Internationalismus live: „Der wichtigste Verbündete von Rojava ist die internationale revolutionäre Arbeiterbewegung“
260 Besucherinnen und Besucher – darunter auffällig viele Jugendliche und Migranten – erlebten am 30. Oktober eine spannende Internationalismus-Live-Veranstaltung in Gelsenkirchen. Dem Abend unter dem Motto „Solidarität mit dem Freiheitskampf in Rojava“ in der „Horster Mitte“ werden in den kommenden Wochen weitere in verschiedenen Regionen Deutschlands folgen. Sie sind Teil des Beitrags der MLPD zur Solidaritätskampagne der ICOR mit dem Kampf in Rojava.
In seinem Einleitungsbeitrag führte Stefan Engel, der Vorsitzende der MLPD und Hauptkoordinator der ICOR faktenreich und mit Bildern in diesen bedeutenden Kampf um Freiheit und Demokratie ein. Er durchbrach damit auch die mangelnde Information in Deutschland durch eine weitreichende Mediensperre.
Wo kann man sonst erfahren, wie in Rojava/Nordkurdistan selbstverwaltete Volksstrukturen den Menschen in Syrien eine Perspektive bieten, jenseits der korrupten Militärdiktatur Assads, der FSA, der Islamisten und ihrer imperialistischen Hintermänner.
„Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG verbreiteten sich 2012 in der ganzen Region“, berichtet Stefan Engel. „Als das Land Syrien von den Aufständen ergriffen wurde, nutzten die Volksmassen unter Führung der PYD die Gunst der Stunde, um die lokalen bzw. regionalen Staatsorgane zu verjagen. (…) Der Volksrat jeder Stadt gründete ein Komitee für Sozialleistungen und ein Komitee für ökonomische Fragen. Diesen Komitees soll die schwierige Aufgabe zukommen, trotz des wirtschaftlichen Embargos die Lebensmittel- und Medikamentenversorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten und erhaltene Spendenzuwendungen unter der Bevölkerung zu verteilen.“ Auch die nicht wegzudenkende Rolle der Frauen in diesem Kampf wurde ausführlich gewürdigt – wiederholt unterbrochen von Zwischenapplaus.
Stefan Engel spann von Rojava aus auch einen größeren Bogen. Vom Zusammenhang mit anderen Kämpfen für Freiheit und Demokratie in der Region aber auch Arbeiter- und Volkskämpfen in Europa. Er legte die Wurzeln dieser Kämpfe offen, in der seit 2008 andauernden Weltwirtschafts- und Finanzkrise und der Verschärfung der zwischenimperialistischen Widersprüche.
Uneingeschränkt brachte Stefan Engel seine Solidarität und die seiner Partei mit dem Kampf des kurdischen Volkes für nationale und soziale Befreiung zum Ausdruck. „Wir tun das“, so Stefan Engel, „auch trotz und gegen den Versuch, der MLPD deshalb eine Unterstützung des internationalen Terrorismus zu unterstellen.“ Unter großem Applaus wurde die Aufhebung des PKK-Verbots von der Bundesregierung gefordert. Gleichzeitig warf er für die folgende Diskussion – wie unter Revolutionären üblich – kameradschaftlich auch kritische Fragen auf: „Es bereitet mir Sorgen“, so Stefan Engel unter anderem, „dass in letzter Zeit in der PKK und kurdischen Bewegung – aus Rücksicht auf den modernen Antikommunismus – der Sozialismus zugunsten einer utopischen ,demokratischen Moderne‘ aufgegeben werden soll.“
Bei der anschließenden Diskussion saßen neben Stefan Engel auf dem Podium auch Hayri Imak von der Föderation kurdischer Vereine in Deutschland (Yek-Kom) sowie aus Rojava Ahmet Kobani, ein Vertreter der Partei der demokratischen Einheit (PYD). Beide gaben mit ihren engagierten Beiträgen einen hautnahen Einblick in die kurdische Bewegung und ihren Freiheitskampf.
Stimmungsvoll umrahmte der Ruhrchor den Abend mit seinen Liedbeiträgen. Die Diskussion dauerte zu Redaktionsschluss noch an. Aber so bleibt auch für die anderen Abende noch genügend Spannung übrig.
Jörg Weidemann
Internationalismus-Live-Veranstaltung „Solidarität mit dem Freiheitskampf in Rojava“ in weiteren Städten:
Darmstadt: Samstag, 17. 11., 17 Uhr, Kurdisches Zentrum.
Leipzig: Samstag, 30. 11., 16 Uhr, Ort wird noch bekannt gegeben.
Nürnberg: (voraussichtlich) Freitag, 22. 11., im Nachbarschaftshaus Gostenhof (Detailangaben werden noch bekannt gegeben).
Stuttgart: Freitag, 15. 11., 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr, ABZ Süd, Bruckwiesenweg 10.
Weitere Veranstaltung werden auch in Berlin, Norddeutschland und anderen Städten/Regionen stattfinden und in den nächsten „Roten Fahnen“ bekannt gegeben.