Neuerscheinung
Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
In der Buchreihe »Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre der Denkweise« behandelt der dritte Band die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft.
Die Naturwissenschaftler genießen in der bürgerlichen Gesellschaft allgemein hohes Ansehen, weil sie scheinbar unpolitisch, unanfechtbar und nur dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet sind. Mit dem Vordringen des Positivismus und Pragmatismus haben die Naturwissenschaften jedoch erheblich an Wissenschaftlichkeit eingebüßt und sind in eine Krise geraten.
Diese Streitschrift soll das materialistisch begründete freie Denken in der Arbeiterklasse wiederbeleben. Ohne sich von den Fesseln des Idealismus und der Metaphysik zu befreien, wird die Menschheit nicht in die Lage kommen, die Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften für den gesellschaftlichen Fortschritt zu nutzen.
So ist dieses Buch auch ein Muss für jede streitbare Wissenschaftlerin und jeden streitbaren Wissenschaftler. Es dient dem Ziel, dem wissenschaftlichen Sozialismus und seiner dialektisch-materialistischen Methode zu neuem Ansehen zu verhelfen.
Im Buchhandel erschienen unter:
Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
Ausgabe Revolutionärer Weg:
Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise - Teil III
Stefan Engel, Jahrgang 1954, ist gelernter Schlosser und arbeitet heute als freier Publizist. Seit 1968 ist er für den Parteiaufbau der MLPD aktiv. Von 1979 bis 2017 war er erster Vorsitzender der MLPD, bis 2016 an verantwortlicher Stelle in der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung tätig. Seit 1991 hat er von Willi Dickhut die Leitung des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG übernommen.
Leseprobe
Der dritte Band der Buchreihe »Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise« befasst sich mit der Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft. Das mag manche überraschen, werden doch Naturwissenschaftler allgemein als neutrale Experten betrachtet, die nur den objektiven Tatsachen verpflichtet sind. Sie genießen besonders hohes Ansehen in der bürgerlichen Gesellschaft, weil sie den Eindruck erwecken, unpolitisch, unanfechtbar oder ausschließlich dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet zu sein. Gegenüber der herrschenden bürgerlichen Ideologie hat sich überall auf der Welt in den letzten Jahren ein kritischer Geist entfaltet, kaum jedoch noch gegenüber den Naturwissenschaftlern!
Die Rolle von Naturwissenschaft und Technik ist im Alltag der Gesellschaft deutlich gewachsen. Schulen und Universitäten, aber auch Literatur, Musik, Filme, Wissenschaftsmagazine, Ratgeber, Gesundheitskurse, Radio und Fernsehen oder Internet verbreiten zuweilen wertvolle und durchaus materialistische Informationen über wissenschaftliche oder technische Entwicklungen. Allerdings trüben allerlei idealistische und metaphysische Deutungen, unwissenschaftliche Begriffe und systemkonforme Handlungsanleitungen ihren Wahrheitsgehalt.
Auf diese Weise dringt auch die klassenfremde bürgerliche Ideologie in die Denk-, Arbeits- und Lebensweise der Arbeiterklasse ein. Die vermeintlich »ideologiefreien« Wissenschaften beeinflussen besonders die kleinbürgerliche Intelligenz sowie die lernende und studierende Jugend.
Die Kritik an der bürgerlichen Ideologie und der Nachweis ihrer Krise wären unvollständig, würden sie neben den Inhalten nicht auch ihre manipulativen Methoden unter die Lupe nehmen.
Es geht in diesem Buch nicht darum, den gesamten Inhalt und Umfang der modernen Naturwissenschaften zu analysieren oder einen abgehobenen akademischen Disput zu führen. Es liegt uns erst recht fern, die materialistischen Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen in Bausch und Bogen zu verdammen. Im Fokus der Kritik stehen die krisenhaften, schädlichen Rückwirkungen der bürgerlichen Ideologie auf den Fortschritt der Naturwissenschaften. Sie untergraben tendenziell die Wissenschaftlichkeit, hemmen die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und haben gravierende negative Folgen für Mensch und Natur. Die dialektische Kritik und Selbstkritik zielt darauf, einer dialektisch-materialistischen Naturwissenschaft als fundamentalem Bestandteil des wissenschaftlichen Sozialismus den Weg zu bereiten. Die Marxisten-Leninisten verteidigen entschieden den wissenschaftlichen Fortschritt gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit der bürgerlichen Ideologie mit ihrem Positivismus und Pragmatismus, ihrer antikommunistischen und profitorientierten Ausrichtung.
Im Gegensatz dazu gehört die reaktionäre Feindseligkeit gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt zur weltanschaulichen Grundlage der ultrareaktionären oder neofaschistischen gesellschaftlichen Bewegungen. Diese offene Feindseligkeit wiederum lässt die Naturwissenschaften in einem fortschrittlichen Licht erscheinen. Dieselben dunklen Kräfte, die heute eine besondere Wissenschaftlichkeit für sich in Anspruch nehmen, berufen sich oft auf Erkenntnisse der von ihnen betriebenen Pseudowissenschaften. Ihre Methoden reichen von absurdem Eklektizismus über metaphysische Verdrehung und Leugnung von Tatsachen bis zu bewussten Lügen und allerlei mystischen Verschwörungstheorien.
Das Buch behandelt eingangs Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft. Die moderne Naturwissenschaft war bei der Überwindung des Feudalismus eines der fortschrittlichen und vorwärtstreibenden Elemente der entstehenden kapitalistischen Gesellschaft. Die aufklärerische bürgerliche Ideologie hat das Kulturniveau der Menschheit auf eine neue Ebene gehoben, die Entwicklung der kapitalistischen Industrieproduktion beschleunigt und wesentlich geprägt. Zugleich ist die moderne Naturwissenschaft selbst Produkt dieser stürmischen Entwicklung. Doch der vorherrschende Einfluss von Idealismus und Metaphysik steht einem einheitlichen dialektisch-materialistischen Weltbild direkt entgegen. Die modernen Naturwissenschaften sind infolgedessen in eine tiefe Krise geraten.
Die bürgerliche Astronomie trug einst zur Befreiung von einem religiös-idealistischen Weltbild bei. Heute werden immer fantastischere Vorstellungen über das Universum – von der quasi-religiösen Schöpfungsgeschichte des Urknalls bis hin zu fiktiv konstruierten Parallelwelten – als wissenschaftlich gelehrt. Dabei halten sie keiner wissenschaftlichen, keiner materialistischen Betrachtung stand. Angesichts einer materialistisch geführten Kritik daran, auch aufgrund immer neuer Entdeckungen im Kosmos, versinkt die bürgerliche Astronomie immer tiefer im Absurden.
Trotz einer Fülle neuer Einzelerkenntnisse kann sich die theoretische Grundlage der Biologie nicht weiterentwickeln, weil idealistische und metaphysische Deutungen vorherrschen. Längst sind die außerordentlichen sozialen und geistigen Fähigkeiten der Menschen wissenschaftlich nachgewiesen. Die Erkenntnis über das soziale Wesen des Menschen unterstreicht, dass eine kommunistische Gesellschaft möglich und notwendig ist. Darüber muss die gesellschaftliche Auseinandersetzung erst noch ausgetragen werden.
Die bürgerliche Umweltforschung reduziert die Entwicklung der globalen Umweltkatastrophe immer mehr auf die Klimafrage. Die globale und universelle, die systemische Dimension der Krise der Biosphäre wird demgegenüber weitgehend ausgeblendet. Inzwischen ist die globale Umweltkrise in die globale Umweltkatastrophe übergegangen, ohne dass die in positivistischer Denkweise befangenen bürgerlichen Ökologen das bemerkt haben.
Das bürgerliche Ingenieurwesen hat die Entwicklung der modernen Produktion enorm vorangetrieben. Seine geradezu konzeptionelle weltanschauliche Trennung von Theo- rie und Praxis, programmatischer Positivismus und Pragmatismus haben es jedoch besonders rigoros der kapitalistischen Profitwirtschaft untergeordnet und es deformiert. Seine tiefe Krise äußert sich heute vor allem in dem Desaster unnützer Großprojekte und einem allgemeinen Raubbau an der natürlichen Umwelt.
Trotz aller unstrittigen Fortschritte und sinnvollen Maßnahmen wird die bürgerliche Medizin der enormen Zunahme von Massenkrankheiten nicht gerecht. Stattdessen lenkt sie das gewachsene Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Massen auf allerlei individualistische Abwege. Nach wie vor fehlt eine ganzheitliche, dialektisch-materialistisch fundierte Analyse und Synthese der gesellschaftlichen und individuellen Krankheitsursachen. Nur aus der Erkenntnis der komplexen Zusammenhänge von menschlichem Leben und natürlichen und gesellschaftlichen Bedingungen erwachsen tatsächliche Lösungsansätze. Nur so kann auch eine in sich geschlossene Wissenschaft der Medizin entstehen und sich auf Basis der Vielfalt einzelner Erkenntnisfortschritte entwickeln.
Die bürgerliche Psychologie führt psychische Massenerkrankungen vielfach einseitig auf einschneidende oder traumatische Erlebnisse in der individuellen Lebensgeschichte oder auf genetische Ursachen zurück. Selbst wenn sie gesellschaftliche Ursachen in gewissem Ausmaß anerkennt, orientiert sie therapeutisch einseitig vor allem auf die individuelle Bewältigung der negativen Auswirkungen der Erkrankung. Statt die vielfältigen materiellen Ursachen für die Störung des menschlichen Stoffwechsels, ihre Wechselwirkungen mit der kapitalistischen Produktion, der Umweltkrise, der bürgerlichen Staats- und Familienordnung und den individuellen Lebenserfahrungen zu erforschen, lenkt sie von den objektiven Gesetzmäßigkeiten und notwendigen gesamtgesellschaftlichen Veränderungen ab. Einseitig fokussiert sie sich auf die subjektive Empfindung und Deutung der Probleme, was in vielen Fällen kaum zu einem Heilerfolg führt oder gar die Krankheit verschärft.
All die Krisenentwicklungen des imperialistischen Weltsystems auf weltanschaulichem, ökonomischem, ökologischem und politischem Gebiet sind Ausdruck des Grundwiderspruchs in der historischen Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus, der zur Lösung drängt. Das bürgerliche Krisenmanagement ist letztlich nichts als der untaugliche Versuch, die zum Sozialismus drängenden revolutionären Produktivkräfte, die wachsende Kapitalismuskritik und das Aufbegehren der internationalen Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten aufzuhalten. Wissenschaftlich begründeter Optimismus und überzeugende Zukunftsvisionen in der revolutionären und Arbeiterbewegung bekommen in dieser gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung strategische Bedeutung!
Es ist unverzichtbar, das materialistisch begründete freie Denken in der Arbeiterklasse allgemein wiederzubeleben und zu verbreiten. Das ist eine Voraussetzung für die Überwindung jedes religiösen, metaphysischen und idealistischen Denkens, damit ihr Klassenbewusstsein erwacht und sich entwickelt.
Für die Menschheit ist es geradezu existenziell, dass weltweit der wissenschaftliche Sozialismus und seine dialektisch-materialistische Methode in Theorie und Praxis neues Ansehen gewinnen im Denken, Fühlen und Handeln der Arbeiter und der breiten Massen. Nur so wird die Menschheit in die Lage versetzt, alle Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften von ihren reaktionären Fesseln zu befreien und sie sich für den gesellschaftlichen Fortschritt zu eigen zu machen. Umgekehrt werden die modernen Naturwissenschaften im Wechselverhältnis mit dem wissenschaftlichen Sozialismus Schritt für Schritt ihre Wissenschaftlichkeit zurückgewinnen und den unaufhaltsamen Erkenntnisfortschritt über die universelle Wirklichkeit beflügeln.
So ist dieses Buch eine Streitschrift, die die Arbeiterklasse herausfordert, sich im Bündnis mit fortschrittlichen Studierenden und Wissenschaftlern die führende Rolle in der weltanschaulichen Kritik an der bürgerlichen Naturwissenschaft zu erobern. Es ist auch eine Aufforderung an die fortschrittlichen Intellektuellen, sich von den herrschenden Monopolen, ihrer Politik und Weltanschauung, ihrer Denkweise und ihrer privilegierten Lebens- und Arbeitsweise zu lösen und sich der noch unterdrückten, aber einzig revolutionären Arbeiterklasse anzuschließen.
Angesichts der immer komplizierter werdenden Zusammenhänge und neu aufgeworfener Fragen in Natur und Gesellschaft muss das ideologisch-politische und wissenschaftliche Niveau in der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei zielstrebig erhöht werden.
Obwohl sich das Buch mit der Naturwissenschaft befasst, richtet es sich ausdrücklich auch an Leserinnen und Leser, die sich bisher noch wenig mit diesem Thema beschäftigt haben. Möglicherweise werden nicht alle von Anfang an den ganzen Text verstehen. Davon sollte sich niemand entmutigen lassen! Alle werden in diesem Buch auf Anhieb und erst recht bei gründlicher Beschäftigung, gemeinsamem Studium und in der Diskussion interessante Anregungen und Erkenntnisfortschritte erleben, ihren Horizont erweitern und Antworten auf bisher unbeantwortete Fragen bekommen. Nicht zuletzt werden alle – ob Arbeiter, Akademiker oder Jugendlicher – ihr Kulturniveau erhöhen und Anregungen für eine kritische Haltung gegenüber der bürgerlichen Naturwissenschaft und für das wissenschaftliche Arbeiten erhalten.
Leserinnen und Leser können durchaus auch mit einzelnen, ihnen besonders interessant erscheinenden Abschnitten beginnen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall, zunächst die zusammenfassende Einleitung und den Abschnitt über Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft zu lesen.
Dieses Buch ist einmal mehr Produkt der kollektiven Weisheit eines großen Teams sachkundiger, kritischer und wissenschaftlich denkender und handelnder Arbeitergenossen und gesellschaftskritischer Akademiker. Alle sind vereinheitlicht auf die dialektisch-materialistische Methode, mit der sie die Naturwissenschaften betrachten. Bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchte ich mich ausdrücklich für die fruchtbare Zusammenarbeit bedanken. Dazu gehören unter anderem Dr. Günther Bittel, Herbert Buchta, Adelheid Erbslöh, Oskar Finkbohner, Prof. Christian Jooß, Christoph Klug und Prof. Josef Lutz. Für den mitunter komplizierten Prozess der Diskussion, Ausarbeitung und Schriftleitung möchte ich besonders die Zusammenarbeit mit Monika Gärtner-Engel und Gabi Fechtner hervorheben.
Das Buch ist meinem treuen Mitkämpfer, langjährigen Freund, Genossen und Arzt Anton »Toni« Lenz gewidmet, der seine Mitarbeit besonders im Bereich der Medizin aufgrund einer schweren und unheilbaren Erkrankung nicht mehr zu Ende führen konnte. Er verstarb am 23. Januar 2023.
Stefan Engel, Februar 2023
Einleitung
1. Aufschwung und Niedergang der bürgerlichen Naturwissenschaft
2. Die weltanschauliche Sackgasse der modernen Physik
3. Die Astrophysik zwischen Wissenschaft und Schöpfungsmythos
4. Die Biologie als »Wissenschaft vom Leben« in der Krise
5. Weltanschauliche Irrwege in der Umweltforschung
6 . Die Krise des bürgerlichen Ingenieurwesens
7. Das grundlegende Dilemma der bürgerlichen Medizin
8. Der Mythos der »alternativen Medizin«
9. Die moderne Psychologie zwischen Dichtung und Wahrheit
10. Die Perspektiven der modernen Naturwissenschaft
Stimmen zum Buch
In den USA vertrauen heute weit weniger Menschen der Wissenschaft als noch vor der Corona- Pandemie, so lautet das Ergebnis einer Umfrage des renommierten Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center in Washington. In Deutschland vertrauen gemäß Wissenschaftsbarometer 2023 noch 56 Prozent der Befragten der Wissenschaft und Forschung. Damit ist der Vertrauensverlust gegenüber den Jahren vor Corona zwar geringer als in den USA, doch vorhanden. In Österreich spricht man von zunehmender Wissenschaftsskepsis. Oft wird die Frage gestellt: Ist die Wissenschaftsskepsis gerechtfertigt?
Liest man das Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“, welches, wie die Einleitung verrät, das „Produkt der kollektiven Weisheit eines großen Teams sachkundiger, kritischer und wissenschaftlich denkender“ Menschen ist, ist man versucht, die Frage anders zu stellen:
Ist ein Vertrauen in die moderne Wissenschaft gerechtfertigt? Hat sich in der Gesellschaft bereits genug kritischer Geist entwickelt? Oder existiert nicht (leider) noch eine gewisse Wissenschaftsgläubigkeit, die medial von Mythen genährt wird, indem Naturwissenschaftler wie Physiker oder Mediziner als „neutrale Experten“ bezeichnet werden und Forschungsergebnisse als gesichert dargestellt werden?
Neben einer Einführung und einem Ausblick wird die Krise der verschiedenen Wissenschaftsgebiete wie Physik, Biologie, Umweltforschung, Ingenieurwesen, Medizin und Psychologie jeweils separat in einem Kapitel ausgeleuchtet. Dabei ist es eine Stärke des Buches, analoge Mechanismen wie z.B. positivistische und pragmatische Herangehensweisen, idealistische Deutungen, unnütze Großprojekte und Raubbau an natürlichen Ressourcen als auch die Eigennützigkeit und Abhängigkeit von Forschenden herauszuarbeiten, sodass in der Tat so etwas wie das generelle Bild einer „Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ entsteht. Fundiert wird anhand von Beispielen und aussagekräftigen, oft historischen und zum Teil warnenden Zitaten erzählt, warum sich eine Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft entwickeln musste und worin sie besteht.
Wer sich weiterbilden möchte und ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber dem Wissenschaftsbetrieb und seinen Ergebnissen erwerben möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Benötigen wir eine (oft als umweltschonend deklarierte) Digitalisierung mit 5G, Totalüberwachung usw. überhaupt, die in Wahrheit Sozialsphäre, Muße, das natürliche Denken und die Umwelt zerstört? Benötigen wir eine Gen- und Medizinforschung, die das Maß verloren hat, indem Natürlichkeit durch Künstlichkeit ersetzt wird? Oder eine idealistisch geprägte Physik, die am CERN aufwändig nach Spekulationen wie Gravitonen und Gottesteilchen sucht?
Das Buch ist ein fundierter Aufruf zu mehr kritischem Geist. Wissenschaftsgläubigkeit wird dann fatal, d.h. mensch- und naturzerstörerisch, wenn sie auf eine Wissenschaft trifft, die im Interesse des Geldes und Kapitals agiert, z.B. im Interesse der Pharmaindustrie, der Großkonzerne, der zunehmenden Ausbeutung von Natur und Mensch oder der weltweiten Überwachung.
Stefan Engel, Leiter der Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG
15.11.2022
an einen Mitarbeiter der RW-Redaktion aus Essen
Lieber Genosse,
vielen Dank für deine Überlegungen zum Abschnitt »Das grundlegende Dilemma der bürgerlichen Medizin« im Revolutionären Weg Nr. 38. Wir konnten mithilfe der Zitate und Quellen, die du abgegeben hast, den Abschnitt verbessern. Ich will dir aber zu deinen prinzipiellen Widersprüchen in der Einschätzung der alternativen Medizin schreiben.
Du schreibst: »Andererseits heißt es auf Seite 14 (des Abschnitts): ›Selbstverständlich können auch empirische Erfahrungswerte zum Beispiel jahrtausendealter naturheilkundlicher Erfahrungen nicht einfach beiseite gewischt werden, weil sie noch nicht wissenschaftlich erforscht oder in die Schulmedizin aufgenommen wurden.‹ Das ist zu einfach. So argumentieren auch immer wieder die Verfechter der Homöopathie und anderer Alternativsysteme. Die jahrtausendealten Erfahrungen wurden ja auf idealistischer Grundlage gewonnen. Die zahlreichen überlieferten Erfahrungen kann man nicht von dieser Grundlage trennen.« (Brief vom 4.8.2022, S. 8)
Damit unterstellst du aber den Massen nur auf Grundlage des Idealismus ihre konkreten Erlebnisse mit der Naturheilkunde zu verarbeiten. Das ist doch reichlich skeptizistisch gegenüber den Massen und überheblich gegenüber ihren Erfahrungen! Die Verarbeitung der sinnlichen Erkenntnisse zu rationalen Kenntnissen ist Gegenstand des Kampfs um die Denkweise und Ausdruck des Kampfs zwischen bürgerlicher und proletarischer Ideologie. In allen Wissenschaftsbereichen wurden zunächst die jahrhundertealten Erfahrungen gesammelt, gesondert und ausgewertet, und zumindest zur Zeit der Entstehung der bürgerlichen Naturwissenschaft auf einen dialektisch-materialistischen Boden gestellt. Der Marxismus selbst entstand nur, weil Marx und Engels aus den Erkenntnissen der bürgerlichen Ökonomen und Soziologen, und den praktischen Erfahrungen der Massen alles erhaltenswerte schöpften, höherentwickelten und alles idealistische, metaphysische und reaktionäre zurückwiesen. Mit einer Grundhaltung wie deiner hätten sie das nie geschafft.
Bei der Untersuchung der alternativen Medizin oder Naturheilkunde muss strikt Spreu von Weizen unterschieden werden, in dem man vom dialektischen Materialismus ausgeht. Die Homöopathie basiert neben ihrer völlig religiös-idealistischen Ideologie – die wir im Abschnitt auch entsprechend attackieren - auf der Gabe von kaum-existenten Kleinstmengen ihrer Wirkstoffe. Dass diese Zuckerkügelchen tatsächlich höchstens durch den Placebo-Effekt eine Wirkung entfalten können, kannst du nicht mit den Methoden der Akupunktur gleichsetzen, die erwiesenermaßen und wie du selbst einräumst, auf den Körper wirken. Nehmen wir zum Beispiel die Studie von 2004, die an 200.000 Patienten durchgeführt wurde, auf die du dich auch beziehst. Die Studie ergab eindeutig, dass eine Akupunkturbehandlung den Zustand der Patienten deutlich verbesserte: bei Arthroseschmerzen (85 Prozent), Asthma/allergischer Rhinitis (82 Prozent) und Dysmenorrhö (85 Prozent), Kopfschmerzen (75 Prozent), Lumbalsyndrom (75 Prozent). Diese Wirkung hielt bis zu 6 Monate an. Im Artikel im Ärzteblatt zu der Studie heißt es : »Überraschenderweise fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Nadelung von Akupunktur- und Nicht- Akupunkturpunkten jedoch nur bei Arthroseschmerzen.« (Deutsches Ärzteblatt, Jg. 101, Heft 5, 30. Januar 2004)
Die Studie offenbarte, dass die idealistisch geprägte Theorie, nach der die Akupunkturpunkte bisher bestimmt wurden, nicht oder nur teilweise stimmt. Gleichzeitig erwies sie, dass die Methode der Nadelung an sich wirkungsvoll und relativ nebenwirkungsfrei ist. Du schlussfolgert jedoch, dass die Studie nur auf einen Placebo-Effekt aufgrund einer mangelnden Doppelverblindung, da der behandelnde Arzt immer weiß, ob er die »richtigen« oder »willkürliche« Punkte nadelt, der Studie hinweisen würde. Damit gehst du selbst der künstlichen Polarisierung zwischen Schulmedizin und alternativer Medizin auf den Leim. Seit wann ist denn die Doppelverblindung unser Bewertungskriterium? Deren Theorie besagt ja, dass Patienten die wissen, dass sie die »richtige« Behandlung bekommen, ihren Gesundheitszustand subjektivistisch positiver beurteilen, als Patienten, die nicht wissen, welche Behandlung sie erfahren. Aber damit kannst du doch nicht eine um 75-85 % verbesserte gesundheitliche Lage von 200.000 Patienten, die zum Teil unter ernsthaften Schmerzen litten, wegdiskutieren. Deine Argumentation überrascht auch, weil du auf Seite 1 deines Briefs selbst schreibst: »Sehr wichtig und überzeugend finde ich die Auseinandersetzung mit der evidenzbasierten Medizin (EBM) und ihrem ›Goldstandard‹ der doppelblinden klinischen Studien«
Deine Argumentation entspricht vielmehr den von dir abgegebenen Quellen. Das Buch von Singh/Ernst »Gesund ohne Pillen« fällt aber durch einen ausgeprägten Antikommunismus auf. So heißt es darin: »der Vorsitzende Mao Zedong bewirkte eine Wiederbelebung der traditionellen chinesischen Medizin, zu der nicht nur die Akupunktur gehörte, sondern auch Kräutermedizin und andere Heilverfahren. … Mao war es gleichgültig, ob die traditionelle chinesische Medizin funktionierte, solange er die Massen zufriedenstellen konnte.« (S. 65) und auf Seite 69: »die amerikanischen Ärzte, die China in den frühen siebziger Jahren (also wohl gemerkt zu Zeiten des Sozialismus!) besuchten, waren es nicht gewohnt, getäuscht oder politisch manipuliert zu werden, daher dauerte es einige Jahre, bis ihre naive Begeisterung für die Akupunktur von Zweifeln abgelöst wurde.« Singh und Ernst behaupten, dass die Vorzeigeoperationen der Chinesen, bei denen allein Akupunktur zur Narkose genutzt wurde, wahrscheinlich ein Schwindel waren. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen der Zeit des sozialistischen Aufbaus und der Zeit des chinesischen Neuimperialismus, dem offenbar 2006 tatsächlich solche Fake-Operationen nachzuweisen sind.
In deinem Brief findet sich das in folgender Formulierung wieder: »Die heutige Rolle der Akupunktur im Westen nahm 1971 ihren Anfang, durch den Artikel eines US Reporters in der New York Times ...Verstärkt wurde das durch spektakuläre Operationen am offenen Herzen bei denen die Patienten angeblich nur durch ein paar Akupunkturnadeln Schmerz unempfindlich gemacht wurden. Einzelne solcher OPs wurden später als Fake entlarvt.« Auch bei dir keinerlei Unterscheidung zwischen sozialistischer und imperialistischer Zeit.
Simon Singh ist übrigens selbst Physiker und hat ein »erfolgreiches« Buch über den Urknall veröffentlicht, womit er diese idealistische Theorie unter die Massen trägt. Warum befasst Du dich unkritisch ausschließlich mit solchen Quellen, statt einmal in der Peking Rundschau oder der Willi Dickhut Bücherei nach den proletarischen Studien zur Akupunktur zu suchen? Es gibt auch materialistische Theorien zur Akupunktur – auch wenn diese noch recht vage sind.
Aber auch das hältst du nicht für nötig, sondern kommst zu dem vernichtenden Urteil: »Es ist ein sinn- und aussichtsloses Unterfangen, der Akupunktur als System im Nachhinein ein wissenschaftliches Kleid über zu ziehen«.
In gleichem Atemzug erklärst du auch die Ohrakupunktur, Fußreflexzonenmassage oder Akkupressur für Humbug. Ich praktiziere selbst erfolgreich die Ohrakupressur und hab damit schon manche schmerzhaften Muskelblockaden im Rücken auf Auslandsreisen ohne Arzt aufgelöst – ist das auch eine auf »idealistischer Grundlage gewonnene Erfahrung«?
Du kritisierst die Formulierung auf Seite 15 des Abschnitts: »inzwischen gut erforscht ist auch die Akupunktur«. Diese Formulierung ist tatsächlich zu weitgehend, denn bis heute kann die Wirkung der Akupunktur bei bestimmten Leiden zwar nachgewiesen aber abgesehen von vagen Thesen nicht erklärt werden. Wir haben die Passage entsprechend geändert.
(...)
Herzliche Grüße,
Stefan
Im 5. Kapitel des Buches »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« wird eine kritische Würdigung des deutschen Zoologen Ernst Haeckel vorgenommen. Er schrieb in »Generelle Morphologie der Organismen«:
»Unter Oecologie verstehen wir die gesammte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Aussenwelt, wohin wir im weiteren Sinne alle ›Existenz-Bedingungen‹ rechnen können.« (zitiert nach Stefan Engel: Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft, S. 75)
Ernst Haeckel unter diesem Aspekt eine kritische Würdigung zukommen zu lassen, ist zweifellos richtig.
Doch halte ich es an dieser Stelle für notwendig, etwas weiter auf Haeckel einzugehen. Ich tue das unter dem Gesichtspunkt, dass Haeckel speziell unter jungen Menschen nicht mehr, und wenn, dann höchstens bruchstückhaft, bekannt ist und die Leserinnen und Leser durch die Erwähnung Haeckels ein einseitiges Bild von ihm mitnehmen könnten.
Was nicht heißen soll, dass in dem Buch eine einseitige Darstellung Haeckels erfolgt. Er wird im Kontext des Kapitels unter diesem einen Aspekt betrachtet, eine ihn umfassend betrachtende Darstellung ist nicht Sinn und Zweck des Buches. Insofern sind diese Zeilen auch keine Kritik an dem Buch.
Da Ernst Haeckel eine als ausgesprochen ambivalente Persönlichkeit gewertet werden muss, möchte ich der Notwendigkeit nachkommen, seine anderen, problematischen Seiten zu beleuchten.
Auf Seite 61/62 des Buches von Stefan Engel heißt es zutreffend:
»Andere Strömungen verfälschen Darwins bahnbrechende Erkenntnisse zur pseudowissenschaftlichen Rechtfertigung ultrareaktionärer, rassistischer oder faschistischer Auffassungen des ›Sozialdarwinismus‹. Sie wenden Darwins These von der natürlichen Auslese unzulässig auf die menschliche Gesellschaft an […]«
Zu diesen Strömungen gehörte auch Ernst Haeckel, sogar als einer der Begründer des Sozialdarwinismus!
In meinem als Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 161 / 2019 erschienen Büchlein, » ›Hör auf, hör auf, die Wälder zu zerstören‹ - Vom Stellenwert der Natur bei Karl May« gehe ich im 1. Kapitel auch auf die verschiedenen Seiten Haeckels ein.
Dort stellte ich mir die Aufgabe, einen
»weitgehende[n] Überblick über die vielfältigen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts einschließlich der Auswirkungen in unser Zeit entsprechend dem Anliegen dieses Heftes«
zu geben. (Seite 25)
Ernst Haeckel widme ich mich dort auf den Seiten 17 bis 19. Darin schrieb ich:
»Ernst Haeckel (1834 – 1919) verdankte seine Liebe zu Natur, Wissenschaft, Forschung und Malerei des Büchern Alexander von Humboldts. Andrea Wulf [sie verfasste eine umfangreiche Humboldt-Biografie] würdigt ihn als einen ›Mann, der Künstler und Wissenschaftler gleichermaßen beeindruckte und der Humboldts Naturbegriff ins 20. Jahrhundert brachte.‹« Ebenso war Haeckel beeindruckt von Darwins Evolutionstheorie. Er wurde zu Darwins leidenschaftlichstem Fürsprecher in Deutschland. […]
Mit Ernst Haeckel hat sich […] Karl May ausgiebig beschäftigt und schreckte da auch vor Plagiaten für die Arbeit am Buch der Liebe nicht zurück. Und doch war es kein gedankenloses Abschreiben; es gab auch einen grundsätzlichen Unterschied zwischen den Sichtweisen der beiden. Während nämlich Haeckel zum Kreis derer zählte, die »die Unvereinbarkeit des Gottesglaubens mit der Evolutionstheorie verkündeten« [zitiert aus May-Biografie von Hermann Wohlgschaft, S. 2085], zeigte sich May »als unabhängiger Geist: Die Evolutionstheorie übernimmt er enthusiastisch, zugleich versteht er die Evolution als von Gott gesteuert.« [zitiert aus: ebd.] Karl May suchte nach der Vereinbarkeit beider Seiten […]
Zwischen Ernst Haeckel und Karl May gab es einerseits wichtige Gemeinsamkeiten, aber auch grundsätzliche Unterschiede. So vertrat auch Haeckel zunächst pazifistische Ideen und unterstützte die Friedensbewegung Bertha von Suttners, änderte dann jedoch seine Ansichten. »Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verteidigte Haeckel die deutsche Beteiligung am Krieg und äußerte sich zunehmend nationalistisch.« [zitiert aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel ) Im Oktober 1914 erschien ein von Haeckel und anderen namhaften Personen unterzeichneter »Aufruf an die Kulturwelt« (auch als »Manifest der 93« bezeichnet), der in Deutschland zur allgemeinen Kriegsbegeisterung beitrug und als den Ersten Weltkrieg bejahendes Mittel der Propaganda diente. Zu den 93 Unterzeichnern zählten neben Haeckel unter anderem Gerhart Hauptmann, Max Klinger und Max Planck. Letzterer gehörte zu denen, die sich später von der Erklärung distanzierten. Bekannte Pazifisten wie Albert Einstein, Friedrich Wilhelm Foerster oder Hermann Hesse wurden wohlweislich nicht angefragt. Auch Karl May wäre, hätte er noch gelebt, von einem derartigen Ansinnen sicher verschont geblieben.
Als einer der Begründer des Sozialdarwinismus vertrat Ernst Haeckel Ideen, »die später Eingang in das nationalsozialistische Weltbild fanden. Er setzte Nation und Rasse gleich und rief zur Reinhaltung der deutschen Rasse auf.« [zitiert aus:https://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/9288 - inzwischen: https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/sozialdarwinismus )
Der Sozialdarwinismus vertritt unter anderem, dass biologische Gesetzmäßigkeiten auf menschliche Gesellschaften übertragbar seien, und stellt heute ein Wesensmerkmal des Rechtsextremismus dar. [vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus ) […]«
Wie eingangs geschrieben, ist die auf Seite 75 vorgenommene kritische Würdigung Ernst Haeckels durch Stefan Engel berechtigt. Doch wegen der verschiedenen Seiten Ernst Haeckels, die in Stefan Engels Buch gar nicht allseitig behandelt werden können, erlaube ich mir für spätere Ausgaben des Buches von Stefan Engel die Anregung, in einer Fußnote die Ambivalenz Haeckels zu benennen, weil zum einen das Verdienst des Zoologen betont, zum andern der reaktionäre Sozialdarwinismus ohne Erwähnung Haeckels besprochen wird. An einer von beiden Stellen könnte ich mir einen Querverweis auf die jeweils andere Seite vorstellen.
Die Mathematik ist eine zwischen Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Philosophie eingeordnete Wissenschaft. Sie entwickelte sich Jahrtausende gemeinsam mit den Produktivkräften und Produktionsverhältnissen der Gesellschaft. Umbrüche in deren Entwicklung und auch in der Entwicklung der Produktivkräfte fanden sich, mathematikgemäß in abstrakter und verallgemeinerter Form, dort wieder.
Friedrich Engels beschrieb die Funktionsweise der Mathematik ohne viel Respekt vor der Abstraktheit der Thematik:
»Die Mathematik ist die Wissenschaft der Größen; sie geht vom Begriff der Größe aus. Sie definiert diese in lahmer Weise und fügt dann die andern Elementarbestimmtheiten der Größe, die in der Definition nicht enthalten, äußerlich als Axiome hinzu, wo sie dann als unbewiesen und auch mathematisch als unbeweisbar erscheinen.« (MEW, Bd. 20, S. 521)
Axiome sind also Voraussetzungen, die einfach als gegeben hinzunehmen sind.
Darauf folgend zeigte Engels das Vorhandensein der Dialektik konkret in vielen Details der Mathematik auf.
Hingegen behandelt die bürgerliche Ideologie die Mathematik idealistisch und metaphysisch abwechselnd als Wissenschaft der Symbolinterpretation, einer Kunst des Umgangs mit Zahlen und dergleichen.
Doch Zahlen sind eben nicht einfach Symbole, sondern sie spiegeln die Notwendigkeit wider, Gruppenmitglieder, aber auch Tiere, Früchte usw. usf. zu zählen. Ackerbau erfordert eine genau nachvollziehbare Feldeinteilung und führte so zur Entwicklung der Geometrie. Die relativ feinen und komplizierten Bewegungen der Maschinen erzwangen die Beschäftigung mit Grenzwerten, Differentialen, … um nur wenige Beispiele für den Praxisbezug auch der abstraktesten Teilbereiche der Mathematik zu erwähnen.
Mit der kapitalistischen Industrialisierung der Produktion und der wissenschaftlichen Durchdringung von immer mehr Bereichen der Natur und der Gesellschaft in der Zeit der Herausbildung des Imperialismus erfolgten Versuche, die Mathematik insgesamt zu ordnen.
Endziel war es, von ganz wenigen Voraussetzungen ausgehend in der Mathematik ALLES zu beweisen, das von Engels schon erwähnte Nutzen von Axiomen also praktisch überflüssig zu machen. Hier spiegelte sich in abstraktester Form der Abschluss der Aufteilung der Welt im Stadium des Imperialismus wieder. Auch in der mathematischen Welt sollte es keine „weißen Flecken“ auf der Landkarte mehr gaben.
Der Mathematiker Georg Cantor versuchte das ausgehend von der Mengenlehre; es gelang nicht, sondern führte zu Widersprüchen, den sogenannten Russelschen Antinomien.
Ein Beispiel ist:
»Die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst als Element enthalten …«
Nach einiger Überlegung findet man:
Sie enthält sich selbst, wenn sie sich nicht enthält und umgekehrt; das ist ein logischer Widerspruch, was in der Mathematik die Widerlegung einer Behauptung bedeutet!
Auch spätere andere Versuche in diese Richtung brachten nur Teilergebnisse.
Schließlich bewies der Mathematiker Kurt Gödel seine sogenannten Unvollständigkeitssätze.
Sie besagen vereinfacht, dass jedes hinreichend komplexe System entweder in sich widersprüchlich oder aber unvollständig ist. Das ist philosophisch sehr bedeutsam; heißt es doch, dass der dialektische Widerspruch, also die Dialektik, nicht aus der Mathematik entfernt werden kann. Das ist wiederum wegen der grundlegenden Rolle der Mathematik in der Wissenschaft ein starker Hinweis, dass auch die objektive Realität dialektisch ist.
Die bürgerliche Gesellschaft der USA dankte ihm diese grandiose Leistung übrigens auf ihre Art, nach vielen Anfeindungen ließ man ihn in einer gesundheitlichen Krise verhungern.
Die Wechselbeziehung zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und Entwicklung der Mathematik ist ebenfalls voller dialektischer Widersprüche. Die rasante Entwicklung der Computertechnik der letzten Jahrzehnte entwertete das Rechnen mit Ungleichungen, wo man früher mit Ungleichungen beispielsweise die Tragfähigkeit von Bauelementen eingrenzte, berechnet man sie heute einfach exakt. Andererseits gibt es die ersten mathematischen Beweise, wo unabdingbar Computerrechenleistung enthalten ist, zum Beispiel die Lösung des Vierfarbenproblems der Kartografie. Bis dahin konnte jeder einen mathematischen Beweis mit genügend mathematischen Kenntnissen, Papier und Bleistift nachvollziehen; jetzt ist eventuell ein Hochleistungscomputer auch noch erforderlich.
Die Mathematik in unseren Schulen ist NICHT einfach eine Vorbereitung auf die Anforderungen der beruflichen und gesellschaftlichen Praxis. In Form der Überbetonung von Trigonometrie und quadratischen Funktionen im Mathematikunterricht, wichtig für den Schanzanlagenbau und die Geschoßflugbahnberechnung, geistert das Bestreben um Heranziehung von Artillerieoffizieren durch die Klassenzimmer. Andererseits kommen die Abschätzung von Größen und die Logik – wichtig für die effiziente Computernutzung – immer noch zu kurz.
Die bürgerliche Ideologie hat auch auf die »strenge Wissenschaft« Einfluss, der immer hemmender und negativer wird. Um so wichtiger ist es, gegenüber dem Einfluss der bürgerlichen Ideologie in allen Wissenschaftsbereichen eine kritische Haltung zu entwickeln, wie das der RW 38 am Beispiel einiger Naturwissenschaften aufzeigt.
Erst im Sozialismus kann sich auch die Mathematik wirklich als Wissenschaft unbehindert durch die bürgerliche Ideologie weiterentwickeln, die Befriedigung besonders der grundlegenden und langfristigen gesellschaftlichen Bedürfnisse mit ihren spezifischen Mitteln unterstützen.
Nils W.
»Liebe Genossinnen und Genossen,
zunächst einmal herzlichen Dank für das Buch von Stefan Engel: ›Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft‹. Ich habe das Buch nun mehrmals gelesen und habe viel über die darin enthaltenen Einschätzungen nachgedacht. Es hat mich angeregt, mich intensiver mit den Naturwissenschaften zu beschäftigen. …
Die Chemie ist sicherlich eine der wichtigsten Naturwissenschaften, die gerade heute dem kapitalistischen / imperialistischen Verwertungsinteresse unterliegt. Dieses Verwertungsinteresse muss ja einen ideologischen Einfluss auf die Chemie als Naturwissenschaft haben. Trotzdem wird die Chemie im Buch ›Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft‹ mit keinem Wort (ich hoffe ich habe da nichts übersehen) erwähnt. Ich hatte vor einem halben Jahr die ›Dialektik der Natur‹ von Friedrich Engels gelesen. Da werden ausführlich Beispiele aus der Chemie angeführt und der dialektische Materialismus am Aufbau der Elemente des Periodensystems erklärt. Die Entwicklung des Periodensystems ist doch ein fantastisches Beispiel für den dialektischen Materialismus, der die Chemie einmal beherrscht hat. Ich selbst bin kein Experte der Chemie, hätte aber trotzdem gerne eine Erklärung für die Nichtbehandlung. ...
Als zweites bin ich mit der Einschätzung zur Mathematik nicht ganz einverstanden. ...
Die Mathematik ist ein Resultat des menschlichen Geistes, erschaffen und weiter entwickelt um die Welt zu verstehen, sie zu vermessen und zu begreifen. So gesehen ist die Mathematik ein Resultat menschlicher Kultur und Evolution. Eine Weiterentwicklung der Mathematik wurde stets angeregt und ausgelöst durch weltliche Probleme oder auch der weltlichen Ökonomie. Die Vermessung der Welt wäre ohne Geometrie nicht denkbar, das bürgerliche Rechnen mit Zinsrechnung, den negativen Zahlen war ein Erfordernis des Handels im Mittelalter, die Infinitesimalrechnung entwickelte sich mit der technischen Revolution usw.
Doch gleichzeitig ist die Mathematik ein Gedankengebäude, das von der Realität abstrahiert. Die Objekte der Mathematik gibt es in der Realität häufig nicht. (Punkt, Linie, zweidimensionale Fläche, Kugel im mathematischen Sinn, Zahlentheorie etc. ) Und trotzdem hat dieses dem menschlichen Geist entstammende von der Welt angeregte Gedankengebäude mit seinen internen Problemen die Menschheit immer wieder herausgefordert und beschäftigt. Das ist heute noch so, auch in den sogenannten ›bildungsfernen Schichten‹. Alle Kulturen haben den Satz des Pythagoras entwickelt und unzählige Male bewiesen, obwohl ein Beweis gereicht hätte. Die Erforschung und die Fragen der Menschheit zu den Primzahlen sind ein rein innermathematisches Problem (Gibt es eine größte Primzahl, gibt es eine Formel zum Finden von Primzahlen?) und haben keine Auswirkungen auf die reale Welt. Noch nie hat ein Techniker ›Fermats letzten Satz‹ benötigt und dennoch war die Suche nach einem Beweis irgendwie jahrzehntelang wichtig.
Das Wichtigste ist aber zu klären, wie das Verhältnis von Mathematik zur real existierenden Welt ist. Es gibt Anforderungen der Welt, die man versucht mit der Mathematik zu lösen. Der Ausgangspunkt ist aber ein real existierendes Problem. Meistens hat die Mathematik Lösungen gefunden. Die Mathematik entwickelt sich aber auch innermathematisch weiter als Produkt des menschlichen Geistes mit der der Mathematik eigenen Logik. Dann kann es passieren, dass ein Ergebnis dieser Weiterentwicklung eine Widerspiegelung in der Welt findet (die Fibonacci-Folge ist hier ein gutes Beispiel). Das muss aber nicht so sein. Aus einem rein mathematischen Ergebnis Rückschlüsse auf die Verhältnisse in der Natur zu schließen, ist eine vollkommene Überinterpretation. Hier haben wir es wieder mit Idealismus und Materialismus zu tun. Die Mathematik hat ihre Wurzeln zwar in der realen Welt ist aber ein geistiges Objekt des Menschen. Ein Ergebnis dieses Systems Mathematik ist kein Beweis für die Verhältnisse in der realen Welt. Das wird aber häufig von den bürgerlichen Wissenschaften so verstanden.
Nachdem die Mathematik sich in den 70iger Jahren innermathematisch mit dem Chaos (Chaostheorie) beschäftigt hat, formulierte der Meteorologe Edward Lorenz ›Schon der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann in Texas einen Orkan auslösen‹. Was für ein Quatsch. In der mathematischen Chaostheorie können kleine Anlässe große Wirkungen haben aber damit kann doch nicht das Entstehen von Orkanen erklärt werden.
Ihr schreibt im Buch auf Seite 36: ›Unter dem weltanschaulichen Einfluss des Idealismus löste sich die Mathematik jedoch zunehmend von der Wirklichkeit.‹
Das macht die Mathematik ständig, indem sie abstrahiert. Meiner Meinung nach darf sie das auch. Problematisch ist die Interpretation der mathematischen Ergebnisse durch die bürgerliche Wissenschaft. Die Ergebnisse der Mathematik werden als Beweis für die Existenz von vermuteten Realitäten angesehen (schwarze Löcher). Die Wirklichkeit lässt sich nicht durch die Mathematik beweisen. Mit Hilfe der Mathematik kann man real erkannte Probleme messen, berechnen und erfassen. So gesehen ist in diesem Bereich die Mathematik eine Hilfswissenschaft zur Erkenntnis der Welt, aber niemals ein Mittel für den Beweis von vermuteten Realitäten.
Mit solidarischen Grüßen!«
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Stefan Engel
Redaktionsleiter REVOLUTIONÄRER WEG, 26.4.23
Lieber Genosse,
vielen Dank für deinen Brief. Schön, dass dich das Buch so zur Debatte anregt. Du schreibst: »Die Chemie ist sicherlich eine der wichtigsten Naturwissenschaften, die gerade heute dem kapitalistischen / imperialistischen Verwertungsinteresse unterliegt. ... Ich selbst bin kein Experte der Chemie, hätte aber trotzdem gerne eine Erklärung für die Nichtbehandlung.«
Die Aufgabenstellung des Buchs »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ war, eine Anleitung zu geben, wie die dialektisch-materialistische Kritik an der bürgerlichen Naturwissenschaft entwickelt werden muss. Das haben wir in verschiedenen Kernbereichen gemacht. Das Buch hat aber nicht den Anspruch die Naturwissenschaft umfassend zu behandeln, das kann es auch gar nicht (vgl. Einleitung des Buches, S. 8). Die Geologie haben wir zum Beispiel auch nicht behandelt. Dazu kommt, dass die Kernauseinandersetzungen in der Chemie starke Überschneidungen mit dem Ingenieurwesen (wo die Frage der FCKW-Entwicklung behandelt wurde) und der Physik (insbesondere Quantenphysik) haben.
Weiter schreibst Du: »Als zweites bin ich mit der Einschätzung zur Mathematik nicht ganz einverstanden. … Ihr schreibt im RW 38 auf Seite 36: ›Unter dem weltanschaulichen Einfluss des Idealismus löste sich die Mathematik jedoch zunehmend von der Wirklichkeit.‹
Das macht die Mathematik ständig, indem sie abstrahiert. Meiner Meinung nach darf sie das auch. Problematisch ist die Interpretation der mathematischen Ergebnisse durch die bürgerlichen Wissenschaft.«
Das ist eine metaphysische Vorstellung von der mathematischen Abstraktion, die nur richtig ist, wenn sie am Ende wieder der Lösung der realen praktischen Probleme dient. Die Mathematik lehnen die Marxisten-Leninisten nicht ab, sondern ihre idealistische Handhabung. Marx war im übrigen einer der größten Mathematiker seiner Zeit. Engels schrieb: »Keineswegs aber befaßt sich in der reinen Mathematik der Verstand bloß mit seinen eignen Schöpfungen und Imaginationen. Die Begriffe von Zahl und Figur sind nirgends anders hergenommen, als aus der wirklichen Welt. Die zehn Finger, an denen die Menschen zählen, also die erste arithmetische Operation vollziehn gelernt haben, sind alles andre, nur nicht eine freie Schöpfung des Verstandes. … Wie alle andern Wissenschaften ist die Mathematik aus den Bedürfnissen der Menschen hervorgegangen: aus der Messung von Land und Gefäßinhalt, aus Zeitrechnung und Mechanik. Aber wie in allen Gebieten des Denkens werden auf einer gewissen Entwicklungsstufe die aus der wirklichen Welt abstrahierten Gesetze von der wirklichen Welt getrennt, ihr als etwas Selbständiges gegenübergestellt, als von außen kommende Gesetze, wonach die Welt sich zu richten hat. So ist es in Gesellschaft und Staat hergegangen, so und nicht anders wird die reine Mathematik nachher auf die Welt angewandt, obwohl sie eben dieser Welt entlehnt ist und nur einen Teil ihrer Zusammensetzungsformen darstellt - und grade nur deswegen überhaupt anwendbar ist.« (Marx-/Engels-Werke, Band 20, S. 35-36 – Hervorhebung durch uns)
Und eben diese idealistische Loslösung der Mathematik von der Wirklichkeit wird heute insbesondere in der Astrophysik, aber auch zunehmend in der Umweltforschung zum Problem. Denn die hoch komplexen mathematischen Berechnungen, die nötig sind um die Bilder des James-Webb-Teleskops oder die abertausenden Daten der Wetterstationen auszuwerten, sind nicht ideologiefrei. Wenn diese schon basierend auf der Urknalltheorie oder auf der Grundannahme, im Klimasystem gäbe es nur allmähliche Veränderungen und keine qualitativen Sprünge, entwickelt werden, kann die Mathematik die Wirklichkeit nicht korrekt abbilden. Immer wüstere Rechenmethoden werden entwickelt, um den Widerspruch zwischen den materialistischen Einzelerkenntnissen und den idealistischen Theorien zu überbrücken. Und ein gewiefter Mathematiker wird immer in der Lage sein, eine geeignete Rechnung zu erfinden.
In unserem Buch wird diese idealistische Deutung der Mathematik anhand von dem Zitat von Heisenberg deutlich, das du gar nicht mit zitiert hast:
»Unter dem weltanschaulichen Einfluss des Idealismus löste sich die Mathematik jedoch zunehmend von der Wirklichkeit. Heisenberg behauptete sogar absurderweise:
›Die letzte Wurzel der Erscheinungen ist also nicht die Materie, sondern das mathematische Gesetz, die Symmetrie, die mathematische Form.‹ «
Für die Mathematik gilt, was ich oben zur Chemie geschrieben habe. Es ist nicht erforderlich, sich mit jedem Wissenschaftsbereich auseinanderzusetzen. Zum anderen wurde im Buch »Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus« im Kapitel zur Digitalisierung umfassend auf das Problem des Positivismus in der digitalen Datenverarbeitung eingegangen. Wir würden aber trotzdem gerne den Briefwechsel mit dir veröffentlichen um die Debatte darum weiter anzuregen und deine interessanten Ausführungen zur Mathematik zugänglich zu machen. Wärst Du damit einverstanden?
Herzliche Grüße,
Stefan
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Lieber Stefan,
vielen Dank für deine Antwort und deine inhaltliche Stellungnahme. Deine Ausführungen zur Mathematik haben mich ins Nachdenken gebracht. Der Begriff »reine Mathematik“ bringt es auf den Punkt und die Vorstellung der »reinen Mathematik“ ist mit Sicherheit idealistisch.
Es ist auch nicht meine Ansicht, dass die Mathematik eine ausschließliche Schöpfung des menschlichen Geistes ist. Sie entstammt der Realität. Aber du hast sicherlich recht, dass die Mathematik sich auch immer wieder auf die Realität beziehen muss. Da hatte ich eine falsche Vorstellung: Mathematik als beliebiges Spielfeld des menschlichen Geistes, als Kunstform, als regelbasiertes Experimentierfeld,.. Wohin bringt das die Mathematik?
Aber es gibt auch die innermathematischen Probleme, die die Menschheit anregt, die sie herausfordert, ohne dass es eine Anwendung gibt. Da sind die Primzahlen ein gutes Beispiel. Viele meiner SchülerInnen konnte ich von diesen Zahlen faszinieren. Es gibt weitere Beispiele. Also lässt sich die Mathematik nicht lediglich auf Anwendungen reduzieren. Doch wo ist die Grenze. Und du hast recht: Reine Mathematik ist Schwachsinn (idealistisch).
Ich muss noch weiter darüber nachdenken.
Natürlich dürft ihr den Briefwechsel veröffentlichen.
Mit herzlichen Grüßen
… in diesem Spannungsfeld, analysiert das Buch überzeugend und sehr verständlich die Entwicklung der verschiedenen Gebiete der Naturwissenschaft, ihren oft fortschrittlichen Aufstieg und ihre heutigen Krisen, bis hin zur Unfähigkeit in der Umweltforschung den Beginn der Umweltkatastrophe zu analysieren.
Damit sich die Gesellschaft vom Feudalismus befreien konnte, war es nötig die vorherrschende reaktionäre, wissenschaftsfeindliche Ideologie der Religion zurückzudrängen. Die Entwicklung des Kapitalismus brauchte materialistische Erkenntnisse in den Naturwissenschaften, um die kapitalistischen Produktionsverhältnisse aufzubauen, so zum Beispiel mit den wichtigen Fortschritten in der industriellen Produktion. In diese Zeit war es nötig und „gewünscht“ materialistische Erkenntnisse, in Physik und anderen Wissensgebieten voranzutreiben.
Und heute?
Um die befreiende Wirkung dieses Buches zu spüren, empfehle ich vor allem den Frauen und im speziellen der kämpferischen Frauenbewegung die Kapitel zur Medizin und Psychologie zu lesen und schöpferisch zu beraten. Haben doch vor allem die Frauen in den Familien und in den „sozialen“ Berufen, mit der Unfähigkeit der Medizin und Psychologie zu tun, die Ursachen von Krankheiten, auch psychischen Krankheiten zu erkennen und entsprechend zu therapieren.
Es geht nicht darum, zu erforschen, warum man z. B. Bluthochdruck hat, oder sich Diabetes entwickelt hat, Hauptsache ein Medikament hilft. Ganz pragmatisch. Da ist es dann auch schon, egal, ob die verschiedenen Wechselbeziehungen eines Medikaments erforscht sind. Es geht ums schnelle Geld. Alle Wechselbeziehungen könne man eh nicht erforschen, so die agnostizistische Anschauung der bürgerlichen Wissenschaft, die sich schon gar nicht mehr den Anspruch stellt, die Wirklichkeit umfassend zu erforschen. Das weist das Buch anschaulich nach.
Was uns krank gemacht hat, warum unser Immunsystem mit vielen Erregern nicht fertig wird, wie der Stress, viele Umweltgifte usw. auf unseren Stoffwechsel wirken, darauf weiß die Medizin in der Regel keine Antwort. Diesen ganzheitlichen Anspruch stellt sie sich nicht.
Das Buch eröffnet den Weg, und weist anschaulich nach, unter welchen Voraussetzungen die Naturwissenschaften zum Wohle der Menschheit genutzt werden können. So wertet das Buch u.a. die Erfolge in der Medizin, der bis in die 70iger Jahren existierende sozialistische Gesellschaft in China aus und schreibt: „Der Schlüssel zum Erfolg lag in geduldiger und überzeugender massenhafter Bewusstseinsbildung, Forschung und Ausbildung auf der Grundlage der dialektisch-materialistischen Methode. All das führte zu einer enormen Mobilisierung von Fachwissen und Eigeninitiative der Massen.“ Das Buch verallgemeinert diese Erfahrungen und kommt zu dem Schluss: „Eine sozialistische Gesellschaft würde die Arbeiterklasse, die breiten Massen, die relevanten Wissenschaftler der ganzen Welt sowie alle in der Praxis erfahrenden medizinischen Berufsgruppen zu einem kollektiven Erkenntnisfortschritt vereinen.“ Darin liegt auch die befreiende Wirkung des Buches. Es gibt keinen Grund mehr, sich mit Halbwissen, vereinzelten Teilerkenntnissen zufrieden zu geben!
Das Buch hilft, den Weg zur Lösung der Menschheitsfragen zu gehen.
Bei der Suche nach einem Geschenk bin ich über ein neues Buch gestolpert mit dem gewagten Titel »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft«. Krisen sind nichts wirklich Neues, die Nachrichten sind voll davon. Aber auch in der Naturwissenschaft? Also habe ich mir das Buch gekauft, aber ein Geschenk ist es dann nicht geworden – höchstens für mich selbst.
Ich habe immer in der Industrie gearbeitet, als Einrichter oder Anlagenführer. Darum interessierte mich das Kapitel »Das bürgerliche Ingenieurwesens in der Krise« besonders. Die berufliche Arbeit ist nicht einfach, und macht heute eine enge Zusammenarbeit zwischen den Produktionsarbeitern und der Instandhaltung und den Ingenieuren - eine enge Einheit von Theorie und Praxis - nötig. Was im Betrieb noch mehr oder weniger gut funktioniert, oft genug weniger, versagt im gesellschaftlichen Maßstab. Das Buch weist auf die offensichtlichen Probleme der Mega-Projekte wie Stuttgart21 hin. Das große Interesse an der Bebauung des oberirdischen Gleisfelds mit lukrativen Immobilien schlug alle Bedenken aus der Geologie in den Wind. Die technischen Fähigkeiten der Ingenieure scheitern, weil die Profitinteressen des Kapitals ausschlaggebend sind. So wird der Ingenieur ungewollt zum »Master of Desaster«.
Das Buch zitiert den Technikforscher David Collingridge. Er geht davon aus, dass es unmöglich sei, »Technikfolgen« vorher abzuschätzen. Daher müssen Entscheidungen »flexibel, korrigierbar und flexibel sein«. Das klingt gut, ist in der Realität aber verantwortungslos. Zukünftigen Generationen werden die Folgen der Atomkraft oder der Aufheizung der Atmosphäre aufgebürdet, weil das nicht einfach reversibel und korrigierbar ist.
Das Interessante an diesem Buch ist der Bezug zur weltanschaulichen Frage. Werden gesellschaftliche Fragen vom Standpunkt der Lebensinteressen der Menschheit aus gelöst oder vom unmittelbaren Kapitalinteresse!? Damit steht die Frage, ob die bürgerlichen Naturwissenschaften dem Anspruch an eine Wissenschaft überhaupt noch gerecht werden. Es dominiert ein enger Pragmatismus, orientiert an wirtschaftlichem Nutzen, Versuch und Irrtum, Abstreiten der Erkennbarkeit von Gesetzmäßigkeiten. Das ist ein Wirrwarr einander widersprechender Thesen und Methoden. Das Buch weist das in der Physik, der Medizin, der Psychologie wie am Ingenieurwesen nach.
Dieses Buch gehört in die Hand von jedem. Besonders auch von den vielen Menschen, die sich Gedanken über die Umwelt machen. Jeder merkt es, die Umwelt verändert sich zunehmend beschleunigt. Doch was tun?
Das Buch stellt klar, in dieser Gesellschaft kann es keine »Rettung« für die Umwelt geben. Dazu braucht es einen gesellschaftsverändernden Umweltkampf!
Es setzt an der richtigen Analyse an, dass in den 1960er-Jahren die globale Umweltkrise entstand, als Merkmal der Allgemeinen Krise des Kapitalismus. Damit entstand der kleinbürgerliche Ökologismus, der damals eine vorwärtstreibende Rolle im Umweltkampf hatte. Zu diesem Zeitpunkt wäre es noch möglich gewesen, durch den aktiven Widerstand das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Dazu reichte das Bewusstsein und die Kampfkraft der damaligen Umweltbewegung nicht aus, sie blieb aber auch nicht ohne Wirkung. Die Antwort der Herrschenden war der imperialistische Ökologismus, der die vermeintliche Vereinbarkeit von kapitalistischer Ökonomie und Ökologie propagiert.
Mit der Neuorganisation der internationalen Produktion setzte ein erbitterter Konkurrenzkampf ein, der nur noch funktioniert mit der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Die globale Umweltkrise wurde zu einer gesetzmäßigen Erscheinung im Kapitalismus und ist nur noch zu beseitigen mit der Beseitigung des Kapitalismus.
Das Buch richtet sich entschieden gegen jede Einseitigkeit der Betrachtung durch die Fokussierung auf die Klimakrise. Damit kann das imperialistische Weltsystem leben. Bei anderen Faktoren ist es notwendig, den Raubbau an der natürlichen Umwelt einzustellen, das geht nur auf Kosten der Profite. Das Buch kommt zu der treffenden Qualifizierung: Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! »Dieses Stadium bedeutet, dass nach und nach unaufhaltsam, unkontrolliert und beschleunigt sämtliche menschlichen Lebensgrundlagen auf der Erde zerstört werden. … Aber eine Reihe überschrittener Kipppunkte sind bereits irreversibel und verschärfen ohne unmittelbares Zutun der kapitalistischen Produktion und Konsumtion die globale Umweltkrise.« (S. 88) Zu dieser Prognose können die bürgerlichen Umweltforscher, bei allen richtigen Analysen einzelner Erscheinungen, nicht kommen, weil sie nicht in der Lage sind, die Entwicklung zusammenhängend einzuordnen und zu qualifizieren.
Das Buch kommt zu einer Negation der Negation und bleibt nicht stehen bei Defätismus und Weltuntergangsstimmung. Es braucht den gesellschaftsverändernden Umweltkampf! Nur mit der Überwindung des imperialistischen Weltsystems und der Errichtung der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt kann dieser begonnene Prozess der globalen Umweltkatastrophe gedämpft oder gar gestoppt werden. »Diese sozialistische Gesellschaft folgt der marxistisch-leninistischen Grundauffassung: ›Der Mensch ist das höchste Produkt der Natur. Seine Geschichte beruht von Anfang an auf der immer höheren Einheit mit der Natur.‹« (S. 93)
Das Buch »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« ist ein hervorragendes Werk. Eine anfängliche Skepsis: »Naturwissenschaft, ich glaube, das ist nichts für mich«, verflog schon beim Lesen der Einleitung. Klar interessieren mich die Sendungen über Natur, Pädagogik usw. Terra X schaue ich sehr gern, was man da so alles erfahren und lernen kann. Oder die Sendung über die Manipulation mit Lebensmitteln, die uns dann als »vegane«, »alternative und Bio«-Neuheiten offeriert werden.
Aber ich habe nicht überlegt, dass hier eine »klassenfremde Ideologie« auf mich Einfluss nimmt. Das Buch analysiert, wie die Ideologie des kapitalistischen Gesellschaftssystems subtil unser Leben, Denken und Handeln beeinflusst, ja prägt. Ein gutes Beispiel dafür ist eine im Buch völlig neue Qualifizierung der globalen Umweltkrise. Es führt den Nachweis, dass die moderne Umweltforschung viele Einzelerscheinungen zur Umweltkrise benennt, untersucht und durchaus auch richtige und wichtige Hinweise gibt. Aber die Naturkatastrophen, Klimarekorde, Abschmelzen der Gletscher, Versteppung usw. werden nicht in ihrer Wechselwirkung zueinander gestellt. Das Buch sagt unerbittlich: Wir sind am Beginn der globalen Umweltkatastrophe, ein qualitativer Sprung ist eingetreten. Aber es sagt auch, was wir tun können – die Umweltbewegung muss zu einer gesellschaftsverändernden Kraft werden. Dann können vielleicht bestimmte Zerstörungsprozesse noch gestoppt, manche verhindert werden. Das Buch nimmt klare Stellung für die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus, der die Menschheit in die Barbarei eines atomaren Weltkriegs und einer globalen Umweltkatastrophe führt. Das Buch macht Mut! Wir können etwas tun! Es ist nie zu spät!
Das Buch von Stefan Engel: »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« gehört in die Hand von jedem, der sich nicht mehr damit abspeisen lassen will, dass die Gesellschaft bleiben muss, wie sie ist oder nicht veränderbar sei. Das Studium machte deutlich, dass ausgehend von den bürgerlichen Naturwissenschaften bewusst so ein Weltbild geprägt wird. Weitere im Alltagsleben auftretende »Paradigmen« wie, »der Mensch stamme vom Affen ab«, »alles ist relativ«, »die Welt sei durch den Urknall entstanden«, »man kann die Wirklichkeit nicht erkennen« usw. haben ihren Ursprung in den bürgerlichen Naturwissenschaften. Damit fertig zu werden ist ausschlaggebend, um eine Zuversicht zu bekommen, dass Gesellschaftsveränderung und echter Sozialismus keine idealistischen weltfremden Träumereien sind.
Der RW 38 hat seine tiefe Überzeugungskraft daher, dass er Stärke und Überlegenheit der dialektisch-materialistischen Weltanschauung und Methode auf allen Gebieten der Naturwissenschaft nachweist, die keine »Idee« sind, sondern der Wirklichkeit abgerungen werden und damit in Übereinstimmung stehen. Auf allen Gebieten der Naturwissenschaften, die im RW 38 behandelt werden, werden die Erkenntnisfortschritte in den modernen Naturwissenschaften festgehalten und verteidigt, zugleich schöpferisch negiert und ein Ausblick gegeben, welche Wirkungskraft und Möglichkeiten sie haben werden im Sozialismus, wenn sie von der bürgerlichen Weltanschauung und vom Motiv, dieses System zu rechtfertigen und zu verschleiern, befreit werden. Roter Faden ist das dialektisch-materialistische Menschenbild, dass die Welt erkennbar und veränderbar ist und die Menschheit dies in der Hand hat. So ist der RW ein hervorragendes Buch für die Propagierung des echten Sozialismus, und sich dafür zu organisieren, diesen zu erkämpfen.
Viele Betriebe, wie Siemens oder Tesla, werben heute Jugendliche für Ausbildungen oder duale Studiengänge. Dabei wird nicht selten ins Spiel gebracht: »Wer wie Elon Musk eine gute Idee hatte, kann reich werden bzw. hat seinen Reichtum redlich verdient.« Nach dieser Logik müssten Tausende Kollegen reich sein, die beständig in betriebliche Programme ihre Verbesserungsvorschläge einbringen.
Als gewerkschaftlich aktive Kollegen haben wir uns schon oft die Frage gestellt, warum werden immer wieder Verbesserungsvorschläge für die Höherentwicklung der Arbeitssicherheit oder Arbeitsbedingungen abgelehnt?
Eine streitbare These dazu gibt das neu erschienene Buch »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaften« von dem gelernten Schlosser und heute als freiem Publizisten tätigen Autor Stefan Engel. Er schreibt: »Elon Musk ist reich, weil er seine besondere Begabung dafür einsetzte, effizent staatliche Gelder abzukassieren, seine Belegschaft und die natürliche Umwelt skrupellos auszubeuten, eine Welle der Spekulation für seine Aktien auszulösen und als Pionier bei Elektroautos und mittels dekadentem Zertifikatehandel Extraprofite einzuheimsen.« (S.109)
Gute Ideen und besondere Begabungen, die wir Kollegen zu Tausenden haben, werden also nur entsprechend prämiert, wenn sie andersherum wieder den Gewinnen der Konzerne nutzen. Ein solcher Reichtum kann für uns als Kollegen keine Perspektive sein, aber worin eine Perspektive besteht, darüber lohnt es sich u.a. in der Vorbereitung des Gewerkschaftstags 2023 zu diskutieren.
Ich möchte zwei Punkte dieses Buchs besonders hervorheben:
Jeder, der die Umwelt retten will, braucht dieses Buch. Nein, es reicht eben nicht, sich mit den zahlreichen, mal mehr, mal weniger wissenschaftlichen »Fakten« zur Umweltfrage zu befassen oder dass die »in aller Munde ist«, einschließlich der Regierung. Die bürgerliche Umweltforschung zieht nicht einfach »nur« falsche oder zu wenige Schlussfolgerungen. Sie kann das auch deshalb nicht, weil ihre weltanschauliche Grundlage darauf beruht, nur innerhalb des Kapitalismus zu argumentieren und die Entwicklung positivistisch vorauszuberechnen. Damit werden aber zahlreiche Wechselwirkungen und vor allem qualitative Veränderungen außer Acht gelassen. Die Autoren gehen dialektisch-materialistisch an das Ganze heran und kommen zu dem Schluss, dass mittlerweile bereits eine globale Umweltkatastrophe eingesetzt hat. Das ist weitgehend! Aber nur, wenn man die Wirklichkeit richtig begreift, kann man sie auch zielstrebig verändern. Dazu entwickelt das Buch eine klare und fundierte Perspektive: Nur der revolutionäre Kampf für die vereinigten sozialistischen Staaten der Welt kann die Umweltkatastrophe abstoppen oder abdämpfen. Heute braucht es einen gesellschaftsverändernden Umweltkampf und den Kampf um radikale Sofortmaßnahmen.
Wie oft schüttelt man den Kopf über Chaos in der kapitalistischen Produktion oder unsinnige Großprojekte und ihre never-ending-story wie bei S21 oder dem BER. Dieses Buch weist nach: Natürlich ist die Jagd nach Maximalprofiten wesentliche Triebkraft. Das sehen viele so. Aber die Ursache geht noch tiefer: »Die mathematischen Berechnungen der positivistischen Methode in der Planung gehen von Erfahrungswerten aus, die aber bei neuartigen Megabauprojekten nur bedingt verwertbar sind. Das Problem kann auch nicht durch modernste computergestützte Simulationsprogramme gelöst werden, die vor allem auf Algorithmen setzen, aber die Neuartigkeit der Probleme in der Praxis noch nicht kennen können. Hier sind vor allem Menschen und ihre Gehirne gefragt, die die komplexe Realität erst systemisch und dialektisch untersuchen und entsprechend qualifizieren können und müssen. Stattdessen werden die vielen Einzelelemente des Großprojekts pragmatisch, vermeintlich effektiv nebeneinander und für sich geplant, ohne den wechselseitigen und allseitigen Zusammenhang ausreichend zu beachten, Erkenntnisse zu bündeln und allseitig einzubeziehen. Wichtige Probleme werden gar nicht erfasst, weil sie bei früheren Bauprojekten noch nicht auftraten, oder sie werden als Störfaktoren bei der Verwirklichung eines Projekts leichtfertig weggeschoben.«
Das zeigt doch auch:
Nicht »der Mensch« ist das Problem von Umweltzerstörung, Profitgier usw., sondern eine Gesellschaftsordnung und Ideologie, bei der eben nicht der Mensch und die Einheit von Mensch und Natur im Mittelpunkt steht.
Um das revolutionär zu verändern, leistet dieses Buch einen fundierten, überzeugenden und kämpferischen Beitrag!
Greta Thunberg sagt, die Politiker sollten auf die Wissenschaft hören. Eine Reihe von Naturwissenschaftlern hat schon die dramatische Entwicklung der Umweltkrise erkannt. Hören die Regierungen in den imperialistischen Ländern auf ihre Mahnungen? Weit gefehlt, sie argumentieren mit Theorien bürgerlicher Wissenschaftler, die sich am 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens orientieren und bis dahin noch den weiteren Ausstoß klimaschädlicher Gase rechtfertigen.
Das neue Buch von Stefan Engel und seiner Redaktion analysiert eine Krise der bürgerlichen Naturwissenschaften. Neben einigen brauchbaren Erkenntnissen ist sie nicht in der Lage, eine in sich geschlossene Wissenschaft zu entwickeln. Die müsste – bezogen auf die Umweltkrise – wie der RW 38 – deutlich sagen, dass die Umweltkatastrophe bereits begonnen hat. Es müssen ganz grundlegende Maßnahmen ergriffen werden, um die Weiterentwicklung dieser Katastrophe zu stoppen. Ein Tempolimit reicht da nicht mehr, eine weltweite Widerstandsbewegung muss revolutionären Charakter entwickeln, um den imperialistischen Kriegstreibern und Umweltverbrechern die Welt aus der Hand zu nehmen, eh sie verbrannt ist.
Der RW 38 gibt dafür eine klare Orientierung und hilft uns ebenso, die Krise der bürgerlichen Medizin zu durchschauen. Wir sind unzufrieden, wenn uns ohne gründliche Diagnosen eine paar Pillen in die Hand gedrückt werden oder uns eingeredet wird, unsere psychischen Probleme kommen nur aus unserer Kindheit. Umwelteinflüsse oder die Belastungen am Arbeitsplatz spielen keine Rolle.
Das alles und noch viel mehr klärt der neue RW 38.
Herzlichen Glückwunsch zur Neuerscheinung des Buches: »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« von Stefan Engel.
Naturwissenschaften interessieren mich schon seit meiner Jugend. Und als Marxist-Leninist erst recht ein Buch, das vom Standpunkt der marxistisch-leninistischen Weltanschauung sich mit wesentlichen Gebieten der Naturwissenschaften befasst. So mit der Physik, der Astrophysik, der Biologie, der Umweltforschung bis hin zu Medizin und der modernen Psychologie.
Keine Angst, es geht hier nicht um trockene wissenschaftliche Formeln oder scheinwissenschaftliches Kauderwelsch, das kein Mensch verstehen soll. Es geht um die Kritik an der bürgerlichen Weltanschauung, mit der diese Wissenschaften betrieben werden. Verständlich wird nachgewiesen, wie die bürgerliche Weltanschauung in Wirklichkeit die Wissenschaftlichkeit hemmt, untergräbt oder gar unmöglich macht. Bürgerliche Naturwissenschaft, das wird in den Kapiteln deutlich, hemmt die Entwicklung der gesamten Menschheit. Das wirkt sich in allen Bereichen negativ aus, wie in der Umweltforschung. So sehen und begreifen die bürgerlichen Umweltforscher nicht, dass wir es mit einer neuen Qualität der Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur zu tun haben - mit dem unmittelbaren Eintritt in eine globale Umweltkatastrophe.
Massiv treten die Menschen aus den Kirchen aus, distanzieren sich mehr und mehr aus verschiedenen Gründen vom Glauben, von Religion und Kirche. Bürgerliche Astronomie und Astrophysik haben nun nichts besseres zu tun, als mit der angeblichen »Theorie« des Urknalls uns einen Geist oder Gott unter zu jubeln, der einen unendlich kleinen Punkt - also NICHTS - zum Knallen gebracht haben soll. Aus NICHTS soll also das Weltall entstanden sein? Was für eine Verschwendung von Studien- und Arbeitszeit durch diese Urknall-Theoretiker. Der Volksmund dagegen weiß schon lange: »Von NICHTS kommt NICHTS!«
Die bürgerliche Medizin will uns weismachen, das sie eine Wissenschaft ist. Was ich bisher auch angenommen habe. Was hat es aber mit Wissenschaft als einem ganzheitlichen System zu tun, wenn ich wegen der Arterien zum Neurologen muss, wegen des Herzens zum Kardiologen, wegen Durchblutungsstörungen im Bein zum Internisten und am Ende kann mir meine Hausärztin doch nicht genau sagen, was mein Problem eigentlich ist. Und Umwelt- oder gesellschaftliche Einflüsse spielen schon mal kaum eine Rolle bei einer medizinischen Diagnose.
Die Krise des bürgerlichen Ingenieurswesens zeigt sich heute vor allem im Desaster unnützer, massiv überteuerter Großprojekte. Ein solches Desaster bahnt sich in Hamburg an. Die Köhlbrandbrücke in Hamburg muss wegen zunehmender Baufälligkeit ersetzt werden – jetzt soll ein Tunnel als Ersatz her. Noch in der Planung sind die Kosten bereits von 3,2 Milliarden auf 5 Milliarden Euro gestiegen. Nun stellt sich heraus, dass es mit einem einfachen Tunnel nicht getan ist: es braucht mindestens 3 Tunnel, 10 neue Brücken, 18 weitere Bauwerke – und es stellt sich heraus, dass der Untergrund der Trasse nicht so tragfähig ist, wie erhofft. Das Projekt stellt sich wie vorher schon Stuttgart 21 noch vor seinem Bau als unsinnig heraus – aber das interessiert Monopole, bürgerliche Politik und das bürgerliche Ingenieurwesen nicht.
Dabei macht das Buch in jedem Kapitel deutlich, wie weitgehend heute schon die Voraussetzungen gerade auch in den Naturwissenschaften vorhanden sind für die Lösung der wesentlichen Probleme, die der Kapitalismus der Menschheit gebracht hat.
Stefan Engel, Leiter der Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG
17. Mai 2022
Lieber Genosse,
vielen Dank für deinen Brief vom 27.2.2022, der für mich aber weiterhin einige Fragen aufwirft.
Du schreibst:
»Willi Dickhut schreibt:
›Die Materie, obwohl in der universellen Einheit absolut, tritt in ihren verschiedenen Formen, wie wir sie kennen, relativ auf. Gleichförmigkeit ist unseren Sinnen verschlossen. Woran sollten wir sie auch erkennen? Es gibt nichts, wo wir anknüpfen können, nichts zum Vergleichen. Schon verschwommene Kontraste sind nicht oder nur schwer zu erkennen. Ohne erkennbare Gestalt, ohne feststellbare Grenzen, ohne allen wahrnehmbaren Wechsel, nur Gleichförmigkeit, das ist die Allmaterie, die Ursubstanz aller Dinge – kontinuierliche Materie.‹ (Willi Dickhut, Materialistische Dialektik, S. 279/280 …)
Er behandelt daher die Grenze zwischen diskreter Materie und kontinuierlicher Materie (=gleichförmiger Materie) als etwas Historisches in der Erkenntnis des Menschen und nicht etwas objektiv Physikalisches, wie das im Physik-Team am Anfang noch angelegt war.
Nicht richtig halten wir jedoch die Aussage, dass die kontinuierliche Materie auch den Teil der Materie umfasst der heute noch nicht erklärbar ist, da es auch viele diskrete Formen der Materie gibt die noch nicht erklärbar sind, was ja eine dialektisch-materialistische Theorie erfordert.«
Erstens: Was soll denn der Begriff »objektiv Physikalisches« bedeuten? Gibt es auch etwas »subjektiv Physikalisches«? Was ist der Grund für diese merkwürdige Wortakrobatik?
Zweitens: Du kritisierst die Aussage, »dass die kontinuierliche Materie auch den Teil der Materie erfasst, der heute noch nicht erklärbar ist«. Damit verlagerst du die Unterscheidung von kontinuierlicher Materie und nicht kontinuierlicher Materie auf die Frage der Erklärbarkeit. Darum geht es aber überhaupt nicht. Es geht darum, dass die diskontinuierliche Materie sämtliche Formen der Materie umfasst, diese aber immer konkret in Erscheinung treten muss. Ob diese Erscheinung bereits bekannt ist oder nicht, ist doch dabei völlig unerheblich. Deine Aussage läuft darauf hinaus, dass unter kontinuierlicher Materie nur subjektiv Erklärbares verstanden wird. Damit führst du den Subjektivismus als Wesensunterschied zwischen kontinuierlicher und diskontinuierlicher Materie ein, was meines Erachtens ein prinzipieller Fehler ist. Letztlich zeigt das aber nur, dass die ganze Auseinandersetzung über diese Frage noch nicht zu Ende geführt ist.
...
Viertens zur Auseinandersetzung um die Medizin: Natürlich geht es um die Einheit von Theorie und Praxis. Wir können die Frage der Wissenschaft nicht auf abstrakt-theoretische Fragen reduzieren, sondern die Medizin ist ein System von theoretischen Erkenntnisfortschritten, aber auch wissenschaftlich begründeten Praktiken. Es ist aber sehr problematisch, jede nützliche praktische medizinische Anwendung unter Wissenschaft zu subsumieren. Zum Beispiel gehört die Akupunktur eindeutig zum heutigen Erkenntnisfortschritt, obwohl sie noch keine wissenschaftliche Einordnung in die Medizin erfährt und es auch noch keine wirklich dialektisch-materialistische Herleitung dafür gibt. Das heißt, es gibt eine ganze Reihe praktischer Erfahrungen auch in der Naturheilkunde, die nur auf der Überlieferung von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden alter Erfahrungen beruhen und trotzdem nicht als Wissenschaft bezeichnet werden können. Die Frage der Nützlichkeit ist nicht das Hauptkriterium für die Wissenschaft.
Das Kernproblem bei dem Abschnitt ist doch die dialektische Einheit von Erkenntnisfortschritt im Einzelnen und der fehlenden systematisierten Herleitung von Theorie und Praxis. Es ist auch wichtig, dass wir bei der Überarbeitung das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und wichtige Erkenntnisse aus der Naturheilkunde einfach ablehnen, nur weil sie nicht wissenschaftlich hergeleitet sind. Damit würden wir sehr schnell in ein idealistisches Fahrwasser abgleiten.
Soweit erst einmal, herzliche Grüße
Stefan
W. Marl, 19.02.2023
Rezension zum Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“
Das Buch bearbeitet mit den modernen Naturwissenschaften ein Thema, das in der öffentlichen Debatte zu Unrecht vor allem Professoren, Ingenieuren, studierten Physikern, Biologen oder Medizinern zugeschrieben wird. Ich empfehle es ausdrücklich auch Leserinnen und Lesern, die sich bisher noch wenig damit befasst hatten. Aus eigener Erfahrung beim Studium des Buchs und Gesprächen in der von Bergarbeiterfamilien geprägten Nachbarschaft kann ich unterstreichen, dass gerade die Industriearbeiterschaft einen besonderen Zugang zu dieser Thematik hat. Sowieso kommt heute niemand an der alltäglichen Flut durchaus wertvoller Informationen über wissenschaftliche und technische Entwicklungen oder Hintergründen vorbei. Das Buch geht überzeugend der Frage auf den Grund, wieso deren Wahrheitsgehalt häufig getrübt oder verfälscht ist, sie in zum Teil sich widersprechende Einzelerkenntnisse zerfallen oder irreführende Handlungsanleitungen vermitteln mit dem Credo, sich in die herrschende kapitalistische Gesellschaft zu fügen.
Das materialistisch begründete Denken und Forschen wird unter Naturwissenschaftlern zunehmend durch idealistische Deutungen und metaphysische, den systemischen Gesamtzusammenhang missachtende Methoden gestört und verdrängt.
Bergleute, die von der Ruhrkohle AG (RAG) mutwillig dem krebsfördernden Ultragift PCB ausgesetzt wurden, können ein Lied davon singen, wie diese Gefahr für Leben und Gesundheit vom herrschenden Medizinbetrieb abgestritten oder klein geredet und Möglichkeiten einer Therapie schlicht geleugnet wurden. Das Buch kommt richtigerweise zu dem Schluss, dass dieser Einfluss der bürgerlichen Ideologie die Naturwissenschaften in eine tiefe Krise gebracht hat. Dabei bleibt es aber nicht stehen. Es ergreift Partei für eine Wissenschaft, die frei wird von den engstirnigen Fesseln der bürgerlichen Ideologie. Der wissenschaftliche Sozialismus mit seiner dialektisch-materialistischen Methode öffnet den Weg, die unzähligen und wertvollen Einzelerkenntnisse aus Forschung und praktischer Erfahrung in einen systemischen Gesamtzusammenhang zu bringen und für den gesellschaftlichen Fortschritt und das Wohl der Menschheit einzusetzen.
Das Buch verschließt nicht die Augen vor der Dramatik der heutigen Situation, in der die Menschheit vor so großen Herausforderungen wie noch nie in ihrer Geschichte steht. Aber es macht vor allem Mut, die notwendigen Veränderungen in Angriff zu nehmen und stiftet Optimismus, dass die materiellen Voraussetzungen für die Lösung der Probleme noch nie so weit wie heute entwickelt waren. Ich bin mir sicher, dass jeder Leser des Buchs entsprechende Anregungen finden wird.
Eine Streitschrift die ich jedem nur empfehlen kann. Auch wenn der Titel erst einmal so klingt, als wenn es ein Buch für Spezialisten in dem Gebiet wäre, ist es für jeden verständlich. Der Autor Stefan Engel schreibt deswegen: „Es geht in diesem Buch nicht darum, den gesamten Inhalt und Umfang der modernen Naturwissenschaften zu analysieren oder einen abgehobenen akademischen Disput zu führen.“ Im Mittelpunkt des Buches stehen, warum in der Naturwissenschaft im Kapitalismus nicht Mensch und Natur im Mittelpunkt steht, sondern der Profit. Es sind nicht einfach nur Kritiken ohne Antworten, es werden viele Argumente und Belege hervorgebracht, die die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft auch belegen. Ich bin selber Musiker und habe mich bisher nie mit der Naturwissenschaft auseinandergesetzt. Jedoch habe ich, nachdem ich das Buch gelesen habe, gemerkt, was das eigentlich alles für Lebensfragen sind, die in dem Buch vorkommen und mit denen wir uns täglich beschäftigen. In dem Buch werden sehr viele Fragen behandelt, wie z. B. die Psychologie, Einsteins Relativitätstheorie, die metaphysische Urknalltheorie, die Medizin und warum der Kapitalismus es verhindert, dass es eine Wissenschaft wird.
Weiter behandelt der Autor die Evolutionstheorie. Hier grüße ich alle religiösen Freunde von mir, mit denen ich früher bis heute immer diskutiert habe: Ihr hattet Recht! Wir stammen nicht vom Affen ab; aber ich muss euch enttäuschen, denn es gibt trotzdem keinen Gott oder einen anderen Schöpfer. In dem Buch findet ihr die Antwort, warum die Methode des dialektischen Materialismus über-lebensnotwendig für uns Menschen und für die Natur ist. Der Kapitalismus, der den dialektischen Materialismus wegen seines Antikommunismus bekämpft, hat erst dazu geführt, dass die Naturwissenschaft in die Krise geraten ist - mit fatalen Folgen für Mensch und Natur.
Der Kapitalismus ist nicht alternativlos, auch wenn dies immer so dargestellt wird. Er schreit nach Veränderung und diese Veränderung muss der echte Sozialismus sein, denn nur so können wir Mensch und Natur retten. Erst im echten Sozialismus wird es mit der Anwendung der dialektischen Methode und des Materialismus möglich werden, die Wissenschaft im Sinne des Menschen und der Natur weiterzuentwickeln. Diese stehen dort im Mittelpunkt und nicht wie im Kapitalismus der Profit. Ein tolles Buch, das ich jedem nur empfehlen kann.
Erfurt, 19.2.23
Die Naturwissenschaften haben der Menschheit einen enormen Fortschritt beschert. Die ergründeten Gesetzmäßigkeiten der Natur wurden angewandt auf praktisch zu lösende Fragen der Produktion zur Befriedigung der Bedürfnisse der Gesellschaft. In der historischen Entwicklung war die Naturwissenschaft eng mit dem Durchbruch gesellschaftsverändernder Weltbilder verbunden. So war es ein Fortschritt, dass Mediziner begannen, entgegen dem Bann der Kirche, das Innere des Menschen zu betrachten und diese Erkenntnisse für die Heilung von Krankheiten zu benutzen. Es war ein Fortschritt, dass das bürgerliche Ingenieurwesen der kapitalistischen Großproduktion zum Durchbruch verhalf entgegen der handwerklichen Kleinproduktion im Mittelalter usw..
Diese fortschrittliche Rolle haben die Naturwissenschaften jedoch zunehmend eingebüßt. Das Buch ergründet auf verständliche Weise, wie es dazu kommen konnte. Es ist kein klassisches „Fachbuch“, sondern ein philosophisches Buch, welches sich mit den Methoden auseinandersetzt, die in der bürgerlichen Naturwissenschaft Einzug gehalten haben, wie beispielsweise Pragmatismus und Positivismus. Da alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse heute nur nach dem unmittelbaren Nutzen für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Gesellschaft beurteilt werden, sind alle Bereiche der Naturwissenschaften von einer tiefen Krise erfasst. Es ist paradox: Trotz einem weltweiten Millionen-Heer an Wissenschaftlern und einer ungekannten Fülle an Erkenntnissen in allen Bereichen befindet sich die Gesellschaft in einer derartigen Krise, dass die Existenz der Menschheit ernsthaft in Frage gestellt ist.
Die bürgerliche „Wissenschaftlichkeit“ trieb die abenteuerlichsten Blüten wie die Theorie des Urknalls und Schwarzer Löcher in der Astrophysik, wie Homöopathie in der bürgerlichen Medizin, zerstörerischer unbeherrschbarer Giga-Bau-Projekte wie Stuttgart21 usw. Mit all diesen Dingen setzt sich der Autor in einer herrlich erfrischender Art und Weise auseinander, dass am Ende die revolutionäre Erkenntnis übrig bleibt: Wer eine Wissenschaft im Dienste des Fortschritts der Menschheit leisten will, muss sich frei machen von den gedanklichen Fesseln der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer doktrinären Denk-Methoden und muss zu den dialektisch-materialistischen Wurzeln zu Karl Marx „zurück in die Zukunft“.
- Das Buch »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« von Stefan Engel beschäftigt sich damit, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie Ideologie und Wissenschaft zusammenhängen. Es zeigt auf, dass die kapitalistische Wirtschaftsordnung Einfluss auf die Naturwissenschaft hat und dass dies Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesellschaft hat.
- Das Kollektiv von Autoren betont die Rolle der Technologie und ihre Auswirkungen. Das Buch ist nicht einfach zu lesen und erfordert ein Verständnis von politischer Theorie und Philosophie. Aber wer sich dafür interessiert, wie unsere Gesellschaft funktioniert, wird davon profitieren. Es ist ein wichtiges Werk, das nicht nur für Akademiker, sondern auch für Arbeiter von Interesse ist.
- Es ist wichtig zu betonen, dass die Erkenntnisse und Analysen, die in diesem Buch präsentiert werden, nicht nur akademisches Interesse haben. Sie können auch dazu beitragen, dass wir uns als Individuen bewusster darüber werden, wie wir beeinflusst werden. Durch dieses Bewusstsein können wir besser in der Lage sein, uns gegen ungewollte Einflüsse zu schützen und unser Denken und Handeln bewusster und freier zu gestalten. Das Buch bietet somit nicht nur eine Analyse der gegenwärtigen Gesellschaft, sondern auch ein Werkzeug für eine kritische Reflexion und Selbstreflexion, das allen Arbeitern zugänglich sein sollte.
Ich bin Ärztin und habe mich dadurch schon mit der bürgerlichen Naturwissenschaft auseinandergesetzt. An der Uni wird ja die Medizin selbst auch als eigene Wissenschaft gehandhabt. Dass das ein Trugschluss ist, hätte ich bis vor kurzem nicht exakt begründen können, auch wenn ich mir an der Uni schon häufig die Frage gestellt habe, wieso wir alles so vereinzelt lernen und keine Zusammenhänge hergestellt werden – weder zwischen den einzelnen Fachdisziplinen, zwischen der psychischen und der körperlichen Gesundheit – noch zwischen der Gesundheit des Menschen und seinem Leben in einer Klassengesellschaft.
Das Gefühl vieler Patient:innen, dass die bürgerliche Medizin nicht in der Lage ist, den realen Anforderungen in Sachen Gesundheit nur begrenzt gerecht zu werden, ist vollkommen berechtigt.
Dieses Buch qualifiziert die Ursachen für dieses „gefühlte“ Chaos, das nicht nur die bürgerliche Medizin betrifft und arbeitet heraus, dass die bürgerlichen Wissenschaften allesamt in einer echten Krise stecken.
Aber auch welchen Anspruch wir an eine Wissenschaft eigentlich haben müssen – nämlich dass sie von der Wirklichkeit ausgeht und zwar von der gesellschaftlichen Wirklichkeit und dass sie im Interesse der Menschheit höher entwickelt wird und nicht im Interesse des Profits.
Deswegen richtet sich das Buch auch nicht nur an Wissenschaftler oder Intellektuelle, sondern auch und vor allem an die Arbeiter:innen, an die Jugend, an die fortschrittlichen Studierenden.
Es lässt uns begreifen was die heute schon längst überholte Urknalltheorie mit unserem Besuch beim Hausarzt oder der Betriebsversammlung zu tun hat und fordert uns heraus, uns mit dem Kampf um die Befreiung der bürgerlichen Naturwissenschaften auch von der Illusion zu befreien, dass der Kapitalismus eine lebenswerte Zukunft für uns bereit hält.
Es belegt auf wissenschaftlicher Grundlage, wieso wir mit Optimismus den Kampf für den Sozialismus führen müssen, anstatt uns der Weltuntergangsstimmung oder Resignation hinzugeben.
Absolute Leseempfehlung! Absolute Empfehlung auch gemeinsam darüber zu diskutieren und zu streiten!
Warum sich als Arbeiter mit einem wissenschaftlichen Buch beschäftigten, dazu noch mit der Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft? Das Lesen der Einleitung hat mich neugierig gemacht. Und was soll ich sagen? Es hat mich begeistert! Nicht, weil ich wirklich alles bis ins Detail verstanden habe. Gerade die Quantenphysik entzieht sich meiner aktuellen Vorstellungskraft.
Aber es hat mich begeistert, weil es so deutlich macht, warum die heutige vorherrschende bürgerliche Naturwissenschaft kaum noch in der Lage ist Antworten auf die wesentlichen Fragen der Menschheit zu geben. Weil sie trotz des Fortschritts in der Flut ihrer Einzelerkenntnisse nicht in der Lage ist Zusammenhänge herzustellen und neue Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Kurz gesagt: Weil die Naturwissenschaft ihre Wissenschaftlichkeit verloren hat. Aber eben auch, dass man unter anderen ideologischen Vorzeichen, wo nicht der Profit, sondern der Mensch im Mittelpunk steht mit der dialektisch-materialistischen Methode der Wirklichkeit ihre Gesetzmäßigkeiten entreißen kann zum Wohle der Menschheit und in Einklang mit der Natur.
Diese Erkenntnis bedeutet für mich zweierlei: Zum einen muss man sich mehr mit der Naturwissenschaft, ihrer Grundlage und ihren Ergebnissen beschäftigten. Und zum anderen muss man sich auch stark machen und sich engagieren für eine andere Gesellschaft, in der die Naturwissenschaft in der Lage ist, tatsächlich ihren Beitrag als Wissenschaft zu leisten, um die Menschheitsprobleme zu lösen!
Nicht nur als Mensch und Arbeiter sondern auch als Vater wünsche ich mir eine Perspektive aus dem kapitalistischen Krisenchaos. Dazu leistet diese Buch einen wichtigen Beitrag!
Ich muss hier mal loswerden, dass ich total begeistert bin von diesem Buch. Mein ganzes Leben war ich interessiert an den Naturwissenschaften und an den Grundfragen der Menschheit z.B.: Was können wir erkennen und was nicht, gibt es schwarze Löcher oder nicht?
Hier werden jetzt aber nicht einfach Stories erzählt, sondern sich mit den entscheidenden Vertretern der Naturwissenschaftlern sehr wissenschaftlich auseinander gesetzt. So wird immer die Frage gestellt, welchem Zweck eigentlich die eine oder andere Theorie dient? Der Arbeiterklasse oder der Ausbeuterklasse?
So wird den Arbeitern oft erzählt, „da kannste eh nichts machen, es bleibt alles so wie es ist“. Die Natur und der Mensch ist aber nichts Starres, ein für allemal Feststehendes, Unveränderliches, sondern ständig in Bewegung, ständig in Veränderung mit sich und der Außenwelt. Also können wir auch die heutigen Ausbeutungsverhältnisse abschaffen, die Kriegstreiber verjagen. Das geht aber nur, wenn wir klar sehen, wenn wir z.B. wissen, dass es keinen Raum gibt, in dem es keine Materie gäbe. Also kann es auch keine schwarzen Löcher geben, in denen einfach die Materie verschwindet, oder z.B. die Erde aus einem Urknall entstehen.
Denn dass führt schlussendlich zu der Denkweise: Ich kann das eh alles nicht begreifen – es gibt eine höhere mystische Macht, die da ihre Finger im Spiel hat! Sicher, wir können noch nicht alles erkennen, so wie die Menschen früher nicht wussten, was auf der Rückseite des Mondes ist. Das heißt aber nicht, dass es die Rückseite des Mondes nicht gibt, also dort keine Materie wäre!
Heute wissen wir noch nicht im Detail wie die Revolution zum Sozialismus aussieht, aber eins ist klar – die Menschen wollen keinen dritten Weltkrieg und auch keine globale Umweltkatastrophe. Mit der materialistisch-dialektischen Weltanschauung im Sozialismus wird erstmals der ganze gesellschaftliche Fortschritt gehoben hin zu einer geschlossenen theoretischen Grundlage der Naturwissenschaften. Diese beinhaltet eine Medizin im Sinne der Menschen und nicht des Profits, ein Ingenieurswesen, das sich in den Dienst der Massen stellt und nicht noch mehr Geld in Megaprojekten oder kaputten Brücken vernichtet, eine Biologie die nicht an schädlichen Viren fürs Militär forscht, sondern im Sinne der Menschheit Krankheiten besiegt und die um die Einheit von Mensch und Natur kämpft.
All dass wird im Kapitalismus regelrecht unterminiert und zerstört. Deshalb ergreift Partei, kauft euch dieses Buch, es wird euren Horizont erweitern und euch ermutigen, den Kampf um eine bessere Zukunft, ob als Kommunist oder auch als fortschrittlicher Naturwissenschaftler aufzunehmen!
Dieses Buch hat mir besonders geholfen, den Dingen richtig auf den Grund zu gehen. Es ist absurd, wo die bürgerliche Ideologie überall ihr Unwesen treibt und uns beeinflusst. Es hemmt vor allem den fortschrittlichen Charakter der Naturwissenschaften und deren Errungenschaften, statt sie für die ganze Gesellschaft bereitzustellen. Wir müssen uns erkämpfen, dass die Naturwissenschaften der ganzen Gesellschaft zur Verfügung gestellt und nicht der Profitgier untergeordnet werden. Wie das funktioniert, macht das Buch deutlich: nur im weltanschaulichen Kampf zwischen der bürgerlichen und proletarischen Denkweise im Kampf für den echten Sozialismus.
Das Buch ist wie ein weltanschaulicher Kompass im Dickicht der rasant wachsenden wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse, auch wenn einem oft das Fachwissen in einzelnen Fragen fehlt oder einen gar etwas erschlägt. Das eigene Denken wird freier und das Buch gibt eine grundsätzliche Orientierung.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben mich mein ganzes Leben lang interessiert. Dabei drängten sich mir immer öfter widersprüchliche Fragen auf. In der Mikrobiologie gab es in den letzten Jahren beeindruckende Erkenntnisfortschritte, doch bei der Bekämpfung von Allergien oder Bluthochdruck beschränkt sich die Medizin lediglich auf die Bekämpfung von Symptomen. Die Bekämpfung von deren Ursachen, wie der dramatischen Zunahme von Feinstäuben und Nanoteilchen in der Umwelt oder wachsender Stress am Arbeitsplatz, spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Immer öfter werden in den Fabriken neue „hochmoderne“ Produktionslinien aufgestellt, die erst mal vorne und hinten nicht funktionieren und sich viele Facharbeiter fragen, warum ein Heer von Ingenieuren das nicht besser hin bekommt. Oft fällt dann gleich das etwas oberflächliche Urteil: „Na ja, was will man von dem Wasserkopf in den höheren Etagen erwarten?!“
Das Buch bleibt aber nicht bei einer oberflächlichen Kritik an der Profitmacherei und kleinbürgerlichem Konkurrenzgehabe als die offensichtlichen Mängel des wissenschaftlichen Arbeitens im Kapitalismus stehen. Das Buch weist sehr anschaulich nach, dass der Erfolg oder Nichterfolg wissenschaftlichen Arbeitens entscheidend davon abhängt, ob mit einer idealistischen oder dialektisch-materialistischen Weltanschauung Naturwissenschaft betrieben wird. Diese Auseinandersetzung ist so alt wie die Antike. Mit einer materialistischen Sichtweise kamen schon vor 2 500 Jahren die griechischen Philosophen Leukipp und Demokrit zu dem Schluss, dass es Atome geben muss, obwohl es damals noch gar keine Möglichkeit gab, diese nach zu weisen. Diese Herangehensweise wurde durch die ersten Verfechter des Idealismus Platon und Aristoteles wieder verworfen. Diesen mehr tausend jährigen Erkenntnisprozess haben Marx und Engels zusammengefasst und zu einer in sich geschlossenen Theorie des dialektischen Materialismus höher entwickelt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind wichtig, aber noch viel wichtiger ist, mit welcher Theorie und Methode ich zu richtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen komme. Solche Fragen werden heute im gängigen Wissenschaftsbetrieb allgemein als „Ideologie beladen“ abgelehnt.
Das Buch öffnet den Blick dafür, dass eine sozialistische Weltordnung nicht nur die Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung befreit, sondern auch die Entwicklung der Naturwissenschaften von idealistischen Einflüssen. Erst dann kommen sie überhaupt wieder in die Lage zur notwendigen Lösung existenzieller Menschheitsprobleme, wie zum Beispiel der sich entwickelnden Umweltkatastrophe, beitragen zu können.
Es gehört in die Hand jedes kollegialen Ingenieurs, jeder Ingenieurin und Studierenden.
Mit großem Interesse habe ich das blaue Buch Band 3 (Stefan Engel, „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ - Anm. der RW-Red.) erworben. Mit Lob für die Redaktion unter Leitung von Stefan Engel, weil ich als langjähriger Entwickler bei Daimler/Mercedes noch nie etwas derartiges über meine Tätigkeit gelesen habe, sowie den Zusammenhang meines Berufes mit seinen gesellschaftlichen Dimensionen und Auswirkungen.
Bis jetzt habe ich natürlich nur den Absatz zur Krise des bürgerlichen Ingenieurwesens gelesen.
Dazu einige Anmerkungen:
Meine Arbeit in der PKW-Entwicklung ist immer geprägt von einer Herangehensweise entsprechend den materialistischen Gesetzmäßigkeiten. Metallurgie, Chemie, Physik u.a. Wenn man dies nicht beherrscht, funktioniert kein einziges Teil eines Autos. Spätestens aber mit der betriebswirtschaftlichen Seite meines Berufes kamen viele meiner Kollegen und ich an ihre Grenzen. Dann nämlich, wenn der Konzern, sprich Vorstand, jede Entwicklung mit Budgetierung beschlossen hat. Dieses Budget ist einer reinen kapitalistischen Profitmaximierung untergeordnet. Je weniger Budget zur Zielerreichung des Gesamtfahrzeuges, umso mehr Gewinn. Und dann wird jedem Entwickler, der auch nur eine Dichtung oder ein Lager entwickelt, für jedes Teil ein Zielkostenbaustein vorgegeben. Bis auf 1 Cent. Und ein herkömmlicher Mercedes hat ca.15 000 Teile, sprich Sachnummern.
Und hier kommt jeder Entwickler in das Dilemma: Gegen Gesetzmäßigkeiten des Maschinenbaus und anderer Fachgebiete muss er was entwickeln, gegen besseres Wissen.
Und nun zeigt das „blaue Buch“ gut auf, dass die bürgerliche Ingenieurwissenschaft ausschließlich zur Profitmaximierung existiert; und nicht zum Wohle der Menschheit und des Planeten.
Die Trennung von Hand- und Kopfarbeit wird bewusst gemacht. Der Kollege in der Montage weiß es oft besser. Als ich in der Entwicklung anfing, war das erste ein 4 wöchentlicher Produktionseinsatz auf dem Gebiet meiner späteren Tätigkeit. Abgeschafft vom Vorstand, das kostet, keine Kapazität dafür.
Doch immer mehr entwickelt sich bei meinen Ingenieurskollegen ein gewerkschaftliches Gewissen. Teilnahme an Streiks, Mitgliedschaft in der IGM.
Doch dies ist nur ein kleiner Schritt, um die notwendige Solidarität im Betrieb herzustellen.
Unter diesen Gesichtspunkten finde ich die Verbreitung des Buches unter den Ingenieuren sehr wichtig. Die Erfahrungen der beruflichen Arbeit und dem ständigen Druck mit Zielvorgaben, haben ihren Ursprung in der Profitmaximierung. Dann gerät die wissenschaftliche Arbeit zur Farce, wenn um jeden Preis und besseren Wissens etwas entwickelt werden muss.
Klaus-Jürgen, Stuttgart
28.02.2023
Hegel, Einstein, Marx, Engels, Heisenberg, Lenin, Willi Dickhut uvm. zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich bewusst mit den erkenntnistheoretischen Grundlagen beschäftigten, wie der Mensch überhaupt zu richtigen Erkenntnissen kommt.
Davor weichen die Naturwissenschaften heute aus. Dennoch arbeiten sie natürlich auf Grundlage von Philosophien, die aber versteckt und für die meisten Wissenschaftler unbewusst die Arbeitsweise beherrschen. So wird der Rückfall der Methoden in vor-wissenschaftliche Zeiten verschleiert, die Wissenschaftlichkeit wird richtig untergraben, die Wissenschaft in den Dienst der Profitwirtschaft gepresst.
In Schule, Wissenschaftsbetrieb und Netflix-Serien geistern Big-Bang-Theorie und Homöopathie durch die Gegend. Flickschusterei und Nebeneinander statt Erkenntnisfortschritt im Dienste der Menschheit beherrschen Medizin und Umweltforschung. Diese stehen hilflos da angesichts globaler Gesundheitskrisen, Umweltkatastrophen und das trotz bahnbrechender Einzelerkenntnisse. Stefan Engels Autorenkollektiv räumt da auf. Ein wahrlich befreiendes Buch! Besonders für mich als begeisterten Naturwissenschaftler und Lehrer. Auf das wir als Wissenschaftler endlich wieder, wie die alte Schule, über Erkenntnistheorie, Materialismus, Dialektik und Metaphysik streiten, die heutige Wissenschaft auf wirklich wissenschaftliche Füße stellen, uns und die nachfolgenden Generationen von den Fesseln der bürgerlichen, kapitalistischen Ideologie befreien und unsere naturwissenschaftlichen Fähigkeiten voll in den Dienst der Menschheit stellen können und zur grundlegenden Gesellschaftsveränderung beitragen.
Das ist Notwendiger denn je!
Mit viel Vergnügen habe ich das aktuelle Buch von Stefan Engel gelesen. Kenntnisreich und gut verständlich werden hier einige Dogmen der bürgerliche Naturwissenschaft auseinandergenommen. Zum Beispiel wenn es immer wieder heißt, der Mensch sei schon genetisch gesehen egoistisch, oder das ganze Universum sei aus einem unvorstellbar kleinen Punkt mit einem großen Knall entstanden.
Auch der Abschnitt zur Krise des Ingenieurwesens ist sehr erhellend. In diesem Beruf ist es gang und gebe, dass man möglichst schnell möglichst wirtschaftliche Lösungen für zunehmend komplexere Probleme aus der Hüfte schießen soll. „Da muss man ganz pragmatisch herangehen“, höre ich nicht selten von meinem Chef. Nur dumm, wenn diese Lösung dann haufenweise neue Probleme erzeugt oder nur kurze Zeit - wenn überhaupt - funktioniert. Der Pragmatismus wird zu unrecht als zupackend und problemlösend angesehen. Jeder ernsthafte Techniker, jede Ingenieurin oder jeder Facharbeiter weiß, was das in der Produktion für Probleme nach sich zieht. Wohin diese Denkweise führen kann, macht das Buch eindrücklich deutlich an der Entwicklung des Kältemittels FCKW: Neben der gewünschten Kältewirkung haben wir jetzt ein gewaltiges Ozonloch. Oder am Stuttgart-21-Projekt, was weder eine Verbesserung des Verkehrs mit sich bringt, noch die Sicherheitsvorschriften erfüllt oder die Umwelt schützt, sondern vielmehr Milliarden verschlingt und wohl nie fertig gestellt werden wird. Aber für die Grundstoffmakler muß der Rubel rollen!
Besonders hat mich gefreut, dass sich das Buch mit Elon Musk beschäftigt, der doch vielen Ingenieuren als Vorbild gilt. Das ist sicherlich kein unfähiger Mensch, aber wie er seine eigenen Mitarbeiter mit seinen „Zukunftsvisionen“ manipuliert, um sie noch mehr ausbeuten zu können, sich dabei selbst rücksichtslos über Einwände der Umweltbewegung wie beim Bau seines Tesla-Werks in Grünheide hinwegsetzt und das alles mit dem Image eines selbstverliebten modernen Da Vinci, verdient doch gründlich zerpflückt zu werden.
Ganz treffend schreibt Engel über ihn: „Elon Musk ist reich, weil er seine besondere Begabung dafür einsetzte, effizient staatliche Gelder abzukassieren, seine Belegschaft und die natürliche Umwelt skrupellos auszubeuten, eine Welle der Spekulation für seine Aktien auszulösen und als Pionier bei Elektroautos und mittels dekadentem Zertifikatehandel Extraprofite einzuheimsen.“ (S. 108/109)
Wer meint, als Mediziner, Psychologe oder Ingenieur in diesem Buch negativ abgeurteilt zu werden, der irrt. Vielmehr freut man sich diebisch, wenn Denkweisen und Anschauungen, die einem selbst schon negativ aufgefallen sind, angegriffen und widerlegt werden. Man wird ermutigt, sich selbst am Kampf um eine wirkliche materialistische Naturwissenschaft zu beteiligen, was nichts weniger bedeutet als den Kampf um den Sozialismus aufzunehmen. 100 Punkte für Stefan Engel!
Was mich beim Lesen mehr und mehr begeistert hat, ist das Gefühl, Material und Munition für ein echt freies Denken zu bekommen. Allgegenwärtige religiöse, metaphysische und idealistische Einflüsse – auch in den wissenschaftlichen Deutungen – versperren sonst den klaren Blick.
Das Buch enthält viele für mich neue und überraschende Erkenntnisse. So, dass die Medizin keine in sich geschlossene Wissenschaft ist. Aber okay, alles wird echt überzeugend belegt.
Besonders begeisternd finde ich, dass viele Polemiken schöpferisch zu grundlegenden Definitionen von Medizin, Biologie und Physik führen. Das ist sehr wertvoll und eine schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus. Man hebt beim Lesen sozusagen den Kopf über den Rand der ständigen Krisenhaftigkeit dieses Systems zur leuchtenden Zukunft in einem sozialistischen System. Welche Fortschritte der Menschheit in einem proletarischen Wissenschaftsbetrieb möglich waren und möglich wären!
Ich hatte vor dem Lesen ein mulmiges Gefühl und Angst vor Abwertung als Psychologin. Stattdessen fühle ich mich jetzt gestärkt und respektvoll behandelt. Der Angriff und die beeindruckende Polemik geht gegen die bürgerliche Psychologie und ihre Träger, ihre Funktion im Klassenkampf und Gesellschaft. Die oft messerscharfe Polemik hat mich gefreut und oft zum Lachen gebracht. Ich freue mich darauf, in die weltanschauliche Auseinandersetzung mit Kollegen zu gehen.
Zwischen zwei Mitarbeitern des Buchs „Die Krise der bürgerlichen Wissenschaft und Kultur“, an dem aktuell gearbeitet wird, entspann sich eine Auseinandersetzung über das Verständnis von kontinuierlicher und diskreter Materie im Zusammenhang mit der Analyse der Krise der Physik. Hier ein Auszug aus einem Brief dazu:
»Kontinuierliche/diskrete Materie.
Zunächst finde ich es genial, die Frage erkenntnistheoretisch aufzuwerfen, wie es Stefan Engel tut. Ich war darüber verblüfft und brauchte etwas Zeit zur Verdauung. Dies brauchte ich deshalb, weil ich bisher die Begriffe kontinuierlich und diskret als etwas physikalisch Konkretes und sich gegenseitig Ausschließendes verstand, in dem Sinne: „Materie ist entweder kontinuierlich oder diskret. Dazwischen gibt es Übergänge vom einen Zustand in den anderen, aber es gibt keine Zwischenzustände“. Ich hatte in den Diskussionen mit dir immer wieder den Eindruck erhalten, dass du die kontinuierliche Materie durchaus mit Strukturen behaftet betrachtest und immer wieder von „tieferen Strukturebenen“ gesprochen hast. Es war ein Fehler von mir, das nicht richtig für mich zu klären. Ich erkenne mein oben geschildertes Verständnis aber heute als starr und metaphysisch.
Ich habe zum Schreiben dieses Briefes nochmal bei Willi Dickhut nachgelesen und festgestellt, dass er die kontinuierliche Materie ebenfalls als einen erkenntnistheoretischen Begriff behandelt hat:
„Die Materie, obwohl in der universellen Einheit absolut, tritt in ihren verschiedenen Formen, wie wir sie kennen, relativ auf. Gleichförmigkeit ist unseren Sinnen verschlossen. Woran sollten wir sie auch erkennen? Es gibt nichts, wo wir anknüpfen können, nichts zum Vergleichen. Schon verschwommene Kontraste sind nicht oder nur schwer zu erkennen. Ohne erkennbare Gestalt, ohne feststellbare Grenzen, ohne allen wahrnehmbaren Wechsel, nur Gleichförmigkeit, das ist die Allmaterie, die Ursubstanz aller Dinge – kontinuierliche Materie.“ ( W. Dickhut, Materialistische Dialektik, S. 279/280 – Unterstreichung Verf.)
Willi Dickhut behandelt die Grenze zwischen diskreter Materie und kontinuierlicher Materie (=gleichförmiger Materie) nicht als etwas objektiv Physikalisches, wie ich es gemacht habe, sondern als Grenze der Wahrnehmbarkeit. Insofern hatte er diesen Gedanken bereits, noch bevor ihn Stefan Engel in das Kapitel einbrachte.
Man könnte also unseren Satz über Zufall und Notwendigkeit sinngemäß hier übertragen und sagen:
„Die Dialektik von diskreter und kontinuierlicher Materie wird es immer geben. Was uns aber als diskret oder kontinuierlich erscheint, hängt vom Stand unserer Erforschung der Natur ab.“
Nachdem ich mir dieses Verständnis erarbeitet hatte, stellte ich mir die Frage, ob die Begriffe diskret bzw. kontinuierlich dann eigentlich richtig gewählt sind. Es sind ja physikalische Begriffe und keine erkenntnistheoretischen Begriffe. Warum sagen wir nicht „bekannte bzw. unbekannte Materie“ oder „dunkle Materie“ anstelle kontinuierlicher Materie.
Ich sehe da inzwischen kein Problem mehr. Willi Dickhut formuliert es ja völlig klar und verwendet auch die Begriffe diskret bzw. gleichförmig.
Ich stimme also der jetzigen Fassung des Kapitels in dieser Frage vollständig zu und halte es für eine deutliche Verbesserung. ...«
Fußnote:
Kontinuierlich: ununterbrochen, gleichförmig, unendlich, ewig, ohne Anfang und ohne Ende
Diskret: begrenzt in Zeit und Raum, klar unterscheidbar von seiner Umgebung