Opel-Belegschaften: „Wir können unsere Lohnerhöhung nicht vom Auf und Ab der kapitalistischen Krisenwirtschaft abhängig machen“
Am 5. Januar wurde durch die Medien publik, dass bei Opel in Bochum, Eisenach und Rüsselsheim die Belegschaften erneut zu einem Lohnverzicht genötigt werden sollen. Ein vom GM-Konzern vorgelegter „Sanierungsplan“ sieht vor, dass auf dem Rücken der europäischen Opel-Beschäftigten bis 2014 jährlich 265 Millionen Euro „eingespart“ werden. Bereits im letzten Jahr wurden Löhne, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gekürzt. Nach Angaben der „FAZ“ geht es bei dem den Opelanern zustehenden Lohnplus um eine Gesamtsumme von 1,1 Milliarden Euro.
Der Eisenacher Betriebsratsvorsitzende Harald Lieske sagte der Zeitung „Thüringer Allgemeine“, dass die Belegschaft dort zu weiteren Einschnitten nicht bereit sei.
Aus Bochum berichten Kollegen: „Wieder einmal müssen sich die Kollegen anhören, dass sie nur Verluste produzieren und dass die Zukunft des Werks in Frage gestellt ist. Doch ein wachsender Teil hat nach dem ganzen Verzicht auf Teile von Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, nach Massenmobbing und Versetzungsterror die Faxen dicke. Es wird deutlich, dass in den letzten Wochen das Selbstbewusstsein der Belegschaft gewachsen ist, nachdem sie die Kraftprobe gegen die geplanten und bereits ausgesprochenen Entlassungen und damit verbundenen Spaltungsmanöver Ende letzten Jahres gewonnen hatten: ,Es fängt schon wieder an. Die wollen uns wieder weich machen.‘ ,Wird schon wieder hinter unserem Rücken verhandelt?‘ ,Das Einzige, auf was ich noch verzichte, ist der Arbeitsterror hier! Die machen uns hier kaputt!‘ ,Wenn die Gewerkschaft da noch mitspielt, brennt hier der Baum!‘ ,Wird Zeit, dass wir auch mal wieder drohen!‘ ,Wir sind in einer guten Position. Die (GM) brauchen jedes Auto.‘“
Die kämpferischen Kollegen waren wachsam und haben die Belegschaft auf diese Entwicklung eingestellt. Bereits am 30. 11. 11 schrieb „Offensiv“, die Initiative für eine kämpferische Betriebsratsarbeit bei Opel in Bochum: „Am 1. 2. soll es die längst überfällige Tariferhöhung von 2,7 Prozent geben. Natürlich weiß das auch unsere Geschäftsleitung. Pünktlich dazu ist das Gejammer groß. Wir sollen nächstes Jahr erneut 176 Millionen an Einsparungen bringen. Natürlich ist vom XXL-Aufschwung nicht viel übrig geblieben und durch die Eurokrise besteht die reale Gefahr einer Verschärfung der Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Ihre Logik ist immer die gleiche: Wenn die Leute keine Autos kaufen, dann kürzen wir den Arbeitern die Löhne. Wir von Offensiv sagen, dass wir unsere Lohnerhöhung nicht vom Auf und Ab der kapitalistischen Krisenwirtschaft abhängig machen können. Unsere Rechnungen können wir ja auch nicht erst zahlen, wenn es Opel wieder besser geht. Wir sagen: Hände weg vom Flächentarifvertrag! Für die nächste Tarifrunde muss gelten, dass wir uns die erkämpfte Lohnerhöhung nicht wieder für irgendwelche Sonderabsprachen und Verzichtsverträge abkaufen lassen.“
In der „WAZ“ vom 2. Januar 2012 wird behauptet, bei Opel hätte zwischen den Werken in England, Polen und Deutschland die „Schlacht begonnen“, welche Belegschaft den Zuschlag bekommt für die Produktion des neuen Astra. Zurzeit sind 90 Kollegen aus Gliwice (Gleiwitz) zum Arbeiten in Bochum. Die haben berichtet, dass auch dort Versprechungen bezüglich neuer Modelle gemacht wurden, die nicht eingehalten worden sind. „Die hat man auch betrogen“, so ein Kollege.
Das internationale Kampfprogramm der kämpferischen Automobilarbeiterbewegung, das im Oktober 2009 auf dem 6. internationalen Automobilarbeiterratschlag beschlossen wurde, wendet sich entschieden gegen diese Standortspaltung: „Wichtig ist nicht, was auf deinem Hemd steht! Egal ob bei GM, Toyota oder VW, wir sind alle Arbeiter und gehören zusammen!“