Amazon
Ein kapitalistischer Logistikkonzern wirft die Frage nach der materiellen Vorbereitung des Sozialismus auf
Amazon stieg wie die Internetkonzerne Alphabet (Google), Microsoft, Apple oder Facebook mithilfe des US-Finanzkapitals zu einem der börsenstärksten Unternehmen der Welt auf und verfügt dadurch über ein riesiges Kapital. Die Entwicklung der Produktivkräfte würde große Möglichkeiten eröffnen, wenn sie nicht unter dem Diktat des Maximalprofit stehen würde
Amazons Gründer Jeff Bezos gilt mit seinem großen Aktienpaket bei Amazon als reichster Mann der Welt. Die Aktienmehrheit halten jedoch sogenannte „institutionelle Anleger“, sprich das internationale Finanzkapital. Darunter finden sich die finanzstärksten Vermögensverwalter der Welt wie Blackrock, Vanguard, Fidelity, State Street und Price Rowe, die zusammen allein 38,12 Prozent halten.1
Aggressive Methoden
Das ist die Grundlage für den aggressiven, mit skrupellosen Methoden verfolgten Expansionsdrang von Amazon. Das geschieht auf Kosten der Konkurrenten, seiner Beschäftigten, der nichtmonopolisierten Bourgeoise und großer Umweltschäden durch eine heillose Paketflut.
2008 schaffte der Konzern mit seinem damaligen Umsatz von 19,166 Milliarden US-Dollar zum ersten Mal den Sprung unter die 500 größten interna-tionalen Übermonopole der Welt, wie sie jährlich in einer Liste der US-Zeitschrift Fortune veröffentlicht werden (Platz 485). 2017 hatte Amazon unter den 250 größten Einzelhandelsunternehmen den vierten Platz erobert.2
Der Konzern weitete seinen Umsatz Jahr für Jahr aus und stellte immer mehr Beschäftigte ein. Diese ununterbrochene Expansion wurde nicht einmal durch die Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008 bis 2014 unterbrochen.
So stieg Amazon bis zum Jahr 2017 in nur zwei Jahrzehnten auf Rang 18 der mächtigsten internationalen Übermonopole der Welt auf, mit einem Umsatz von 177,866 Milliarden US-Dollar.3 Die Zahl der Beschäftigten wurde von 17.000 im Jahr 2007 auf 566.000 im Jahr 2017 ausgeweitet.4
Weltweiter Marktplatz
Amazon ist nicht bei seinen Internetplattformen stehengeblieben. Mit ihrer Hilfe hat der Konzern als Online-Händler einen weltweiten Marktplatz organisiert. Hier können auch andere Verkäufer ihre Produkte anbieten – ja sie müssen es sogar, wenn sie überleben wollen. Amazon expandierte gleichzeitig zu einem der größten Logistikkonzerne der Welt, der einen großen Teil des Transports der Milliarden Päckchen bis hin zur Auslieferung an die Kunden mit eigenen Transportmitteln und Arbeitskräften organisiert.
Amazon betreibt eine eigene Frachtflotte mit mittlerweile 40 Flugzeugen, mehr als die Deutsche Lufthansa. Amazon kaufte dazu billig die von den Fluggesellschaften ausgemusterten Passagierflugzeuge des Typs Boeing 767 und ließ sie zu Frachtflugzeugen umbauen. Der Kurs steht auf weitere Expansion.
Amazon baut seine Logistikzentren in der Nähe von Flughäfen. In Deutschland – als seinem wichtigsten Auslandsmarkt – hat Amazon am 19. April 2018 ein neues Logistikzentrum eröffnet. Die Stadt Dortmund und die Arbeitsagentur waren voll des Lobes für 2000 neue Arbeitsplätze. Doch von den Neueingestellten wurden 400 nach der Probezeit am Jahresende schon wieder entlassen. Die übrigen 1600 Stellen sind fast alle befristet.5
Verschärfte Ausbeutung
Es ist allgemein bekannt, dass Amazon seine Beschäftigten verschärft ausbeutet, durch Löhne unterhalb der im Einzelhandel mit der Gewerkschaft ver.di ausgehandelten Tarifverträge, einer ständigen Überwachung bei der Arbeit, Druck auf Kranke usw.
Von den 1,7 Milliarden Paketen, die 2017 in Deutschland ausgeliefert wurden, kam schätzungsweise ein Drittel von Amazon. Amazon unterhält dazu eigene Lieferdienste, bedient sich aber auch konkurrierender Paketdienste und völlig abhängiger Kleinstspeditionen, deren Konditionen auf das unterste Niveau herabgedrückt werden. Für die USA hat Amazon gerade 20.000 Mercedes-Sprinter gekauft und betreibt Tausende von Sattelschleppern in eigener Regie.6
Was Amazon missbraucht ...
Die Beschäftigten bei Amazon vollbringen logistische Meisterleistungen. Wenn der kapitalistische Rahmen revolutionär beseitigt würde, gäbe es beste Voraussetzungen für die immer bessere Befriedigung der Bedürfnisse der Menschheit in Einheit mit der Natur im Sozialismus.
Heute missbraucht Bezos die modernsten Produktivkräfte für den Maximalprofit. Ohne dieses Profitsystem könnten Angebot und Nachfrage, regionale Belieferung nach den unterschiedlichsten Bedürfnissen und Möglichkeiten organisiert werden. Schon heute unterstützen Hunderte bis Tausende von Kunden mit selbständig erstellten Produktbewertungen beim Kauf. Käufer können andere Käufer nach ihrem Erfahrungen befragen. Algorithmen helfen bei der Zusammenstellung sinnvoller Ergänzungsartikel oder Produktalternativen.
Was heute dem Maximalprofit von Jeff Bezos und Co. dient, kann im Sozialismus einen schöpferischen Dialog zwischen Produktion und Konsumtion organisieren und Produkte immer besser, umweltgerechter und preiswerter machen.
Unter den Bedingungen des staatsmonopolistischen Kapitalismus und der Ausrichtung auf den Maximalprofit wirkt dieses System destruktiv – mit der Produktion und dem Verkauf zahlreicher überflüssiger Artikel, einer Flut unnützer Transporte, einem zerstörerischen Konkurrenzkampf und einer auf die Spitze getriebenen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft.