Willi Dickhut
Erklärung der Redaktion Revolutionärer Weg
Briefwechsel und Dokumente Willi Dickhuts 1974
August 1974
1. In der Roten Fahne 12/74 wird auf der Titelseite das Erscheinen des Revolutionären Wegs 13/14 bekanntgegeben durch einen Artikel mit der Überschrift »KABD gibt umfassende Wirtschaftsanalyse heraus«. Die Redaktion des Revolutionären Wegs erhebt nicht den Anspruch, daß die Darlegung der wirtschaftlichen Entwicklung eine »umfassende Wirtschaftsanalyse« sei. Diese wird vielmehr noch erarbeitet und beansprucht längere Zeit. Wir haben deshalb als Titel des Revolutionären Wegs 13/14 »Wirtschaftsentwicklung und Klassenkampf« gewählt, weil nur einige wesentliche Merkmale der ökonomischen Entwicklung herausgestellt wurden.
2. In der Roten Fahne 13/74 heißt es in der Berichterstattung über den 2. Zentralen Delegiertentag des KABD: »Im neuerschienenen Revolutionären Weg hat der KABD eine umfassende Wirtschaftsanalyse und -prognose vorgelegt. Demnach herrscht auch in den nächsten Jahren in der BRD Hochkonjunktur vor.«
Eine solche Schlußfolgerung kann aus dem Text nicht gezogen werden. Wir wenden uns im gegenwärtigen Zeitpunkt deshalb gegen das allgemeine Krisengerede, das teils aus Berechnung, teils aus Besorgnis und teils aus einem Wunschdenken heraus geführt wird, weil es die wahre wirtschaftliche Lage verschleiert und die kommende Entwicklung zur wirklichen Krise außer acht läßt. Daraus zu schließen, daß in den nächsten Jahren Hochkonjunktur vorherrscht, ist falsch und trägt nicht dazu bei, die Arbeiterklasse über die zukünftige wirtschaftliche und politische Entwicklung aufzuklären und auf den Klassenkampf vorzubereiten.
Bringen wir einige Zitate aus dem Revolutionären Weg 14, der die Schlußfolgerungen aus der Untersuchung der Wirtschaftsentwicklung im Revolutionären Weg 13 zieht:
»Schon durch die bisher durchgeführten Maßnahmen der Konzentration, Rationalisierung und des Kapitalexports wurde der westdeutsche Binnenmarkt eingeengt. Die Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes hat eine absinkende Tendenz trotz der relativen Hochkonjunktur. Daß dieser Entwicklungsprozeß nicht in eine Krise ausmündete, lag an dem gesteigerten Warenexport, der die Lücken des inneren Marktes mehr als genügend ausfüllte.« (S. 24)
Das heißt doch, wir hätten bereits eine echte Überproduktionskrise, wenn diese nicht durch den gesteigerten Warenexport verhindert worden wäre.
»Auch die verstärkte Anwendung der drei genannten Maßnahmen wird in nächster Zukunft nicht so schnell eine Wirtschaftskrise auslösen, weil auf der einen Seite die Regierung krisenbremsende Gegenmaßnahmen ergreifen wird, die die Krise wohl aufhalten, aber nicht verhindern können, und zum anderen der gesteigerte Kapitalexport zunächst noch einen erhöhten Warenexport zur Folge hat, indem Stahlkonstruktionen für Fabriken, Maschinen und Hilfsmittel für die im Ausland zu errichtenden Werksanlagen von den hiesigen Konzernen geliefert werden.« (S. 25)
Auch daraus kann man nicht schließen, daß in der BRD noch jahrelang Hochkonjunktur vorherrschen wird, besonders nicht, weil in allen imperialistischen Ländern die gleichen Maßnahmen von den Monopolkapitalisten eingeleitet werden.
»Wir haben aufgezeigt, daß die Maßnahmen des Monopolkapitals zur Schrumpfung der Binnenmärkte in den hochkapitalistischen Ländern und zur Auslösung von Überproduktionskrisen führen, die internationale Auswirkungen haben werden.« (S. 60)
So geht es wie ein roter Faden durch den ganzen Revolutionären Weg 14, und das bedeutet: Es gibt gegenwärtig in der BRD keine Überproduktionskrise, wohl Konjunkturschwankungen in einigen Branchen, die zunehmende Arbeitslosigkeit ist eine Folge der oben genannten drei Maßnahmen des Monopolkapitals, diese Maßnahmen führen aber unweigerlich zu Wirtschaftskrisen, die durch die Verflochtenheit des Weltmarktes internationalen Charakter haben werden. Schon sind in einigen Ländern echte Wirtschaftskrisen zu verzeichnen. Auch diese werden Auswirkungen auf die Wirtschaftslage in der BRD haben, anderseits hat die Bundesregierung Möglichkeiten, krisenbremsend zu wirken, die aber begrenzt sind. Die Hochkonjunktur geht zu Ende und wird zunächst durch eine schwankende Stagnation und dann durch eine Wirtschaftskrise abgelöst.
Der Revolutionäre Weg 13/14 hat die Aufgabe, davor zu warnen, daß bei aller notwendigen Ablehnung des gegenwärtigen Krisengeredes nicht die falsche Schlußfolgerung gezogen werden sollte, daß es auch in Zukunft keine Krisen geben, sondern ununterbrochen Hochkonjunktur vorherrschen würde. Darum ist gründliches Studium des Revolutionären Wegs 13/14 unbedingt erforderlich. Redaktion des Revolutionären Wegs