Rezension zum RW 37
Satte Charakterisierung zum Thema Corona...
Als Hausarzt war ich besonders gespannt auf das Kapitel zur Covid-19-Pandemie.
Doch ich habe mich nicht gleich darauf gestürzt. Denn die recht kurze Einleitung gibt erst einmal einen Überblick über das weite Feld, welches das Buch bearbeitet. Bereits dort wird verdeutlicht, worum es in dem Buch über den Titel hinaus geht: „Der Opportunismus soll die Arbeiter- und die Volksbewegung vom Klassenkampf und vom wissenschaftlichen Sozialismus abbringen“. Und es fordert zugleich heraus: „Jeder politisch denkende und verantwortlich handelnde Mensch muss sich heute die Frage stellen, wie er zu dem weltumspannenden kapitalistischen System steht“.
Zum Thema Corona enthält die Einleitung bereits eine satte Charakterisierung: „Das katastrophale Krisenmanagement der deutschen Bundesregierung in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise nach 2018 in Wechselwirkung mit der Covid-19-Pandemie wird einer scharfen Kritik unterzogen. Dabei werden vor allem seine weltanschaulichen Ursachen untersucht“. Ich war gespannt, ob das Kapitel dem gerecht würde?
Vielen hat sich der Verlauf der Pandemie ja als einziges Chaos dargestellt: keine Masken, keine Tests, keine Impfungen, Wechsel von scharfen Einschränkungen zu übereilten und (zu) weit gehenden Lockerungen. Gibt das Kapitel dazu eine wissenschaftliche Beurteilung? Hier einige Feststellungen, die der Leser trefflich untermauert findet: „Die bereits 2018 vor der Covid-19-Pandemie ausgebrochene Weltwirtschafts- und Finanzkrise verschwand hinter dem Begriff »Corona-Krise«. Die oberste Maxime des Krisenmanagements war, in jeder Phase der Pandemie die Maximalprofit bringende Industrieproduktion und den Handel aufrecht zu erhalten“.
Oder zum unberechtigt guten Ruf des Pragmatismus: „Das pragmatische »Auf-Sicht-Fahren«: Die wesentliche weltanschauliche Methode des regierungsamtlichen Krisenmanagements war der Pragmatismus. Seine Leitlinie sind die Interessen der Monopole. Pragmatiker folgen dem Grundmuster, dass immer nur aktuell reagiert und keine systematische, vorausschauende Politik betrieben wird, etwa zur Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung“.
Letzte grundsätzliche Kritik, um nicht zu viel zu verraten: “Weiter gab es auch keine wirklich wissenschaftliche Grundlage für das Covid-19- Krisenmanagement. Zwar wurde die Öffentlichkeit mit verschiedensten Daten und täglich neuen Statements von Virologen zum Infektionsgeschehen überflutet....(aber) diese Fakten reduzierten sich typisch positivistisch auf die Beschreibung vereinzelter Entwicklungen und vernachlässigten Zusammenhänge“.
Die aufgeführten „Bausteine“ können nur einen Einblick geben. Wodurch der Schluss des Kapitels besonders besticht, ist die allseitige Vision, wie die bereits vorhandenen Potenziale genutzt werden könnten nach Überwindung der gesellschaftlichen Begrenztheit.
Lesen sie selbst!