Stalins Rolle beim Sieg der Roten Armee

Aus Rote Fahne 19/2015: Kassel (Korrespondenz): Viele Verleumdungen Stalins betreffen seine Tätigkeit im Großen Vaterländischen Krieg. Eine Hauptquelle der Verleumdungen ist die „Geheimrede“, ein Machwerk von Lügen, die Nikita Chruschtschow auf dem XX. Parteitag 1956 gehalten hat. Bürgerliche Historiker, Journalisten und Antikommunisten übernehmen Chruschtschows Geschichten und „unterfüttern“ sie mit weiteren falschen Behauptungen. Die Stalin-Hetze ist ein festes Denkmuster, eine Art Dogma der bürgerlichen Weltanschauung geworden.

Chruschtschows Lüge beispielsweise, Stalin hätte sich nach dem Überfall der Wehrmacht in seiner Datsche „verkrochen“, ist längst wiederlegt.(1) Wahr ist, dass Stalin vom ersten Tag des Überfalls an eine zentrale und führende Rolle bei der Organisierung der Verteidigung des Landes übernommen hat. Quellen, die nicht das gewünschte Stalinbild darstellen, wie die Memoirenliteratur aus dem Militärverlag der DDR, werden von den bürgerlichen Ideologen einfach ignoriert.

Stalins Tätigkeit auf militärischem Gebiet

Stalin war kein ausgebildeter Militär. Als Beauftragter des Zentralkomitees hat er aber bereits während der Interventionskriege 1918–1921 an mehreren Fronten umfangreiche militärische Maßnahmen geplant und geleitet.(2)

Er hat erkannt, dass sich die Sowjetunion vor weiteren Überfällen durch die kapitalistischen Staaten schützen muss und der Aufbau einer starken Armee notwendig war. Mit der Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft wurden die wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen. Ein Großteil der Soldaten und Offiziere der Roten Armee kam aus der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. Viele waren Mitglieder der Kommunistischen Partei.

Stalin beschäftigte sich schon in der Vorkriegszeit mit der technischen Ausrüstung der Roten Armee. Er kannte sich in vielen Waffensystemen auch des Auslands gut aus. Häufig war er in Kontakt mit den sowjetischen Konstrukteuren und forderte von ihnen technische Entwicklungen, die das Weltniveau übertrafen. Nach den Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg forcierte er den Bau neuer Flugzeugtypen.(3) Die Sowjetunion hatte aber bis zum Überfall durch die Wehrmacht nicht mehr genügend Zeit, um die modernsten Kampfmittel zu testen und in ausreichender Menge zu produzieren. Falsch ist deshalb die Behauptung, die Sowjetunion sei auf den Überfall nicht vorbereitet gewesen. Als Vorsitzender des Hauptquartiers war Stalin während des Krieges in enger Verbindung mit Betriebsdirektoren und Konstrukteuren. Er hatte ständig den Überblick über Produktionszahlen und den Entwicklungsstand der technischen Kampfmittel.

Stalin übernahm volle Verantwortung

Am 30. 6. 1941 wurde das Staatliche Verteidigungskomitee (Stawka) gegründet, dessen Vorsitzender Stalin wurde. Die Stawka fasste während des Krieges „etwa 10.000 Entscheidungen militärischer und wirtschaftlicher Art“(4). Fast täglich fanden Beratungen statt. Stalin war zugleich Oberster Befehlshaber, Generalsekretär des ZK der KPdSU(B), Vorsitzender des Rates der Volkskommissare und Volkskommissar für Verteidigung. Alle wichtigen Beschlüsse wurden nur nach ausführlicher Beratung mit den Experten des jeweiligen Fachgebietes gefasst.

Der Generalstab, das wichtigste militärische Arbeitsorgan, war Stalin direkt unterstellt. Die Aufgabe des Generalstabs bestand darin, die militärischen Operationen an den verschiedenen Fronten zu führen, ständig einen Überblick über die Lage an den Fronten zu haben, die notwendigen Entscheidungen, Beschlüsse, Direktiven vorzubereiten und die Umsetzung der Beschlüsse zu organisieren.(5) Der Generalstab arbeitete rund um die Uhr. Stalin selbst begann mit der Arbeit vormittags zwischen 10 und 11 Uhr und arbeitete bis 3 oder 4 Uhr früh am nächsten Tag.(6)

Shukow hebt Stalins außergewöhnliche analytische Fähigkeiten hervor. Sein „Verdienst besteht darin, dass er die Ratschläge der Militärspezialisten sofort richtig erkannte, sie ergänzte, entwickelte und verallgemeinert – als Instruktionen, Direktiven und Vorschriften – unverzüglich zur praktischen Truppenführung weitergab.“(7)

Stalin … führte erfolgreich die Fronten und die militärischen Anstrengungen des Landes (…) und übte auf die führenden Politiker und Militärs der verbündeten Länder einen beträchtlichen Einfluss aus.“(9) Der Krieg wurde also nicht, wie D. Wolkogonow in einer SDR-Serie behauptet, „trotz Stalin“ gewonnen. Stalin hat in den Jahren des Krieges ein gigantisches Arbeitspensum bewältigt. Shukow schreibt, dass er als Folge der ständigen Überanspannung nach dem Krieg schnell gealtert ist.

Hat Stalin Fehler gemacht?

Hier muss unterschieden werden zwischen den vielen falschen Behauptungen und tatsächlichen konkreten Fehlern. Shukow sagt dazu: „Freilich waren dem Obersten Befehlshaber in der Anfangsphase des Krieges, das heißt bis zur Schlacht bei Stalingrad, Fehler unterlaufen, wie das jedem passieren kann. Er litt darunter, setzte sich intensiv mit ihnen auseinander, beließ es aber nicht dabei, sondern bemühte sich, aus diesen Erfahrungen die entsprechenden Lehren zu gewinnen, damit solche Fehler nicht von neuem vorkamen.“(11)

Stalin hat auf die Massen vertraut

Für die überwiegende Mehrheit der Menschen in der Sowjetunion war und ist Stalin die Symbolfigur des Widerstands. Es gibt zahlreiche Berichte, dass Soldaten und Offiziere der Roten Armee in den Kampf gingen mit dem Ruf: „Für die Heimat, für Stalin.“

Von großer psychologischer Bedeutung war es, dass am 7. November 1941 trotz der militärischen Bedrohung Moskaus die traditionelle Militärparade zum 24. Jahrestag der Oktoberrevolution auf dem Roten Platz stattfand. Den unterdrückten Menschen im besetzten Europa wurde damit demonstriert, dass das sowjetische Volk und die Führung nicht bereit waren, sich dem deutschen Faschismus zu ergeben, sondern bis zum Sieg kämpfen würden. Stalin sagte den Sowjetsoldaten unter anderem: „Der Krieg, den ihr führt, ist ein gerechter Krieg, ein Befreiungskrieg.“(12) Am 7. Dezember 1941 ging die Rote Armee bei Moskau zum Gegenangriff über und brachte der Wehrmacht die erste große Niederlage im II. Weltkrieg bei.

Stalin hat Moskau während des Krieges nie verlassen. Als die Wehrmacht ihre Operation zur Eroberung Moskaus am 2. Oktober 1941 begann, wurden zwei Millionen Einwohner, ein Großteil der Regierungsstellen, Fabriken, Kunstgegenstände und auch der Sarkophag Lenins evakuiert. Stalin und das Staatliche Verteidigungskomitee blieben. Stalin unterstrich durch sein Bleiben, dass alles getan wird, um Moskau zu halten.

Quellen:

1 Medvedev, Roy & Zhores Medvedev. The Unknown Stalin. NY, NY: Overlook Press, 2004, p. 241-245

2 K. J. Woroschilow: Stalin und die Streitkräfte der UdSSR, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1953, S. 79

3 A. Jakowlew, Ziel des Lebens, Verlag Progress Moskau, 2. Auflage Moskau 1982, S. 154 ff

4 G. K. Shukow, Erinnerungen und Gedanken, Militärverlag der DDR, Berlin 1976, Band I, S. 329

5 S. M. Schtemenko, Im Generalstab, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 3. Auflage, S. 107

6 ebenda S. 111

7 Shukow, S. 360

8 Wassilewski, S. 255

9 Wassilewski S. 487

10 Shukow S. 360

11 Shukow S. 355

12 J. Stalin, Über den Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion, Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1946, S. 20