RW-Redaktion

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Querdenker – Auseinandersetzung um das „kritische Denken“

Antwort der RW Redaktion auf die Kritik eines Rote Fahne Lesers

Lieber Kollege T.,

vielen Dank für Ihre Email zum Thema der Querdenker und Volksverhetzung. Wir möchten uns für die verspätete Antwort entschuldigen, hoffen, dass sie aber weiterhin zu Klärung beiträgt.

Kritisches Denken und Hinterfragen der herrschenden Lehrmeinung ist vor allem in Gesellschaften wie dem heutigen Kapitalismus, in dem monopolisierte Medien sehr stark die Meinungsbildung im Interesse von Regierungen ausrichten, unbedingt notwendig. Die ganze Entstehung des Marxismus, des wissenschaftlichen Sozialismus und seine heutige Weiterentwicklung basierte auf der tiefen und schöpferischen Kritik der herrschenden bürgerlichen Lehrmeinungen. Diese Kritik ist vorwärtstreibend für den Erkenntnisfortschritt der Menschen, wenn sie wissenschaftlich fundiert ist, materialistisch auf den Tatsachen aufbaut und dialektisch diese in die Erkenntnis des Gesamtzusammenhang von Natur, Mensch und Gesellschaft einordnet. Solch eine Kritik ist natürlich richtig und fortschrittlich.

Es gibt aber auch reaktionäre Kritik, die sich von der Wirklichkeit ablöst und sich die Welt nach eigenen egoistischen Interessen oder gar Machtinteressen der Herrschenden zu recht biegt. Ihr Ausgangspunkt ist die reaktionäre bürgerliche idealistische Weltanschauung, nach der es keine objektive Wirklichkeit gibt, die das menschliche Denken immer besser widerspiegelt. Sondern jeder soll sich seine Welt im Kopf zu Recht legen. Dazu gehören die „Querdenker“. Sie greifen berechtigte Kritiken der Menschen an der Regierungspolitik zu Corona auf, um sie dann aber zu vermischen mit einer völlig wirklichkeitsfremden und menschenverachtenden Ablehnung von Gesundheitsschutzmaßnahmen bis hin zur Leugnung, dass es sich beim Corona Virus überhaupt um ein gefährliches Virus handelt.

In Wahrheit handelt es sich also bei „Querdenken“ also gar nicht um kritisches Denken, sondern um abstruse Verdrehung wissenschaftlicher Tatsachen. Die Pseudokritik ist die Hülle, um reaktionäres Gedankengut zu verbreiten. Um unterscheiden zu können, ob es sich um fundierte Kritik oder Verdrehung handelt, muss man auch untersuchen, wem solche Auffassungen nützen und wie sie in der Praxis wirken. Nicht umsonst gehören gerade die reaktionärsten, faschistoiden Vertreter bürgerlichen Regierungen, wie Bolsonaro in Brasilien, Modi in Indien oder bis letztes Jahr Trump in den USA zu den Corona Leugnern oder Verharmlosern. In Bezug auf Corona sind ihre Auffassungen nahezu deckungsgleich zu den „Querdenkern“. Das hatte und hat weiterhin entsetzliches Elend mit 100.000enden von vermeidbaren Todesopfern zu Folge.

Dies führt auch zur Antwort auf Ihre Frage des Zusammenhangs von „Querdenken und Querfront“: Querdenker unterstützen mit ihrer als Pseudokritik auftretenden reaktionären Verdrehung der Wirklichkeit, ob gewollt, oder ungewollt, die faschistische Querfrontstrategie. Diese baut aus der Kritik am Corona Krisenmanagement eine Brücke, um Menschen demagogisch in die Arme ultrareaktionärer und faschistischer Kräfte zu treiben. Das hat Stefan Engel in seinem Redebeitrag zu Recht als Volksverhetzung angegriffen.

Warum ist der Angriff auf „Querdenker“ nicht selber Volksverhetzung? Im Gegensatz zu den Querdenkern greift Stefan Engel die Regierungspolitik ausgehend von den Interessen der Masse der Bevölkerung nach Gesundheitsschutz und Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf ihrem Rücken an. Er hält sich dabei strikt an die Fakten und Realität und muss nichts erfinden. Die Politik des Corona Krisenmanagements der Merkel-Scholz Regierung lies die großen Konzerne völlig außen vor. Sie durften ohne verbindlichen Gesundheitsschutz weiter produzieren. Gleichzeitig wurden Lock-downs ausschließlich für Selbstständige, kleine Läden, und dem privaten Bereich verhängt selbst wenn dort Gesundheitsschutzmaßnahmen eingehalten wurden. Dies ging einher mit weitgehenden Verboten politischer Versammlungen. Die Antwort darauf ist jedoch nicht egoistische Leugnung des Gesundheitsschutzes, sondern das Eintreten für Schutzmaßnahmen auf Kosten der Profite und Ausbau demokratischer Rechte und Freiheiten.

Für die vertiefte Klärung der Rolle der Weltanschauung für die sichere Unterscheidung von fundierter Kritik an den herrschenden Verhältnissen und reaktionärer weltanschaulicher Verwirrung, können wir Ihnen ein brandaktuelles Buch von Stefan Engel wärmstens empfehlen: „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“. Es kann z.B. online bestellt werden über www.people-to-people.de

Herzliche Grüße

Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG