Stellung des Menschen in der Welt neu stellen und die Weltanschauung des Marxismus-Leninismus als „historisch begrenzt“ darstellen."
In der Konsequenz führt das in Nordkorea zur Aufhebung des Demokratischen Zentralismus und zur Einführung des Führerprinzips. „Die Ideen des Führers sind die einheitliche Leitideologie und die einheitliche Führung des Führers über die Revolution und den Aufbau wird durch die revolutionären Streitkräfte zuverlässig gewährleistet und verkörpert.“ (zitiert nach www.naenara.com.kp/de/politics/?juche+10257). Auch hier werden Grundprinzipien des sozialistischen Aufbaus, wie der Demokratische Zentralismus außer Kraft gesetzt: Führerprinzip statt Demokratischer Zentralismus, Militärdiktatur statt Diktatur des Proletariats. Das widerspricht aber auch grundlegend den Auffassungen von Mao-Tsetung über das Verhältnis von Partei und Massen. ..."