Rote Fahne 19/2020
MLPD – Vorreiterin des Kampfs für die 30-Stunden-Woche
Seit nunmehr 46 Jahren tritt die MLPD für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ein
1. Mai 1974:
Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands (KABD), Vorläuferorganisation der MLPD, stellt als wichtigste Forderung auf: „35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!“ Diese weitsichtige Forderung fußte auf der Einschätzung bzw. Prognose, dass durch die „Maßnahmen des Monopolkapitals – Konzentration des Kapitals, Rationalisierung und Kapitalexport – … die Arbeitslosigkeit steigt und nach und nach zur Dauererscheinung“1 wird. Der KABD verstand den offensiv geführten Kampf zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen als Schlüsselfrage für die Entwicklung der „Arbeiteroffensive“ – zum offensiven Zusammenschluss aller Arbeiter und Angestellten, deutschen und ausländischen Kollegen, sowie von Jung und Alt. Er befand sich damit in bester Tradition der Arbeiterbewegung im Kampf um die Verkürzung der Arbeitszeit. Die Forderung nach der 35-Stunden-Woche „stieß (dagegen) zunächst auf taube Ohren bei der SPD, DKP, den ‚linken‘ Gruppen und vor allem bei der Gewerkschaftsbürokratie“, schreibt Willi Dickhut.2
September 1977:
Der 12. Gewerkschaftstag der IG Metall beschließt gegen den Willen des Vorstandes die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Im Stahlarbeiterstreik in NRW 1978/79 musste die IG-Metall-Spitze zum ersten Mal diese als tarifliche Forderung aufstellen. Sie tat allerdings alles, um den 44-tätigen Streik mit einem faulen Kompromiss zu beenden und an der 40-Stunden-Woche festzuhalten. Das konnte nicht verhindern, dass die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, im Zusammenhang mit der Kleinarbeit der MLPD, immer mehr in den Mittelpunkt der Arbeiterbewegung rückte.
14. Mai 1984:
Beginn des mit über 500 000 Streikenden und Ausgesperrten größten, und mit fast sieben Wochen längsten und härtesten Streik der Nachkriegszeit von Metallern
und Druckern um die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die MLPD steht fest an der Seite der Streikenden und sie beginnen, sich die Argumente der Partei zu eigen zu machen. Es wurde eine stufenweise Einführung der Arbeitszeitverkürzung erreicht. Zugleich war das Ergebnis ein fauler Kompromiss, verbunden mit der Flexibilisierung der Arbeit. Der Kampf trug wesentlich zum Erwachen des Klassenbewusstseins auf breiter Front bei.
April 1988:
Der siebentägige, selbständige Streik der Kruppianer gegen die Schließung des Stahlwerkes in Rheinhausen leitete den Übergang in die Arbeiteroffensive ein. Für diese Richtung stand die MLPD, an der sich die kämpferischen Stahlarbeiter orientieren. Im Kampfprogramm hieß es: „Der Stillegungsplan muß vom Tisch … Sofortige Einführung der 35-Stunden- Woche bei vollem Lohnausgleich..!“ 3
1995 ...
… stellt erstmals die MLPD die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auf: „Der einzig wirksame Weg zum Abbau der Massenarbeitslosigkeit ist erwiesenermaßen die Neuaufteilung der Arbeit.“4
2003 ...
würgt die IG-Metall-Führung den Streik für die längst überfällige Angleichung an die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in Ostdeutschland ab!
Juli 2014:
Verabschiedung der „Dortmunder Erklärung“, die auf Initiative von kämpferischen Kollegen von Opel, Johnson Controls und weiteren Kollegen entstand. „Gerade jetzt brauchen wir Gewerkschaften als Kampforganisation der Arbeiter und Angestellten und nicht als Co-Manager für die kapitalistische Krise.“ Das war insbesondere eine Schlussfolgerung aus der Kapitulation der IG-Metall- und Betriebsratsspitze vor dem Kampf gegen die Schließung von Opel Bochum. In der Erklärung wurde unter anderem die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert.
29. Juni 2019:
Rund 50 000 IG Metaller demonstrieren in Berlin für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Transparente für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sorgen für große Aufmerksamkeit. Februar 2020: Die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz in Südafrika beschließt ein „Internationales Kampfprogramm“ mit der „Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche oder sechs Stunden pro Tag bei vollem Lohnausgleich (als) die wichtigste ökonomische Forderung im Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz und gegen die Massenarbeitslosigkeit“.
August 2020:
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert die 4-Tage-Woche mit Teil-Lohnausgleich. Lange Zeit hatte er eine kollektive Arbeitszeitverkürzung abgelehnt. Davon musste er jetzt abrücken. Eine Massendiskussion über die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist entbrannt.