Fernsehfilm „Honeckers Ende“ – ein Dokument des Antikommunismus

Mit zur besten Sendezeit bekam der Antikommunismus mehrmals in deutschen Fernsehsendern unter dem Titel „Der Sturz – Honeckers Ende“ eine Plattform. Im Mittelpunkt standen Interviews mit Margot Honecker, der Witwe des langjährigen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker.

Sie berichtet z. B., wie Ho­necker vor dem Hintergrund des anwachsenden Unmuts der Massen über die Verhältnisse in der DDR Ende der 1980er Jahre abgesetzt wurde. Es war ein Einblick in eine abstoßende Sphäre von Lobhudelei und Intrigantentum in der Führung der herrschenden bürokratisch-kapitalistischen Klasse in der DDR. Daran hatte Frau Honecker keine Kritik. Sie beklagte das nur, insoweit die Intrigen sich gegen ihre Familie richteten. Die Volkserhebung von 1989, die das verdiente Ende der DDR einleitete, bezeichnete Margot Honecker als „Konterrevolution“. Die wutentbrannten Bürger, die sich der fliehenden Autokolonne von Honecker in den Weg stellten, beschimpfte sie als „Mob“. Und die Opfer des Schießbefehls an der Mauer verhöhnte sie, indem sie ihnen die Schuld dafür in die Schuhe schob. Sie hätten ja gewusst, dass sie nicht über die Mauer klettern dürfen, und mussten mit der Erschießung rechnen. Was sie als angeblichen Sozialismus in der DDR bezeichnete, war der Umstand, dass die Menschen ihr Einkommen und eine materiell gesicherte Existenz hatten. Demnach wäre auch in der BRD zur Zeit der Hochkonjunktur und der Reformpolitik von oben in den 1950/60er Jahren der Sozialismus ausgebrochen gewesen. Dass in der DDR der Sozialis­mus schon nach 1956 von der Führung in SED, Staat und Wirtschaft verraten wurde, deutete die Sendung nicht an.

Die massenverachtenden revisionistischen Aussagen von Frau Honecker waren antikommunistische Steilvorlagen für Leute wie Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble oder Lothar de Maizière, die die bürokratisch-kapitalistische DDR als an­­geb­lichen Sozialismus vorführen durften. Helmut Schmidt meinte gönnerhaft, er hätte zwar Achtung vor Honecker, der für seine kommunistische Überzeugung unter dem Faschis­mus in den Knast gegangen war. Aber Honecker sei als einfacher Mensch und Dachdecker von einem engen geistigen Horizont geprägt gewesen.

Schäuble, der etliche Zeit als Innenminister für den Ausbau der Geheimdienste und die Faschisierung des Staatapparats in Deutschland unmittelbar zuständig war, ließ sich über den angeblichen „Unrechtsstaat“ der DDR aus.

Die Sendung ging über die Tatsache hinweg, dass mit der Gründung der DDR ein hoffnungsvoller Ansatz für ein sozialistisches Deutschland bestand. Dafür hatte sich auch Margot Honecker als junges Mädchen und FDJ-Funktionärin erklärt.

Der Film warf deshalb auch nicht die eigentliche Frage auf, wieso Menschen, die anfangs ehrlich für den Sozialismus eintraten, sich in ihr Gegenteil verwandeln und zu Verrätern am Sozialismus und Vertretern einer neuen Ausbeuterklasse werden konnten, die die breiten Massen unterdrückte. Diese Frage war Gegenstand ausführlicher Analysen seit Beginn des Parteiaufbaus der MLPD. Daraus hat sie grundlegende Lehren gezogen für den Aufbau einer revolutionären Partei neuen Typs und den neuen Anlauf für den Kampf um den Sozialismus.

In der DDR hatte sich schon früh der kleinbürgerliche Bürokratismus in der Führungsspitze der SED entwickelt. Statt die Massen geduldig auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus zu überzeugen, drangen Misstrauen in die Massen und bürokratisch-zentralistische Führungsmethoden vor. Gegen die kleinbürgerliche eigensüchtige Denkweise wuchs die Kritik der Massen, besonders an von oben verordneten Plansollerfüllungen im Jahr 1953. Diese Kritiken wurden als gegen den Sozialismus gerichtet verunglimpft und gewaltsam abgewürgt. „Die ungenügende Festigung des sozialistischen Bewusstseins der Massen der Werktätigen und Parteimitglieder, ihre unzureichende revolutionäre Wachsamkeit und die schwache demokratische Kontrolle über die Verantwortlichen in den Leitungen ließen es zu, dass die Bürokratie in Partei, Staat und Wirtschaft insgesamt kleinbürgerlich entartete.“ (Programm der MLPD)

Sie bekam Rückendeckung von den revisionistischen Führern der Sowjetunion. Diese hatten auf dem 20. Parteitag der KPdSU 1956 den kapitalistischen Weg in der bis dahin sozialistischen Sowjetunion durchgesetzt. So konnte die SED-Führung unter maßgeblicher Mitverantwortung der Honeckers zur Bourgeoisie neuen Typs werden.

In dem Buch „Sozialismus am Ende?“ hat Willi Dickhut im April 1992 den Niedergang des bürokratischen Kapitalismus mit folgendem Ausblick ausgewertet:

Die Herrschaft der Imperialisten, das System des staatsmonopolistischen Kapitalismus, kann die Probleme der Menschheit nicht lösen. Erst recht hat seine bürokratisch-kapitalistische Ausformung historisch versagt.

Die Dimension der aufgestauten Widersprüche zeigt zudem, dass es selbst in den reichsten Ländern der Erde keinen individuellen Ausweg geben kann. …

Der Sozialismus ist keineswegs am Ende. Die historischen Erfahrungen mit dem bürokratischen Kapitalismus enthalten wichtige Lehren für die sozialistische Zukunft. Wenn es der Arbeiterklasse gelingt, sich diese Lehren zu eigen zu machen, wird sie erneut in die Offensive gehen. Im wiedervereinigten Deutschland verfügt sie dazu über ausgezeichnete Voraussetzungen.“