Die Angst der südafrikanischen Regierung vor einem weiteren Marikana

Südafrika (Korrespondenz): Die Zeitung „Daily Dispatch“ vom 6. Februar berichtet von Planungen der ANC-Regierung, den Erziehungssektor zu einem „essential service“ zu erklären, also zu einer grundlegenden Dienstleistung, genauso wie das Gesundheitswesen. Bedeutet das etwa, dass alle südafrikanischen Kinder endlich eine bessere Schulbildung bekommen sollen? Liest man den Artikel weiter, erfährt man die eigentliche reaktionäre Absicht der Regierung: Das bestehende Arbeitsgesetz (Labour Relations Act) soll erweitert werden, um allen Lehrern ein Streikverbot zu erteilen. Die scheinheilige Begründung dafür ist, wenn die Lehrer streiken, würden Kinder verprügelt und ausgeraubt. Die eigentlichen Sorgen des Erziehungsministeriums der ANC-Regierung sind jedoch ganz andere: „Wir können uns kein weiteres Marikana leisten“. Der Streik der Minenarbeiter von Marikana im August letzten Jahres und die nicht enden wollenden Streiks nach dem Polizeimassaker an den Minenarbeitern hat den Herrschenden offenbar einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Mit der Verschärfung des Streikrechts bei den Lehrern versuchen sie die Situation in Griff zu bekommen. Dass ihnen das gelingen wird, ist mehr als zweifelhaft, da sich die Lebenslage der Massen ständig verschlechtert. So werden die minimalsten Bedürfnisse einer Gesundheitsversorgung mit Füßen getreten. Die armen Leute können sich weder Medikamente leisten noch einen Krankenhausaufenthalt.

Ein weiterer Artikel berichtet darüber, dass eine Frau im Township Pepperville, East London, ihr Kind am Straßenrand nahe einer Klinik gebären musste, weil ihr die Hilfe aus der Klinik verweigert wurde. Das Baby starb. Eine Krankenschwester, die helfen wollte, fand in der Klinik kein funktionierendes Telefon und konnte keine Ambulanz rufen, die die Frau in ein anderes Krankenhaus hätte bringen können.

Am nächsten Tag waren sofort wütende, protestierende Frauen auf der Straße. Auf selbst gemalten Pappen prangerten sie dieses Gesundheitswesen an: „Der Service in der Klinik ist armselig.“