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Die MLPD steht ja seit einigen Jahren im Fokus verstärkter staatlicher antikommunistischer Repression. Musste sie sich jetzt auch noch „antun“, die Wut der gesammelten Antikommunisten auf sich zu ziehen, indem sie eine Lenin-Statue vor ihrer Parteizentrale aufstellt?

Wenn man ein Problem erkennt, muss man es „bei den Hörnern packen“ und nicht versuchen, ihm auszuweichen. Auch wenn die Kapitalismuskritik deutlich zunimmt - der Antikommunismus ist heute die größte Hürde, den Kampf um eine befreite sozialistische Gesellschaft aufzunehmen. In der breiten Öffentlichkeit herrscht immer noch ein Zerrbild über den Sozialismus. Dieser Antikommunismus kann nicht geschickt umgangen oder mit vorsichtigen Denkanstößen überwunden werden. Die Leute müssen Inhalt, Motive und Methoden des Antikommunismus in seinen verschiedensten Spielarten durchschauen. Sie müssen mit der kleinbürgerlich-antikommunistischen Denkweise fertig werden.  

Zugleich ist der Antikommunismus selbst in einer tiefen Krise, was zusammentrifft mit der tiefsten Krise des imperialistischen Weltsystems in der Nachkriegsgeschichte. Mit der Person Lenins ist der revolutionäre Weg der Befreiung der Menschheit von imperialistischen Kriegen, Ausbeutung, Unterdrückung, Hunger, Umweltzerstörung und ein sozialistischer Aufbau als Alternative zum Krisenchaos des Kapitalismus verbunden. Das können die Herrschenden in so einer Situation überhaupt nicht gebrauchen. Mit der Lenin-Statue forderten wir den Antikommunismus offen heraus. Von offenen Faschisten bis zur SPD fühlt sich die ganze Palette bürgerlicher Parteien, Massenmedien und Historiker bemüßigt, dagegen vorzugehen. Dass er so offen auf den Tisch kam, ermöglichte uns, den Antikommunismus nach Strich und Faden zu zerpflücken.

Seit Februar führten wir vor aller Augen einen offenen Schlagabtausch mit den Antikommunisten jeder Couleur. Dabei bestimmten wir die Themen und hatten zu jedem Zeitpunkt die Debatte in der Hand, während die Gelsenkirchener Stadtspitze gehörig ins Reagieren kam. Plötzlich standen aber auch zehntausende Menschen vor der Herausforderung, sich dazu zu positionieren. Wir überließen diese Auseinandersetzung nicht dem spontanen Lauf der Dinge. Es wurden tausende Grundsatzdiskussionen geführt, Filmveranstaltungen organisiert, Broschüren sowie Literatur von und zu Lenin verkauft. In den sozialen Medien wurde Lenin umfassend zum Topthema gemacht.

Im Verlaufe dieser Massendiskussionen ist es uns gelungen, die Denkweise einer gewissen Masse von Menschen zu dieser Grundsatzfrage zu verändern und eine Veränderung der öffentlichen Meinung zu erreichen. Das merkte man vor allem direkt in Gelsenkirchen, wo wirklich jeder über dieses Thema diskutierte. Wir führten den Kampf nicht provokant-sektiererisch, sondern um die Menschen zu überzeugen. Mit täglich neuen Argumenten blieb keine Position des Gegners, keine Lüge oder Hetze und erst recht keine Frage unbeantwortet. Wir polemisierten offensiv gegen die antikommunistischen Verleumdungen. Gerade vor dem Hintergrund der spürbaren Krisen in der Welt wurde unsere Forderung nach einer demokratischen Diskussion über den wissenschaftlichen Sozialismus aufgegriffen. Viele befassten sich das erste Mal genauer mit Lenin und der sozialistischen Sowjetunion. Sie begannen, vorher für sie als unumstößlich geltende Urteile als Vorbehalte zu hinterfragen.

Die MLPD hat seit ihrer Gründung 1982 schon viele sehr gute Veranstaltungen z.B. zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution gemacht. Die Medienpräsenz dieser Veranstaltungen ging allerdings meist gegen null. Das war jetzt anders: Aus über 350 Medienberichten erfuhren zig Millionen Menschen in mehr als 50 Ländern von der Aufstellung der kunstvollen Lenin-Statue. Die breite Resonanz lässt sich nicht aus der Veranstaltung allein heraus erklären. Diese Ereignisse dokumentieren eine bundesweite und nachhaltige Durchbrechung der relativen Isolierung der MLPD. Das wäre wiederum nicht möglich gewesen, ohne dass die MLPD bereits vorher eine neue gesamtgesellschaftliche Rolle erkämpft hat. Außerdem treffen wir mit der Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ einen Nerv der Zeit. Angesichts des Krisengeschehens der letzten Zeit suchen immer mehr Menschen nach einer gesellschaftlichen Alternative zum Kapitalismus. Diese Diskussion und der bewegende Festakt stärkte den Offensivgeist vieler kritischer, kämpferischer und revolutionärer Menschen. Besonders auf Jugendliche, die tausendfach die Aufstellung der Statue im Internet diskutierten und zahlreich am Eröffnungswochenende zur Lenin-Statue kamen, hatte diese offensiv-angriffslustige Taktik große Ausstrahlung. Diese Erfahrung muss die gesamte Partei auswerten und schöpferisch aneignen. Nicht weil wir jetzt überall Statuen aufstellen wollen – aber diese Vorgehensweise, dieses neue Selbstbewusstsein gegen den Antikommunismus muss um sich greifen. Die Enthüllung der Lenin-Statue war nicht etwa der Höhepunkt der Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“, sondern erst der fulminante Auftakt. Der Boden ist da, mit dem Antikommunismus im Massenumfang fertig zu werden! Die Zeit ist reif für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“