Bergbau-Ausbau auf spekulativer Basis

Der Kapitalexport aus den USA, Europa und Japan in die BRICS-Staaten* und weitere Länder hat einen wachsenden Hunger nach Rohstoffen ausgelöst. Diese Rohstoffe werden zugleich selbst Spekulationsmasse. Das gilt für alle Arten von Rohstoffen und führte zu einem gewaltigen Ausbau der weltweiten Bergbauproduktion. Immer rücksichtsloser bleibt dabei die Umwelt auf der Strecke. Das allein herrschende internationale Finanzkapital erweist sich als unfähig, dieses Problem auch nur annähernd zu lösen.

Im Jahr 2000 wurden 3,6 Milliarden Tonnen Steinkohle gefördert. Davon waren 480 Millionen Tonnen Kokskohle, vor allem für die Stahlindustrie. Bis 2011 ist die Förderung auf 6,96 Milliarden Tonnen gestiegen, fast das Doppelte. 978 Millionen Tonnen wurden über die Ozeane verschifft.

2011 lag China mit einer Förderung von 3,65 Milliarden Tonnen oder 52 Prozent der Weltförderung auf Platz 1, gefolgt von den USA mit rund 900 Millionen Tonnen im Jahr 2010, Indien mit knapp 500 Millionen Tonnen, Australien 356 Millionen Tonnen, Russland 317 Millionen Tonnen, Indonesien 275 Millionen Tonnen und Südafrika 254 Millionen Tonnen.

Noch stürmischer entwickelte sich die Förderung von Eisenerz. Sie stieg von 1,07 Milliarden Tonnen im Jahr 2000 auf 2,8 Milliarden Tonnen im Jahr 2011. Seit 1992 ist China der größte Eisenerzproduzent mit einer Förderung von 1,2 Milliarden Tonnen im Jahr 2011, das sind 42,9 Prozent der Weltförderung. Auf Platz 2 liegt Australien mit 480 Millionen Tonnen, gefolgt von Brasilien mit 390 Millionen Tonnen. Der weltweite Handel mit Eisenerz wird von den drei Bergbaukonzernen Vale (Brasilien), Rio Tinto (Großbritannien) und BHP Billiton (Australien) zu 75 Prozent kontrolliert. Sie setzten 2010 enorme Preissteigerungen gegenüber den Stahlkonzernen durch und die Umstellung von Jahres- auf Vierteljahresverträge. Dadurch haben sie ihre Profite mitten in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise trotz sinkender Absatzmengen weiter steigern können. Der Goldpreis hat sich im Lauf von zehn Jahren mehr als vervierfacht. Infolgedessen drängen immer mehr Bergbaukonzerne in dieses profitable Geschäft. Da der Goldbergbau sehr viel Wasser erfordert und dabei hoch giftige Chemikalien wie Quecksilber und Cyanid eingesetzt werden, stößt er überall auf großen Widerstand. In der kolumbianischen Millionenstadt Bucaramanga haben Umweltschützer, Studenten- und Menschenrechtsorganisationen durch ihre Massenproteste im Jahr 2011 den kanadischen Konzern Greystar Resources dazu gezwungen, seine Projekte für einen riesigen Tagebau verbunden mit der Vergiftung des Trinkwassers von zwei Millionen Menschen aufzugeben. Der Konzern gab sich jedoch nicht geschlagen. Er änderte seinen Namen in „Eco Oro“, auf deutsch „Öko-Gold“, und versucht sich eine Genehmigung für den Untertagebergbau zu verschaffen. Widerstand gegen den Goldbergbau gibt es weltweit in Lateinamerika, Indonesien bis nach Griechenland und Rumänien. Ebenso gegen den Landraub und die Vertreibung der Bevölkerung für neue Erz- und Kohletagebaue wie in Indien oder Bangladesch.

Unter den Bergwerkskonzernen haben sich riesige Übermonopole herausgebildet. Waren es 2000 erst drei, ist ihre Zahl bis 2011 auf 10 angestiegen. An der Spitze liegt Glencore, mit einem Umsatz von 186 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 auf Platz 14 der Liste der 500 größten.

Die Bergarbeiter und die von der Umweltzerstörung betroffenen Anwohner sind immer häufiger direkt mit dem alleine herrschenden internationalen Finanzkapital konfrontiert. Der Kapitalismus erweist sich als unfähig, die Interessen der Bevölkerung, der Arbeiter, ihrer Familien, der natürlichen Umwelt und eines verantwortungsbewussten Umgangs mit den Rohstoffressourcen auch nur annähernd in Einklang zu bringen.

Vor allem ist dieser Boom auf Basis der Spekulation künstlich aufgeblasen. Sein Umfang steht in keinem realen Zusammenhang mit den sich verengenden Märkten. Verschärfte Ausbeutung der Arbeiter und wachsende Armut schränken diesen Markt noch weiter ein. Das Platzen der Rohstoffspekulationsblase kann durchaus den neuen Einbruch in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise gravierend beschleunigen. Ähnlich wie 2008 die US-Immobilienblase.
Notwendig ist eine revolutionäre Veränderung zu einer sozialistischen Planwirtschaft. Sie wäre ein „Sprung in der Produktionsweise“, schreibt Stefan Engel in seinem Buch,  „vom Zwang, für ununterbrochenes Wachstum des privat angeeigneten Mehrwerts die Ausbeutung von Mensch und Natur ständig zu steigern, zu einer gesellschaftlichen Produktion, in der die Befriedigung der stets wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschheit in Einheit mit der Natur verwirklicht wird.“

* BRICS = Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika