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"Antideutsche": Mythos "Antifaschismus"

Die »Antideutschen« umgeben sich gerne mit dem Mythos, sie seien besonders konsequente Antifaschisten. Dabei haben sie sich zu keinem Zeitpunkt an einem konsequenten antifaschistischen Kampf beteiligt. Und in den letzten Monaten treten sie mehr denn je als Spalter einer antifaschistischen Einheitsfrontpolitik auf. Sie kämpften nie gegen Faschismus als eine Herrschaftsform der reaktionärsten Kreise des Finanzkapitals. Erklärter Hauptfeind der »Antideutschen« in Deutschland war und ist die Arbeiterklasse und die Volksmassen. So feierten »Antideutsche« provokativ und menschenverachtend 1995 die grausame Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 als »Grund zur Freude«. Tatsächlich war die Bombardierung Dresdens durch England und die USA ein Kriegsverbrechen. Diesem Angriff lagen keine militärischen Ziele zugrunde, sondern sie richteten sich gegen die Wohnviertel, gegen die Zivilbevölkerung. 35 000 Menschen kamen ums Leben. Diese Bombenflüge von britischen und US-amerikanischen Luftstreitkräften stellten den Höhepunkt einer menschenfeindlichen Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung dar. Otto Grotewohl, erster Ministerpräsident der DDR, erklärte 1955, als dort noch eine antifaschistisch demokratische Grundordnung herrschte: Dass Dresden, Hamburg usw. »von den anglo-amerikanischen Imperialisten aus dem gleichen imperialistischen Macht- und Eroberungswahn zerstört [wurden], aus dem die deutschen Faschisten den Zweiten Weltkrieg inszenierten.« 1

Typisch für die »Antideutschen« ist ihre Massenfeindlichkeit, ihre extrem pervertierte kleinbürgerlich-elitäre Denkweise, eine obsessive Arroganz und eine tief reaktionäre Weltanschauung. Dass die breite Mehrheit der Menschen in Deutschland heute antifaschistisch eingestellt ist, passt nicht ins Weltbild der »Antideutschen« und wird schlicht unterschlagen: Dass eine Mehrheit für das Verbot aller faschistischen Organisationen eintritt, dass sich in den 1990er-Jahren sieben Millionen Menschen den Faschisten entgegenstellen, dass sich über 20 Millionen Menschen aus Deutschland aktuell an der Flüchtlingssolidarität beteiligten. Sie loben sich selbst, dass sie eine Umerziehung »gegen das Volk williger Knechte, Denunzianten und Zutreiber«2 betrieben hätten. Im Grunde vertreten die »Antideutschen« die faschistische Legende, es habe unter Hitler eine »Volksgemeinschaft« gegeben. Der Terror der Hitler-Faschisten richtete sich in den ersten Jahren in erster Linie gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung, gegen Christen, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Antifaschisten. Allein im März und April 1933 wurden rund 35 000 Personen in »Schutzhaft« genommen. Kommunisten und andere ehrliche Antifaschisten leisteten in all den Jahren faschistischer Diktatur heldenhaften Widerstand, retteten Zehntausende Juden. Die »Antideutschen« sind Geschichtsfälscher erster Güte. Natürlich hat die deutsche Arbeiterbewegung, und auch die Kommunisten, eine Mitverantwortung, weil eine breite Einheitsfront gegen die faschistische Diktatur nicht zustande kam und das den Sieg der Faschisten erleichterte. Die These einer »Kollektivschuld« ist aber reaktionär. Sie setzt Täter und Opfer gleich, nimmt das Finanzkapital als Drahtzieher des Hitlerfaschismus aus dem Schussfeld und verleumdet und diffamiert den mutigen, opferreichen Widerstand zahlloser Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen.

Heute haben die meisten »Antideutschen«-Gruppen gegenüber den Faschisten mehr oder weniger offen kapituliert. Ein trauriger Höhepunkt war die Hetze gegen eine mutige, selbstorganisierte antifaschistische Demonstration gegen ein Faschistenkonzert im Frühjahr 2016 in Hildburghausen. Der REBELL, der Jugendverband der MLPD, der die Aktion führend organisierte, wurde übelst als »rot-brauner Sumpf« verunglimpft. Das sollte nur die Feigheit der »Antideutschen« bemänteln, die vor einer Teilnahme an der Demonstration warnten. Sie begründeten dies: »Dies halten wir für fatal und gefährlich, vor allem in Anbetracht dessen, dass eine marginalisierte Partei wie die MLPD samt ihrer Jugendorganisation nicht mehr als ein paar Dutzend Teilnehmer mobilisieren wird. Die Demo wird also nicht in der Lage sein, sich selbst zu schützen und auch die An- und Abreise bergen ein Gefahrenpotential, das uns dazu veranlasst, dringend davon abzuraten, an diesem Tag nach Hildburghausen zu fahren bzw. den Linken und Migranten vor Ort zu empfehlen, zu Hause zu bleiben.« (Antifa Suhl/Zella-Mehlis, 15. 4. 2016) Massenfeindlichkeit, Antikommunismus und Feigheit führen zu politischer Blindheit. Peinlich für diese »antideutschen« Kapitulanten: Am 7. Mai 2016 setzten 250 bis 300 Menschen bei einer Demonstration in Hildburghausen ein Zeichen gegen den Faschismus – unbehelligt und mit großer Unterstützung aus der Bevölkerung.

Der Schwerpunkt der »Antideutschen« liegt heute auf dem Kampf gegen links, gegen jede antiimperialistische und erst recht gegen revolutionäre Arbeit. In ihren Seminaren befassen sie sich mit einem angeblichen »linken Antisemitismus« und fordern statt aktiver antifaschistischer Arbeit eine »Selbstkritik der Linken«.3

Um sich zu rechtfertigen, greifen die »Antideutschen« den Marxismus-Leninismus an und scheuen sich auch nicht vor gröbsten Lügen und Entstellungen. Sie attackieren »klassische« linke Positionen wie den nötigen Kampf gegen das internationale Finanzkapital, den schon Lenin ausrichtete. Die »Antideutschen« bezeichnen allen Ernstes den Begriff »Finanzkapital« als antisemitisch. Damit implizieren sie selbst einen Zusammenhang von Finanzkapital und Judentum, was nicht das Geringste miteinander zu tun hat! Katharina Rhein von der »Bildungsstätte Anne Frank« in Frankfurt/Main erklärte im Vorfeld der Konferenz gegen angeblich »linken Antisemitismus« im Interview mit der Frankfurter Rundschau auf die Frage »Wo zeigt sich linker Antisemitismus?«: »Zum Beispiel in einer personalisierten Kapitalismuskritik, bei der versucht wird, Schuldige für die Ungerechtigkeiten im Kapitalismus zu finden. Damit wird die Illusion geschürt, ohne diese Personen wären alle Probleme gelöst – und man kann sich selbst aus der Reflektion herausnehmen.« (8. Mai 2018) Ausgehend davon behauptet sie, dass mit Entstehung der Arbeiterbewegung auch eine antisemitische »Konstante« entstanden sei. Nur die »Antideutschen« seien über den Antisemitismus erhaben, weil sie den Kapitalismus natürlich höchstens rein abstrakt kritisieren und sich keinen Deut für die konkrete Wirklichkeit der Massen interessieren. In einem Bericht zur Tagung der »Antideutschen« und Zionisten im Mai in Frankfurt heißt es: »Der kommunistische Theoretiker Georgi Dimitroff habe, so (Katharina, der Verfasser) Rhein, bereits 1933 den Faschismus im imperialistischen Finanzkapital verwirklicht gesehen. Erst die Kritische Theorie ... habe die hier vorgenommene Unterteilung des Kapitalismus in ›schaffendes-produktives‹ und ›raffendes-unehrliches‹ Kapital kritisiert.« Die Behauptung, dass sich der Begriff vom »Finanzkapital« auf »raffendes« Kapital im Unterschied zum »schaffenden« Kapital beziehe, ist hanebüchener Unsinn. Wie definieren Kommunisten seit Lenin »Finanzkapital«? Er schrieb in seiner grundlegenden Analyse »Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus«: »Konzentration der Produktion, daraus erwachsende Monopole, Verschmelzung oder Verwachsen der Banken mit der Industrie – das ist die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals und der Inhalt dieses Begriffs.« (Lenin, Werke, Bd. 22, S. 230) Mit dem wissenschaftlichen Begriff des »Finanzkapitals« enthüllte Lenin gerade die ausbeuterische Identität des Bank- und Industriekapitals. Er frönte gerade nicht einer idealistischen und versöhnlerischen Aufspaltung in »raffendes« und »schaffendes« Kapital. Im Kapitalismus ist die Quelle aller Profite die Ausbeutung der Arbeiterklasse und die rücksichtslose Ausbeutung der Naturressourcen. Deshalb trat Lenin ein für den Kampf zur Befreiung von allen Formen der kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung. Dagegen nehmen die »Antideutschen« die Ausbeutung durch das Finanzkapital, also Bank-, Industrie-, Handels- und Agrarkapital, in Schutz, indem sie deren Kritiker eines »sekundären Antisemismus« bezichtigen.

Heute wird die Welt von circa 500 Übermonopolen beherrscht, die ihre Diktatur im internationalen Maßstab errichtet haben. Wenn man daran grundsätzlich etwas verändern will, muss man auf revolutionärem Weg ihre Macht und damit den Kapitalismus überwinden.

Das wollen die »Antideutschen«, die sich zumeist gut in diesem System etabliert, gut dotierte Jobs gefunden oder glänzende Berufsaussichten haben, auf keinen Fall. Justus Wertmüller verteidigt denn auch vehement jede Art von »Luxus«, »Luxuslimousinen« und Sonstiges. Entschieden tritt er dafür ein: »Es geht zunächst wirklich um das Individuum, um den Individualismus, es geht um den Luxus, es geht um die Vervollkommnung in der künstlichen Welt ...«4 Die »Antideutschen« zeigen, zu welcher Dekadenz die kleinbürgerlich-individualistische Denkweise führt. In einer Situation, in der 800 Millionen Menschen auf der Welt hungern, zwei Millionen mangelernährt sind, wo in Deutschland die Kinderarmut wächst – machen sich ihre Führer vorrangig Sorgen um ihren Luxus.

Sollen die »Antideutschen« doch einfach offen sagen, dass sie glühende Anhänger der konkreten Realität des Kapitalismus sind, und den Begriff des Kommunismus nicht weiter in den Schmutz ziehen.