RW-Redaktion

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Rosa Luxemburg verteidigte den revolutionären Charakter von Friedrich Engels

Kritik am der Brief unter dem Titel "Ist Friedrich Engels am Ende seines Lebens zum bürgerlichen Parlamentarier geworden?"

Von Dieter Klauth

Liebe Genossen,

zu dem Brief „Ist Friedrich Engels am Ende seines Lebens zum bürgerlichen Parlamentarier geworden?“, der am 10. Juni 21 auf die RW-Homepage gesetzt wurde, möchte ich folgendes ergänzen: Schon 1969 machte Willi Dickhut im REVOLUTIONÄREN WEG 2 auf die darin angesprochene Verfälschung Engels` aufmerksam und schrieb: „Heißt das, das Engels gegen den bewaffneten Aufstand, gegen den gewaltsamen Weg ist? Mit dieser Textstelle haben die revisionistischen Führer der SPD jahrzehntelang ihren verräterischen Kurs begründet. Auf Anweisung des Parteivorstands waren jedoch der folgende Absatz und einige andere Stellen gestrichen, d. h. nicht veröffentlicht worden: … “ (zitiert aus der überarbeiteten Sammelausgabe des RW 1-3/70 von 1984, S. 96)

Der RW 2 ging damals nicht auf die Wirkung dieser Fälschung auf Rosa Luxemburg ein, statt dessen wies er auf Lenins Auffassung zu dieser Frage hin, die in dessen Schrift „Staat und Revolution“ enthalten ist, in der er den Opportunismus der deutschen Sozialdemokratie kennzeichnete. Auch Rosa Luxemburg, der die sinnentstellende Kürzung des Textes von Engels nicht bekannt war, hob in ihrer Rede auf dem Gründungsparteitag der KPD auf die Kritik am Opportunismus ab. Sie stellte dar, dass Engels durch die SPD-Reichstagsfraktion, namentlich durch Bebel, dazu gedrängt worden sei, „jene Vorrede zu schreiben, da es jetzt die dringende Notwendigkeit sei, die deutschen Arbeiter vor anarchistischen Entgleisungen zu retten“. (Rosa Luxemburg - „Rede zum Programm. Gehalten auf dem Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) am 29. - 31. Dezember 1918 zu Berlin“, Nachdruck Neuer Malik, Berlin, S. 8) Sie „entschuldigte“ Engels damit, dass er im Ausland gelebt habe und die konkrete Lage dadurch nicht hätte erfassen können. Zugleich versicherte sie, „daß Engels und, wenn er gelebt hätte Marx die ersten gewesen wären, um mit aller Kraft hiergegen zu protestieren und mit mächtiger Hand den Karren zurückzureißen, daß er nicht in den Sumpf hinabrollte. Aber Engels starb im gleichen Jahre als er sein Vorwort schrieb. Im Jahre 1895 haben wir ihn verloren; seitdem ging leider die theoretische Führung aus den Händen von Engels in die Hände eines Kautsky über, und da erleben wir die Erscheinung, daß jede Auflehnung gegen den Nur-Parlamentarismus, die Auflehnung, die auf jedem Parteitag von links kam, getragen von einer größeren oder kleineren Gruppe von Genossen, die in zähem Kampf gegen die Versumpfung standen, über deren drohende Folgen sich jeder klar werden mußte, - daß jede solche Auflehnung als Anarchismus, Anarchosozialismus, mindestens aber Antimarxismus gestempelt wurde.“ (ebd., S. 8-9)

Es trifft nicht zu, wenn der Genosse Rosa Luxemburg unterstellt, sie habe den Parteitag dazu aufgerufen, die Jahre von 1848 bis 1895 beiseite zu schieben. Sie stellte vielmehr dar, dass man jetzt – in der Revolution von 1918 – an einen Punkt von 1848 (auch einem Revolutionsjahr!) zurück gelangt sei: „...die historische Entwicklung hat dahin geführt, daß wir heute zu der Auffassung zurückkehren, die Marx und Engels nachher als eine irrtümliche aufgegeben hatten. Sie hatten sie mit gutem Grunde damals als eine irrtümliche aufgegeben. Die Entwicklung des Kapitals, die inzwischen vor sich gegangen ist, hat uns dahin gebracht, daß das, was damals Irrtum war, heute Wahrheit geworden ist; und heute ist unmittelbare Aufgabe, das zu erfüllen, wovor Marx und Engels im Jahre 1848 standen.“ (ebd., S. 5) Es trifft ebenfalls nicht zu, dass Rosa Luxemburg Engels in einen „Parlamentarier“ und einen „Revolutionär“ hätte teilen wollen. Sie wurde durch die SPD-Revisionisten getäuscht, zweifelte deshalb aber nicht an Engels.

Von der Partei „Die Linke“ wird dagegen versucht, Rosa Luxemburg gegen den Marxismus-Leninismus in Stellung zu bringen, z. B. auch dadurch, dass ihre zeitweise falschen Ansichten über Lenin und die Bolschewiki in und nach der Oktoberrevolution von 1917 als ihre letzten Worte ausgegeben werden. Sie fällt damit einer ähnlichen Fälschung zum Opfer wie seinerzeit Engels. Die unbefugte Veröffentlichung von Schriften aus ihrem Nachlass durch antikommunistische Elemente, die die selbstkritische Überwindung der darin getroffenen Aussagen verschwiegen, machte das möglich.

Beide Vorgänge zeigen, dass wir als Marxisten-Leninisten heute gefordert sind, den revisionistischen und reformistischen Fälschern entgegen zu treten, die mit ihrem modernen Antikommunismus, der sich scheinheilig auf Rosa Luxemburg beruft, die Revolutionierung der Arbeiter verhindern wollen!

Herzliche Grüße,

Dieter Klauth