Von wegen „alle gegen den GDL-Streik“
Während des drei Tage langen Streiks der Lokführer vom 6. bis 8. November wurde von einem großen Teil der bürgerlichen Medien eine selten erlebte Hetze gegen den Streik und die Lokführer-Gewerkschaft GDL verbreitet. Das steigerte sich bis zu einer Pogromstimmung gegen den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky, dessen Telefonnummer und Privathaus mit Bild veröffentlicht wurden. Die wachsende Kritik an dieser Hetze – nicht zuletzt von Medienbeschäftigten selbst – machte es notwendig, in einzelnen Nachrichtensendungen noch während des Streiks zurückzurudern. Plötzlich kamen dann auch Streikunterstützer zu Wort, die zuvor in der Medienberichterstattung so gut wie nicht mehr existierten. Eine Korrespondentin aus Essen berichtete am 6. November:
Gestern hörte ich im Vorbeigehen auf dem Markt, wie sich zwei ältere Frauen unterhielten: „Das ist doch genau richtig! Endlich wird mal wieder richtig gestreikt, so wie früher! Als es noch drum ging, dass die Arbeiter für ihre Rechte kämpfen.“ Toll, dachte ich, die beiden Frauen sollten sie mal im Fernsehen bringen und nicht immer nur Leute, die gegen den Streik sind.
Heute morgen war die U-Bahn voller als sonst, aber keiner meckerte. Eine Frau sagte, sie sei extra früher mit der U-Bahn gefahren, da ja die S-Bahn nicht fährt – sie hat sich auf den Streik eingestellt, aber geschimpft hat sie nicht.
Und dann lag da noch ein Papier auf dem Sitz mit einem Artikel „Ich bin ein GDL-Versteher“. Sehr interessant werden darin die Hintergründe aufgezeigt: dass es die GDL schon seit 1919 gibt und wie sie sich zu einer kämpferischen Gewerkschaft entwickelt hat. An anderen Orten wurde ein als Flugblatt gestalteter Artikel aus „rf-news“ zur Solidarität mit dem Streik verteilt.