Spanische Bergarbeiter an der Spitze des Kampfes gegen das Krisenprogramm
Der Streik der spanischen Bergarbeiter ist am Mittwoch, 6.6., in den zehnten Tag gegangen.
Von den Streikenden werden die Autobahnen in Asturien (Nordspanien) blockiert. So ist bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses der „Roten Fahne“ vor allem die Nord-Süd-Autobahn von Oviedo nach Madrid vollkommen gesperrt. Die Polizei versucht immer wieder, unter dem Einsatz von Gummigeschossen, Teilabschnitte frei zu bekommen. Am 5.6. gab es fünf Verhaftungen von Bergleuten.
Am 31. Mai zogen über 12.000 spanische Bergarbeiter mit ihren Familien zu einer machtvollen Kundgebung nach Madrid. An der Aktion in der Hauptstadt beteiligten sich Bergarbeiter von über 40 Zechen. Begonnen haben die Kämpfe in der Woche vor Pfingsten in der Provinz Asturien. Die beiden Gewerkschaften CCOO und UGT hatten zum 23./24. Mai zu einem ersten Streik aufgerufen, der zu 100 Prozent befolgt wurde. Seither gibt es in Nordspanien immer wieder selbständige Streiks, Protestaktionen und Verkehrsblockaden.
Die reaktionäre spanische Regierung unter Manuel Rajoy will 64 Prozent der bisher gezahlten staatlichen Subventionen für den Bergbau streichen. Das kommt nach Aussagen der Gewerkschaften einem „Todesurteil“ für die verbliebenen 40 Zechen, rund 8.000 Arbeitsplätze unter Tage und weitere davon abhängige 17.000 Arbeitsplätze, gleich. In den vergangenen 20 Jahren wurden im spanischen Kohlebergbau bereits 40.000 Arbeitsplätze vernichtet. Unter dem Stichwort der „Kürzung von Subventionen“ läuft auch in Deutschland der Plan zur Stilllegung des gesamten Steinkohlebergbaus bis 2018. Die dazu letztes Jahr beschlossene Änderung des Steinkohlenfinanzierungsgesetzes setzt europaweite Vorgaben der EU-Kommission vom November 2010 um. Dasselbe soll jetzt auch in Spanien passieren.
Seit 5.6. wenden die Kumpel die Taktik an, gesperrte Autobahnen zum Aufmarsch für Demonstrationen zu nutzen und in Richtung der großen Städte zu marschieren und sich mit der Bevölkerung zu verbinden.
Die meisten Schachtanlagen in Asturien sind besetzt – verbunden mit einem unbefristete Untertagestreik. Am 4. 6. zeigte das spanische Fernsehen ein Interview mit einer Bergarbeiterfrau von der Schachtanlage Langreo (Mieres). Es wurde gezeigt, wie sie mit ihrem Mann untertage telefonierte. Sie sagte, dass die Frauen und Familien diesen Kampf bedingungslos unterstützen. Die Bergleute sagten vor laufender Kamera, dass sie sich auf eine längere Auseinandersetzung einstellen und dass sie „keinen Millimeter von ihren Forderungen abgehen“ werden. Die Arbeitslosigkeit sei in der Region ohnehin mit die höchste, es müsse mal Schluss damit sein, die Leute auf die Straße zu setzen. Die staatliche Kohlekomission, die sich tagelang hartnäckig weigerte, überhaupt die Kumpel anzuhören, hat für den 6. 6. nachmittags erstmals signalisiert, eine Delegation zu empfangen.
Die deutschen Medien schweigen bisher diesen bedeutenden Kampf weitgehend tot. Der Bergarbeiterkampf in Spanien steht an der Spitze des Massenwiderstands im ganzen Land gegen das Krisenprogramm und hat Signalwirkung für die internationale Bergarbeiterbewegung gegen die europaweit koordinierten Stilllegungspläne. Die spanischen Bergarbeiter brauchen jetzt unsere Solidarität – gerade auch die der Kumpel in Deutschland.
Es lebe die internationale Arbeitereinheit!
Adressen für Solidaritätserklärungen sind auf www.rf-news.de vom 31.5.12.
Sie können ggf. auch an die „Rote Fahne“ zur Weiterleitung geschickt werden.