Hamburger Hafen
Selbstständiger Streik im Hamburger Hafen
Vorstand und Aufsichtsrat der HH LA (Hamburger Hafen und Logistik AG) haben am Montag dem umstrittenen Teilverkauf des Hamburger Hafenkonzerns an die weltgrößte Reederei MSC mit Sitz in der Schweiz zugestimmt. Schon zuvor gab es große Proteste der Hafenarbeiter gegen diese Privatisierungspläne.
Aktuelle Infos zum Streik am Hamburger Hafen
Auf diese Nachricht hin trat die Belegschaft am Container-Terminal Burchardkai (CTB) in einen spontanen, selbstständigen Streik, an dem sich ca. 200 Arbeiter beteiligen. Dies ist fast die gesamte Schicht! Wütend versammeln sich die Kolleginnen und Kollegen vor dem Tor. Völlig zu Recht befürchten die Hafenarbeiter, dass mit der Privatisierung und dem Verkauf an MSC weitgehende Verschlechterungen für die Arbeitsbedingungen, die Löhne und letztlich für die Arbeitsplätze drohen. Über Wochen wurde der sogenannte Vorvertrag zwischen MSC und dem Hamburger Senat mehr oder weniger geheim gehalten. Versprechungen, den Umschlag im Hamburger Hafen beim Container-Geschäft zu steigern, treffen völlig berechtigt auf das Misstrauen der Kollegen!. Und aus vielen Erfahrungen der Arbeiterschaft ist klar, dass das Versprechen vom „Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für fünf Jahre“ das Papier nicht wert ist, auf dem das geschrieben steht.
Gegenwärtig sind die Kolleginnen und Kollegen ins Seemannsheim Duckdalben gezogen, um über den Fortgang ihres Streiks zu beraten. Die Nachtschicht soll für die Weiterführung des Streiks gewonnen werden. Auch Hafenarbeiter auf den anderen Terminals wurden informiert und zur Solidarität aufgefordert. Kollegen von Airbus besuchen die Streikversammlung. Die Montagsdemonstration in Hamburg am heitigen Abend verabschiedete sofort eine klare Solidaritätsadresse für die Kolleginnen Kollegen.
Die MLPD Hamburg unterstützt die Arbeiter in ihrem selbständigen Streik.
In ihrer aktuellen Ausgabe der Stadtzeitung »Klarer Kurs« wurde schon in den vergangenen Tagen die klare Losung ausgegeben: „Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter müssen ihre eigene Rechnung aufmachen!“
"Hunderte versammeln sich in der Nacht", 20.45 Uhr
20.45 Uhr: Der Streik der Kolleginnen und Kollegen beim Burchardkai dauert an. Im Seemannheim Duckdalben haben sich hunderte Kollegen versammelt. Es treffen immer mehr Kollegen von anderen HHLA-Terminals, aber auch von Airbus und von Eurogate ein.
Die Kollegen sind zuversichtlich, dass der Streik auch auf andere Terminals der HHLA ausgedehnt werden kann. Zunächst geht’s zum Schichtwechsel um 22.30 Uhr vors Tor, um die Nachtschicht für die Weiterführung des Streiks zu gewinnen.
Ihre Forderung, dass Politiker des Hamburger Senats kommen und Rechenschaft über den Verkauf, die Hintergründe usw. ablegen, wird von diesen bisher abgelehnt. Sie fordern die Beendigung des Streiks als Bedingung dafür, dass sie kommen! Hohngelächter und breiteste Ablehnung dieser absurden Bedingung ist die Reaktion der Kollegen!
Unter großem Beifall wurde folgende Solidaritätsadresse der Montagsdemo Hamburg vorgetragen; 22 Uhr
Montagsdemo Hamburg, 6. November. Die Montagsdemonstration Hamburg erklärt sich voll solidarisch mit dem Kampf und Streik der Kolleginnen und Kollegen der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) vom Burchardkai im Hafen Hamburg gegen die Privatisierung und den Teilverkauf an die weltgrößte Reederei MSC. Diese Solidarität ist eine Selbstverständlichkeit für die linke Montagsdemonstration Hamburg, die seit fast 20 Jahren gegen Armutsgesetze, Leiharbeit, Arbeitslosigkeit aber auch gegen die Zerstörung der Umwelt und Gefährdung des Friedens regelmäßig auf die Straße geht.
Es ist empörend, wie über die Köpfe der Kolleginnen und Kollegen im Hafen hinweg die Privatisierung im Hafen weiter vorangetrieben wird. Wir wissen aus vielen Privatisierungs-Vorgängen wie zum Beispiel bei den Hamburger Kliniken, dass am Schluss immer die Beschäftigten die Suppe auslöffeln sollen.
MSC will den Einstieg in den Hamburger Hafen, um damit Profite, ja sogar Höchstprofite zu machen. Höhere Umsätze, mehr Containerumschlag – all das soll auf dem Rücken der Hafenarbeiterrinnen und Hafenarbeiter, der Familien ausgetragen werden.
Vorstand und Aufsichtsrat der HHLA geben die Empfehlung an die Aktionäre zur Annahme des Angebots von MSC ab. Die Begründung „man habe die Angemessenheit des Angebots sorgfältig und umfassend analysiert« ist doch ein Hohn. Die Interessen der Beschäftigten spielten dabei überhaupt keine Rolle. Finanzsenator Andreas Dressel von der SPD will den Teilverkauf auch noch als Riesenerfolg verkaufen.
Wir stehen fest an eurer Seite. Um uns selber müssen wir uns selber kümmern!
Aktualisierung um 23 Uhr: Nachtschicht setzt selbständigen Streik fort
Die Stimmung ist kämpferisch und optimistisch!
Aktualisierung um 8 Uhr am 7.11.: Streikversammlung am Abend beschließt Fortsetzung des Streiks
Mehrere Hundert Hafenarbeiter waren zum Schichtwechsel beim Burchardkai vor dem Tor. Gekommen waren auch Kollegen von Eurogate, weiteren Container Terminals der HHLA, vom GHB (Gesamthafenbetrieb), Airbus.
Es herrscht eine große Empörung darüber, dass der Hamburger Senat über die Köpfe der Kollegen entscheidet. Aber auch ein stolzes Bewusstsein über den begonnenen Streik: Das ist historisch, was wir hier machen …
Schon auf der Streikversammlung am Abend sprachen sich Kollegen für die Fortsetzung des Streiks durch die Nachtschicht, Frühschicht und Spätschicht … aus. Großer Beifall! In der Versammlung im Duckdalben wurde demokratisch über die Fortsetzung des Streiks abgestimmt.
Vertrauensleute von Airbus berichteten dort , wie wichtig solche demokratischen Abstimmungen der Streikenden über die Fortsetzung des Streiks sind, dass es weiterer Regeln für die Streikorganisation braucht. Und dass die Solidarität auch eine Streikkasse braucht. Ein Hafenarbeiter ließ das Opel-Buch „Was bleibt“ kreisen, mit dem ausschlaggebende Erfahrungen des siebentägigen selbständigen Streiks in Bochum, der die Werksschließung für viele Jahre verhindert hat. Vom Kampf der Bochumer Opelaner zeugt das Buch "Was bleibt ... 10 erkämpfte Jahre Opel-Bochum 2004 bis 2014". Es kann hier bestellt werden.
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