Revolution und Anarchie und Gewalt …?

In die aktuellen Meldungen aus Ägypten mischen sich zunehmend neben einer durchwegs positiven Berichterstattung Mahnungen über drohendes Chaos, Anarchie und Gewaltexzesse. Mit dem Szenario soll vor allem die kleinbürgerliche Denkweise angeregt werden, die revolutionären Veränderungen mit Skepsis und Unbehagen begegnet.


Selbst das konservative bürgerliche Sprachrohr „FAZ-net“ schildert, dass die Meldungen über angebliche Plünderungen und Brandschatzung durch aufgebrachten Mob vor allem  Zweckpropaganda des Regimes sind. Dazu wurden „gedungene Schlägertrupps“ medienwirksam eingesetzt, um die Volkserhebung zu diskreditieren. Dagegen organisieren Einwohnerwehren selbständig mit Waffen den Schutz von Armenvierteln und auch bedeutenden Kulturstätten.
Revolutionen bezeichnete Marx als „das radikale Brechen“ mit dem bestehenden Verhältnissen. Mao Tsetung erklärte, dass sie „kein Deckchensticken“ sind, sondern eine Zuspitzung des Klassenkampfs auf Leben und Tod bedeuten. Es ist verlogen, daraus den Revolutionären und Marxisten-Leninisten zu unterstellen, sie wollten „Blutvergießen“.
Dies geht doch von den Herrschenden aus. In Ägypten wurden nach Schätzung von Menschenrechtsorganisationen mindestens 20.000 Oppositionelle ohne Gerichtsverfahren verhaftet. Manche sind spurlos verschwunden. Die US-Linie  AERO-Contractor, die die CIA unterhält, hat regelmäßig Gefangene nach Ägypten transportiert, weil dort Folterungen und politischer Mord von dem Regime wohlwollend geduldet und geheimgehalten wurden. Diese Ordnung wollen die Massen zerbrechen.
Für die Herrschenden ist „Revolution“ höchstens noch tragbar, wenn sie im Rahmen dieser Ordnung bleibt. Wird aber die rote Linie überschritten und stellt sie das ausbeuterische Herrschaftssystem des Imperialismus in Frage, dann setzt massive Hetze ein. Sie dient als Hintergrundmusik zur Vorbereitung konterrevolutionärer Gewalt. Und die kennt keine moralischen Grenzen. Sie zeichnet sich durch Sadismus, Rache und Blutrünstigkeit aus. Die Angst der Herrschenden vor den Massen treibt diese an. Sie wollen mit ihrer Brutalität jeden Gedanken an die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung ersticken.
Revolutionen sind schnelle  dynamische Prozesse, in denen sich letztlich unter den breiten Massen die Front zwischen  Freund und Feind endgültig klärt. Dabei entfaltet sich der Kampf um die Richtung, wer will die Revolution für eigene Interessen missbrauchen und  wer will sie konsequent zu Ende gehen. Karl Marx hat die große erste proletarische Revolution in Frankreich, die Pariser Kommune vor 140 Jahren, analysiert und stellt fest: „In jeder Revolution drängen sich, neben ihren wirklichen Vertretern, Leute andern Gepräges vor. Einige sind die Überlebenden früherer Revolutionen, mit denen sie verwachsen sind; ohne Einsicht in die gegenwärtige Bewegung, aber noch im Besitz großen Einflusses auf das Volk durch ihren bekannten Mut und Charakter oder auch durch bloße Tradition. Andre sind bloße Schreier, die, jahrelang dieselben ständigen Deklamationen gegen die Regierung des Tages wiederholend, sich in den Ruf von Revolutionären des reinsten Wassers eingeschlichen haben.“
Damit müssen die Massen fertig werden, wollen sie siegen. Das ist ohne eine erfahrene, kampferprobte und unter den Massen verankerte marxistisch-leninistische Partei nicht möglich.