Warum die internationalen Monopole die Atomkraft so forcieren
Das Geschäft mit den Atomkraftwerken ist vom Bau, Betrieb, der Finanzierung bis zum Abriss her keine Angelegenheit für mittelständische Betriebe, Sparkassen oder Stadtwerke. Der Umfang des benötigten Kapitals und der zu erwartenden Maximalprofite ist dermaßen groß, dass sich die internationalen Übermonopole dieses Geschäft, das mit der Zukunft der Menschheit spielt, vollständig unter den Nagel gerissen haben.
Es rechnet sich allerdings für sie nur, weil der Staat Milliarden an Subventionen übernimmt und das Risiko der ungelösten Entsorgung bis hin zu atomaren Katastrophen wie in Fukushima vollständig auf die Masse der Steuerzahler abwälzt. Davon nicht zu trennen ist das militärische und machtpolitische Interesse, weil beim Betrieb von Atomkraftwerken das für den Bau von Atombomben notwendige Plutonium entsteht.
Siemens und der französische Atomkonzern Areva bauen seit 2005 den dritten Block des finnischen Atomreaktors Olkiluoto. Der ursprüngliche Kaufpreis von drei Milliarden Euro für die schlüsselfertige Anlage wurde bis zum Jahr 2009 auf 5,47 Milliarden Euro hochgetrieben, also auf fast das Doppelte. Gegenwärtig sind auf der Welt 439 Atomkraftwerke in Betrieb. 62 sind im Bau, 158 sind geplant und weitere 326 vorgeschlagen (www.worldnuclear.org/info/reactors.html).
Das ist ein Neugeschäft im Umfang von an die zwei Billionen Euro. Für das internationale Finanzkapital ist es ein gefundenes Fressen, überschüssiges Kapital in großem Stil anzulegen. Beherrscht wird das Geschäft mit den Atomkraftwerken neben Areva und Siemens vom russischen Staatskonzern Rosatom, mit dem sich Siemens nach der Trennung von Areva zusammenschließen will, von GE Hitachi Nuclear Energy (an dem der japanische Elektrokonzern Hitachi und die US-amerikanische General Electric beteiligt sind), Toshiba/Westinghouse (ebenfalls ein US-japanisches Konsortium), Mitsubishi aus Japan und Korea Electric Power aus Südkorea. Größte Herstellerfirma ist Areva mit 96 Atomreaktoren, vor Rosatom aus Russland mit 68 und GE/Hitachi mit 64 („Süddeutsche Zeitung“, 18.3.2011). Größter AKW-Betreiber ist die französische Staatsgesellschaft Èlectricité de France (EdF) mit 73 Atomkraftwerken.
Die 17 deutschen Atomkraftwerke teilen sich die Übermonopole E.on, RWE und Energie Baden-Württemberg (EnBW) aus Deutschland sowie der schwedische Staatskonzern Vattenfall, davon sieben als Gemeinschaftswerke. Allein die Laufzeitverlängerung bringt Zusatzeinnahmen von rund 85 Milliarden Euro („Frankfurter Rundschau“, 8.9.2010).
Nach einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie wurde die Atomenergie in Deutschland von 1950 bis 2010 mit 203,7 Milliarden Euro staatlich gefördert. Darin sind direkte Zuschüsse für die Forschungsförderung enthalten, aber auch die Lagerung des radioaktiven Atommülls in Asse und Morsleben auf Kosten der Steuerzahler. Hinzu kommen Steuervergünstigungen, insbesondere für Gelder, welche die Stromkonzerne für die Stilllegung, den Abriss und die Entsorgung der verstrahlten Atomruinen über Jahrzehnte zurückstellen und anderweitig für die Ausdehnung ihres Geschäfts verwenden, so lange die Atomkraftwerke noch in Betrieb sind. In Japan garantiert der Staat den großen Energiekonzernen das 3,5-fache Einkommen der Baukosten von Atomkraftwerken („Frankfurter Rundschau“, 4.4.2011).
Die Haftung im Fall eines atomaren Unfalls ist angesichts der unabsehbaren Schäden extrem niedrig. Tepco in Japan ist dagegen nur mit 120 Milliarden Yen versichert, gut einer Milliarde Euro. Die vielen Menschen, die durch die Atomkatastrophe verstrahlt werden, bezahlen nicht nur mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben. Die Kosten für die Atomkatastrophe gehen auch finanziell zu Lasten der breiten Massen in Japan und weltweit. Sie sind es, die dafür zur Kasse gebeten werden.