Welches Signal geht vom weltweiten Streik- und Kampftag gegen die drohende Umweltkatastrophe am 20. September 2019 für die Entwicklung des fortschrittlichen Stimmungsumschwungs unter den Massen aus?
Diese Entwicklung kennzeichnet einen neuen Höhepunkt im fortschrittlichen Stimmungsumschwung. Allein in Deutschland gingen am 20. September 1,4 Millionen Menschen auf die Straße. Der fortschrittliche Stimmungsumschwung umfasst mit insgesamt 3,91 Millionen Beteiligten an Arbeiter- und Volkskämpfen im bisherigen Jahr 2019 schon mehr Menschen als in den Gesamtjahren 2017, 2018 oder auch 2004. Das war das Jahr der Montagsdemobewegung und der konzernweiten Streiks, mit insgesamt 3,8 Millionen Beteiligten. Die Beteiligung liegt nicht mehr weit hinter dem langjährigen Spitzenwert von 2015 zurück, mit 4,3 Millionen, als der fortschrittliche Stimmungsumschwung erwachte. Es ist auffällig, dass sich vor allem in der Umweltbewegung die Kapitalismuskritik zunehmend Bahn bricht und verstärkt die Hauptverursacher, die internationalen Monopole, ins Visier genommen werden. Das erwachende Umweltbewusstsein auf breiter Front macht also Fortschritte, hin zu einem sich entwickelnden Umweltbewusstsein.
Mit der Fridays-for-Future-Bewegung wurde die Jugend zur praktischen Avantgarde im fortschrittlichen Stimmungsumschwung. Die Bewegung ließ sich auch durch eilig getroffene Regierungsbeschlüsse nicht besänftigen und von ihrer Kritik abbringen. Im Gegenteil! Die MLPD wird immer mehr als Repräsentantin des konsequenten und radikalen Umweltschutzes und des gesellschaftsverändernden Kampfs gegen die Profitwirtschaft anerkannt. Wir haben die Tatsache eingebracht, dass die Umweltzerstörung im Kapitalismus inzwischen systemimmanent ist, und dass es um die Einheit der Lösung der Umweltfrage und der sozialen Frage gehen muss. Das ist in die Umweltbewegung eingegangen. Am 20. September hatten wir es bereits mit einem gesellschaftskritischen Kampf zu tun. All das hat positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Bewusstseins der Massen insgesamt. Die MLPD nahm am 20. September gemeinsam mit ihrem Jugendverband REBELL und anderen Verbündeten aus dem Internationalistischen Bündnis mindestens an 100 Aktionen aktiv und teils prägend teil. Wir organisierten anziehende, kämpferische, bunte und kulturvolle Blocks mit offenen Mikrofonen, machten bewusstseinsbildende Arbeit zu unseren umweltpolitischen Positionen. Wir führten Zigtausende Gespräche, gewannen Hunderte neue Kontakte und Interessenten. Außerdem zahlreiche Käufer für das Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ aus der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG. Unsere Betriebsgruppen mobilisierten – oftmals als Einzige aktiv – zahlreiche Arbeiterdelegationen aus den großen Industriebetrieben. Das gibt der Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung und dem Kampf für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht neuen Auftrieb.
Allerdings steht die Arbeiterklasse insgesamt noch nicht an der Spitze der Umweltproteste. Bei den FFF-Demonstrationen wie auch in den Gewerkschaften tobt um diese Fragen ein regelrechter Richtungskampf. Die Gewerkschaft Verdi, aber auch die IG Metall und andere nehmen sich – als Reaktion auf das massenhaft erwachte Umweltbewusstsein – verstärkt der Umweltfrage an. Dass sich dennoch verschiedene Gewerkschaftsfunktionäre, wie der Vorsitzende der IGBCE, Michael Vassiliadis, dafür hergeben, die Umweltproteste zu attackieren, ist offene Dienstleister-Politik für die Industrie. Umso wichtiger sind die noch immer wenigen, aber zunehmenden und bedeutenden selbständigen und kämpferischen Aktionen von Belegschaften. So die der Bergleute, der Siemens-Arbeiter in Berlin oder die kleinerer Belegschaften der Autozulieferer. Die FFF-Bewegung ist natürlich nicht homogen, und in ihr selbst findet ein entfalteter Kampf statt zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise. Wir müssen noch mehr in die bewusstseinsbildende Arbeit investieren! Nur dann wird sich in der spontanen und somit noch labilen Bewegung die antikapitalistische Tendenz, mit wachsender Offenheit für die sozialistische Perspektive, stärken.