„Der Iran ist wie ein Pulverfass“
Im Rahmen eines Deutschlandbesuches ergab sich im letzten Jahr die Gelegenheit, mit einem Genossen, der im Iran lebt, zu sprechen. Zur heutigen Lage im Iran führte er aus:
„Wir können nicht sofort eine sozialistische Revolution machen, aber wir müssen die Lehren aus der Vergangenheit ziehen. In der heutigen Volksbewegung gibt es auch wieder reformistische Kräfte und Kräfte, die auf die Zusammenarbeit mit imperialistischen Mächten setzen. Sie wollen den Kampf für eine echte Demokratie vom Kampf für den Sozialismus trennen. Das führt jedoch in die Sackgasse. Wir brauchen eine wirkliche Demokratie als ,Luft zum Atmen‘, dies kann nicht durch eine Regierung bewerkstelligt werden, die wieder Anhängsel und Marionette von imperialistischen Mächten ist. Nach der letzten Präsidentenwahl prangerten Karubi und Moussawi, zwei Präsidentschaftskandidaten, den offenen Wahlbetrug an und riefen das Volk auf, auf die Straße zu gehen. Karubi und Moussawi sind keine wirklichen Oppositionskräfte, sie sind selbst Bestandteil des iranischen islamistischen Systems, die von der Regierung außen vor waren und an die Regierung wollten. Mit ihnen ist jedoch keine wirkliche Veränderung zu erwarten. Das Volk ging nicht für sie auf die Straße, sondern nutzte die Situation, um sich zu präsentieren und seinen Unmut insgesamt zu äußern. Die ersten Tage nur ging es um den Wahlbetrug selbst, der Aufstand entwickelte sich dann Schritt um Schritt schnell höher. So traten nach wenigen Tagen weitergehende Forderungen auf und begann das Volk, die ganze Regierung und das System in Frage zu stellen. Dies ging so weit, dass einige Tage später begonnen wurde, Bilder von geistigen Führern des Islam auf der Straße zu verbrennen. Karubi und Moussawi versuchten, das Volk zurückzuhalten und den Aufstand im Rahmen des islamischen Regimes zu halten. Das gelang nicht. Die Unterdrückung und Brutalität des iranischen Regimes war sehr hoch. Das Hauptproblem war jedoch nicht die Brutalität der Regierung, sondern dass eine proletarische Führung im Iran fehlte. So konnte dieser Aufstand nicht erfolgreich geführt werden, obwohl allein in Teheran 3,5 Millionen Menschen auf die Straße gingen.
Tägliche Kämpfe und Aufstände im Iran
Jeden Tag gibt es im Iran mehrere Kämpfe und Aufstände in verschiedenen Städten und Bereichen, besonders in der Arbeiterbewegung, aber auch an den Universitäten, im Bildungsbereich, von den Frauen … etc. Die Jugend ist jeden Tag auf der Straße. Dass alles hat aber noch keinen durchschlagenden Erfolg, weil wir keine proletarische Führung haben. Wir brauchen eine klare Unterscheidung zwischen den Kräften, mit denen wir uns vereinigen müssen als Freunde der Revolution und den Kräften, die an der Seite der Feinde stehen. Die Hauptschlussfolgerung ist, dass wir eine richtige kommunistische Partei aufbauen müssen, die diese differenzierte Aufgabe erfüllen und die Aufstände führen kann. Iran ist wie ein Pulverfass. Da kann ein kleiner Anstoß zur Explosion führen.“