Zeitschrift "Gegenwind", Nr. 407

Zeitschrift "Gegenwind", Nr. 407

Sich Durchblick verschaffen in krisenhaften Zeiten-Rezension aus der Zeitschrift "Gegenwind"

Rezension der Broschüre "Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems", erschienen in der Zeitschrift "Gegenwind" Nr. 407

Von Jörg Pitzschel

Eine differenzierte, fundierte Analyse des Ukrainekriegs

Bereits im Jahre 2018 warnte der Verfassungsschutzbericht vor dem Potenzial der umfangreichen Analysen sog. „dogmatischer Linksextremisten“, die als angeblich geistige Brandstifter andere Kräfte ideologisch inspirieren könnten. Wer sich jedoch vom Verfassungsschutz keine Denkverbote auferlegen lassen möchte, dem sei die kompakte, aber dennoch umfangreiche Analyse des Autorenteams Stefan Engel, Gabi Fechtner und Monika Gärtner-Engel, allesamt beheimatet in der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), zur Lektüre empfohlen.

In der Broschüre „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“ werden unter Anwendung der dialektischen Methode die Zusammenhänge, die Wechselwirkungen und die Ursachen dieses Krieges untersucht und Schlussfolgerungen für eine neue Friedensbewegung gezogen.

Die Autoren ergreifen weder Partei für den russischen Imperialismus noch für den NATO- oder den EU-Imperialismus und auch nicht für die Bundesregierung. Sie legen dar, dass es sich um einen von beiden Seiten ungerechten Krieg zwischen dem neuimperialistischen Russland und der kapitalistischen Ukraine handelt, wobei die Ukraine unterstützt, angestachelt und hochgerüstet wird von der NATO mit den USA an der Spitze. Die Ukraine ist für die Autoren ein ebenso durch und durch reaktionärer kapitalistischer Staat wie das Russland Putins, was anhand vielfältiger Beispiele belegt wird.

Wichtig ist der Nachweis der Feststellung, dass die Ursache des Krieges in der ungleichmäßigen ökonomischen und politischen Entwicklung der imperialistischen Staaten, die nach einer Neuverteilung der Einflussgebiete drängen, zu suchen ist. Dabei untermauern die Autoren ihre These, dass die Außen- und Militärpolitik fast aller imperialistischen Länder bereits zur Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs übergegangen ist. Alle maßgebenden imperialistischen Länder, darunter auch China und Deutschland, werden untersucht.

Die strategische Schwäche der Herrschenden, die die zunehmende Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems nicht mehr in den Griff kriegen, und die Entwicklung hin zu einer revolutionären Weltkrise werden aufgezeigt.

Weiterhin befasst sich die Broschüre mit der Wechselwirkung von Faschismus und Krieg, dem Übergang zum weltweiten Wirtschaftskrieg, der Beschleunigung zur Entwicklung einer globalen Umweltkatastrophe, mit dem Übergang des Opportunismus zum Sozialchauvinismus , mit der beschleunigten Destabilisierung des imperialistischen Weltsystems und dem aktiven Widerstand gegen den Dritten Weltkrieg.

Die Broschüre ist durchgehend spannend, sehr gut verständlich, sehr reichhaltig an Informationen und entwickelt eine gute Polemik. Bei den G7-Protesten in München und Garmisch-Partenkirchen und auf der Antikriegsdemonstration in Berlin am 2.7. ist sie bereits auf großes Interesse gestoßen.

Jörg Pitzschel

Stefan Engel, Gabi Fechtner, Monika Gärtner Engel: Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems, Verlag Neuer Weg, Essen 2022, 74 Seiten, ISBN 978-3-88021-619-8, 5,00 Euro

Link: https://www.mlpd.de/broschueren/der-ukrainekrieg-und-die-offene-Krise-des-imperialistischen-Weltsystems