Allen Bremsmanövern zum Trotz:Erneuerbare Energien erstmals wichtigster Energieträger
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix in Deutschland ist 2014 auf 25,8 Prozent gestiegen und hat damit alle anderen Energieträger überholt. Und das allen Versuchen zum Trotz, deren Fortkommen auzubremsen und stattdessen die fossile Energieerzeugung mit all ihren katastrophalen Folgen beim Raubbau der dazu nötigen Rohstoffe und bei der Klimaerwärmung zu bevorzugen.
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg im vergangenen Jahr von 152,4 auf 157,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Davon entfielen 52,4 Mrd. kWh auf Windenergieanlagen, Photovoltaikanlangen produzierten 35,2 Mrd. kWh und damit fast 14 Prozent mehr als im Vorjahr, aus Biomasse und Bio-Siedlungsabfällen konnten fünf Prozent mehr Strom erzeugt werden und 20,8 Mrd. kWh erzeugten Wasserkraftwerke.
Das beweist erneut, wie schnell die Umstellung auf regenerative Energien möglich wäre, und straft all diejenigen Lügen, die behaupten, mit Fracking müsse einer möglichen Energieknappheit entgegengewirkt werden oder die Atomkraftwerke müssten länger als zugesagt am Netz bleiben.
Die besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke haben immer noch einen Anteil an der Stromerzeugung von 25,6 Prozent, gefolgt von Steinkohlekraftwerken mit 18 Prozent und AKWs mit 15,9 Prozent. 9,6 Prozent der Stromerzeugung entfielen auf Gaskraftwerke.1
In dem Buch von Stefan Engel „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ heißt es zum Rollback in der Energiepolitik gegenüber dem Vordrängen alternativer Energieerzeugung: „Als infolge der Weltwirtschafts- und Finanzkrise zwischen 2010 und 2013 weniger Strom in die Nachbarländer der BRD exportiert, aber mehr Strom aus Sonnen- und Windenergie in die Netze eingespeist wurde, sank in Deutschland der Großhandelspreis für eine Megawattstunde von 60 auf 37 Euro. An der Strombörse sanken die Beschaffungskosten zeitweise sogar unter die Produktionskosten.
Da schritten die Energiemonopole ein, weil sie eine nachhaltige Schädigung ihrer sprudelnden Profitquellen fürchteten. Allein wegen der Senkung der Erzeugerpreise für Strom büßte das Energiemonopol RWE nach eigenen Angaben rund 4,6 Milliarden Euro Umsatz ein. Die deutsche Bundesregierung reagierte mit einem ,Rollback‘ ihrer sogenannten Energiewende und verabschiedete zum 1. Januar 2012 ein neues Energiegesetz2. Angeblich wollte sie die Bürger vor zu hohen Strompreisen schützen, für die die Umstellung auf regenerative Energien verantwortlich sein sollte. Tatsächlich wurde die Solarförderung massiv gekürzt und der Neu- und Ausbau großer Stromleitungen mit einer Länge von 3.000 Kilometern quer durch Deutschland gefördert – im Interesse der Energiemonopole und auf Kosten der Verbraucher. Und sie erhöhte den Strompreis für die breiten Massen durch eine besondere Abgabe, die Anfang 2013 schon etwa 20 Prozent des Strompreises ausmachte. Die Großindustrie wurde dagegen mit subventioniertem, besonders billigem Strom versorgt.“ (S. 118/119)
Auch die EEG2-Umlage im Jahr 2014 ist mit 23 Milliarden Euro so hoch wie nie zuvor – sie wird vor allem auf die Masse der Bevölkerung abgewälzt, während der größte Teil der Industrie von der Umlage befreit ist.
Auch die erneuerbare Energieerzeugung ist unter kapitalistischem Vorzeichen nicht ohne Probleme. Das zeigt sich z. B. bei der Bevorzugung großer Offshore-Windanlagen im Meer, die nur von großen Konzernen gebaut und betrieben werden können – gegenüber kleineren Anlagen zur regionalen Versorgung. Ende 2015 werden solche großen Windparks in Nord- und Ostsee rechnerisch mehr Strom liefern können als zwei Atomkraftwerke. Allein beim Bau und Betrieb dieser Anlagen sind 19.000 Menschen beschäftigt 3 – ein Argument mehr dagegen, dass an der fossilen Energieerzeugung wegen der Arbeitsplätze festgehalten werden müsste.
1 BDEW, 29. 12. 2014
2 EEG-Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien
3 „Handelsblatt“, 15. 1. 2014