17. Juni 2021 in Gera

17. Juni 2021 in Gera

Die antikommunistische Logik von Stefan Brandner und Tino Chrupalla (AfD)

AfD-Veranstaltung zum Jahrestag des 17. Juni

Von Korrespondenz

Zum 68. Jahrestag des 17. Juni 1953, hatte die AfD in Gera zu einer sogenannten »Informationsveranstaltung ihrer Bundestagsfraktion« eingeladen. Hauptredner war Tino Chrupalla, Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat der Afd bei den Bundestagswahlen und Stefan Brandner, stellvertretender Vorsitzender der AfD aus Gera. Mit knapp 100 Teilnehmern war das Interesse an ihrer Kundgebung jedoch mäßig. Das Geraer »Aktionsbündnis gegen Rechts« hatte dagegen zum Protest aufgerufen, an dem sich neben einer Reihe von Parteilosen, Mitglieder der Linkspartei, der SPD, der MLPD und Autonome beteiligten.

Stefan Brandner und seine antikommunistischen »Wahrnehmensstörungen«

AfD-Vize Stefan Brandner tat sich dadurch hervor, dass er die »GRÜNEN« in einem kurzen Statement als »Ökosozialisten« (Otz vom 18.6.21)attackierte, um vor einem „grünen Sozialismus“ zu warnen. Sein Versuch, antikommunistisch zu punkten, war allerdings wenig originell. Mit Sozialismus haben die GRÜNEN nun wirklich nichts im Sinn. Ihre Spitzenkandidaten Annalena Baerbock und Robert Habeck tun sich doch in Wirklichkeit aktuell als besonders eifrige Ärzte am Krankenbett des Kapitalismus, als Vertreter des modernen Antikommunismus und Scharfmacher für einen forcierten Kriegskurs hervor. Man könnte Stefan Brandners Attacke deshalb auch als antikommunistische Wahrnehmensstörung verbuchen. Vor allem zeigt sie jedoch, wie primitiv der faschistische Antikommunismus agiert.

Tino Chrupalla – ein „Freiheitskämpfer“ besonderer Art

Der Spitzenkandidat der AfD zur Bundestagswahl war redlich bemüht, sich als angeblichen »Freiheitskämpfer« gegen den Sozialismus zu profilieren. Dazu versuchte er die berechtigten Arbeiterproteste des 17. Juni 1953 und die Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR für seinen aggressiven Antikommunismus zu vereinnahmen. Die Arbeiter haben 1953 jedoch nicht gegen den Marxismus und den Sozialismus gestreikt, sondern gegen eine bürokratisch, von oben verordnete Normenerhöhung. Chrupalla schwadronierte davon, dass er und die AfD »Deutschland fit machen will«. Fragt sich nur, wie und wofür? Bekannt ist, dass er in der Vergangenheit schon von einer »Umvolkung« gesprochen hat. Dieser Begriff entstammt der modifizierten rassistischen, völkisch-faschistischen Propaganda des Björn Höcke, wie Stefan Engel in seinem Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus« nachweist. Chrupalla versprach, dass für ihn und die AfD das »Gemeinwohl der Menschen im Mittelpunkt ihrer Politik stehe.« Vor allem in Ostdeutschland. Tatsächlich tritt die AfD weder für gleiche Löhne,Arbeitszeiten und Renten in Ost und West ein,noch für eine einzige wirkungsvolle Sofortmaßnahme zur Rettung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Im Gegenteil! Die »Freiheit«, die Höcke, Chrupalla und Brandner meinen, ist die Freiheit zur Spaltung der Arbeiterklasse, zur verschärften Ausbeutung, zur Kriegsvorbereitung und zur offenen Unterdrückung der antifaschistischen und revolutionären Kräfte.

MLPD: „Gib Antikommunismus keine Chance!“

Dieter Ilius, Direktkandidat der Internationalistischen Liste/MLPD, nahm dazu in einem engagierten Beitrag über die Lautsprecheranlage der SPD Stellung: Er würdigte und verteidigte die nach der Spaltung Deutschlands durch die Westmächte erfolgte Gründung der DDR als größte Niederlage des deutschen Imperialismus nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus. Dies ist eine historische Tatsache, unabhängig von unterschiedlichen Meinungen über die spätere Restauration des Kapitalismus in einer historisch neuen Form des bürokratischen Staatskapitalismus.Der Protest am 17.Juni gegen die Normenerhöhungen und den in der SED-Führung vorgedrungenen Bürokratismus war berechtigt und es war ein grundsätzlicher Fehler der damaligen SED-Führung, eine prinzipielle Selbstkritik dazu zu verweigern. Unter Führung von Walter Ulbricht wurden diese Proteste stattdessen später als angeblich »faschistischer Putsch« diffamiert. Dies wurde auch nicht dadurch richtiger, dass Provokateure zum Teil erfolgreich versuchten, auf die Proteste Einfluss zu nehmen.

Helle Aufregung bei der SPD

Die Ausführungen von Dieter Ilius dazu, seine Feststellung, dass die damals sozialistische Sowjetunion die entscheidende Rolle bei der Befreiung der Völker Europas vom Faschismus spielte, was die heutige antikommunistische Geschichtsschreibung gerne unterschlägt, versetzte die SPD-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser und ihre Mitstreiter in helle Aufregung. »Wie könne es die MLPD wagen, an diesem Tage hier aufzutreten?«, ereiferte sich ein Mitarbeiter von ihr danach und verfiel mit dem Totschlagargument des angeblichen »Stalinismus« in wüsten Antikommunismus. Frau Kaiser sprach dann von zwei Diktaturen und bewies damit nur, das auch sie die antikommunistische Geschichtsfälschung der Totalitarismustheorie nachbeten kann.

Richtig peinlich wurde es bei der AfD zum Schluss, als dann die anwesenden »Spitzenleute« der AfD, zusammen mit ihren Anhängern zum Playback sangen: „Deutschland, Deutschland über alles, üüüüber alles in der Welt“ bevor jemand merkte, dass dies die falsche Strophe und Kassette war.