Die sowjetische Friedenspolitik

In der „Roten Fahne“ 38/13 wurde nachgewiesen, dass die westlichen imperialistischen Länder Frankreich, England und USA mit dem „Münchner Abkommen“ den deutschen Hitler-Faschisten grünes Licht für die Besetzung der Tschechoslowakei gaben.1 Damit wurde der Weg zum Krieg geebnet. Der zweite Teil befasst sich mit der aktiven Friedenspolitik der damals sozialistischen Sowjetunion.
Die sowjetische Außenpolitik war auf Erhalt des Friedens ausgerichtet. Den aggressiven Staaten sollte durch einen Zusammenschluss der nichtaggressiven Staaten Widerstand entgegengestellt werden. Aber England und Frankreich haben einen solchen Zusammenschluss immer verhindert. Ihr Ziel war, Deutschland und die Sowjetunion in einen Krieg gegeneinander zu treiben.
Die Sowjetunion war mit der Tschechoslowakei verbunden und ließ nie eine Zweifel, dass sie deren Existenz verteidigen wird. Der Leiter der sowjetischen Delegation beim Völkerbund, Maxim Maximowitsch Litwinow, sagte vor der Versammlung am 20. 9. 1938: „Wir haben die Absicht unsere Paktverpflichtungen zu erfüllen und … der Tschechoslowakei … Beistand zu leisten. Unsere Militärbehörde ist bereit, sofort an einer Beratung mit Vertretern der französischen und tschechoslowakischen Militärbehörden teilzunehmen, um die von der Situation diktierten Maßnahmen zu erörtern. … Vor drei Tagen fragte die tschechoslowakische Regierung erstmals bei der Sowjetregierung an, ob sie bereit sei, … der Tschechoslowakei sofortige und wirksame Hilfe zu leisten … Auch darauf gab die Sowjetregierung eine völlig klare und positive Antwort.“2
Litwinow schlug eine internationale Konferenz vor, um praktische Maßnahmen zur Unterstützung der Tschechoslowakei zu besprechen. England und Frankreich haben alle möglichen Tricks und Drohungen angewandt, um zu verhindern, dass die Regierung Benes die Sowjetunion um Hilfe bittet.
In einem Gespräch am 22. 8. 1938 zwischen Litwinow und Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg sagte ersterer, wenn es zu einem Krieg zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei käme, „kann die Aggression nur von Deutschland ausgehen“. Die Sowjetunion müsse „heute jedem Aufstieg Hitlerdeutschlands entgegenwirken, das vom Geist der Aggression inspiriert wird und immer zur Gewaltanwendung bereit sei“.3 Eine klare Sprache.
Der damalige US-Botschafter Joseph E. Davies schreibt in seinem Buch „Als USA-Botschafter in Moskau“: „Keine Regierung hat klarer gesehen oder mit größerer Genauigkeit ausgesprochen, was Hitler tat und was er vorhatte und was getan werden müsse, um den Frieden zu wahren, …, als die Sowjets getan.“4
Die sowjetische Regierung verurteilte von Beginn an die Aggression der Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan. Sie entlarvte die sogenannte Politik der Nichteinmischung (Appeasement). Josef Stalin hat ihr Wesen in seinem Rechenschaftsbericht auf dem XVIII. Parteitag der KPdSU (B) 1939 so charakterisiert:
„In Wirklichkeit jedoch bedeutet die Politik der Nichteinmischung die Begünstigung der Aggression, die Entfesselung des Krieges und folglich seine Ausweitung zu einem Weltkrieg. In der Politik der Nichteinmischung macht sich das Bestreben, der Wunsch geltend, den Aggressoren bei der Ausführung ihres schmutzigen Werkes nicht hinderlich zu sein, zum Beispiel Japan nicht daran zu hindern, sich in einen Krieg gegen China, noch besser aber gegen die Sowjetunion einzulassen, zum Beispiel Deutschland nicht daran zu hindern, sich in die europäischen Angelegenheiten zu verstricken, sich in einen Krieg gegen die Sowjetunion einzulassen.“5
Die tschechoslowakische Exilregierung schloss während des Krieges mehrere Abkommen mit der Sowjetunion ab. Es handelte sich anfangs um Vereinbarungen über die Aufstellung tschechoslowakischer militärischer Verbände auf sowjetischem Gebiet und deren Unterhaltung. Im Dezember 1943 traf sich Edvard Benes in Moskau zu Unterredung mit Vertretern der sowjetischen Regierung. Am 12. Dezember 1943 wurde ein Vertrag über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit nach dem Krieg unterzeichnet. Benes schrieb über diese Gespräche an Außenminister Jan Masaryk: „Im Verlauf aller Gespräche haben unsere Partner kein einziges Mal die Möglichkeit versäumt, zu unterstreichen, dass die inneren Fragen der Tschechoslowakei nicht ihre Sache sind und dass die sowjetischen Militärbehörden sich in die inneren Angelegenheiten der Tschechoslowakei nicht einmischen werden.“ Was die künftigen Grenzen betrifft, sagte er auf einer Pressekonferenz in Moskau: „Bei der Besprechung dieser Frage gingen wir davon aus, dass die Sowjetunion München und alles, was mit der Tschechoslowakei nach München geschah, niemals anerkannt hatte. Deshalb kann die Frage über München in den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und uns keine Rolle spielen, während wir mit England über die Frage diskutieren mussten.“6
Die Churchill-Regierung distanzierte sich nicht einfach vom schändlichen Verrat von 1938. Außerdem wollte sie Verträge zwischen der Sowjetunion und der tschechischen Exilregierung verhindern. In ihren Vorstellungen sollte die Tschechoslowakei nach dem Krieg wieder die Rolle als „cordon sanitaire“ (Pufferzone) gegen die Sowjetunion einnehmen.
Noch heute lehnt es übrigens die „Sudentendeutsche Landsmannschaft“ ab, das Münchner Abkommen als von Beginn an „nichtig“ zu erklären und stellt weiterhin Ansprüche auf Entschädigung.
Viele Menschen aus der tschechischen Bevölkerung haben dem faschistischen Besatzungsregime Widerstand geleistet. Über 200.000 tschechische und slowakische Patrioten verloren ihr Leben. In der Slowakei kam es im August 1944 zu einem bewaffneten Aufstand und in Prag im Mai 1945 zum Prager Aufstand. Die Rote Armee unterstützte diese Aufstände und trug die Hauptlast zur Befreiung der Tschechoslowakei. Über 140.000 sowjetische Soldaten und Offiziere starben in den Kämpfen.

Quellen:
1 Siehe „Rote Fahne“ 38/2013 „Der Schandvertrag von München“ (S. 24/25)
2 Aus der Rede der sowjetischen Delegation, M. M. Litwinow, auf einer Plenarsitzung der Vollversammlung des Völkerbundes. Dokumente, S. 221
3 Bericht des Französischen interimistischen Geschäftsträgers in der UdSSR, J. Payart, an den französischen Außenminister, Dokumente, S. 173
4 Joseph E. Davies, Steinberg Verlag Zürich 1943, S. 394
5 Stalin, Werke, Bd. 14, S. 102
6 V. Issraelian: Die Antihitlerkoalition, Verlag Progreß, Moskau 1975, S. 238