Wadim Kuzmin von der Marxistisch-leninistischen Plattform Russlands

Wadim Kuzmin von der Marxistisch-leninistischen Plattform Russlands

Ein unerlässliches Werkzeug für den Parteiaufbau und für einen neuen Aufschwung des internationalen Klassenkampfs

Wadim Kuzmin von der Marxistisch-leninistischen Plattform Russlands, Mitglied der ICOR, schrieb die folgende Rezension des Buches von Stefan Engel „Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung“, das 2019 in Moskau auf russisch erschienen ist.

Von RW-Redaktion

Gegenwärtig können wir ein Ende der relativen Stabilisierung des Kapitalismus markieren. Wir sind Zeugen von Prozessen, die in naher Zukunft zu einer viel größeren Krise führen können. Einer Krise, die die Weltgeschichte schon einmal gekannt hat.

In den kommenden Jahren wird das kapitalistische Weltsystem aufgrund verschiedener objektiver und subjektiver Faktoren Widersprüche anhäufen, die sowohl innerhalb einzelner Länder als auch weltweit eine revolutionäre Situation schaffen werden.

Die derzeitige Epidemie von COVID-19 hat gezeigt, dass sich Prozesse recht schnell und sogar sprunghaft entwickeln können. Die Menschheit war trotz all ihrer fortgeschrittenen Wissenschaft und Medizin nicht auf diese Herausforderung vorbereitet. Das wichtigste Mittel zur Bekämpfung der Pandemie war, wie vor vielen Jahrhunderten, die ganz gewöhnliche Quarantäne.

Die Pandemie hat die kleinbürgerlichen Schichten der Bevölkerung hart getroffen, ganze Branchen wie Tourismus, Dienstleistungen und Kleinhandel werden ruiniert. De facto wurde die Armee der Arbeitslosen durch viele Millionen ehemaliger Kleinbürger weiter aufgefüllt. Sie werden rasch proletarisiert, und um überhaupt elementar zu überleben, werden sie auf den Platz von Millionen und Abermillionen von ausländischen und Saisonarbeitern rücken und sie ersetzen.

Die Bewegungsfreiheit der Menschen und ihr Konsum wurden stark eingeschränkt. Die Krise im Zusammenhang mit der Verbreitung von COVID-19 ist natürlich international geworden und hat das Leben und Wohlergehen von Milliarden von Menschen aus allen Teilen der Welt beeinträchtigt. Trotz der Herrschaft einiger weniger Monopole und der Internationalisierung der Produktion wird der internationale Handel zwangsläufig zurückgehen, und als nächste Folge davon wird die Rolle der Industrie in den Ländern, aus denen die Produktion in letzter Zeit abgezogen wurde, wieder zunehmen. Eine neue Industrialisierung steht vor der Tür, und mit ihr wird die Rolle der Arbeiterklasse in den traditionellen Industriezentren unweigerlich zunehmen.

Die Krise der Pandemie ist noch nicht vorbei. Spezialisten geben nicht einmal genaue Vorhersagen über ihr Ende ab. Aber heute ist es klar, dass die Menschheit in eine neue Ära eintritt, und deshalb entstehen neue Bedingungen für den Klassenkampf. Die Arbeiterklasse wird notwendigerweise ihren politischen Willen stärker zum Ausdruck bringen, sowohl im Laufe des spontanen Kampfes, durch Demonstrationen, Streiks und Proteste, als auch durch den Aufbau einer kämpferischen politischen Organisation.

In diesem Zusammenhang muss man anerkennen, dass die Herausgabe des Buches des bekannten Theoretikers der marxistisch-leninistischen Weltbewegung Stefan Engel, "Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung", jetzt in Russland zur rechten Zeit kommt und äußerst aktuell ist.

Wieso erscheint dieses Buch genau zur rechten Zeit?

Es ist bekannt, dass in der politischen Weltgeschichte viele Male politische Gruppen auftauchten, die die Worte "Kommunist", "Arbeiter" oder sogar "marxistisch-leninistisch" im Namen trugen. Die meisten von ihnen entwickelten sich bis zu einem gewissen Grad und gingen dann unweigerlich in den Dienst des Kapitals über oder wurden marginalisiert und traten von der Bühne ab. Versuche, sich durch die politische Komponente des Klassenkampfes, durch Parteien, Parlament und Gewerkschaften auszudrücken, waren selten erfolgreich für Organisationen, die die vitalen Interessen der Arbeiterklasse zum Ausdruck bringen wollten.

Es stellt sich die Frage: Warum ist dies geschehen?

Stefan Engels Buch enthüllt erstmals die Gründe für solche Fehlschläge und führt die Lehre von der Denkweise in die wissenschaftliche Auseinandersetzung ein. Um genauer zu sein, sollten wir über zwei seiner Tendenzen in der Arbeiterbewegung sprechen: proletarische und kleinbürgerliche Denkweise.

Zum ersten Mal und von einer neuen Seite wird das Charakteristikum der kleinbürgerlichen Denkweise und ihres zersetzenden Einflusses auf die Arbeiterbewegung auseinander genommen. Durch den Reformismus, durch die modernen Massenmedien und durch die abhängige Intelligenz als Hauptträger ihrer verderblichen Ideen wird den Arbeitern die Ideologie des Kleinbürgertums aufgedrängt, dringt sie in die revolutionären Organisationen ein und zerstört sie von innen heraus. Die kleinbürgerliche Denkweise ist der Hauptgrund für das Scheitern im Klassenkampf, im Parteiaufbau und im revolutionären Aufbau.

Das Buch bietet eine detaillierte Analyse der Ursachen für die vorübergehende Niederlage des sozialistischen Systems in der UdSSR und in den Ländern Osteuropas. Die revisionistische Entartung, die 1991 mit einer offenen Kapitulation endete, begann lange vor Gorbatschow und seiner Perestroika. Die Unterschätzung des Kampfes um die Denkweise in dem Land, in dem alle Macht den Arbeitern zu gehören schien, führte dazu, dass die Verbreitung verderblicher Eigentümer-Initiativen unter den Bürgern der UdSSR zu einer allgemeinen Erscheinung wurde. Ohne die Ursachen der Niederlage zu qualifizieren, ist es unmöglich, voranzukommen, und in diesem Sinne gibt uns die Arbeit von S. Engel einen ausgezeichneten Überblick über die Situation aus einer neuen Perspektive.

Aber nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion und in den osteuropäischen Ländern ist die Situation mit der Verstopfung des Bewusstseins der Massen mit revisionistischen und reformistischen Ideen völlig außer Kontrolle geraten und hat sie, die Arbeiter, im wesentlichen zu gewöhnlichen Menschen gemacht, die sich ihrer grundlegenden Interessen nicht bewusst sind. Ähnliche Prozesse finden in den traditionellen Industriezentren statt, wo die Arbeiter, wie es schien, seit langem den Klassenkampf führen und seit vielen Generationen ernsthafte politische Erfahrungen gesammelt haben. Man muss anerkennen, dass die Länder des Ostblocks in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch vorwiegend Agrarländer waren. Eine vollwertige Arbeiterklasse war dort erst kurz vorher entstanden. Vielleicht gelang es deswegen den Revisionisten so leicht, die früheren Bauern zu betrügen.

In Westeuropa findet der Prozess der Aufdrängung der kleinbürgerlichen Ideologie in verfeinerten und ausgeklügelten Formen statt, was ihn nicht weniger feige und gefährlich macht. Am Beispiel von Deutschland wird in dem Buch sehr gut gezeigt, wie das vor sich geht.

Zuletzt, im dritten Teil des Buches wird der Blick auf das wachsende Klassenbewusstsein gerichtet auf der Grundlage des Entstehens und der Förderung der proletarischen Denkweise unter den Arbeitern.

Die proletarische Denkweise ist der verlässliche Garant der Selbstkontrolle beim Aufbau der revolutionären Partei, bei der Verwandlung der spontan entstehenden Selbstorganisationen der Werktätigen in arbeitsfähige kämpferische und zusammengeschlossene Einheiten. Der Kampf um die proletarische Denkweise ist auf die Weise der Kern des Kampfs um die Verbesserung der Lage der Werktätigen, für ein würdiges leben und würdige Löhne, für die Arbeiterrechte, für den Sozialismus.

Das Buch betrachtet die Denkweise in der Arbeiterbewegung im Einzelnen, als untrennbare Wechselbeziehung ihrer Siege und Niederlagen, ihrer Erfolge und Misserfolge. Von diesem Blickpunkt aus ist das Studium den neuen Werks von S. Engel und sein allseitiges Durchdenken ein unerlässliches Werkzeug für den Parteiaufbau und für einen neuen Aufschwung des internationalen Klassenkampfs.