Rote Fahne-Artikel von Dieter Ilius vom 31.8.21
Wundersame Wandlung der faschistischen Taliban?
In ihrer Zeitung „UZ“ vom 27. August 2021, verbreitet die DKP die Einschätzung von einer wundersamen Wandlung der faschistischen Taliban in eine antiimperialistische Friedenskraft.
In dem Artikel heißt es unter der Überschrift »Taliban wollen Anerkennung«: »Die Taliban von heute sind nicht die Taliban von 1996 oder von 2001… Die derzeitigen Taliban-Führer haben pakistanische theologische Hochschulen absolviert… Nun wollen die Taliban Afghanistan regieren. Sie wissen, dass auch das Afghanistan von heute nicht das Afghanistan von 1996 ist…da die fremden Mächte nun weg sind und die korrupte Administration kapituliert hat, besteht die Hoffnung auf ein friedliches Land am Hindukusch.« Das ist absurd! Die Taliban haben in der Vergangenheit und in den letzten Monaten und Wochen ihre brutale Unterdrückung von Frauen, von Jugendlichen und von demokratischen Kräften unter Beweis gestellt. Matin Baraki betätigt sich als ein Sprachrohr der Taliban, wenn er ihr taktisches Vorgehen als eine Veränderung ihres Wesens annimmt und dies in die „UZ“verbreitet. So schreibt er: »Nun wollen die Taliban Afghanistan regieren…. Als die Taliban vor einer Woche Kundus eingenommen haben, teilen mir Frauen von dort mit, dass man ihnen nichts angetan habe… Die Menschen gehen einkaufen, ohne dass ihnen etwas passiert, wie ich am 16. August direkt aus Kabul erfuhr… Wer mit den ausländischen Feinden und Ungläubigen gearbeitet habe, solle dies nur bereuen.«
Im Aufruf der MLPD zum Antikriegstag und zur Solidarität mit dem Kampf des afghanischen Volkes für nationale und soziale Befreiung, heißt es dagegen zutreffend: »Es gelang den Taliban, sich unter einem Teil der Menschen in Afghanistan als Kraft zu profilieren, die sich gegen die imperialistische Besatzung wendet. Tatsächlich sind die Taliban eine faschistische, islamistisch verbrämte Kraft. Die NATO, allen voran die USA unter dem damaligen Präsidenten Trump, aber auch die deutsche Regierung, haben den Taliban zugleich mit Vereinbarungen in Doha/Katar den Weg geebnet.« In Afghanistan entwickelt sich, vor allem unter Jugendlichen und Frauen in verschiedenen Städten und Regionen Proteste und Widerstand gegen die Taliban. In der BRD werden vor und am Antikriegstag, Solidaritätsdemonstrationen mit dem afghanischen Volk gegen die NATO und die faschistische Unterdrückung durch die Taliban organisiert. Zahlreiche afghanische Flüchtlinge und ihre Familien werdenn sich daran beteiligen. Vertreter der Solidarity Party of Afghanistan und der Frauenorganisation RAWA erklärten am 21.8.21 beim bundesweiten Wahlkampfauftakt der internationalistische Liste/MLPD in Hannover: ».. Wir bleiben und kämpfen. Es ist eine große Tragödie in meinem Land. Afghanistan wurde wieder den Taliban übergeben und das nach 20 Jahren US-Besatzung… Von Anfang an haben die USA seit 20 Jahren die Taliban und andere Fundamentalisten unterstützt… Wir glauben an den Erfolg und werden mit dem afghanischen Volk gemeinsam kämpfen. Wir bitten alle Menschen in Deutschland, unseren revolutionären Kampf zu unterstützen.« Die DKP-Führung fällt dagegen dem Widerstand fortschrittlicher und revolutionärer Kräfte gegen die faschistischen Taliban in den Rücken, was zutiefst massenfeindlich und ein neuerlicher Offenbarungseid ihres Opportunismus ist.
Was ist der Hintergrund der wirklichkeitsfremden,massenfeindlichen Einschätzung der DKP-Führung?
Einen deutlichen Hinweis darauf gibt der Autor des Artikels selbst, wenn er schreibt: »China will die Südroute seiner „ Seidenstraße“ durch Afghanistan ziehen..« Sowohl das neuimperialistische Russland unter Putin, als auch die wirtschaftliche sozialimperialis-tische Supermacht China, versuchen das Desaster der NATO, zur Ausweitung ihres Einflusses in Afghanistan und der Region zu nutzen und haben deshalb den Taliban Duldung und Unterstützung zugesagt. China ist inzwischen der größte Investor in Afghanistan.Es ist die Fehlein-schätzung der DKP-Führung von Russland als eine angeblich antiimperialistische Kraft und von China, als ein Land mit einer angeblich sozialistischen Orientierung, wodurch sich die DKP-Führung in rasantem Tempo in eine Agentur der sozialimperialistischen wirtschaftlichen Supermacht China, verwandelt hat. Die hauptsächliche innere Ursache dafür ist ihre kleinbürgerlich-neorevisionistische Denkweise. Und diese Partei bezeichnet sich selbst anmaßend als einzige „marxistische Arbeiterpartei“ in Deutschland.