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Angesichts all dieser Anforderungen ist es gar nicht so einfach, sich selbständig zu orientieren!

In einem der kompliziertesten Krisenszenarien der letzten Jahrzehnte jederzeit eine klare Einschätzung und Prognose zu haben, ist in erster Linie eine Probe auf die Dialektik. Es gehört zum Repertoire des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise, das dumpfe Gefühl zu verbreiten, man könne in so einer Situation gar nicht richtig durchblicken und schon gar nichts tun. Je klarer die kapitalistische Klassenwirklichkeit durchschaut wird, desto klarer sehen die Arbeiter auch, an welchem Hebel man zu ihrer Veränderung ansetzen muss. Genau das wollen die Herrschenden auf Biegen und Brechen verhindern. Die Marxisten-Leninisten und die breiten Massen haben das größte Interesse an der Wahrheit. Tatsächlich gibt uns der gesamtgesellschaftliche Charakter der Krise reichlich Anschauungsmaterial zu einem tieferen Verständnis der Dialektik.

Wenn sich neue Erscheinungen herausbilden, gilt es auch, das wissenschaftliche Arbeiten weiterzuentwickeln. Es hat sich in dieser Situation bewährt, dass wir mit einem regelmäßig tagenden Stab, geführt von der Parteiführung, zusammen mit verschiedenen Verantwortlichen des Zentralkomitees, Ärzten und Juristen regelmäßig die Situation eingeschätzt und Schlussfolgerungen diskutiert haben. Außerdem haben wir in einem öffentlichen Internet-Diskussionsforum zur Corona-Krise und ihren Wechselwirkungen die kollektive Weisheit der Partei und der demokratischen Öffentlichkeit organisiert. Es gab in dieser Situation eine große kritisch-selbstkritische Initiative, Wachsamkeit und viele kompetente Beiträge, um die richtigen Antworten zu geben. Das war alles ein großes Gemeinschaftswerk unserer Partei.

Aber es braucht auch die Analyse und weltanschauliche Ausrichtung der sogenannten „großen Linien“. Dafür ist bei uns das System REVOLUTIONÄRER WEG als theoretisches Organ der wichtigste und bewährte Wegweiser. Die Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG und das Zentralkomitee arbeiten deshalb intensiv an der Herausgabe des REVOLUTIONÄREN WEG Nr. 36 „Die Krise der bürgerlichen Ideologie“.

Angesichts der vielen politischen und wirtschaftlichen Krisen könnte man sagen: Warum dieses Fass auch noch aufmachen? Doch die Frage der Weltanschauung entscheidet letztlich, welcher Weg sich durchsetzen wird: die proletarische, kommunistische Freiheitsideologie mit ihrer klaren Perspektive oder die dekadente zersetzend-demoralisierende bürgerliche Ideologie, die ein sterbendes System repräsentiert?

In Deutschland gelang es dem Monopolkapital in den letzten Jahrzehnten, über Lebenslügen der bürgerlichen Weltanschauung die Arbeiterklasse noch einigermaßen stabil an den Kapitalismus zu binden. Das gelang, weil viele Leute ein Stück weit von diesen Auffassungen beeinflusst wurden, zum Beispiel  „soziale Marktwirtschaft“,„Sozialstaat“, „Gleichberechtigung von Mann und Frau“, „friedliche Außenpolitik“ oder dass die Würde des Menschen über allem stehe.

Vor dem Hintergrund der neuen Qualität der imperialistischen Krisenhaftigkeit ist diese bürgerliche Weltanschauung mit all ihren Lebenslügen und Betrugssystemen selbst mit in den Krisenstrudel geraten. Das Wichtigste daran ist sicher, dass auch der moderne Antikommunismus in der Krise ist. Die Krise der bürgerlichen Ideologie führt aber noch nicht automatisch dazu, dass der Marxismus-Leninismus die Massen ergreift. Die Herrschenden schüren ein regelrechtes Wirrwarr von verschiedenen Auffassungen und Erklärungen und vor allem auch kleinbürgerlichen Methoden, an die Wirklichkeit heranzugehen. Vor allem greifen sie zunehmend auf offen reaktionäre Formen der bürgerlichen Ideologie wie Rassismus, Faschismus, Chauvinismus, fundamentalistische Religionsauslegungen und so weiter zurück. In einer solchen Atmosphäre können auch die abstrusesten sogenannten Verschwörungstheorien aufleben. Es bedarf eines intensiven Prozesses der Bewusstseinsbildung, der tiefgehenden ideologisch-politischen Auseinandersetzung und der bewussten Verarbeitung der praktischen Erfahrungen, um mit allen Wirkungen der bürgerlichen Ideologie fertigzuwerden.

Die bürgerliche Ideologie tritt heute vor allem in Form der kleinbürgerlichen Denkweise auf. Diese passt sich scheinbar an die proletarische Denkweise an und vertritt einzelne fortschrittliche Ansichten, ohne sich allerdings in ihrem Wesen von der bürgerlichen Ideologie zu lösen. Man hört zum Beispiel oft die Auffassung, auch unter Arbeitern, dass man doch das Beste aus Sozialismus und Kapitalismus verbinden solle. Die Arbeiter müssen verstehen, dass das, was im Kapitalismus fortschrittlich erscheint, erkämpfte Errungenschaften oder Ausdruck der revolutionären Produktivkräfte sind. Diese müssen aber zur Entfaltung ihres fortschrittlichen Nutzens für die Gesellschaft erst von den kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten befreit werden. Um wirklich für den Sozialismus zu kämpfen, muss man sich befreien und restlos fertig werden mit den verschiedenen Erscheinungsformen und Wirkungen der bürgerlichen Ideologie und kleinbürgerlichen Denkweise. Den Kampf zur revolutionären Überwindung des Kapitalismus aufzunehmen, erfordert ein weltanschauliches Vorgefecht. Deshalb messen wir in dieser Situation der wissenschaftlichen Polemik eine grundsätzliche Bedeutung zu. Es ist gar nicht so einfach, zu unterscheiden, was richtig und falsch ist, was welchen Interessen dient. Die Polemik hilft die Fronten zu klären.