Neue Engels-Statue in Wuppertal entfacht hitzige öffentliche Debatte

Neue Engels-Statue in Wuppertal entfacht hitzige öffentliche Debatte

Rund 200 Teilnehmer wohnten der Enthüllung des neuen Engels-Denkmals am 11. Juni zwischen 11 und 12 Uhr vor dem Engels-Haus in Wuppertal bei. Es handelt sich um ein Geschenk der Volksrepublik China an die Stadt Wuppertal. Wochenlang gab es darüber eine heftige Debatte des Für und Wieder zu dem Geschenk in den lokalen Medien. Dass ausgerechnet der Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus und Freund von Karl Marx eine Ehrung erfahren sollte, passte den Antikommunisten nicht in den Kram und etliche sprachen sich gegen eine Annahme des Geschenkes aus. CDU-Bundesminister Helmut Gröhe schwor noch im Februar die CDU-Ratsherren ein, lieber „dem Geist eines Friedrich Bayer zu folgen“, berichtete die „WZ“ vom 16. Februar 2014. Nun steht nicht der Gründer des kapitalistischen Weltkonzerns Bayer, sondern der von den Antikommunisten verächtlich als „Revoluzzer“ abgetane größte Sohn der Stadt Wuppertals unübersehbar fast vier Meter hoch in Bronze gegossen. Der chinesische Bildhauer und Schöpfer der Statue, Professor Zengh Chenggang, berichtete in seiner Ansprache, dass Friedrich Engels und sein Werk in China unter der breiten Masse bekannt ist und sein Werk großen Respekt genießt. CDU-Oberbürgermeister Peter Jung musste da immerhin auch lobende Worte für Engels finden, den man heute nicht einfach ablehnen könne, sondern differenziert betrachten. Und das sah dann so aus: Engels müsse historisch als revolutionärer Vorkämpfer gegen kapitalistische Ausbeutung für seine damalige Zeit eingeordnet werden. Heute allerdings würde Engels über den Wohlstand der Menschen in Deutschland sehr erfreut sein. Als gäbe es keine Mindestlöhne, kein Mobbing in den Betrieben, keine 16 Millionen Menschen, die von Armut bedroht sind auf der einen Seite und eine Anhäufung eines Reichtums von Billionen Euro in den Händen des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals. Dabei Deutschland als Land des allgemeinen Wohlstands darzustellen – da gab es unter den Teilnehmern und auch geladenen Gästen die eine oder andere verwunderte Protestreaktion zu vernehmen.

Vor der Enthüllung hat die MLPD im Park unter den Passanten die Stadtzeitung der MLPD, die „Bergische Arbeiterstimme“, verteilt. Ihre Prognose bestätigte sich: Die Ehrung des großen Revolutionärs Fried­rich Engels wurde letztlich heuchlerisch missbraucht für ein Loblied auf die kapitalistischen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen. Der chinesische Botschafter in Berlin, Shi Mingde, hielt die Hauptrede: Er versprach der Stadt steigende Einnahmen aus dem Touris­mus-Geschäft, da jeder der bisher jährlich 600.000 chinesischen Touristen in Deutschland pro Tag 900 Euro ausgibt. Wuppertal könne sich mit der Engels-Statue davon einen größeren Teil in die Stadt ziehen, wenn die Besucher aus Asien dorthin gelockt würden. Viele würden sich gerne vor einer Engels-Statue fotografieren lassen. Das würde wiederum chinesische Unternehmen beflügeln, im Raum Wuppertal zu investieren.

Die MLPD trat als einzige Partei öffentlich auf und stellte Engels neben Marx als Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus vor. Die „Bergische Arbeiterstimme“ wurde von vielen Passanten gerne genommen. Wie aktuell Engels heute ist, demonstriert auch die Inschrift auf dem Podest des Engels-Denkmals. Sie zitiert die Anfangszeilen aus seiner Schrift „Über die Mensch­werdung des Affen“:

Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums, sagen die politischen Ökonomen. Sie ist dies – neben der Natur, die ihr den Stoff liefert, den sie in Reichtum verwandelt.“

Nach der offiziellen Feierlichkeit wurde auch das Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ von Stefan Engel angeboten. Es fußt auf dem von Engels mit Marx entwickelten Fundament des Marxismus-Leninismus über die grundlegende Einheit von Mensch und Natur. Nicht wenige waren erstaunt, dass Marx und Engels die ersten Umweltkämpfer waren und leidenschaftlich für den Kampf gegen die Ausbeutung von Arbeit und Natur eintraten. Und dass die SPD-Führer diese Positionen von Anfang an unterdrückt haben. So waren die offizielle Feierlichkeit und das Auftreten der MLPD ein Kontrastprogramm. Friedrich Engels hätte in unseren Tagen sowohl die Tatsache, dass in China nach dem Tode Maos der Kapitalismus wiederhergestellt worden ist, als auch die Lebenslügen eines angeblichen Sozialstaates in Deutschland in seiner unnachahmlichen scharfen Polemik entlarvt. Das revolutionäre Vermächtnis von Fried­rich Engels ist in der MLPD lebendig.

Wolf-Dieter Rochlitz