Rojava

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Trotz Militärinvasion – die ICOR-Klinik in Kobanê arbeitet weiter

Rojava ist nicht nur ein Pilotprojekt für Freiheit und Demokratie, sondern auch für den ökologischen Wiederaufbau. Die Rote Fahne sprach mit Prof. Christian Jooß von der Initiative Ökologischer Wiederaufbau in Kobanê/Rojava und mit Dr. Willi Mast, Sprecher der Initiative Medizin für Rojava, über die aktuelle Situation

Trotz Militärinvasion – die ICOR-Klinik in Kobanê arbeitet weiter
Über 15 000 Babys wurden seit der Eröffnung im September 2016 zur Welt gebracht, Foto: RF

Rote Fahne: Wie ist die gegenwärtige Entwicklung zu beurteilen?

Christian Jooß: Natürlich sind wir sehr betroffen und empört über den Angriff der faschistischen türkischen Armee im Bündnis mit verschiedenen faschistisch-islamistischen Milizen. Dazu kommt noch das hinterhältige Verhalten eines Donald Trump, der mit dem Abzug der US-Truppen der Invasion der Türkei grünes Licht gegeben hat. Seit Jahren ist uns bewusst, dass weder auf die USA Verlass ist, noch auf Putin, Merkel, Macron, den Iran usw.

Deshalb haben wir auch die ökologische Ausrüstung des Gesundheitszentrums in Kobanê von Beginn an unterstützt, als von diesen Regierungen unabhängiges Projekt. Es wurde von internationalen Brigaden der ICOR1 in Zusammenarbeit mit der kurdischen Selbstverwaltung gebaut.

Obwohl sich im Herbst 2018 Erdogans Drohungen verdichteten, haben wir konsequent an unserem Versprechen festgehalten, die gesammelten Spendengelder von 136 000 Euro für eine Solaranlage, Batteriespeicher, Wärmedämmung und Steuerungselektronik in Zusammenarbeit mit der ICOR zum Einsatz zu bringen. Die Solaranlage dient einer autarken Versorgung des Gesundheitszentrums und soweit möglich auch umliegender Gebäude und Einrichtungen. Wir sammeln weiter Spenden für eine Optimierung der Solaranlage.

Wie geht es dem ICOR-Gesundheitszentrum und der Bevölkerung von Kobanê?

Willi Mast: Im Gegensatz zu anderen Städten und Dörfern Rojavas wurde Kobanê selbst nicht von türkischem Militär und islamistischen Milizen bombardiert und besetzt. Sehr wohl ist die Stadt aber mit den Folgen der Flüchtlingswelle, ethnischer Vertreibung usw. konfrontiert. Es gibt in der Region russische Militärstützpunkte und das Assad-Regime kann zum Teil wieder mehr Macht ausüben. Dennoch arbeitet die ICOR-Klinik weiter als modernes Geburtszentrum für die ganze Region. Die Mitarbeiter leisten unter schwierigsten Bedingungen eine hervorragende Arbeit, die fachlich modernen Neonatologiezentren in Europa in Nichts nachsteht. Über 15 000 Babys wurden seit der Eröffnung im September 2016 zur Welt gebracht, keine Mutter ist im Kindbett gestorben und die Säuglingssterblichkeit ist äußerst gering.2 Die Frauen, darunter auch zahlreiche Flüchtlinge, werden kostenlos versorgt.

Wir sind glücklich, mit Spenden die medikamentöse Versorgung zu ermöglichen und danken allen Spendern und Spendensammlern!

Herzlichen Dank für das Gespräch und die große Initiative!