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5.4. Bewusst herbeigeführte Ernährungs- und Hungerkrisen

Russland und die Ukraine produzieren zusammen 64 Prozent des Sonnenblumenöls, 23 Prozent des Weizens und 18 Prozent des Maises und damit einen bedeutenden Anteil des Nahrungsmittelexports der Welt.[118] Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine vernichtet und raubt die Produktion und Verteilung dieser weltweit lebensnotwendigen Nahrungsmittel. Nach Angaben der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) steckten allein Ende April 2022 knapp 25 Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest, blockiert von der russischen Armee und von verminten Häfen.[119] Dazu kommt die imperialistische Sanktionspolitik, die den Export dieser existenziell notwendigen Lebensmittel in viele Länder Asiens und Afrikas massiv einschränkt.

Dadurch verschärft sich die grassierende Ernährungs­krise sprunghaft zu einer länderübergreifenden Hungerkrise mit weitreichenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen. Weltweit hungern heute bereits 811 Millionen Menschen und zwei Milliarden leiden an Mangelernährung.[120] Seit Februar 2022 explodieren die Preise für Nahrungsmittel in der ganzen Welt.[121] Um die Verknappung der Grundnahrungsmittel für sich auszuschlachten, drängen Agrarmonopole der EU auf die Ausweitung ihrer Getreideproduktion und steigern übermäßig die Preise für Nahrungsmittel.

Dafür sollen »lästige« Auflagen für den Umweltschutz in der Landwirtschaft fallen. Die noch im Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung proklamierten Ziele zum Erhalt der Biodiversität[122] verschwinden in der Schublade: so die Vorhaben, 25 Prozent der Agrarflächen bis 2030 ökologisch zu bewirtschaften, von 2023 an vier Prozent der Nutzfläche brachliegen zu lassen und den Einsatz von Pestiziden zu halbieren.[123] Das ist verheerend angesichts des dramatischen Artensterbens mit weltweit mehr als einer Million vom Aussterben bedrohter Arten.