Rezension zum RW 37
Weder grenzenloser Technikoptimismus noch trostlose Weltuntergangsstimmung!
Rezension zum Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus" von Marco Tamayo, Frankfurt/Main vom 4. Mai 2022
Mit Spannung durfte man auf den zweiten Teil des Buches „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“ warten. Im Januar erschien er nun unter dem Titel: „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“.
Das Buch ist in 18 Teile untergliedert, die sich den verschiedenen Positionen sowohl der klassischen bürgerlichen Ideologie als auch den diversen Spielarten des Opportunismus des Revisionismus und des Neorevisionismus widmen.
Vorweg: Wie bereits im 1. Band („Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“) ist der Text übersichtlich und vor allem auch für „Nicht-Intellektuelle“ verständlich geschrieben. Er bedient sich nicht einer kruden soziologischen Note, um in einem verschrobenen Deutsch die eigene Eitelkeit hervorzuheben. Davon gibt es am „Markt“ Papier im Überfluss.
Eine Rezension soll keine Lobhudelei sein. Nach wie vor fehlt ein vernünftiger Index. Dazu siehe meine Rezension des ersten Bandes „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“.
Nun zu Sache:
Kapitel 6 unter der Überschrift: „Bürgerliche Digitalisierungsmythen und der Hype um die »künstliche Intelligenz«“ ist besonders hervorzuheben. „Die Digitalisierung erfasst und vernetzt heute weltweit zunehmend alle Bereiche in Produktion, Handel, Verwaltung, Bildung, Kommunikation, Medien und der ganzen Gesellschaft.“ (Seite 78). Es wird aufgezeigt, dass die Produktivkräfte sowohl großartige Potentiale haben, sich aber in den Händen der Monopolkapitalisten als Destruktivkräfte erweisen. Unter den kapitalistischen Bedingungen ergibt sich „eine chronische Strukturkrise auf der Grundlage der Digitalisierung mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen.“ (Seite 79)
In diesem Rahmen werden zwei Gesichtspunkte hervorgehoben: auf der einen Seite der grenzenlose Technikoptimismus und auf der anderen Seite eine trostlose Weltuntergangsstimmung. Beide sind Ausdruck einer kleinbürgerlichen Denkweise. Das Kapitel reißt die Thematik an. Da der Hype der Digitalisierung ungebrochen zunimmt, erscheint es notwendig, dazu ein eigenes Buch zu machen, welches die führende Rolle des Marxismus-Leninismus zum Ausdruck bringt. Hier existiert ein „schwarzes Loch“. Der digitale Computer wird in absehbarer Zeit durch den Quantencomputer ersetzt. Das ist eine revolutionäre Entwicklung der Produktivkräfte.
Kapitel 10 nimmt Stellung bezüglich der weltanschaulichen Grundlage des chinesischen Sozialimperialismus. Prägnant und überzeugend wird die Restauration des Kapitalismus dargestellt. China hat sich zu einer imperialistischen Macht entwickelt. Die Revisionisten aller Couleur unterstützen heute China. Sie bekämpften in der Vergangenheit das sozialistische China unter Mao Tse-tung. Es ist wertvoll, dass das Kapitel die Kulturrevolution positiv bewertet. Sie wurde von den Revisionisten geradezu hingebungsvoll mit religiösem Eifer kritisiert. Interessant ist, dass die bürgerlichen Ideologen China als „kommunistisch“ bezeichnen. Hier treffen sich der Revisionismus und die bürgerlichen „Denkfabriken“. Marxisten-Leninisten benötigen einen klaren Standpunkt zu China. Dazu trägt das Buch bei.
Kapitel 5 befasst sich mit einem „Chefideologen“ der Bourgeoise: dem Positivismus von Karl Raimund Popper. Er ist der „gefeierte Prophet der Freiheit“. Es geht um die Freiheit der herrschenden Klasse. Der »kritische Rationalismus« dient den Herrschenden als weltanschauliche Waffe des modernen Antikommunismus gegen die kommunistische Freiheitsideologie. Unsere Schulbücher sind voll des Lobes und singen wahre Hymnen auf den Positivismus. Unterschwellig wird suggeriert, es handele sich um eine ideologiefreie Doktrin. Viele Lehrbücher, auch naturwissenschaftliche Texte sind durchdrungen von Poppers Gedankenwelt.
Die Rezension kann nicht alle Kapitel angehen. Sie möchte zum Lesen anregen. Es sei trotzdem noch erwähnt, dass die Illusionen eines Abdullah Öcalan vom demokratischen Konföderalismus, die Juche Ideologie Kim Il Sungs und Enver Hoxhas Weg zum Revisionismus dargestellt werden.
Marco Tamayo 4. 5. 2022