Wenn ein Koloss Risse bekommt
Neues aus der Weltwirtschafts- und Finanzkrise
In Chinas Wirtschaftsentwicklung brechen immer tiefere Risse auf. Nervosität herrscht besonders im Finanzsystem. Regionale oder kommunale Banken können Kredite für Spekulationsobjekte nicht mehr termingerecht bedienen. Sie haben einen riesigen Schuldenberg aufgetürmt. Verbunden mit wuchender Korruption wurden Spekulationsobjekte hochgezogen – in der Infrastruktur, im Straßen-, Büro- oder Wohnungsbau. Mitte Juni gaben sich die Banken gegenseitig keine Kredite mehr, die Börse reagierte hektisch – bis die Notenbank widerwillig nochmals die Zinsen senkte.
Aber dazu stellt selbst die bürgerliche Presse fest: „Andererseits wird am Immobilienmarkt noch mehr übertrieben, wenn die Notenbank weiter billiges Geld in den Markt pumpt. Platzen Immobilien- und Kreditblase, könnten sie das gesamte Finanzsystem zum Einsturz bringen.“ („Süddeutsche Zeitung“ vom 16. 7. 2013)
Das ist nicht die einzige Sorge. Jetzt brachen die Exporte ein – mit einem Minus von 3,1 Prozent im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat. Schon im Mai waren die Exporte in die USA und nach Japan deutlich rückläufig, nach Europa sogar um 9,7 Prozent.
Eine ganze Weile konnten internationale Übermonopole ihr überschüssiges Kapital nach China investieren – dort wie in den anderen BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) oder MIST-Ländern (Mexiko, Indonesien, Südkorea, Türkei) belebte sich auf diese Weise die Wirtschaft mitten in der anhaltenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Der deutschen Wirtschaft bescherte das eine zeitweilige Belebung. Seit einigen Monaten aber schlägt die weltwirtschaftliche Krisenentwicklung zurück und zieht auch in diesen Ländern die Wirtschaft in einen Abwärtstrend.
Im zweiten Quartal des Jahres 2013 wurde in China eine Wachstumsrate von 7,5 Prozent für das Bruttoinlandsprodukt angegeben. Das hört sich in unsere Ohren noch viel an, ist aber gemessen an der Inflationsrate und dem anhaltenden Wachstum der Bevölkerung in China wenig – und die niedrigste Ziffer seit 1991.
Die Wirtschaft des sozialimperialistischen China hat in der Neuorganisation der internationalen Produktion einen beispiellos rasanten Aufstieg erlebt und sich in die Spitzenpositionen des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals hinein katapultiert.
Im Jahr 2000 hatten es zwölf chinesische Banken und Monopole in die Gruppe der 500 größten Konzerne geschafft, die das US-Wirtschaftsmagazin „Fortune“ Jahr für Jahr aus Umsätzen, Profiten und Beschäftigten errechnet. Nun liegen die neuesten Daten für das Jahr 2012 vor.
Im Jahr 2011 wurden bereits 73 Großkonzerne unter den 500 Größten gezählt, im Jahr 2012 waren es schon 89. Und sie drängen auch innerhalb der Spitzengruppe immer weiter nach vorn. Der größte chinesische Konzern, der Mineralölkonzern Sinopec, lag im Jahr 2000 auf Rang 68 der Weltrangliste, 2011 auf Rang fünf und 2012 bereits auf Platz vier. Die größte Bank, die Industrial & Commercial Bank of China lag im Jahr 2000 auf dem Weltranglistenplatz 68, 2011 auf Rang 54 und 2012 bereits auf Platz 29. Andere international agierende chinesische Monopolbanken machten Sprünge um 10 bis 27 Plätze nach vorn. Neu in den 500er-Club vorgedrungen sind vor allem Telekommunikations-, Rüstungs- und Bergbaukonzerne.
Allein in diesen 89 Konzernen, die zu den 500 weltweit größten gezählt werden, arbeiten 17,25 Millionen Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte.
Sie geben sich nicht mehr mit den Hungerlöhnen zufrieden, mit denen auch im heutigen China noch die geschätzten 263 Millionen Wanderarbeiter abgespeist werden.
In den verschiedensten Werken – auch in den explosionsartig wachsenden Niederlassungen internationaler Konzerne – gibt es immer mehr Streiks. Nur wenige Informationen darüber dringen ins Ausland. Aber auch gegen Landraub, Korruption, Umweltzerstörung gibt es Tag für Tag Massenproteste, die vielfach mit brutaler Gewalt niedergeschlagen werden – nur um an anderer Stelle wieder aufzuflackern. Dass daraus ein revolutionärer Flächenbrand entstehen könnte – das fürchten die Herrschenden am meisten