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Was verstehst Du unter einer gesamtgesellschaftlichen Krise?

Bei einer gesamtgesellschaftlichen Krise des imperialistischen Weltsystems geht es um ein umfassendes Krisengeschehen. Sie kennzeichnet tiefgreifende Erschütterungen der ökonomischen Basis und des politischen Überbaus. Die sich gegenseitig anheizende Wechselwirkung von Weltwirtschafts- und Finanzkrise und Corona-Krise erzeugt schon jetzt die tiefsten Erschütterungen im imperialistischen Weltsystem seit dem II. Weltkrieg. Weltweit gesehen ist diese Krise noch nicht ausgereift und wir haben es noch mit einer Tendenz zu tun. Sie beschleunigt sich aber mit der Krise des bürgerlichen Krisenmanagements.

Es entwickeln sich Krisen des ganzen gesellschaftlichen Lebens. Immer mehr Menschen werden in die Armut gedrückt, auch in imperialistischen Ländern. Die Welthungerhilfe prognostiziert im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Weltwirtschafts- und Corona-Krise eine Milliarde Hungernde. Ein Viertel davon ist vom akuten Hungertod bedroht. Zugleich werden in einer offenen Agrarkrise massenhaft Lebensmittel vernichtet, Preise gedrückt und bäuerliche Existenzen zerstört. So drohten in Belgien im Mai beinahe 750.000 Tonnen Kartoffeln vernichtet oder zu Tierfutter verarbeitet zu werden6. Die Krise der bürgerlichen Staats- und Familienordnung verschärft sich mit der Abwälzung von immer mehr gesellschaftlichen Problemen und der Krisenlasten auf die Einzelfamilien.

Entgegen den beschwichtigenden Verharmlosungen einer „Verschnaufpause“ in der globalen Umweltkrise beschleunigt sich der Übergang in die globale Umweltkatastrophe. Man darf die Umweltkrise aber auch nicht auf die Klimafrage reduzieren. Wir befinden uns bereits im größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier. Auch das Umkippen der Meere hat sich beschleunigt. Die Weltflüchtlingskrise spitzt sich zu. Wir werden erleben, wie Dutzende Millionen Menschen in nächster Zeit in die Flucht getrieben werden.