Bergbau – Auslaufmodell oder Zukunftsthema?
Unter den Bergleuten und ihren Familien im Ruhrgebiet und Ibbenbüren wächst eine kämpferische Stimmung. Über 120 Kumpel klagen gegen die Ruhrkohle AG (RAG) und den „Tarifvertrag zur Beendigung des deutschen Steinkohlebergbaus“. Von einem gewachsenen Selbstvertrauen zeugt auch, wie sich in aller Öffentlichkeit zu kämpferischen Positionen bekannt wird.
Diese Entwicklung muss sich gegen einen allgegenwärtigen Abgesang durchsetzen. Diese Niederlagenstimmung wird von allen Berliner Parteien, der RAG und auch der Führung der IGBCE verbreitet. In den bürgerlichen Massenmedien Deutschlands erscheint der Bergbau immer mit dem Etikett „Auslaufmodell“. Es wird der Eindruck einer sterbenden Branche vermittelt, die nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt. Das ist die Begleitmusik zum Plan von EU-Kommission, Bundesregierung und führenden Energiemonopolen, den europäischen Steinkohlebergbau bis spätestens 2018 stillzulegen, wobei dieser Termin aktuell noch vorgezogen werden soll.
Im Weltmaßstab dagegen erlebt der Bergbau in den letzten Jahren einen gewaltigen Boom. Er ist eine der Branchen, die sich mit der Neuorganisation der internationalen Produktion seit den 1990er Jahren am stärksten verändert hat. Auf dem afrikanischen Kontinent wurde vor zehn Jahren nur in einer Handvoll Länder Bergbau betrieben. Heute hat er die Mehrzahl der Staaten erfasst und greift tief in die gesellschaftlichen Verhältnisse sowie die natürlichen Lebensgrundlagen ein. Zunehmend wird dabei der komplexe Untertagebergbau durch einen rücksichtslos die Landschaft zerstörenden Übertagebergbau ersetzt.
Das Heer der Bergarbeiter wächst sprunghaft
Mit dieser Entwicklung erweitert sich das Heer der Bergarbeiter sprunghaft. In Peru stieg in den vergangenen 10 Jahren ihre Zahl von 70.000 auf 380.000. Die vier chinesischen Übermonopole in der Steinkohleförderung haben eine Gesamtbelegschaft von 1,1 Millionen. Im industriellen Bergbau sind heute weltweit 22 Millionen Kumpel beschäftigt, die in ihrer großen Mehrzahl zum internationalen Industrieproletariat gehören. Darüber hinaus schuftet eine ähnlich große Zahl unter primitivsten Bedingungen im handwerklich betriebenen „informellen“ Bergbau. Die Bergleute sind zur zahlenmäßig größten und kampfstärksten Truppe des internationalen Industrieproletariats geworden. Ihre Wurzeln reichen in alle Ecken der Welt. Zugleich haben vor allem die europäischen Bergbaumonopole auch Outsourcing, Zeitverträge und Kontraktarbeit sowie die negativ ausgerichtete Klassenzusammenarbeitspolitik in alle Welt exportiert. Zu diesem Zweck führt ausgerechnet die sozialdemokratische Friedrich-Ebert-Stiftung in Süd- und Lateinamerika Projekte zur Förderung einer jungen Generation von Gewerkschaftsaktiven durch – selbstverständlich im reformistischen Sinne.
Geht es nach den Kapitalisten, soll mit den Bergarbeitern in Europa vor allem ihre revolutionäre Tradition verschwinden. In Deutschland haben 100.000 bewaffnete Kämpfer der „Roten Ruhrarmee“, vor allem Bergleute, im Jahr 1920 die Errichtung des Faschismus erst einmal verhindert. In Spanien haben 1934 die Kumpel von Asturien mit einem blutigen Kampf der Franko-Diktatur die Stirn geboten. In den letzten Monaten standen unter anderem in Spanien, Italien, Bolivien, Kolumbien, Peru, Australien, Indonesien und Südafrika Bergleute an der Spitze erbitterter Klassenauseinandersetzungen. Auch die Ermordung von 39 Streikenden der Platinmine Marikana durch die Polizei konnte ihre Todesverachtung und Entschlossenheit nicht brechen.
Die Bergarbeiterbewegung steht weltweit vor großen Herausforderungen. In den USA und Europa soll der Bergbau ganz stillgelegt und durch „Fracking“ ersetzt werden. Auch im Ruhrgebiet und Ibbenbüren stehen die Bergleute vor besonderen Herausforderungen. Nach der Ankündigung einer Schließung des Bochumer Opel-Werks, das einst als „Abkehrbetrieb“ vom Bergbau mit Milliarden Subventionen aufgebaut worden war, verdichten sich die Anzeichen für vorgezogene Zechenschließungen in Europa. Mit dem Kahlschlag im Stahlbereich bei ThyssenKrupp ist ein gemeinsamer Kampf im ganzen Ruhrgebiet und darüber hinaus gefordert!
1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz beginnt in wenigen Tagen
Die 1. Internationale Bergarbeiter Konferenz (IMC) kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie findet vom 28. Februar bis 3. März in Arequipa in den peruanischen Anden statt. Sie wird von der Internationalen Bergarbeiterbewegung vorbereitet, gestützt auf eine „International Preparation Group“ , in der Bergarbeiterführer aus vier Ländern zusammenarbeiten. Bisher haben sich 25 Delegationen angemeldet. Laut dem „Informationsbrief Nr. 7 an die Teilnehmer der 1. IMC … ruht die Konferenz auf drei Säulen – die Generalversammlung der Delegierten, die Diskussionsforen und die Kulturveranstaltungen. Jede dieser Säulen spielt eine wichtige Rolle, um die Konferenz zu einer bedeutsamen Übung zu machen, damit die Einheit und Solidarität der Bergarbeiter auf der Welt entsteht. …
Die Generalversammlung der Delegierten ist die Plattform, die die Entscheidungen in Bezug auf die zukünftigen Aufgaben trifft und eine Koordinierungsgruppe wählt, die als verantwortliches Organ zur Umsetzung der Aufgaben handelt … Es soll insgesamt 10 Foren geben“ zu Problemen der Bergarbeiterbewegung, die von Delegationen, u.a. aus Kolumbien, Indien, Peru, Kasachstan oder Deutschland vorbereitet werden (alle Unterlagen sind auf www.minersconference.org dokumentiert).
Dieser Prozess wird von der revolutionären Weltorganisation ICOR (International Coordination of Revolutionary Parties and Organizations), zu der auch die MLPD gehört, nach Kräften unterstützt. Denn die länderübergreifende Zusammenarbeit der Bergarbeiterbewegung wird auch den Übergang zum Klassenkampf im eigentlichen Sinn fördern. Der gegenseitige Lernprozess ist eine Schule für die Revolutionierung des Klassenkampfs, mit der sich das internationale Industrieproletariat zu einer überlegenen Kraft entwickelt.