Wahlkreis 16 - Sömmerda / Gotha III

Wahlkreis 16 - Sömmerda / Gotha III

Doris Bauerle

Doris Bauerle
Doris Bauerle

Ich bin 59 Jahre alt und bin in einem Dorf in einer Arbeiterfamilie in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen.

Mit 14 Jahren begann ich eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann (ja sie haben richtig gelesen, damals hieß es bei uns im Westen so). Nach dem 1. Lehrjahr kündigte mir der Chef wegen einem Missverständnis im Gesundheitsfragebogen. Erst ein Jahr später wurde mir klar, dass das nur ein Vorwand war, der wahre Grund: er wollte seinen kleinen Lebensmittelladen schließen. Ich hatte Glück, konnte die Ausbildung in einem Edeka-Geschäft fortsetzen. Mit 18 Jahren — der Liebe wegen — siedelte ich nach Baden-Württemberg um. Arbeitete dort im Verkauf, später erhielt ich die Chance, bei einer Versicherung als Schreibkraft anzufangen. Heute arbeite ich in Teilzeit.

Seit Juni 2018 wohne ich in Sömmerda. Bin verheiratet mit Joachim Bauerle, wir haben zusammen zwei Kinder großgezogen. Im Urlaub bereisen wir andere Länder, um Land und Leute kennenzulernen. Fotografieren ist ein Hobby von mir.

Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie bedeutete: meine Mutter wollte trotz Kinder arbeiten gehen, konnte sie aber nicht. Bei uns auf dem Land gab es bis 1970 keinen Kindergarten. Darüber war sie Zeit ihres Lebens unzufrieden. So mussten wir mit dem Lohn meines Vaters auskommen, der als Maler arbeitete. Ich weiß, was es heißt, am Monatsende kein Geld mehr zum Einkaufen zu haben. Wie oft musste ich sagen „Bitte anschreiben“. Die notwendige Zahnspange konnte mir nicht gekauft werden. In Urlaub zu fahren, lag schon gar nicht drin. Vielen Familien, vor allem Alleinerziehenden, geht es heute nicht anders.

Während meiner Zeit in Stuttgart wurde ich politisch aktiv. Mit 20 Jahren habe ich noch gedacht: „Da gibt es ja Politiker, die machen das schon für mich, da brauche ich mich nicht einzumischen und aktiv zu werden“. In der Auseinandersetzung in und mit der MLPD habe ich viel gelernt, vor allem dass der Kapitalismus die Ursache aller Probleme ist und erkannt, „Ja, die da oben machen schon was für mich, aber nicht so, wie ich mir ein Leben vorstelle: ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung – ein Leben in Einheit von Mensch und Natur.“ Die richtige Schlussfolgerung war deshalb für mich: Ich muss selbst aktiv werden und mich einmischen.

Die Befreiung der Frau liegt mir sehr am Herzen. Zum einen aus den Erfahrungen meiner Mutter, aus eigenen Erfahrungen und natürlich den vielen ähnlichen Erfahrungen der Frauen weltweit. 1985 wurde mein Sohn geboren. Nach sechs Monaten ging ich wieder arbeiten. Mein Chef sagte damals zu mir: „Es geht ja jetzt nicht, dass sie jede Woche drei Tage fehlen, weil das Kind krank ist.“ Bewusst hat er keine Teilzeitstellen geschaffen, er war der Meinung: Frauen, die Kinder haben, sollen zu Hause bleiben. Die alleinerziehenden Kolleginnen bei MDC Power GmbH in Kölleda haben auch so ihre Erfahrungen gemacht: es sollte ihnen verwehrt werden, weiter Dauerfrühschicht zu arbeiten. Auf das Argument, dass das nicht geht wegen der Kinderbetreuung, wurde ihnen gesagt: „Soll sich halt die Oma um die Kinder kümmern“. Und wer keine hat und wem das nicht passt, kann ja einen Aufhebungsvertrag unterschreiben. So wird auf uns Frauen und Mütter ein unheimlicher Druck ausgeübt. Die wichtige Errungenschaft aus der ehemaligen DDR: es ist selbstverständlich, dass Frauen mit Kindern arbeiten gehen, soll so nach und nach zunichte gemacht werden. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Vom 01.11. bis 03.11.19 findet der 12. Frauenpolitische Ratschlag in Erfurt statt, den ich unterstütze.

Ich kandidiere zu den Landtagswahlen am 27.10.2019 als Direktkandidatin im Wahlkreis 16 Sömmerda  I / Gotha III. Ich möchte die MLPD und das Internationalistische Bündnis bekannt machen: wir haben einen Plan für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung – den echten Sozialismus. Ich bin überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können und möchte allen Mut machen: Werdet selbst aktiv, damit sich wirklich was ändert.