Kurt Kleffel
Rettet (nicht nur) den Thüringer Wald!
Wir waren mit einem kleinen Trupp zum Plakatieren in Ellrich/Thüringen. Auf der Fahrt haben wir die dramatische Situation der Wälder gesehen.
Durch Dürre und Hitze hat sich der Borkenkäfer rasant ausgebreitet. In den letzten Jahren wurden wegen Unwettern immer wieder große Flächen kahlgeschlagen, aber jetzt sind ganze Höhenzüge grau und vertrocknet. Und was von weitem noch grün ausschaut, ist unterhalb des Wipfels oft auch schon vertrocknet. Kurz entschlossen machten wir im Nationalparkzentrum Harz Halt, um mehr über die Situation zu erfahren. „In den Höhenlagen des Harzes sind 100 Prozent des Fichtenbestandes akut gefährdet.
Seit drei Wochen können wir täglich sehen, wie sich immer größere Flächen grau färben. Wir sind selbst erschrocken“, erklärte uns der freundliche Waldführer. Der Borkenkäfer ist nicht das eigentliche Problem. In einem gesunden Wald hat er die Funktion, den Abbau schwacher und kranker Bäume zu beschleunigen. Die Klimaerwärmung – im Harz +1,3 Grad – macht die Bäume jedoch massenhaft anfällig. Wir fragten nach – stirbt hier nicht großflächig der Wald? „Der Wald ist nicht tot“, widersprach er, „es ist ein ständiger Wechsel in der Natur. Wenn man die Bäume liegen lässt, entsteht neues Leben.“ In dem Durcheinander der gefallenen Bäume entsteht neuer Lebensraum, zum Beispiel für Wildkatzen, die dort ihre Jungen verstecken können. Der Wald lässt sich nicht durch hektischen Aktionismus retten, mit dem die Bundesregierung suggerieren will, sie könnte das Problem lösen. Schon im Zuge des Bergbaus und besonders nach dem Krieg wurden hier Flachlandfichten angepflanzt, die nicht an das Höhenklima angepasst sind. Die Wiederaufforstung mit Fichten könnte gerade der falsche Weg sein, um schnell wieder einen Baumbestand aufzubauen. „Die Natur muss selbst angepasste Baumarten hervorbringen“, ist seine Ansicht. Er zeigte uns Fotos von Flächen, sie sich auf diese Weise innerhalb von 15 Jahren regeneriert haben. „Wir beobachten, was passiert – das ist sehr spannend. Wir lernen jede Woche etwas Neues.“ Dort, wo die Prozesse gut verstanden werden, wie im Laubwald, wird durchaus gezielt eingegriffen. Dieses vorwärtsweisende Forstkonzept wird allerdings nur in den Grenzen des Nationalparks umgesetzt – elf Prozent der Fläche des Harz’. Auf allen anderen Flächen werden die befallenen Bäume schnell aus dem Wald geholt, um es wirtschaftlich zu verwerten. „Wir sind im Nationalpark eine Insel zwischen Leuten, die mit dem Wald Geld verdienen wollen.“
Man muss aber auch Klartext sprechen: Bei dem, was an Umweltkatastrophe auf uns zurollt, hilft auch kein schöpferisches Waldkonzept mehr. Da kann die Devise nicht mehr lauten: Anpassung – sondern klipp und klar: Verhinderung. Und die geht letztlich nur durch einen gesellschaftsverändernden Kampf. Das Biosphärenreservat Thüringer Wald umfasst weniger als sechs Prozent der Waldfläche. Die akute Gefährdung des Waldbestands im Harz wie in Thüringen zeigt: die Rettung des Waldes ist unvereinbar mit der Profitwirtschaft. Deshalb ist unsere Losung für den Landtagswahlkampf in Thüringen voll berechtigt und hochaktuell: Rettet den Thüringer Wald! 34 Prozent der Fläche von Thüringen ist mit Wald bedeckt – mehr als in jedem anderen Bundesland. Noch!
Kurt Kleffel, Kandidat der Internationalistischen Liste / MLPD zur Thüringer Landtagswahl in Nordhausen II und auf der Landesliste