Togo: Streik der Bergarbeiter und Kampf im ganzen Land
Isidore Apélété über die Minen und das Leben in Togo
Aus den bürgerlichen Massenmedien erfährt man in Deutschland nichts über den schon monatelang dauernden Streik der Phosphatarbeiter in Togo. Die Rote Fahne sprach mit Isidore Apélété von der Kommunistischen Partei Togo.
Isidore Apélété: Seit 40 Jahren stehen die Phosphatarbeiter in Auseinandersetzung mit der togoischen Regierung, um ihre Lebensbedingungen für sich und ihre Familien zu verbessern. Sie wurden aus ganz Togo in die Minen rekrutiert. Es gibt drei große Phosphatminen und zwei Zementminen in der Nähe der Hauptstadt Lomé. Sie leisten mehr als 40 Prozent der nationalen Produktion. Aber die meisten Arbeiter und auch die, die schon in Rente sind, leben in Armut. Sie bekommen monatlich weniger als 40 Euro Lohn. Heute fordern sie mehr als 50 Euro.
Die Minen gehören multinationalen Konzernen aus Israel und Indien sowie Heidelberger Zement aus Deutschland. Die multinationalen Besitzer stehen in Komplizenschaft mit der Regierung Togos – einer Militärdiktatur. Sie sind verstrickt in die Steuerhinterziehung und Geldwäsche der Panama-Papers-Affäre. Sie und die Regierung gestehen keinerlei Lohnerhöhung zu. Sie verweigern selbst den Aufbau eines kleinen Gesundheitszentrums für die Arbeiter, denen oft sogar Sicherheitsschuhe und Helme vorenthalten werden. Sie kommen mit giftigen Stoffen in Berührung und bekommen zum Teil unbekannte Krankheiten, verbunden mit Zahnausfall.
Der Staat hat die Bauern um die Minen herum enteignet, ihnen die Ländereien genommen. Sie leben aber immer noch in diesen Dörfern, werden auch extrem ausgebeutet.
Die bewusstesten Gewerkschafter, Demokraten und Kommunisten kämpfen, damit die Forderungen der Arbeiter durchgesetzt werden. Mehrere Tausend Arbeiter sind im Streik. Zunächst hatte der Kampf vor allem eine ökonomische Seite. Seit April dieses Jahres ist es ein wirklich sehr harter Kampf geworden. Er hat sich in einen politischen Kampf umgewandelt, gegen die Regierung und die internationalen Konzerne. Die Regierung nahm Arbeiter fest. Sie verbot ihnen, die Minen und die dazugehörigen Städte zu betreten.Sie will Arbeiter mit dem absurden Vorwurf einschüchtern, sie hätten Sachen zerstört.
Der Kampf wird also zu einem Klassenkampf. Es kommt zu einer Konfrontation mit einer immer besser organisierten Arbeiterklasse. Sie helfen sich gegenseitig – auch finanziell mit Spenden. Infolge des Streiks bekommen viele Arbeiter keinen Lohn. Manche haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag, andere bekommen ihn monatlich erneuert. Es gibt Leiharbeiterfirmen. Es war den Kapitalisten gelungen, die Arbeiterklasse zu zersplittern. Aber die Arbeiter verstehen jetzt, dass ihre Einheit ermöglicht, diesen Kampf zu führen.
So verliert eine andere Richtung in der Arbeiterbewegung an Einfluss, die um jeden Preis verhandeln will mit den internationalen Monopolen.
Welche Bedeutung hat dieser Kampf der Bergarbeiter für den Kampf um nationale und soziale Befreiung in Togo?
Der Kampf der Bergleute ist direkt verbunden mit dem Kampf des togoischen Volkes. Jede Familie hat mindestens ein Mitglied, das im Bergbau arbeitet. Manche Bergleute haben Kinder an Universitäten oder Geschwister, die Beamte sind. Inzwischen fordern auch die Ärzte, Pfleger und Schwestern mehr und besseres Material, die Einstellung von mehr Pflegekräften. An den Schulen gibt es ähnliche Forderungen wie bei den Arbeitern. Die Studenten kämpfen gegen die Streichung von Stipendien. Es ist also ein vielfältiger Kampf im ganzen Land gegen die Regierung, die von der EU unterstützt wird.
Welche Rolle spielt die 2. Internationale Bergarbeiterkonferenz in Indien?
In Westafrika bekommen die togoischen Bergleute die Unterstützung der Arbeiter aus Burkina Faso, Ghana, der Elfenbeinküste, aus dem Kongo. Der Kampf schafft Bewusstsein bei Arbeitern anderer afrikanischer Länder. Sie haben Solidarität aus Marokko erfahren, wo auch Phosphat abgebaut wird.
Die internationale Unterstützung stärkt wiederum das Bewusstsein in Togo, nicht nur im nationalen Rahmen zu kämpfen. Er reiht sich ein in den internationalen Klassenkampf.
Jetzt ist besonders notwendig, die Verbindung herzustellen zwischen dem Kampf der Phosphatarbeiter in Togo und der Internationalen Bergarbeiterkonferenz, die im Februar 2017 stattfinden wird. Aus Togo werden Bergleute als Delegierte teilnehmen. Sie wollen Kontakte mit anderen Organisationen der Bergleute knüpfen, Erfahrungen austauschen, die Solidarität aufbauen zur gegenseitigen Unterstützung der Kämpfe.
Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Infos unter:
www.minersconference.org