„cradle to cradle“ und die nächste industrielle Revolution

Berlin (Korrespondenz): Vom 26. Januar bis 16. März findet am Pfefferberg in der Schönhauser Allee eine Ausstellung, verbunden mit Vorträgen, Führungen und Vorstellungen unter dem Motto „Die nächste industrielle Revolution“ statt.

Die Ausstellung gibt einen guten Eindruck über das Konzept und die industriellen Produkte von „cradle to cradle“. Es basiert auf folgenden drei Prinzipien:
• Gestalte alles so, dass es ein Nährstoff für etwas anderes ist.
• Nutze erneuerbare Energien, erzeugt durch die ständig vorhandene Kraft der Sonne.
• Unterstütze die konzeptionelle, kulturelle und biologische Vielfalt.

Zukunftsvision: Einheit von Mensch und Natur
Die Produkt-, Architektur- und Designentwicklung auf Grundlage dieser Prinzipien ist in Holland am weitesten entwickelt. „Statt permanent Abfall zu produzieren und so Ressourcen zu vergeuden, können Materialien zu Kreisläufen geführt und immer wieder neu genutzt werden“. In Deutschland wird das repräsentiert von „Internationale Umweltforschung GmbH (EPEA)“ in Hamburg, das von Professor Braungart, einer der Initiatoren von „cradle to cradle (C2C)“ betrieben wird. Sehr interessant ist hauptsächlich, dass sehr viele Gebrauchsgüter, von der Windel, T-Shirts, Kleider, Schuhe, Teppiche, Stühle, bis zu Autos und Häusern nach diesen Gesichtspunkten produziert werden können.

Was Müllverbrenner an der Technik interessiert
Interessant ist aber auch, dass gerade auch die Konzerne wie Phillips, RWE oder hier in Berlin die „Berliner Stadtreinigung“ (BSR) sich als Förderer und Anhänger des „cradle to cradle“-Prinzips darstellen. Und tatsächlich gibt es Bereiche, wo sie Rohstoffe aus dem so genannten Müll herausziehen und wieder verwerten. Sie zeigen damit, dass sie es können. Andererseits ist die „BSR“ der einzige und große Müllverbrenner von Berlin, wo jährlich fünf Millionen Tonnen Müll verbrannt und drei Millionen Tonnen Müll über die Firma Alba getrocknet, sortiert, zu Pellets gepresst und als Heizmaterial in allen Arten von Kraftwerken international verbrannt werden. Dieses Greenwashing begegnet uns bei genauerem Hinsehen in der Ausstellung an mehreren Stellen.
Die Initiatoren wollen damit praktisch nachweisen, dass wir heute von den wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen in der Lage wären, umweltgerecht und im Einklang mit der Natur zu produzieren. Sie gehen zwar auch davon aus, dass dies einen Kampf gegen die Profitgier der Monopole erfordert. Allerdings ignorieren sie, dass der herrschende Kapitalismus und die kapitalistische Produktionsweise im Zeitalter der internationalen Produktion inzwischen gesetzmäßig die Umwelt zerstören. Wenn eine weltweite Produktion in Einklang mit der Natur durchgesetzt werden soll, dann muss man das kapitalistische System infrage stellen und die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen durch Menschen beseitigen. Solche notwendigen gesellschaftlichen Gesichtspunkte bleiben in der Ausstellung außen vor. Man kann sich aber gut mit den Ausstellern gerade auch darüber auseinandersetzen.
Ich empfehle den Besuch dieses Festivals und werde mit dem Institut in Verhandlung treten, dass sie sich am 2. Umweltratschlag 2011 am 8./9. Oktober in Bochum beteiligen und ihre Errungenschaften vorstellen. Der Kollege, der mir die Ausstellung zeigte, war auf jeden Fall interessiert, nahm mehrere Flyer zum Umweltratschlag und das Buch „Müllverbrennung – die chronische Volksvergiftung“.