Mit der „Morgenröte“ durch die Buchhandlungen
Ich betrete einen kleineren, liebevoll ausgestatteten Buchladen in der Fußgängerzone. Die Mutter der Inhaberin begrüßt mich. Ich stelle mich als Vertreterin des Verlags Neuer Weg vor und zeige ihr das Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“. Die Tochter sei nicht da, aber sie glaubt nicht, dass das was für den Laden und die Kunden sei. Auf meinen Wunsch hin gibt sie mir die Karte ihrer Tochter, ich lasse Prospekte und unsere Karte da, rufe am nächsten Tag an und mache einen Termin aus. Die Vertretermappe und mehrere unserer Bücher zum Reinschauen habe ich dabei.
Die Inhaberin ist freundlich, meint aber auch, sie habe sich den Prospekt angesehen und das Buch sei nichts für ihre Kundschaft. Mein Blick geht durch den Laden über die vielen „Non-Book“-Spielzeug- und Dekoartikel, die Kinder- und Kochbücher und fast bin ich geneigt, ihr Recht zu geben – aber dann sage ich mir: genau hier gehört das „Morgenröte …“ rein!
„Die politischen Fragen – wie es denn insgesamt weitergehen soll – treiben die Leute heute um, auch wenn man es ihnen auf den ersten Blick nicht so sehr ansieht. Das ist meine Erfahrung“, sage ich. Daraufhin schaut sie sich das Buch genau an. „Ein gewichtiges Buch“, ist ihr erster Kommentar, als sie es in der Hand wiegt und anerkennend durchblättert.
Ich erläutere ihr die drei Teile des Buches, weise besonders auf den Abschnitt der unvoreingenommenen Auswertung der Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus hin. Der Autor sei ihr gar nicht bekannt, bemerkt sie. Ich sage, das sei auch kein Wunder angesichts der antikommunistischen Ausrichtung der Medien, da würden solche Autoren von vornherein ausgegrenzt. Insofern sei es sehr gut, wenn sie ihren Lesern ein so vernünftiges Buch, das positive Lösungen entwickelt, anbieten würde. Daraufhin legt sie sich das Buch schon mal zurecht.
Den Roman „Das Gold von Maniema“ von Jean Ziegler findet sie auch interessant. „Krone, Kreuz und Krieger …“ von Rainer Werning als Neuerscheinung des Verlags zur letzten Buchmesse blättert sie genau durch und bemerkt anerkennend das ausführliche Fußnotenregister. Dann fragt sie, ob das alle Bücher seien, die wir hätten. Ich zeige ihr das Vorläuferbuch der „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“, das Buch „Götterdämmerung über der ,neuen Weltordnung‘“. „Aha, der Autor arbeitet schon länger an diesen Fragen. Aber sein Foto auf diesem Buch ist schlecht, auf dem neuen ist es viel besser“, bemerkt sie und schaut sich noch Prospekte aus meiner Vertretermappe genau durch. Dann bestellt sie außer „Morgenröte …“ und „Götterdämmerung …“ noch drei weitere Titel aus unserem Programm. Für mehrere Wochen in Kommission, denn sie will sehen, wie es läuft und kleine Buchhandlungen haben finanziell oft wenig Spielraum. Wir verabreden, dass wir dann telefonieren.